Es pranget, ihrem HErrn zum Ruhme, Ein jedes Kraut, ein' jede Bluhme, Die Vögel lassen, GOtt zu Ehren, Jn klingenden und hellen Chören, Bewundrungs-wehrte Lieder hören: Weil sie es aber selbst nicht wissen; So wird man ja gestehen müssen, Nur Geistern sey die Kraft gegeben, Daß sie, in ihnen, eine Macht, Und eine weise Lieb' erheben Des Wesens, das ihr Seyn, ihr Leben, Und ihre Pracht hervorgebracht. Du hast, für der Geschöpfe Prangen, Von GOtt Empfindlichkeit empfangen. Durch die fünf Sinnen, als fünf Thüren, Kann deine Seel' ihr' Anmuht rühren. Er giebt uns Sinnen und Verstand, Durch beydes wird Sein Werk erkannt. Die Pflanzen haben gleichsam keines, Die Thiere von den beyden eines, Wir haben beydes. Doch vereinen wir beydes im Gebrau- che nicht; So thun wir gegen unsre Pflicht.
Das
Vernuͤnftiges Vergnuͤgen durch die Sinnen.
Es pranget, ihrem HErrn zum Ruhme, Ein jedes Kraut, ein’ jede Bluhme, Die Voͤgel laſſen, GOtt zu Ehren, Jn klingenden und hellen Choͤren, Bewundrungs-wehrte Lieder hoͤren: Weil ſie es aber ſelbſt nicht wiſſen; So wird man ja geſtehen muͤſſen, Nur Geiſtern ſey die Kraft gegeben, Daß ſie, in ihnen, eine Macht, Und eine weiſe Lieb’ erheben Des Weſens, das ihr Seyn, ihr Leben, Und ihre Pracht hervorgebracht. Du haſt, fuͤr der Geſchoͤpfe Prangen, Von GOtt Empfindlichkeit empfangen. Durch die fuͤnf Sinnen, als fuͤnf Thuͤren, Kann deine Seel’ ihr’ Anmuht ruͤhren. Er giebt uns Sinnen und Verſtand, Durch beydes wird Sein Werk erkannt. Die Pflanzen haben gleichſam keines, Die Thiere von den beyden eines, Wir haben beydes. Doch vereinen wir beydes im Gebrau- che nicht; So thun wir gegen unſre Pflicht.
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Vernuͤnftiges Vergnuͤgen durch die
Sinnen.
Es pranget, ihrem HErrn zum Ruhme,
Ein jedes Kraut, ein’ jede Bluhme,
Die Voͤgel laſſen, GOtt zu Ehren,
Jn klingenden und hellen Choͤren,
Bewundrungs-wehrte Lieder hoͤren:
Weil ſie es aber ſelbſt nicht wiſſen;
So wird man ja geſtehen muͤſſen,
Nur Geiſtern ſey die Kraft gegeben,
Daß ſie, in ihnen, eine Macht,
Und eine weiſe Lieb’ erheben
Des Weſens, das ihr Seyn, ihr Leben,
Und ihre Pracht hervorgebracht.
Du haſt, fuͤr der Geſchoͤpfe Prangen,
Von GOtt Empfindlichkeit empfangen.
Durch die fuͤnf Sinnen, als fuͤnf Thuͤren,
Kann deine Seel’ ihr’ Anmuht ruͤhren.
Er giebt uns Sinnen und Verſtand,
Durch beydes wird Sein Werk erkannt.
Die Pflanzen haben gleichſam keines,
Die Thiere von den beyden eines,
Wir haben beydes. Doch vereinen wir beydes im Gebrau-
che nicht;
So thun wir gegen unſre Pflicht.
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 399. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/417>, abgerufen am 03.12.2024.
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