Auflösung eines, bey Gelegenheit der 1740 ausserordentlichen und so lange anhaltenden Kälte, gemachten gefährlichen Einwurfs.
Ach Gott! wo bleibt der Schmuck der Erden! Nachdem sowohl April, als May, Ohn' alle Frühlings-Lust, vorbey; Soll es denn auch nicht Sommer werden?
Man sieht die Wälder noch entlaubet, Das Feld noch seines Schmucks beraubet, Den Wiesen fehlt ihr bunter Flor, Es will fast gar kein Gras hervor.
Es bleckt das Schaaf, die Rinder brüllen, Sie können nicht den Hunger stillen, Sie reissen manchen dürren Straus Mit Wurzeln aus dem Grund heraus.
Statt daß sich sonst die schlanken Zungen, Jm Biß, um langes Gras geschlungen; So nagt itzt, da das Feld noch bloß, Jhr dürrer Zahn nur welkes Mooß.
Jst
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Aufloͤſung eines, bey Gelegenheit der 1740 auſſerordentlichen und ſo lange anhaltenden Kaͤlte, gemachten gefaͤhrlichen Einwurfs.
Ach Gott! wo bleibt der Schmuck der Erden! Nachdem ſowohl April, als May, Ohn’ alle Fruͤhlings-Luſt, vorbey; Soll es denn auch nicht Sommer werden?
Man ſieht die Waͤlder noch entlaubet, Das Feld noch ſeines Schmucks beraubet, Den Wieſen fehlt ihr bunter Flor, Es will faſt gar kein Gras hervor.
Es bleckt das Schaaf, die Rinder bruͤllen, Sie koͤnnen nicht den Hunger ſtillen, Sie reiſſen manchen duͤrren Straus Mit Wurzeln aus dem Grund heraus.
Statt daß ſich ſonſt die ſchlanken Zungen, Jm Biß, um langes Gras geſchlungen; So nagt itzt, da das Feld noch bloß, Jhr duͤrrer Zahn nur welkes Mooß.
Jſt
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Aufloͤſung
eines,
bey Gelegenheit
der 1740 auſſerordentlichen und ſo lange anhaltenden
Kaͤlte,
gemachten gefaͤhrlichen Einwurfs.
Ach Gott! wo bleibt der Schmuck der Erden!
Nachdem ſowohl April, als May,
Ohn’ alle Fruͤhlings-Luſt, vorbey;
Soll es denn auch nicht Sommer werden?
Man ſieht die Waͤlder noch entlaubet,
Das Feld noch ſeines Schmucks beraubet,
Den Wieſen fehlt ihr bunter Flor,
Es will faſt gar kein Gras hervor.
Es bleckt das Schaaf, die Rinder bruͤllen,
Sie koͤnnen nicht den Hunger ſtillen,
Sie reiſſen manchen duͤrren Straus
Mit Wurzeln aus dem Grund heraus.
Statt daß ſich ſonſt die ſchlanken Zungen,
Jm Biß, um langes Gras geſchlungen;
So nagt itzt, da das Feld noch bloß,
Jhr duͤrrer Zahn nur welkes Mooß.
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 629. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/647>, abgerufen am 21.11.2024.
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