Jn dieser Welt, wo Glück und Unglück, wo Bös' und Gut', als Licht und Schatten, Beständig wechseln, ja zugleich sich, als in einer Dämm- rung, gatten; Wo ungezählte Creaturen, zur Anmuth, zur Bequem- lichkeit, Zur Nahrung, Wärme, Kühl- und Kleidung, im Winter und zur Sommers-Zeit, Zu Gegenwürfen unsrer Sinnen, zur Lust, auch oft zur Qual, vorhanden: Bin ich, nunmehr vor sechszig Jahren, auf unsers Schöpfers Wink, entstanden; Wo Menschen, welche sich so wenig am Geist, als an Gesichtern, gleich, Sich hassen, lieben, helfen, schaden, an Eigenliebe alle reich.
Was hab' ich nicht für vieles Gut', in so viel abge- wichnen Jahren, Von Gottes Vater-Hand, genossen! Auf wie viel unge- zählte Weise Hab' ich, nebst allen Meinigen, den Ausbruch Seiner Huld erfahren! So ist es dann ja meine Pflicht, daß ich Jhn lobe, rühme, preise.
Wenn
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An meinem Gebuhrts-Tage. 1741.
Jn dieſer Welt, wo Gluͤck und Ungluͤck, wo Boͤſ’ und Gut’, als Licht und Schatten, Beſtaͤndig wechſeln, ja zugleich ſich, als in einer Daͤmm- rung, gatten; Wo ungezaͤhlte Creaturen, zur Anmuth, zur Bequem- lichkeit, Zur Nahrung, Waͤrme, Kuͤhl- und Kleidung, im Winter und zur Sommers-Zeit, Zu Gegenwuͤrfen unſrer Sinnen, zur Luſt, auch oft zur Qual, vorhanden: Bin ich, nunmehr vor ſechszig Jahren, auf unſers Schoͤpfers Wink, entſtanden; Wo Menſchen, welche ſich ſo wenig am Geiſt, als an Geſichtern, gleich, Sich haſſen, lieben, helfen, ſchaden, an Eigenliebe alle reich.
Was hab’ ich nicht fuͤr vieles Gut’, in ſo viel abge- wichnen Jahren, Von Gottes Vater-Hand, genoſſen! Auf wie viel unge- zaͤhlte Weiſe Hab’ ich, nebſt allen Meinigen, den Ausbruch Seiner Huld erfahren! So iſt es dann ja meine Pflicht, daß ich Jhn lobe, ruͤhme, preiſe.
Wenn
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[259/0273]
An meinem Gebuhrts-Tage.
1741.
Jn dieſer Welt, wo Gluͤck und Ungluͤck, wo Boͤſ’ und
Gut’, als Licht und Schatten,
Beſtaͤndig wechſeln, ja zugleich ſich, als in einer Daͤmm-
rung, gatten;
Wo ungezaͤhlte Creaturen, zur Anmuth, zur Bequem-
lichkeit,
Zur Nahrung, Waͤrme, Kuͤhl- und Kleidung, im Winter
und zur Sommers-Zeit,
Zu Gegenwuͤrfen unſrer Sinnen, zur Luſt, auch oft zur
Qual, vorhanden:
Bin ich, nunmehr vor ſechszig Jahren, auf unſers
Schoͤpfers Wink, entſtanden;
Wo Menſchen, welche ſich ſo wenig am Geiſt, als an
Geſichtern, gleich,
Sich haſſen, lieben, helfen, ſchaden, an Eigenliebe alle
reich.
Was hab’ ich nicht fuͤr vieles Gut’, in ſo viel abge-
wichnen Jahren,
Von Gottes Vater-Hand, genoſſen! Auf wie viel unge-
zaͤhlte Weiſe
Hab’ ich, nebſt allen Meinigen, den Ausbruch Seiner
Huld erfahren!
So iſt es dann ja meine Pflicht, daß ich Jhn lobe,
ruͤhme, preiſe.
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746, S. 259. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746/273>, abgerufen am 21.12.2024.
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