Wenn nun meine Seele spüret, Daß, nebst der Gedancken Heer, Sie sich selbst in GOTT verliehret, Wie ein Tropffen in dem Meer; So soll mir, zu Deinen Ehren, Dein Geschöpff die Gröss' erklären. Jede Deiner Creatur Zeiget Deiner Grösse Spur.
Seh' ich dort ein Sternchen strahlen, Und erwege, wie sein Schein Meistens pflegt viel hundert mahlen Grösser, als die Welt zu seyn; Seh' ich, wie ein and'rer blitzet, Der beym ersten nahe sitzet; So gedenck' ich wer wol misst, Welch ein Raum dazwischen ist?
Wenn ich dann noch weiter gehe, Und auf einen dritten Stern, Mein erstauntes Auge drehe, Der vom ersten etwas fern, Und erwege drauf die Breite, Gröss' und ungeheure Weite Dieses Orts; so kömmt mir ein: Kein Platz könne grösser seyn.
Wenn
Wenn nun meine Seele ſpuͤret, Daß, nebſt der Gedancken Heer, Sie ſich ſelbſt in GOTT verliehret, Wie ein Tropffen in dem Meer; So ſoll mir, zu Deinen Ehren, Dein Geſchoͤpff die Groͤſſ’ erklaͤren. Jede Deiner Creatur Zeiget Deiner Groͤſſe Spur.
Seh’ ich dort ein Sternchen ſtrahlen, Und erwege, wie ſein Schein Meiſtens pflegt viel hundert mahlen Groͤſſer, als die Welt zu ſeyn; Seh’ ich, wie ein and’rer blitzet, Der beym erſten nahe ſitzet; So gedenck’ ich wer wol miſſt, Welch ein Raum dazwiſchen iſt?
Wenn ich dann noch weiter gehe, Und auf einen dritten Stern, Mein erſtauntes Auge drehe, Der vom erſten etwas fern, Und erwege drauf die Breite, Groͤſſ’ und ungeheure Weite Dieſes Orts; ſo koͤmmt mir ein: Kein Platz koͤnne groͤſſer ſeyn.
Wenn
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0724"n="694"/><lgtype="poem"><l>Wenn nun meine Seele ſpuͤret,</l><lb/><l>Daß, nebſt der Gedancken Heer,</l><lb/><l>Sie ſich ſelbſt in GOTT verliehret,</l><lb/><l>Wie ein Tropffen in dem Meer;</l><lb/><l>So ſoll mir, zu Deinen Ehren,</l><lb/><l>Dein Geſchoͤpff die Groͤſſ’ erklaͤren.</l><lb/><l>Jede Deiner Creatur</l><lb/><l>Zeiget Deiner Groͤſſe Spur.</l></lg><lb/><lgtype="poem"><l>Seh’ ich dort ein Sternchen ſtrahlen,</l><lb/><l>Und erwege, wie ſein Schein</l><lb/><l>Meiſtens pflegt viel hundert mahlen</l><lb/><l>Groͤſſer, als die Welt zu ſeyn;</l><lb/><l>Seh’ ich, wie ein and’rer blitzet,</l><lb/><l>Der beym erſten nahe ſitzet;</l><lb/><l>So gedenck’ ich wer wol miſſt,</l><lb/><l>Welch ein Raum dazwiſchen iſt?</l></lg><lb/><lgtype="poem"><l>Wenn ich dann noch weiter gehe,</l><lb/><l>Und auf einen dritten Stern,</l><lb/><l>Mein erſtauntes Auge drehe,</l><lb/><l>Der vom erſten etwas fern,</l><lb/><l>Und erwege drauf die Breite,</l><lb/><l>Groͤſſ’ und ungeheure Weite</l><lb/><l>Dieſes Orts; ſo koͤmmt mir ein:</l><lb/><l>Kein Platz koͤnne groͤſſer ſeyn.</l></lg><lb/><fwplace="bottom"type="catch">Wenn</fw><lb/></div></div></body></text></TEI>
[694/0724]
Wenn nun meine Seele ſpuͤret,
Daß, nebſt der Gedancken Heer,
Sie ſich ſelbſt in GOTT verliehret,
Wie ein Tropffen in dem Meer;
So ſoll mir, zu Deinen Ehren,
Dein Geſchoͤpff die Groͤſſ’ erklaͤren.
Jede Deiner Creatur
Zeiget Deiner Groͤſſe Spur.
Seh’ ich dort ein Sternchen ſtrahlen,
Und erwege, wie ſein Schein
Meiſtens pflegt viel hundert mahlen
Groͤſſer, als die Welt zu ſeyn;
Seh’ ich, wie ein and’rer blitzet,
Der beym erſten nahe ſitzet;
So gedenck’ ich wer wol miſſt,
Welch ein Raum dazwiſchen iſt?
Wenn ich dann noch weiter gehe,
Und auf einen dritten Stern,
Mein erſtauntes Auge drehe,
Der vom erſten etwas fern,
Und erwege drauf die Breite,
Groͤſſ’ und ungeheure Weite
Dieſes Orts; ſo koͤmmt mir ein:
Kein Platz koͤnne groͤſſer ſeyn.
Wenn
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brockes, Barthold Heinrich: Herrn B. H. Brockes, [...] verdeutschte Grund-Sätze der Welt-Weisheit, des Herrn Abts Genest. Bd. 3. 2. Aufl. Hamburg, 1730, S. 694. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen03_1730/724>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.