Als daß Feur und Gluht hier schwimmt, Millionen Funken funkeln. Jch bedachte, wie so schnell Hier auf dieser Unterwelt Alles sich so leicht verstellt, Was erst eben, glatt und hell, Unbeweglich, rein und klar, Still, poliert und ruhig war, Wird im Augenblick verzogen. Plötzlich zeiget Unruh' sich, Plötzlich sieht man rege Wogen, Wo es erst dem Spiegel glich. Aber auch da, wo sichs reget, Und verwirret sich beweget, Jn dem Sinken und Erhöh'n, Siehet man mehr Glanz entsteh'n; So läßt oft, wenns widrig gehet, Und ein Unglücks-Sturm oft wehet, Sich mehr Feur der Andacht seh'n.
Ausbruch
Gedanken im Mondſchein.
Als daß Feur und Gluht hier ſchwimmt, Millionen Funken funkeln. Jch bedachte, wie ſo ſchnell Hier auf dieſer Unterwelt Alles ſich ſo leicht verſtellt, Was erſt eben, glatt und hell, Unbeweglich, rein und klar, Still, poliert und ruhig war, Wird im Augenblick verzogen. Ploͤtzlich zeiget Unruh’ ſich, Ploͤtzlich ſieht man rege Wogen, Wo es erſt dem Spiegel glich. Aber auch da, wo ſichs reget, Und verwirret ſich beweget, Jn dem Sinken und Erhoͤh’n, Siehet man mehr Glanz entſteh’n; So laͤßt oft, wenns widrig gehet, Und ein Ungluͤcks-Sturm oft wehet, Sich mehr Feur der Andacht ſeh’n.
Ausbruch
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><lgtype="poem"><pbfacs="#f0383"n="365"/><fwplace="top"type="header">Gedanken im Mondſchein.</fw><lb/><lgn="3"><l>Als daß Feur und Gluht hier ſchwimmt,</l><lb/><l>Millionen Funken funkeln.</l><lb/><l>Jch bedachte, wie ſo ſchnell</l><lb/><l>Hier auf dieſer Unterwelt</l><lb/><l>Alles ſich ſo leicht verſtellt,</l><lb/><l>Was erſt eben, glatt und hell,</l><lb/><l>Unbeweglich, rein und klar,</l><lb/><l>Still, poliert und ruhig war,</l><lb/><l>Wird im Augenblick verzogen.</l><lb/><l>Ploͤtzlich zeiget Unruh’ſich,</l><lb/><l>Ploͤtzlich ſieht man rege Wogen,</l><lb/><l>Wo es erſt dem Spiegel glich.</l><lb/><l>Aber auch da, wo ſichs reget,</l><lb/><l>Und verwirret ſich beweget,</l><lb/><l>Jn dem Sinken und Erhoͤh’n,</l><lb/><l>Siehet man mehr Glanz entſteh’n;</l><lb/><l>So laͤßt oft, wenns widrig gehet,</l><lb/><l>Und ein Ungluͤcks-Sturm oft wehet,</l><lb/><l>Sich mehr Feur der Andacht ſeh’n.</l></lg></lg></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#b">Ausbruch</hi></fw><lb/></div></div></body></text></TEI>
[365/0383]
Gedanken im Mondſchein.
Als daß Feur und Gluht hier ſchwimmt,
Millionen Funken funkeln.
Jch bedachte, wie ſo ſchnell
Hier auf dieſer Unterwelt
Alles ſich ſo leicht verſtellt,
Was erſt eben, glatt und hell,
Unbeweglich, rein und klar,
Still, poliert und ruhig war,
Wird im Augenblick verzogen.
Ploͤtzlich zeiget Unruh’ ſich,
Ploͤtzlich ſieht man rege Wogen,
Wo es erſt dem Spiegel glich.
Aber auch da, wo ſichs reget,
Und verwirret ſich beweget,
Jn dem Sinken und Erhoͤh’n,
Siehet man mehr Glanz entſteh’n;
So laͤßt oft, wenns widrig gehet,
Und ein Ungluͤcks-Sturm oft wehet,
Sich mehr Feur der Andacht ſeh’n.
Ausbruch
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 365. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/383>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.