Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743.

Bild:
<< vorherige Seite
zu Ritzebüttel.
Noch zeigen, edler Mieris, hier von deiner Hand verschiedne
Risse,
Daß man, in deiner Bilder Zügen, Natur und Kunst bewun-
dern müsse:
(Wofern nicht auch die Kunst Natur,
Und wesentlich nicht unterschieden.) Sonst steh'n, in diesem
Thürmchen, nur
Zwey Stühl', ein Tisch von Holz, sechs Bücher, und, zu der
Stärkung des Gesichts,
Ein Perspectiv: Papier und Federn, ein Bluhmen-Glas, und
weiter nichts.
Dieß ist von meiner hohen Einöd' ein Abriß, den ich, nach
Vermögen,
So zum erwegenden Bewundern, dir, wehrter Leser, als auch
mir,
Zum Dank- erfüllten Angedenken, bemüht gewesen vorzule-
gen.
Hier seh' ich nun, in stiller Freuden, (mein Schöpfer, Dir sey
Dank dafür!)
Noch täglich, mit stets neuen Augen, der Erden Schmuck,
des Wassers Pracht,
Auch, im erstaunlich- weiten Umfang, des hellen Firma-
ments Sapphir,
Und lob', im fröhlichen Erstaunen, den Schöpfer, welcher
alles macht,
Der alles ziert, erhält, regieret, und welcher mir in meinem
Leben,
Jn diesem Sitz, Jhn zu bewundern, so viel Gelegenheit
gegeben.


Die
X 4
zu Ritzebuͤttel.
Noch zeigen, edler Mieris, hier von deiner Hand verſchiedne
Riſſe,
Daß man, in deiner Bilder Zuͤgen, Natur und Kunſt bewun-
dern muͤſſe:
(Wofern nicht auch die Kunſt Natur,
Und weſentlich nicht unterſchieden.) Sonſt ſteh’n, in dieſem
Thuͤrmchen, nur
Zwey Stuͤhl’, ein Tiſch von Holz, ſechs Buͤcher, und, zu der
Staͤrkung des Geſichts,
Ein Perſpectiv: Papier und Federn, ein Bluhmen-Glas, und
weiter nichts.
Dieß iſt von meiner hohen Einoͤd’ ein Abriß, den ich, nach
Vermoͤgen,
So zum erwegenden Bewundern, dir, wehrter Leſer, als auch
mir,
Zum Dank- erfuͤllten Angedenken, bemuͤht geweſen vorzule-
gen.
Hier ſeh’ ich nun, in ſtiller Freuden, (mein Schoͤpfer, Dir ſey
Dank dafuͤr!)
Noch taͤglich, mit ſtets neuen Augen, der Erden Schmuck,
des Waſſers Pracht,
Auch, im erſtaunlich- weiten Umfang, des hellen Firma-
ments Sapphir,
Und lob’, im froͤhlichen Erſtaunen, den Schoͤpfer, welcher
alles macht,
Der alles ziert, erhaͤlt, regieret, und welcher mir in meinem
Leben,
Jn dieſem Sitz, Jhn zu bewundern, ſo viel Gelegenheit
gegeben.


Die
X 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <lg type="poem">
                <pb facs="#f0345" n="327"/>
                <fw place="top" type="header">zu Ritzebu&#x0364;ttel.</fw><lb/>
                <lg n="11">
                  <l>Noch zeigen, edler Mieris, hier von deiner Hand ver&#x017F;chiedne</l><lb/>
                  <l> <hi rendition="#et">Ri&#x017F;&#x017F;e,</hi> </l><lb/>
                  <l>Daß man, in deiner Bilder Zu&#x0364;gen, Natur und Kun&#x017F;t bewun-</l><lb/>
                  <l> <hi rendition="#et">dern mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e:</hi> </l><lb/>
                  <l>(Wofern nicht auch die Kun&#x017F;t Natur,</l><lb/>
                  <l>Und we&#x017F;entlich nicht unter&#x017F;chieden.) Son&#x017F;t &#x017F;teh&#x2019;n, in die&#x017F;em</l><lb/>
                  <l> <hi rendition="#et">Thu&#x0364;rmchen, nur</hi> </l><lb/>
                  <l>Zwey Stu&#x0364;hl&#x2019;, ein Ti&#x017F;ch von Holz, &#x017F;echs Bu&#x0364;cher, und, zu der</l><lb/>
                  <l> <hi rendition="#et">Sta&#x0364;rkung des Ge&#x017F;ichts,</hi> </l><lb/>
                  <l>Ein Per&#x017F;pectiv: Papier und Federn, ein Bluhmen-Glas, und</l><lb/>
                  <l> <hi rendition="#et">weiter nichts.</hi> </l>
                </lg><lb/>
                <lg n="12">
                  <l>Dieß i&#x017F;t von meiner hohen Eino&#x0364;d&#x2019; ein Abriß, den ich, nach</l><lb/>
                  <l> <hi rendition="#et">Vermo&#x0364;gen,</hi> </l><lb/>
                  <l>So zum erwegenden Bewundern, dir, wehrter Le&#x017F;er, als auch</l><lb/>
                  <l> <hi rendition="#et">mir,</hi> </l><lb/>
                  <l>Zum Dank- erfu&#x0364;llten Angedenken, bemu&#x0364;ht gewe&#x017F;en vorzule-</l><lb/>
                  <l> <hi rendition="#et">gen.</hi> </l><lb/>
                  <l>Hier &#x017F;eh&#x2019; ich nun, in &#x017F;tiller Freuden, (mein Scho&#x0364;pfer, Dir &#x017F;ey</l><lb/>
                  <l> <hi rendition="#et">Dank dafu&#x0364;r!)</hi> </l><lb/>
                  <l>Noch ta&#x0364;glich, mit &#x017F;tets neuen Augen, <hi rendition="#fr">der Erden Schmuck,</hi></l><lb/>
                  <l> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#et">des Wa&#x017F;&#x017F;ers Pracht,</hi> </hi> </l><lb/>
                  <l>Auch, im er&#x017F;taunlich- weiten Umfang, <hi rendition="#fr">des hellen Firma-</hi></l><lb/>
                  <l> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#et">ments Sapphir,</hi> </hi> </l><lb/>
                  <l>Und lob&#x2019;, im fro&#x0364;hlichen Er&#x017F;taunen, den Scho&#x0364;pfer, welcher</l><lb/>
                  <l> <hi rendition="#et">alles macht,</hi> </l><lb/>
                  <l>Der alles ziert, erha&#x0364;lt, regieret, und welcher mir in meinem</l><lb/>
                  <l> <hi rendition="#et">Leben,</hi> </l><lb/>
                  <l>Jn die&#x017F;em Sitz, Jhn zu bewundern, &#x017F;o viel Gelegenheit</l><lb/>
                  <l> <hi rendition="#et">gegeben.</hi> </l>
                </lg>
              </lg>
            </div>
          </div><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">X 4</fw>
          <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Die</hi> </fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[327/0345] zu Ritzebuͤttel. Noch zeigen, edler Mieris, hier von deiner Hand verſchiedne Riſſe, Daß man, in deiner Bilder Zuͤgen, Natur und Kunſt bewun- dern muͤſſe: (Wofern nicht auch die Kunſt Natur, Und weſentlich nicht unterſchieden.) Sonſt ſteh’n, in dieſem Thuͤrmchen, nur Zwey Stuͤhl’, ein Tiſch von Holz, ſechs Buͤcher, und, zu der Staͤrkung des Geſichts, Ein Perſpectiv: Papier und Federn, ein Bluhmen-Glas, und weiter nichts. Dieß iſt von meiner hohen Einoͤd’ ein Abriß, den ich, nach Vermoͤgen, So zum erwegenden Bewundern, dir, wehrter Leſer, als auch mir, Zum Dank- erfuͤllten Angedenken, bemuͤht geweſen vorzule- gen. Hier ſeh’ ich nun, in ſtiller Freuden, (mein Schoͤpfer, Dir ſey Dank dafuͤr!) Noch taͤglich, mit ſtets neuen Augen, der Erden Schmuck, des Waſſers Pracht, Auch, im erſtaunlich- weiten Umfang, des hellen Firma- ments Sapphir, Und lob’, im froͤhlichen Erſtaunen, den Schoͤpfer, welcher alles macht, Der alles ziert, erhaͤlt, regieret, und welcher mir in meinem Leben, Jn dieſem Sitz, Jhn zu bewundern, ſo viel Gelegenheit gegeben. Die X 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/345
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 327. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/345>, abgerufen am 23.11.2024.