Jch sehe, mit erstaunten Blicken, Die wunderreiche Herrlichkeit, Womit, zu dieser Abend-Zeit, Sich, durch das Licht, die Cörper schmücken. Es heben noch die langen Schatten, Da sie sich mit dem Lichte gatten, Das untergeht, den Glanz noch mehr: So daß, worauf die Sonn' itzt strahlet, Sich recht, als wie mit Golde, mahlet.
Mein GOtt! wie flammt, zu Deiner Ehr', Dieß güldne Licht auf dunklem Grünen! Die Stellen, die dadurch beschienen, Die scheinen itzt im ird'schen nicht, Jn einem wahren Himmels-Licht, Durchs Abend-Roht noch einst so schön, Als an dem schönsten Tag, zu steh'n. Die Erde scheint aufs neu belebt, Unglaublich ist, wie, bey dem Dunkeln Der nahen Schatten, sich das Funkeln Der rohten Strahlen mehrt und hebt. Die niedern Felder, Thal und Matten Bedeckt bereits ein grüner Schatten, Wie auch den untern Theil der Höh'n, Jnzwischen, daß der Bäume Wipfel, Und der erhabnen Berge Gipfel, Jn Rosen- farbnem Golde steh'n.
Der
Die Schoͤnheit der Welt
Die Schoͤnheit der Welt zur Abend-Zeit.
Jch ſehe, mit erſtaunten Blicken, Die wunderreiche Herrlichkeit, Womit, zu dieſer Abend-Zeit, Sich, durch das Licht, die Coͤrper ſchmuͤcken. Es heben noch die langen Schatten, Da ſie ſich mit dem Lichte gatten, Das untergeht, den Glanz noch mehr: So daß, worauf die Sonn’ itzt ſtrahlet, Sich recht, als wie mit Golde, mahlet.
Mein GOtt! wie flammt, zu Deiner Ehr’, Dieß guͤldne Licht auf dunklem Gruͤnen! Die Stellen, die dadurch beſchienen, Die ſcheinen itzt im ird’ſchen nicht, Jn einem wahren Himmels-Licht, Durchs Abend-Roht noch einſt ſo ſchoͤn, Als an dem ſchoͤnſten Tag, zu ſteh’n. Die Erde ſcheint aufs neu belebt, Unglaublich iſt, wie, bey dem Dunkeln Der nahen Schatten, ſich das Funkeln Der rohten Strahlen mehrt und hebt. Die niedern Felder, Thal und Matten Bedeckt bereits ein gruͤner Schatten, Wie auch den untern Theil der Hoͤh’n, Jnzwiſchen, daß der Baͤume Wipfel, Und der erhabnen Berge Gipfel, Jn Roſen- farbnem Golde ſteh’n.
Der
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Die Schoͤnheit der Welt
Die Schoͤnheit der Welt zur
Abend-Zeit.
Jch ſehe, mit erſtaunten Blicken,
Die wunderreiche Herrlichkeit,
Womit, zu dieſer Abend-Zeit,
Sich, durch das Licht, die Coͤrper ſchmuͤcken.
Es heben noch die langen Schatten,
Da ſie ſich mit dem Lichte gatten,
Das untergeht, den Glanz noch mehr:
So daß, worauf die Sonn’ itzt ſtrahlet,
Sich recht, als wie mit Golde, mahlet.
Mein GOtt! wie flammt, zu Deiner Ehr’,
Dieß guͤldne Licht auf dunklem Gruͤnen!
Die Stellen, die dadurch beſchienen,
Die ſcheinen itzt im ird’ſchen nicht,
Jn einem wahren Himmels-Licht,
Durchs Abend-Roht noch einſt ſo ſchoͤn,
Als an dem ſchoͤnſten Tag, zu ſteh’n.
Die Erde ſcheint aufs neu belebt,
Unglaublich iſt, wie, bey dem Dunkeln
Der nahen Schatten, ſich das Funkeln
Der rohten Strahlen mehrt und hebt.
Die niedern Felder, Thal und Matten
Bedeckt bereits ein gruͤner Schatten,
Wie auch den untern Theil der Hoͤh’n,
Jnzwiſchen, daß der Baͤume Wipfel,
Und der erhabnen Berge Gipfel,
Jn Roſen- farbnem Golde ſteh’n.
Der
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 328. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/346>, abgerufen am 21.12.2024.
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