Entbrannt von reinen Andachts-Flammen! Zieh' deine ganze Kraft zusammen! Empfind' heut anders keine Triebe, Als die des grossen Schöpfers Liebe, Jn Seinen uns geschenkten Gaben, Zur Absicht und zum Vorwurf haben.
So dacht' ich, als mich früh' ein' ungemeine Freude, Die sehr gewünscht, und kaum gehoffet war, Durch schnell veränderte erseufzte Witterung, Jn unser aller Herzen drung.
Nach langem Regen ist nunmehr der Himmel klar, Und stellet uns die Segen-reiche Welt, Durch ihren Freuden- reichen Strahl, im angenehmen Schimmer dar, Der uns, indem er neu, um so viel lieber war, So mich, da alles uns im hellen Glanz anlachte, Denn fast so dreiste machte, Es als ein Zeichen anzuseh'n, Als ob das, was von uns, zu GOttes Ehr', An diesem Tag für Ordnungen gescheh'n, Dem Schöpfer nicht zuwider wär'; Allein ich zog, wie billig, die Gedanken Jn Demuhts-volle Schranken, Aus Furcht, es möchte dieß aus Eigen-Liebe mehr, Als aus gegründeter Versicherung, entstehen. Doch hoff' ich wenigstens, es werd' auch meine Freude, Ob der so schönen Augen-Weide, Und dem so unverhofft erwünschten Sonnen-Schein, An diesem Tag', o HErr! Dir nicht mißfällig seyn.
Jch
am Erndte-Feſt in Ritzebuͤttel.
Entbrannt von reinen Andachts-Flammen! Zieh’ deine ganze Kraft zuſammen! Empfind’ heut anders keine Triebe, Als die des groſſen Schoͤpfers Liebe, Jn Seinen uns geſchenkten Gaben, Zur Abſicht und zum Vorwurf haben.
So dacht’ ich, als mich fruͤh’ ein’ ungemeine Freude, Die ſehr gewuͤnſcht, und kaum gehoffet war, Durch ſchnell veraͤnderte erſeufzte Witterung, Jn unſer aller Herzen drung.
Nach langem Regen iſt nunmehr der Himmel klar, Und ſtellet uns die Segen-reiche Welt, Durch ihren Freuden- reichen Strahl, im angenehmen Schimmer dar, Der uns, indem er neu, um ſo viel lieber war, So mich, da alles uns im hellen Glanz anlachte, Denn faſt ſo dreiſte machte, Es als ein Zeichen anzuſeh’n, Als ob das, was von uns, zu GOttes Ehr’, An dieſem Tag fuͤr Ordnungen geſcheh’n, Dem Schoͤpfer nicht zuwider waͤr’; Allein ich zog, wie billig, die Gedanken Jn Demuhts-volle Schranken, Aus Furcht, es moͤchte dieß aus Eigen-Liebe mehr, Als aus gegruͤndeter Verſicherung, entſtehen. Doch hoff’ ich wenigſtens, es werd’ auch meine Freude, Ob der ſo ſchoͤnen Augen-Weide, Und dem ſo unverhofft erwuͤnſchten Sonnen-Schein, An dieſem Tag’, o HErr! Dir nicht mißfaͤllig ſeyn.
Jch
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><lgtype="poem"><pbfacs="#f0385"n="367"/><fwplace="top"type="header">am Erndte-Feſt in Ritzebuͤttel.</fw><lb/><lgn="3"><l>Entbrannt von reinen Andachts-Flammen!</l><lb/><l>Zieh’ deine ganze Kraft zuſammen!</l><lb/><l>Empfind’ heut anders keine Triebe,</l><lb/><l>Als die des groſſen Schoͤpfers Liebe,</l><lb/><l>Jn Seinen uns geſchenkten Gaben,</l><lb/><l>Zur Abſicht und zum Vorwurf haben.</l></lg><lb/><lgn="4"><l>So dacht’ ich, als mich fruͤh’ ein’ ungemeine Freude,</l><lb/><l>Die ſehr gewuͤnſcht, und kaum gehoffet war,</l><lb/><l>Durch ſchnell veraͤnderte erſeufzte Witterung,</l><lb/><l>Jn unſer aller Herzen drung.</l></lg><lb/><lgn="5"><l>Nach langem Regen iſt nunmehr der Himmel klar,</l><lb/><l>Und ſtellet uns die Segen-reiche Welt,</l><lb/><l>Durch ihren Freuden- reichen Strahl, im angenehmen</l><lb/><l><hirendition="#et">Schimmer dar,</hi></l><lb/><l>Der uns, indem er neu, um ſo viel lieber war,</l><lb/><l>So mich, da alles uns im hellen Glanz anlachte,</l><lb/><l>Denn faſt ſo dreiſte machte,</l><lb/><l>Es als ein Zeichen anzuſeh’n,</l><lb/><l>Als ob das, was von uns, zu GOttes Ehr’,</l><lb/><l>An dieſem Tag fuͤr Ordnungen geſcheh’n,</l><lb/><l>Dem Schoͤpfer nicht zuwider waͤr’;</l><lb/><l>Allein ich zog, wie billig, die Gedanken</l><lb/><l>Jn Demuhts-volle Schranken,</l><lb/><l>Aus Furcht, es moͤchte dieß aus Eigen-Liebe mehr,</l><lb/><l>Als aus gegruͤndeter Verſicherung, entſtehen.</l><lb/><l>Doch hoff’ ich wenigſtens, es werd’ auch meine Freude,</l><lb/><l>Ob der ſo ſchoͤnen Augen-Weide,</l><lb/><l>Und dem ſo unverhofft erwuͤnſchten Sonnen-Schein,</l><lb/><l>An dieſem Tag’, o HErr! Dir nicht mißfaͤllig ſeyn.</l></lg><lb/><fwplace="bottom"type="catch">Jch</fw><lb/></lg></div></div></div></body></text></TEI>
[367/0385]
am Erndte-Feſt in Ritzebuͤttel.
Entbrannt von reinen Andachts-Flammen!
Zieh’ deine ganze Kraft zuſammen!
Empfind’ heut anders keine Triebe,
Als die des groſſen Schoͤpfers Liebe,
Jn Seinen uns geſchenkten Gaben,
Zur Abſicht und zum Vorwurf haben.
So dacht’ ich, als mich fruͤh’ ein’ ungemeine Freude,
Die ſehr gewuͤnſcht, und kaum gehoffet war,
Durch ſchnell veraͤnderte erſeufzte Witterung,
Jn unſer aller Herzen drung.
Nach langem Regen iſt nunmehr der Himmel klar,
Und ſtellet uns die Segen-reiche Welt,
Durch ihren Freuden- reichen Strahl, im angenehmen
Schimmer dar,
Der uns, indem er neu, um ſo viel lieber war,
So mich, da alles uns im hellen Glanz anlachte,
Denn faſt ſo dreiſte machte,
Es als ein Zeichen anzuſeh’n,
Als ob das, was von uns, zu GOttes Ehr’,
An dieſem Tag fuͤr Ordnungen geſcheh’n,
Dem Schoͤpfer nicht zuwider waͤr’;
Allein ich zog, wie billig, die Gedanken
Jn Demuhts-volle Schranken,
Aus Furcht, es moͤchte dieß aus Eigen-Liebe mehr,
Als aus gegruͤndeter Verſicherung, entſtehen.
Doch hoff’ ich wenigſtens, es werd’ auch meine Freude,
Ob der ſo ſchoͤnen Augen-Weide,
Und dem ſo unverhofft erwuͤnſchten Sonnen-Schein,
An dieſem Tag’, o HErr! Dir nicht mißfaͤllig ſeyn.
Jch
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 367. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/385>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.