Ausbruch fröhlicher Gedanken am Erndte-Fest in Ritzebüttel.
Nachdem es in die dreyzehn Wochen ein feuchtes Wetter war gewesen, Und täglich fast geregnet hatte, erblickte man der Sonnen Pracht, Nach einer stillen, heitern Nacht, Am Tage, der, in unserm Lande, zum frohen Erndte-Fest erlesen, Jn einem ganz entwölkten Glanz, der uns um desto mehr noch rührte, Als man darinn, fast sichtbarlich, den Himmel uns gewogen spührte. Es brachte dieses mich zum Andacht- vollen Singen, Und ließ ich, GOtt zum Dank und Ruhm, voll Freuden, dieses Lied erklingen:
Mein Geist, an diesem frohen Fest, Das GOtt, in unsrer Lust, zu Seinem Ruhm, beginnen, Und, in der Erndt', uns feyren läßt, Laß, inniglich gerührt, durch alle Sinnen, Die Jnbrunst solchen Grad gewinnen, Damit auch Freuden-Thränen rinnen, Von Lust und Ehrfurcht ausgepreßt! Es fülle heute nichts die frohe Brust, Als eine Gott geweihte Lust,
Entbrannt
Ausbruch froͤhlicher Gedanken
Ausbruch froͤhlicher Gedanken am Erndte-Feſt in Ritzebuͤttel.
Nachdem es in die dreyzehn Wochen ein feuchtes Wetter war geweſen, Und taͤglich faſt geregnet hatte, erblickte man der Sonnen Pracht, Nach einer ſtillen, heitern Nacht, Am Tage, der, in unſerm Lande, zum frohen Erndte-Feſt erleſen, Jn einem ganz entwoͤlkten Glanz, der uns um deſto mehr noch ruͤhrte, Als man darinn, faſt ſichtbarlich, den Himmel uns gewogen ſpuͤhrte. Es brachte dieſes mich zum Andacht- vollen Singen, Und ließ ich, GOtt zum Dank und Ruhm, voll Freuden, dieſes Lied erklingen:
Mein Geiſt, an dieſem frohen Feſt, Das GOtt, in unſrer Luſt, zu Seinem Ruhm, beginnen, Und, in der Erndt’, uns feyren laͤßt, Laß, inniglich geruͤhrt, durch alle Sinnen, Die Jnbrunſt ſolchen Grad gewinnen, Damit auch Freuden-Thraͤnen rinnen, Von Luſt und Ehrfurcht ausgepreßt! Es fuͤlle heute nichts die frohe Bruſt, Als eine Gott geweihte Luſt,
Entbrannt
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Ausbruch froͤhlicher Gedanken
Ausbruch froͤhlicher Gedanken
am
Erndte-Feſt in Ritzebuͤttel.
Nachdem es in die dreyzehn Wochen ein feuchtes Wetter
war geweſen,
Und taͤglich faſt geregnet hatte, erblickte man der Sonnen
Pracht,
Nach einer ſtillen, heitern Nacht,
Am Tage, der, in unſerm Lande, zum frohen Erndte-Feſt
erleſen,
Jn einem ganz entwoͤlkten Glanz, der uns um deſto mehr
noch ruͤhrte,
Als man darinn, faſt ſichtbarlich, den Himmel uns gewogen
ſpuͤhrte.
Es brachte dieſes mich zum Andacht- vollen Singen,
Und ließ ich, GOtt zum Dank und Ruhm, voll Freuden,
dieſes Lied erklingen:
Mein Geiſt, an dieſem frohen Feſt,
Das GOtt, in unſrer Luſt, zu Seinem Ruhm, beginnen,
Und, in der Erndt’, uns feyren laͤßt,
Laß, inniglich geruͤhrt, durch alle Sinnen,
Die Jnbrunſt ſolchen Grad gewinnen,
Damit auch Freuden-Thraͤnen rinnen,
Von Luſt und Ehrfurcht ausgepreßt!
Es fuͤlle heute nichts die frohe Bruſt,
Als eine Gott geweihte Luſt,
Entbrannt
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 366. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/384>, abgerufen am 21.12.2024.
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