Hansteens Meinung bilden die in Europa und Nord-America beobachteten Nordlichter Kreise um den in America liegenden Nordpol, und zwar in beträchtlicher Höhe; diese leuchtenden Bogen können sich bis zu 40 Grad auf der Erde vom Pole ausdehnen, und Hansteen sucht nachzuweisen, wie sich aus diesen Voraus- setzungen die Erscheinungen an allen Orten erklären lassen. Aehn- liche Bogen sind auf der südlichen Halbkugel in der Gegend des südlich von Neuholland liegenden Poles gesehen worden. Nach Hansteens Meinung werden die Nordlichtstrahlen erst außerhalb der dichtern Atmosphäre leuchtend, statt daß sie die Atmosphäre, so lange sie in ihr fortgehen, etwas verdunkeln.
So haben wir also hier eine leuchtende magnetische Er- scheinung, die offenbar mit dem Magnetismus der Erde in Ver- bindung steht, die auf unsre Magnetnadeln so wirkt, wie es ma- gnetische Säulen in großer Entfernung thun könnten, deren eigent- liche Natur aber uns noch sehr räthselhaft ist.
Acht und zwanzigste Vorlesung.
Poissons Theorie der magnetischen Erscheinungen.
Obgleich wir, wie wir in der Folge sehen werden, in den elec- tro-magnetischen Erscheinungen Veranlassung finden, die Theorie des Magnetismus mit der Theorie der Electricität in Verbindung zu setzen, so kann ich doch nicht unterlassen, auch hier schon einen Versuch zu einer, die bisher angegebenen Erscheinungen umfassen- den Theorie, die freilich mancher Modificationen bedürfte, um sich an die später anzuführenden Erscheinungen anzuknüpfen, mitzu- theilen. Poisson hat eine solche Theorie am meisten ausgeführt angegeben und sie theils auf bekannte Versuche, theils auf mathe- matische Bestimmungen gegründet.
Daß er wegen der großen Uebereinstimmung mit der Electri- cität sich veranlaßt fand, zwei magnetische Materien, die nördliche und südliche, vorauszusetzen, ist Ihnen gewiß nicht unerwartet.
Hanſteens Meinung bilden die in Europa und Nord-America beobachteten Nordlichter Kreiſe um den in America liegenden Nordpol, und zwar in betraͤchtlicher Hoͤhe; dieſe leuchtenden Bogen koͤnnen ſich bis zu 40 Grad auf der Erde vom Pole ausdehnen, und Hanſteen ſucht nachzuweiſen, wie ſich aus dieſen Voraus- ſetzungen die Erſcheinungen an allen Orten erklaͤren laſſen. Aehn- liche Bogen ſind auf der ſuͤdlichen Halbkugel in der Gegend des ſuͤdlich von Neuholland liegenden Poles geſehen worden. Nach Hanſteens Meinung werden die Nordlichtſtrahlen erſt außerhalb der dichtern Atmoſphaͤre leuchtend, ſtatt daß ſie die Atmoſphaͤre, ſo lange ſie in ihr fortgehen, etwas verdunkeln.
So haben wir alſo hier eine leuchtende magnetiſche Er- ſcheinung, die offenbar mit dem Magnetismus der Erde in Ver- bindung ſteht, die auf unſre Magnetnadeln ſo wirkt, wie es ma- gnetiſche Saͤulen in großer Entfernung thun koͤnnten, deren eigent- liche Natur aber uns noch ſehr raͤthſelhaft iſt.
Acht und zwanzigſte Vorleſung.
Poiſſons Theorie der magnetiſchen Erſcheinungen.
Obgleich wir, wie wir in der Folge ſehen werden, in den elec- tro-magnetiſchen Erſcheinungen Veranlaſſung finden, die Theorie des Magnetismus mit der Theorie der Electricitaͤt in Verbindung zu ſetzen, ſo kann ich doch nicht unterlaſſen, auch hier ſchon einen Verſuch zu einer, die bisher angegebenen Erſcheinungen umfaſſen- den Theorie, die freilich mancher Modificationen beduͤrfte, um ſich an die ſpaͤter anzufuͤhrenden Erſcheinungen anzuknuͤpfen, mitzu- theilen. Poiſſon hat eine ſolche Theorie am meiſten ausgefuͤhrt angegeben und ſie theils auf bekannte Verſuche, theils auf mathe- matiſche Beſtimmungen gegruͤndet.
Daß er wegen der großen Uebereinſtimmung mit der Electri- citaͤt ſich veranlaßt fand, zwei magnetiſche Materien, die noͤrdliche und ſuͤdliche, vorauszuſetzen, iſt Ihnen gewiß nicht unerwartet.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0477"n="463"/><hirendition="#g">Hanſteens</hi> Meinung bilden die in Europa und Nord-America<lb/>
beobachteten Nordlichter Kreiſe um den in America liegenden<lb/>
Nordpol, und zwar in betraͤchtlicher Hoͤhe; dieſe leuchtenden Bogen<lb/>
koͤnnen ſich bis zu 40 Grad auf der Erde vom Pole ausdehnen,<lb/>
und <hirendition="#g">Hanſteen</hi>ſucht nachzuweiſen, wie ſich aus dieſen Voraus-<lb/>ſetzungen die Erſcheinungen an allen Orten erklaͤren laſſen. Aehn-<lb/>
liche Bogen ſind auf der ſuͤdlichen Halbkugel in der Gegend des<lb/>ſuͤdlich von Neuholland liegenden Poles geſehen worden. Nach<lb/><hirendition="#g">Hanſteens</hi> Meinung werden die Nordlichtſtrahlen erſt außerhalb<lb/>
der dichtern Atmoſphaͤre leuchtend, ſtatt daß ſie die Atmoſphaͤre, ſo<lb/>
lange ſie in ihr fortgehen, etwas verdunkeln.</p><lb/><p>So haben wir alſo hier eine <hirendition="#g">leuchtende</hi> magnetiſche Er-<lb/>ſcheinung, die offenbar mit dem Magnetismus der Erde in Ver-<lb/>
bindung ſteht, die auf unſre Magnetnadeln ſo wirkt, wie es ma-<lb/>
gnetiſche Saͤulen in großer Entfernung thun koͤnnten, deren eigent-<lb/>
liche Natur aber uns noch ſehr raͤthſelhaft iſt.</p></div></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><divn="1"><head><hirendition="#b">Acht und zwanzigſte Vorleſung.</hi></head><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><divn="2"><head><hirendition="#g">Poiſſons Theorie der magnetiſchen Erſcheinungen</hi>.</head><lb/><p>Obgleich wir, wie wir in der Folge ſehen werden, in den elec-<lb/>
tro-magnetiſchen Erſcheinungen Veranlaſſung finden, die Theorie<lb/>
des Magnetismus mit der Theorie der Electricitaͤt in Verbindung<lb/>
zu ſetzen, ſo kann ich doch nicht unterlaſſen, auch hier ſchon einen<lb/>
Verſuch zu einer, die bisher angegebenen Erſcheinungen umfaſſen-<lb/>
den Theorie, die freilich mancher Modificationen beduͤrfte, um ſich<lb/>
an die ſpaͤter anzufuͤhrenden Erſcheinungen anzuknuͤpfen, mitzu-<lb/>
theilen. <hirendition="#g">Poiſſon</hi> hat eine ſolche Theorie am meiſten ausgefuͤhrt<lb/>
angegeben und ſie theils auf bekannte Verſuche, theils auf mathe-<lb/>
matiſche Beſtimmungen gegruͤndet.</p><lb/><p>Daß er wegen der großen Uebereinſtimmung mit der Electri-<lb/>
citaͤt ſich veranlaßt fand, zwei magnetiſche Materien, die noͤrdliche<lb/>
und ſuͤdliche, vorauszuſetzen, iſt Ihnen gewiß nicht unerwartet.<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[463/0477]
Hanſteens Meinung bilden die in Europa und Nord-America
beobachteten Nordlichter Kreiſe um den in America liegenden
Nordpol, und zwar in betraͤchtlicher Hoͤhe; dieſe leuchtenden Bogen
koͤnnen ſich bis zu 40 Grad auf der Erde vom Pole ausdehnen,
und Hanſteen ſucht nachzuweiſen, wie ſich aus dieſen Voraus-
ſetzungen die Erſcheinungen an allen Orten erklaͤren laſſen. Aehn-
liche Bogen ſind auf der ſuͤdlichen Halbkugel in der Gegend des
ſuͤdlich von Neuholland liegenden Poles geſehen worden. Nach
Hanſteens Meinung werden die Nordlichtſtrahlen erſt außerhalb
der dichtern Atmoſphaͤre leuchtend, ſtatt daß ſie die Atmoſphaͤre, ſo
lange ſie in ihr fortgehen, etwas verdunkeln.
So haben wir alſo hier eine leuchtende magnetiſche Er-
ſcheinung, die offenbar mit dem Magnetismus der Erde in Ver-
bindung ſteht, die auf unſre Magnetnadeln ſo wirkt, wie es ma-
gnetiſche Saͤulen in großer Entfernung thun koͤnnten, deren eigent-
liche Natur aber uns noch ſehr raͤthſelhaft iſt.
Acht und zwanzigſte Vorleſung.
Poiſſons Theorie der magnetiſchen Erſcheinungen.
Obgleich wir, wie wir in der Folge ſehen werden, in den elec-
tro-magnetiſchen Erſcheinungen Veranlaſſung finden, die Theorie
des Magnetismus mit der Theorie der Electricitaͤt in Verbindung
zu ſetzen, ſo kann ich doch nicht unterlaſſen, auch hier ſchon einen
Verſuch zu einer, die bisher angegebenen Erſcheinungen umfaſſen-
den Theorie, die freilich mancher Modificationen beduͤrfte, um ſich
an die ſpaͤter anzufuͤhrenden Erſcheinungen anzuknuͤpfen, mitzu-
theilen. Poiſſon hat eine ſolche Theorie am meiſten ausgefuͤhrt
angegeben und ſie theils auf bekannte Verſuche, theils auf mathe-
matiſche Beſtimmungen gegruͤndet.
Daß er wegen der großen Uebereinſtimmung mit der Electri-
citaͤt ſich veranlaßt fand, zwei magnetiſche Materien, die noͤrdliche
und ſuͤdliche, vorauszuſetzen, iſt Ihnen gewiß nicht unerwartet.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1832, S. 463. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre03_1832/477>, abgerufen am 13.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.