Zirckel, den kein Mensch mit Worten, Und kein Geist, durch Dencken, misst, Dessen Mittel aller Orten, Dessen Umkreiß nirgends ist! Geist, der Geistern Geist und Leben Krafft und Herrlichkeit gegeben: Durch die Grösse wird Dein Stand Kund zwar, doch auch unbekannt.
Du, als der Unwandelbare, Legest keine Zeit zurück. Deine Stunden, Tag und Jahre Sind ein steter Augenblick. GOTT, vor dem beständig stehet, Was entsteht, und was vergehet! Quell der grauen Ewigkeit, Ewigs Jtzt, beständigs Heut!
Auch der klüg'sten Geister Schrancken Sind zu eng, zu kurtz ihr Ziel. Den geschärfftesten Gedancken Jst ein Nichts schon viel zu viel: Wer will sich denn träumen lassen, Ein unendlichs All zu fassen, Das, was Erd' und Himmel hegt, Jn sich selbst begreifft und trägt?
Wenn
X x 3
GOttes Groͤſſe.
Zirckel, den kein Menſch mit Worten, Und kein Geiſt, durch Dencken, miſſt, Deſſen Mittel aller Orten, Deſſen Umkreiß nirgends iſt! Geiſt, der Geiſtern Geiſt und Leben Krafft und Herrlichkeit gegeben: Durch die Groͤſſe wird Dein Stand Kund zwar, doch auch unbekannt.
Du, als der Unwandelbare, Legeſt keine Zeit zuruͤck. Deine Stunden, Tag und Jahre Sind ein ſteter Augenblick. GOTT, vor dem beſtaͤndig ſtehet, Was entſteht, und was vergehet! Quell der grauen Ewigkeit, Ewigs Jtzt, beſtaͤndigs Heut!
Auch der kluͤg’ſten Geiſter Schrancken Sind zu eng, zu kurtz ihr Ziel. Den geſchaͤrffteſten Gedancken Jſt ein Nichts ſchon viel zu viel: Wer will ſich denn traͤumen laſſen, Ein unendlichs All zu faſſen, Das, was Erd’ und Himmel hegt, Jn ſich ſelbſt begreifft und traͤgt?
Wenn
X x 3
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0723"n="693"/><divn="2"><head>GOttes Groͤſſe.</head><lb/><lgtype="poem"><l><hirendition="#in">Z</hi>irckel, den kein Menſch mit Worten,</l><lb/><l>Und kein Geiſt, durch Dencken, miſſt,</l><lb/><l>Deſſen Mittel aller Orten,</l><lb/><l>Deſſen Umkreiß nirgends iſt!</l><lb/><l>Geiſt, der Geiſtern Geiſt und Leben</l><lb/><l>Krafft und Herrlichkeit gegeben:</l><lb/><l>Durch die Groͤſſe wird Dein Stand</l><lb/><l>Kund zwar, doch auch unbekannt.</l></lg><lb/><lgtype="poem"><l>Du, als der Unwandelbare,</l><lb/><l>Legeſt keine Zeit zuruͤck.</l><lb/><l>Deine Stunden, Tag und Jahre</l><lb/><l>Sind ein ſteter Augenblick.</l><lb/><l>GOTT, vor dem beſtaͤndig ſtehet,</l><lb/><l>Was entſteht, und was vergehet!</l><lb/><l>Quell der grauen Ewigkeit,</l><lb/><l>Ewigs Jtzt, beſtaͤndigs Heut!</l></lg><lb/><lgtype="poem"><l>Auch der kluͤg’ſten Geiſter Schrancken</l><lb/><l>Sind zu eng, zu kurtz ihr Ziel.</l><lb/><l>Den geſchaͤrffteſten Gedancken</l><lb/><l>Jſt ein Nichts ſchon viel zu viel:</l><lb/><l>Wer will ſich denn traͤumen laſſen,</l><lb/><l>Ein unendlichs All zu faſſen,</l><lb/><l>Das, was Erd’ und Himmel hegt,</l><lb/><l>Jn ſich ſelbſt begreifft und traͤgt?</l></lg><lb/><fwplace="bottom"type="sig">X x 3</fw><fwplace="bottom"type="catch">Wenn</fw><lb/></div></div></body></text></TEI>
[693/0723]
GOttes Groͤſſe.
Zirckel, den kein Menſch mit Worten,
Und kein Geiſt, durch Dencken, miſſt,
Deſſen Mittel aller Orten,
Deſſen Umkreiß nirgends iſt!
Geiſt, der Geiſtern Geiſt und Leben
Krafft und Herrlichkeit gegeben:
Durch die Groͤſſe wird Dein Stand
Kund zwar, doch auch unbekannt.
Du, als der Unwandelbare,
Legeſt keine Zeit zuruͤck.
Deine Stunden, Tag und Jahre
Sind ein ſteter Augenblick.
GOTT, vor dem beſtaͤndig ſtehet,
Was entſteht, und was vergehet!
Quell der grauen Ewigkeit,
Ewigs Jtzt, beſtaͤndigs Heut!
Auch der kluͤg’ſten Geiſter Schrancken
Sind zu eng, zu kurtz ihr Ziel.
Den geſchaͤrffteſten Gedancken
Jſt ein Nichts ſchon viel zu viel:
Wer will ſich denn traͤumen laſſen,
Ein unendlichs All zu faſſen,
Das, was Erd’ und Himmel hegt,
Jn ſich ſelbſt begreifft und traͤgt?
Wenn
X x 3
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brockes, Barthold Heinrich: Herrn B. H. Brockes, [...] verdeutschte Grund-Sätze der Welt-Weisheit, des Herrn Abts Genest. Bd. 3. 2. Aufl. Hamburg, 1730, S. 693. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen03_1730/723>, abgerufen am 03.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.