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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746.

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Die abgewandte Gefahr.
Wenn ein von uns gewendet Unglück, mit Recht,
ein wahres Glück zu nennen;

So werd' ich mich, mit höchstem Fug, aufs neu beglücket
heissen können.
Da eine nicht vorher zu sehnde, nicht vorzubeugende
Gefahr,

Sowohl mir selbst, als meinen Kindern, so nah, und
kaum vermeidlich, war;

So hat sie uns doch nicht betroffen. Jch sehe diese
Wohlthat an,

Als eine Gnade, die ich Gott, durch Dank, nicht gnug
verdanken kann.
Damit ich, wie so vieles Gute, auch dieses nicht
vergessen möge;

So wird mein Leser mir vergönnen, daß ichs auch ihm
vor Augen lege:

Zur stetigen Erinnerung, damit auch er sein Glück ermesse,
Bey auch von ihm vermiednem Unglück, und auch des
Dankens nicht vergesse.
Jn dem von mir bewohnten Zimmer fiel der gegipste
Boden ein;

Durch dessen Last, da er so dick, und ja so schwehr, als
wie ein Stein,

Der Stuhl, der Sitz von meiner Tochter, zertrümmert
ward und abgeschlagen.

Der ganze Boden war bedeckt mit großen Stücken
Schutt und Graus;

Die ganze Stube sah zerstöret und gleichsam ruiniret aus,
Als ich, erstaunt, in selbe trat. Wie glaublich, war
mein erstes Fragen:
Ob
G g 3
Die abgewandte Gefahr.
Wenn ein von uns gewendet Ungluͤck, mit Recht,
ein wahres Gluͤck zu nennen;

So werd’ ich mich, mit hoͤchſtem Fug, aufs neu begluͤcket
heiſſen koͤnnen.
Da eine nicht vorher zu ſehnde, nicht vorzubeugende
Gefahr,

Sowohl mir ſelbſt, als meinen Kindern, ſo nah, und
kaum vermeidlich, war;

So hat ſie uns doch nicht betroffen. Jch ſehe dieſe
Wohlthat an,

Als eine Gnade, die ich Gott, durch Dank, nicht gnug
verdanken kann.
Damit ich, wie ſo vieles Gute, auch dieſes nicht
vergeſſen moͤge;

So wird mein Leſer mir vergoͤnnen, daß ichs auch ihm
vor Augen lege:

Zur ſtetigen Erinnerung, damit auch er ſein Gluͤck ermeſſe,
Bey auch von ihm vermiednem Ungluͤck, und auch des
Dankens nicht vergeſſe.
Jn dem von mir bewohnten Zimmer fiel der gegipſte
Boden ein;

Durch deſſen Laſt, da er ſo dick, und ja ſo ſchwehr, als
wie ein Stein,

Der Stuhl, der Sitz von meiner Tochter, zertruͤmmert
ward und abgeſchlagen.

Der ganze Boden war bedeckt mit großen Stuͤcken
Schutt und Graus;

Die ganze Stube ſah zerſtoͤret und gleichſam ruiniret aus,
Als ich, erſtaunt, in ſelbe trat. Wie glaublich, war
mein erſtes Fragen:
Ob
G g 3
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[469/0483] Die abgewandte Gefahr. Wenn ein von uns gewendet Ungluͤck, mit Recht, ein wahres Gluͤck zu nennen; So werd’ ich mich, mit hoͤchſtem Fug, aufs neu begluͤcket heiſſen koͤnnen. Da eine nicht vorher zu ſehnde, nicht vorzubeugende Gefahr, Sowohl mir ſelbſt, als meinen Kindern, ſo nah, und kaum vermeidlich, war; So hat ſie uns doch nicht betroffen. Jch ſehe dieſe Wohlthat an, Als eine Gnade, die ich Gott, durch Dank, nicht gnug verdanken kann. Damit ich, wie ſo vieles Gute, auch dieſes nicht vergeſſen moͤge; So wird mein Leſer mir vergoͤnnen, daß ichs auch ihm vor Augen lege: Zur ſtetigen Erinnerung, damit auch er ſein Gluͤck ermeſſe, Bey auch von ihm vermiednem Ungluͤck, und auch des Dankens nicht vergeſſe. Jn dem von mir bewohnten Zimmer fiel der gegipſte Boden ein; Durch deſſen Laſt, da er ſo dick, und ja ſo ſchwehr, als wie ein Stein, Der Stuhl, der Sitz von meiner Tochter, zertruͤmmert ward und abgeſchlagen. Der ganze Boden war bedeckt mit großen Stuͤcken Schutt und Graus; Die ganze Stube ſah zerſtoͤret und gleichſam ruiniret aus, Als ich, erſtaunt, in ſelbe trat. Wie glaublich, war mein erſtes Fragen: Ob G g 3

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Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746, S. 469. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746/483>, abgerufen am 21.12.2024.