Wir kehren von den Kielfüßern und ihren Tummelplätzen auf offenem Meere wieder an die Küsten zurück und finden in deuselben Revieren, welche von den meisten Vorderkiemern bewohnt werden, namentlich aber auf den bunten Wiesen der faden- und baumförmigen Algen, der blättrigen Algen und der gröberen Tange, auf dem reizenden, unter Wasser getauchten Pflanzen- teppich, der unser Auge schon so oft entzückte, wenn wir von dem langsam vorwärts getriebenen Boote aus den Meeresgrund betrachteten, dort finden wir noch andere Schaaren von Weichthieren, welche meist durch ihren nackten Körper an unsere Wegeschnecke erinnern, aber gewöhnlich auch durch zierlicheren Bau, vielgestaltige, als Kiemen dienende Anhänge sowie durch Farbenschmuck den Preis vor jenen erringen.
Obwohl die Anzahl der bekannten Arten der Hinterkiemer, über welches Namens Bedeutung gleich zu reden sein wird, kaum 1000 betragen dürfte, zeigt der Bau ihres Körpers, ihre Form und Lebensweise doch sehr beträchtliche Unterschiede und Abstufungen, da einerseits höchst voll- ständig entwickelte Sippen zu ihnen zählen, welche an die früher abgehandelten Ordnungen sich eng anschließen, andererseits in ihnen der Weichthiertypus sich seiner Eigenheiten mehr oder weniger entäußert und unter anderem Uebergänge zu den Plattwürmern mit gänzlichem Mangel innerer und äußerer Kiemen nicht zu den Seltenheiten gehören.
Jndem ich der trefflichen Zusammenstellung Bronn's folge, gebe ich zunächst im Wesentlichen seine allgemeine Charakteristik der Ordnung. Wir haben dafür schon so manche Anknüpfungspunkte aus dem Vorangegangenen gewonnen.
Die Hinterkiemer sind Meeresschnecken, deren wesentlichste und beständigste Merkmale in der Wasserathmung, in der Lage der Vorkammer und des von den Kiemen das Blut bringenden Gefäßstammes hinter der Herzkammer und in ihrem Zwittergeschlechte beruhen. Fast ausnahmslos
[Abbildung]
Kreislauf von Pleurobranchus aurantiacus.
sind sie von gestreckter Form und nackt. Nur bei einem kleinen Theile werden wir schildförmige oder gedrehte, aber nie die Vollständigkeit des Gehäuses der Vorderkiemer erreichende Schalen finden. Sie tragen fast ausnahmslos ein Paar Fühlhörner und am Munde ein Paar Lippentaster oder auch eine, dem Segel der Larven gleichwerthige Hautausbreitung. Von der inneren Organisation ist für uns zum Verständniß der jetzt fast allgemein gültigen systematischen Benennung ein etwas näheres Eingehen auf die Kreislaufs- und Gefäßsystems-Verhältnisse angezeigt. Die beistehende Figur ist der meisterhaften anatomischen Beschreibung des Pleurobranchus von
Pterotrachea. Allgemeines über die Hinterkiemer.
Vierte Ordnung. Hinterkiemer (Opisthobranchia).
Wir kehren von den Kielfüßern und ihren Tummelplätzen auf offenem Meere wieder an die Küſten zurück und finden in deuſelben Revieren, welche von den meiſten Vorderkiemern bewohnt werden, namentlich aber auf den bunten Wieſen der faden- und baumförmigen Algen, der blättrigen Algen und der gröberen Tange, auf dem reizenden, unter Waſſer getauchten Pflanzen- teppich, der unſer Auge ſchon ſo oft entzückte, wenn wir von dem langſam vorwärts getriebenen Boote aus den Meeresgrund betrachteten, dort finden wir noch andere Schaaren von Weichthieren, welche meiſt durch ihren nackten Körper an unſere Wegeſchnecke erinnern, aber gewöhnlich auch durch zierlicheren Bau, vielgeſtaltige, als Kiemen dienende Anhänge ſowie durch Farbenſchmuck den Preis vor jenen erringen.
Obwohl die Anzahl der bekannten Arten der Hinterkiemer, über welches Namens Bedeutung gleich zu reden ſein wird, kaum 1000 betragen dürfte, zeigt der Bau ihres Körpers, ihre Form und Lebensweiſe doch ſehr beträchtliche Unterſchiede und Abſtufungen, da einerſeits höchſt voll- ſtändig entwickelte Sippen zu ihnen zählen, welche an die früher abgehandelten Ordnungen ſich eng anſchließen, andererſeits in ihnen der Weichthiertypus ſich ſeiner Eigenheiten mehr oder weniger entäußert und unter anderem Uebergänge zu den Plattwürmern mit gänzlichem Mangel innerer und äußerer Kiemen nicht zu den Seltenheiten gehören.
Jndem ich der trefflichen Zuſammenſtellung Bronn’s folge, gebe ich zunächſt im Weſentlichen ſeine allgemeine Charakteriſtik der Ordnung. Wir haben dafür ſchon ſo manche Anknüpfungspunkte aus dem Vorangegangenen gewonnen.
Die Hinterkiemer ſind Meeresſchnecken, deren weſentlichſte und beſtändigſte Merkmale in der Waſſerathmung, in der Lage der Vorkammer und des von den Kiemen das Blut bringenden Gefäßſtammes hinter der Herzkammer und in ihrem Zwittergeſchlechte beruhen. Faſt ausnahmslos
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Kreislauf von Pleurobranchus aurantiacus.
ſind ſie von geſtreckter Form und nackt. Nur bei einem kleinen Theile werden wir ſchildförmige oder gedrehte, aber nie die Vollſtändigkeit des Gehäuſes der Vorderkiemer erreichende Schalen finden. Sie tragen faſt ausnahmslos ein Paar Fühlhörner und am Munde ein Paar Lippentaſter oder auch eine, dem Segel der Larven gleichwerthige Hautausbreitung. Von der inneren Organiſation iſt für uns zum Verſtändniß der jetzt faſt allgemein gültigen ſyſtematiſchen Benennung ein etwas näheres Eingehen auf die Kreislaufs- und Gefäßſyſtems-Verhältniſſe angezeigt. Die beiſtehende Figur iſt der meiſterhaften anatomiſchen Beſchreibung des Pleurobranchus von
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[857/0905]
Pterotrachea. Allgemeines über die Hinterkiemer.
Vierte Ordnung.
Hinterkiemer (Opisthobranchia).
Wir kehren von den Kielfüßern und ihren Tummelplätzen auf offenem Meere wieder an die
Küſten zurück und finden in deuſelben Revieren, welche von den meiſten Vorderkiemern bewohnt
werden, namentlich aber auf den bunten Wieſen der faden- und baumförmigen Algen, der
blättrigen Algen und der gröberen Tange, auf dem reizenden, unter Waſſer getauchten Pflanzen-
teppich, der unſer Auge ſchon ſo oft entzückte, wenn wir von dem langſam vorwärts getriebenen
Boote aus den Meeresgrund betrachteten, dort finden wir noch andere Schaaren von Weichthieren,
welche meiſt durch ihren nackten Körper an unſere Wegeſchnecke erinnern, aber gewöhnlich auch
durch zierlicheren Bau, vielgeſtaltige, als Kiemen dienende Anhänge ſowie durch Farbenſchmuck
den Preis vor jenen erringen.
Obwohl die Anzahl der bekannten Arten der Hinterkiemer, über welches Namens Bedeutung
gleich zu reden ſein wird, kaum 1000 betragen dürfte, zeigt der Bau ihres Körpers, ihre Form
und Lebensweiſe doch ſehr beträchtliche Unterſchiede und Abſtufungen, da einerſeits höchſt voll-
ſtändig entwickelte Sippen zu ihnen zählen, welche an die früher abgehandelten Ordnungen ſich
eng anſchließen, andererſeits in ihnen der Weichthiertypus ſich ſeiner Eigenheiten mehr oder
weniger entäußert und unter anderem Uebergänge zu den Plattwürmern mit gänzlichem Mangel
innerer und äußerer Kiemen nicht zu den Seltenheiten gehören.
Jndem ich der trefflichen Zuſammenſtellung Bronn’s folge, gebe ich zunächſt im Weſentlichen
ſeine allgemeine Charakteriſtik der Ordnung. Wir haben dafür ſchon ſo manche Anknüpfungspunkte
aus dem Vorangegangenen gewonnen.
Die Hinterkiemer ſind Meeresſchnecken, deren weſentlichſte und beſtändigſte Merkmale in
der Waſſerathmung, in der Lage der Vorkammer und des von den Kiemen das Blut bringenden
Gefäßſtammes hinter der Herzkammer und in ihrem Zwittergeſchlechte beruhen. Faſt ausnahmslos
[Abbildung Kreislauf von Pleurobranchus aurantiacus.]
ſind ſie von geſtreckter Form und nackt. Nur bei einem kleinen Theile werden wir ſchildförmige
oder gedrehte, aber nie die Vollſtändigkeit des Gehäuſes der Vorderkiemer erreichende Schalen
finden. Sie tragen faſt ausnahmslos ein Paar Fühlhörner und am Munde ein Paar Lippentaſter
oder auch eine, dem Segel der Larven gleichwerthige Hautausbreitung. Von der inneren
Organiſation iſt für uns zum Verſtändniß der jetzt faſt allgemein gültigen ſyſtematiſchen Benennung
ein etwas näheres Eingehen auf die Kreislaufs- und Gefäßſyſtems-Verhältniſſe angezeigt.
Die beiſtehende Figur iſt der meiſterhaften anatomiſchen Beſchreibung des Pleurobranchus von
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869, S. 857. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/905>, abgerufen am 19.11.2024.
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