Die Größe unsers Geistes, aus der Betrachtung Göttlicher Größe auch im Kleinen.
Jndem ich neulich, voller Ehrfurcht, die überall durchstrahlten Blicke, Jn unsers Himmels dunkle Tiefe, die aber hell von Ster- nen, schicke, Den Grund- und Gränzen-losen Raum, der Sternen und der Sonnen Größe, Bey ihrer ungezählten Menge, mit aufmerksamen Blick, ermesse; Erstaunt' ich, als ich überdachte, wie solch ein unge- heurer Raum, Worinn fast alle Maße schwindet, und welcher den Ge- danken kaum, Ein Ziel zu finden, zugesteht, daß, sag' ich, eine Tief' und Breite, Daß eine Gränzen-lose Weite, Die, Sonnen sonder Zahl und Maße, in ihrem tiefen Schooß enthält, So unbegreifllich sich verkleint, daß alles, durch den Gang der Augen, Jn unserm innersten Gehirn, in ein so kleines Pünctchen fällt, Daß wir die Kleinheit dieses Puncts kaum mit dem Geist zu fassen taugen.
Welch
Die Groͤße unſers Geiſtes, aus der Betrachtung Goͤttlicher Groͤße auch im Kleinen.
Jndem ich neulich, voller Ehrfurcht, die uͤberall durchſtrahlten Blicke, Jn unſers Himmels dunkle Tiefe, die aber hell von Ster- nen, ſchicke, Den Grund- und Graͤnzen-loſen Raum, der Sternen und der Sonnen Groͤße, Bey ihrer ungezaͤhlten Menge, mit aufmerkſamen Blick, ermeſſe; Erſtaunt’ ich, als ich uͤberdachte, wie ſolch ein unge- heurer Raum, Worinn faſt alle Maße ſchwindet, und welcher den Ge- danken kaum, Ein Ziel zu finden, zugeſteht, daß, ſag’ ich, eine Tief’ und Breite, Daß eine Graͤnzen-loſe Weite, Die, Sonnen ſonder Zahl und Maße, in ihrem tiefen Schooß enthaͤlt, So unbegreifllich ſich verkleint, daß alles, durch den Gang der Augen, Jn unſerm innerſten Gehirn, in ein ſo kleines Puͤnctchen faͤllt, Daß wir die Kleinheit dieſes Puncts kaum mit dem Geiſt zu faſſen taugen.
Welch
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Die Groͤße unſers Geiſtes,
aus
der Betrachtung Goͤttlicher Groͤße
auch im Kleinen.
Jndem ich neulich, voller Ehrfurcht, die uͤberall
durchſtrahlten Blicke,
Jn unſers Himmels dunkle Tiefe, die aber hell von Ster-
nen, ſchicke,
Den Grund- und Graͤnzen-loſen Raum, der Sternen
und der Sonnen Groͤße,
Bey ihrer ungezaͤhlten Menge, mit aufmerkſamen Blick,
ermeſſe;
Erſtaunt’ ich, als ich uͤberdachte, wie ſolch ein unge-
heurer Raum,
Worinn faſt alle Maße ſchwindet, und welcher den Ge-
danken kaum,
Ein Ziel zu finden, zugeſteht, daß, ſag’ ich, eine Tief’
und Breite,
Daß eine Graͤnzen-loſe Weite,
Die, Sonnen ſonder Zahl und Maße, in ihrem tiefen
Schooß enthaͤlt,
So unbegreifllich ſich verkleint, daß alles, durch den
Gang der Augen,
Jn unſerm innerſten Gehirn, in ein ſo kleines Puͤnctchen
faͤllt,
Daß wir die Kleinheit dieſes Puncts kaum mit dem Geiſt
zu faſſen taugen.
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746, S. 486. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746/500>, abgerufen am 03.12.2024.
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