Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743.

Bild:
<< vorherige Seite
Gedanken im Mondschein.
Als daß Feur und Gluht hier schwimmt,
Millionen Funken funkeln.
Jch bedachte, wie so schnell
Hier auf dieser Unterwelt
Alles sich so leicht verstellt,
Was erst eben, glatt und hell,
Unbeweglich, rein und klar,
Still, poliert und ruhig war,
Wird im Augenblick verzogen.
Plötzlich zeiget Unruh' sich,
Plötzlich sieht man rege Wogen,
Wo es erst dem Spiegel glich.
Aber auch da, wo sichs reget,
Und verwirret sich beweget,
Jn dem Sinken und Erhöh'n,
Siehet man mehr Glanz entsteh'n;
So läßt oft, wenns widrig gehet,
Und ein Unglücks-Sturm oft wehet,
Sich mehr Feur der Andacht seh'n.


Ausbruch
Gedanken im Mondſchein.
Als daß Feur und Gluht hier ſchwimmt,
Millionen Funken funkeln.
Jch bedachte, wie ſo ſchnell
Hier auf dieſer Unterwelt
Alles ſich ſo leicht verſtellt,
Was erſt eben, glatt und hell,
Unbeweglich, rein und klar,
Still, poliert und ruhig war,
Wird im Augenblick verzogen.
Ploͤtzlich zeiget Unruh’ ſich,
Ploͤtzlich ſieht man rege Wogen,
Wo es erſt dem Spiegel glich.
Aber auch da, wo ſichs reget,
Und verwirret ſich beweget,
Jn dem Sinken und Erhoͤh’n,
Siehet man mehr Glanz entſteh’n;
So laͤßt oft, wenns widrig gehet,
Und ein Ungluͤcks-Sturm oft wehet,
Sich mehr Feur der Andacht ſeh’n.


Ausbruch
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <lg type="poem">
              <pb facs="#f0383" n="365"/>
              <fw place="top" type="header">Gedanken im Mond&#x017F;chein.</fw><lb/>
              <lg n="3">
                <l>Als daß Feur und Gluht hier &#x017F;chwimmt,</l><lb/>
                <l>Millionen Funken funkeln.</l><lb/>
                <l>Jch bedachte, wie &#x017F;o &#x017F;chnell</l><lb/>
                <l>Hier auf die&#x017F;er Unterwelt</l><lb/>
                <l>Alles &#x017F;ich &#x017F;o leicht ver&#x017F;tellt,</l><lb/>
                <l>Was er&#x017F;t eben, glatt und hell,</l><lb/>
                <l>Unbeweglich, rein und klar,</l><lb/>
                <l>Still, poliert und ruhig war,</l><lb/>
                <l>Wird im Augenblick verzogen.</l><lb/>
                <l>Plo&#x0364;tzlich zeiget Unruh&#x2019; &#x017F;ich,</l><lb/>
                <l>Plo&#x0364;tzlich &#x017F;ieht man rege Wogen,</l><lb/>
                <l>Wo es er&#x017F;t dem Spiegel glich.</l><lb/>
                <l>Aber auch da, wo &#x017F;ichs reget,</l><lb/>
                <l>Und verwirret &#x017F;ich beweget,</l><lb/>
                <l>Jn dem Sinken und Erho&#x0364;h&#x2019;n,</l><lb/>
                <l>Siehet man mehr Glanz ent&#x017F;teh&#x2019;n;</l><lb/>
                <l>So la&#x0364;ßt oft, wenns widrig gehet,</l><lb/>
                <l>Und ein Unglu&#x0364;cks-Sturm oft wehet,</l><lb/>
                <l>Sich mehr Feur der Andacht &#x017F;eh&#x2019;n.</l>
              </lg>
            </lg>
          </div><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">Ausbruch</hi> </fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[365/0383] Gedanken im Mondſchein. Als daß Feur und Gluht hier ſchwimmt, Millionen Funken funkeln. Jch bedachte, wie ſo ſchnell Hier auf dieſer Unterwelt Alles ſich ſo leicht verſtellt, Was erſt eben, glatt und hell, Unbeweglich, rein und klar, Still, poliert und ruhig war, Wird im Augenblick verzogen. Ploͤtzlich zeiget Unruh’ ſich, Ploͤtzlich ſieht man rege Wogen, Wo es erſt dem Spiegel glich. Aber auch da, wo ſichs reget, Und verwirret ſich beweget, Jn dem Sinken und Erhoͤh’n, Siehet man mehr Glanz entſteh’n; So laͤßt oft, wenns widrig gehet, Und ein Ungluͤcks-Sturm oft wehet, Sich mehr Feur der Andacht ſeh’n. Ausbruch

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/383
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 365. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/383>, abgerufen am 24.11.2024.