Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Boltzmann, Ludwig: Vorlesungen über Gastheorie. Bd. 1. Leipzig, 1896.

Bild:
<< vorherige Seite

I. Abschnitt. [Gleich. 19]
anderen Grössen haben dieselbe Bedeutung, doch hat man statt
m1 ebenfalls m, statt der Function F ebenfalls die Function f
und statt s den Durchmesser s eines Moleküls m zu setzen.
Dadurch tritt an die Stelle von d n der Ausdruck:
19) [Formel 1] ,
wobei f1 eine abgekürzte Bezeichnung für f(x1, e1, z1 t) ist. Bei
Bildung von integral d n, d. h. der gesammten Abnahme, welche die
Zahl f d o während d t durch die Stösse der Moleküle m unter-
einander erfährt, sind selbstverständlich wieder x, e, z, d o
und d t constant zu betrachten und ist bezüglich d o1 und d l
über alle möglichen Werthe zu integriren. Die gesammte Ab-
nahme der Zahl f d o während der Zeit d t ist also gleich
integral d n + integral d n. Soll der Zustand stationär sein, so muss die-
selbe genau gleich sein der Anzahl der Moleküle m in der
Volumeneinheit, deren Geschwindigkeit zu Beginn des Zeit-
differentials d t die Bedingungen 10 nicht erfüllte, aber während
dieses Zeitdifferentials durch die Zusammenstösse so verändert
wurde, dass sie ihnen jetzt genügt, welche also während der
Zeit d t durch Zusammenstösse eine Geschwindigkeit erhalten,
die zwischen den Grenzen 10 liegt, d. h. gleich der gesammten
Zunahme, welche die Zahl f d o durch die Zusammenstösse
erfährt.

§ 4. Fortsetzung; Werthe der Variabeln nach dem
Stosse; Stösse entgegengesetzter Art
.

Um diese Zunahme zu finden, wollen wir zunächst für
einen der hervorgehobenen Zusammenstösse die Geschwindig-
keiten beider Moleküle nach dem Zusammenstosse aufsuchen.
Vor dem Stosse hat das eine der stossenden Moleküle, dessen
Masse m ist, die Geschwindigkeitscomponenten x, e, z, das
andere, mit der Masse m1 die Componenten x1, e1, z1. Die
von m gegen m1 gezogene Centrilinie bildet im Momente des
Stosses mit der Relativgeschwindigkeit des Moleküls m gegen
m1 den Winkel th. Ist noch der Winkel e zwischen der Ebene
dieser beiden Geraden und irgend einer gegebenen Ebene,
z. B. der der beiden Geschwindigkeiten vor dem Stosse ge-
geben, so ist der Zusammenstoss vollkommen bestimmt. Die
Geschwindigkeitscomponenten x', e', z' und x'1, e'1, z'1 der

I. Abschnitt. [Gleich. 19]
anderen Grössen haben dieselbe Bedeutung, doch hat man statt
m1 ebenfalls m, statt der Function F ebenfalls die Function f
und statt σ den Durchmesser s eines Moleküls m zu setzen.
Dadurch tritt an die Stelle von d ν der Ausdruck:
19) [Formel 1] ,
wobei f1 eine abgekürzte Bezeichnung für f(ξ1, η1, ζ1 t) ist. Bei
Bildung von ∫ d n, d. h. der gesammten Abnahme, welche die
Zahl f d ω während d t durch die Stösse der Moleküle m unter-
einander erfährt, sind selbstverständlich wieder ξ, η, ζ, d ω
und d t constant zu betrachten und ist bezüglich d ω1 und d λ
über alle möglichen Werthe zu integriren. Die gesammte Ab-
nahme der Zahl f d ω während der Zeit d t ist also gleich
∫ d ν + ∫ d n. Soll der Zustand stationär sein, so muss die-
selbe genau gleich sein der Anzahl der Moleküle m in der
Volumeneinheit, deren Geschwindigkeit zu Beginn des Zeit-
differentials d t die Bedingungen 10 nicht erfüllte, aber während
dieses Zeitdifferentials durch die Zusammenstösse so verändert
wurde, dass sie ihnen jetzt genügt, welche also während der
Zeit d t durch Zusammenstösse eine Geschwindigkeit erhalten,
die zwischen den Grenzen 10 liegt, d. h. gleich der gesammten
Zunahme, welche die Zahl f d ω durch die Zusammenstösse
erfährt.

§ 4. Fortsetzung; Werthe der Variabeln nach dem
Stosse; Stösse entgegengesetzter Art
.

Um diese Zunahme zu finden, wollen wir zunächst für
einen der hervorgehobenen Zusammenstösse die Geschwindig-
keiten beider Moleküle nach dem Zusammenstosse aufsuchen.
Vor dem Stosse hat das eine der stossenden Moleküle, dessen
Masse m ist, die Geschwindigkeitscomponenten ξ, η, ζ, das
andere, mit der Masse m1 die Componenten ξ1, η1, ζ1. Die
von m gegen m1 gezogene Centrilinie bildet im Momente des
Stosses mit der Relativgeschwindigkeit des Moleküls m gegen
m1 den Winkel ϑ. Ist noch der Winkel ε zwischen der Ebene
dieser beiden Geraden und irgend einer gegebenen Ebene,
z. B. der der beiden Geschwindigkeiten vor dem Stosse ge-
geben, so ist der Zusammenstoss vollkommen bestimmt. Die
Geschwindigkeitscomponenten ξ', η', ζ' und ξ'1, η'1, ζ'1 der

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0038" n="24"/><fw place="top" type="header">I. Abschnitt. [Gleich. 19]</fw><lb/>
anderen Grössen haben dieselbe Bedeutung, doch hat man statt<lb/><hi rendition="#i">m</hi><hi rendition="#sub">1</hi> ebenfalls <hi rendition="#i">m</hi>, statt der Function <hi rendition="#i">F</hi> ebenfalls die Function <hi rendition="#i">f</hi><lb/>
und statt <hi rendition="#i">&#x03C3;</hi> den Durchmesser <hi rendition="#i">s</hi> eines Moleküls <hi rendition="#i">m</hi> zu setzen.<lb/>
Dadurch tritt an die Stelle von <hi rendition="#i">d &#x03BD;</hi> der Ausdruck:<lb/>
19) <hi rendition="#et"><formula/>,</hi><lb/>
wobei <hi rendition="#i">f</hi><hi rendition="#sub">1</hi> eine abgekürzte Bezeichnung für <hi rendition="#i">f</hi>(<hi rendition="#i">&#x03BE;</hi><hi rendition="#sub">1</hi>, <hi rendition="#i">&#x03B7;</hi><hi rendition="#sub">1</hi>, <hi rendition="#i">&#x03B6;</hi><hi rendition="#sub">1</hi> <hi rendition="#i">t</hi>) ist. Bei<lb/>
Bildung von <hi rendition="#i">&#x222B; d</hi> <hi rendition="#fr">n</hi>, d. h. der gesammten Abnahme, welche die<lb/>
Zahl <hi rendition="#i">f d &#x03C9;</hi> während <hi rendition="#i">d t</hi> durch die Stösse der Moleküle <hi rendition="#i">m</hi> unter-<lb/>
einander erfährt, sind selbstverständlich wieder <hi rendition="#i">&#x03BE;, &#x03B7;, &#x03B6;, d &#x03C9;</hi><lb/>
und <hi rendition="#i">d t</hi> constant zu betrachten und ist bezüglich <hi rendition="#i">d &#x03C9;</hi><hi rendition="#sub">1</hi> und <hi rendition="#i">d &#x03BB;</hi><lb/>
über alle möglichen Werthe zu integriren. Die gesammte Ab-<lb/>
nahme der Zahl <hi rendition="#i">f d &#x03C9;</hi> während der Zeit <hi rendition="#i">d t</hi> ist also gleich<lb/><hi rendition="#i">&#x222B; d &#x03BD;</hi> + <hi rendition="#i">&#x222B; d</hi> <hi rendition="#fr">n</hi>. Soll der Zustand stationär sein, so muss die-<lb/>
selbe genau gleich sein der Anzahl der Moleküle <hi rendition="#i">m</hi> in der<lb/>
Volumeneinheit, deren Geschwindigkeit zu Beginn des Zeit-<lb/>
differentials <hi rendition="#i">d t</hi> die Bedingungen 10 nicht erfüllte, aber während<lb/>
dieses Zeitdifferentials durch die Zusammenstösse so verändert<lb/>
wurde, dass sie ihnen jetzt genügt, welche also während der<lb/>
Zeit <hi rendition="#i">d t</hi> durch Zusammenstösse eine Geschwindigkeit erhalten,<lb/>
die zwischen den Grenzen 10 liegt, d. h. gleich der gesammten<lb/>
Zunahme, welche die Zahl <hi rendition="#i">f d &#x03C9;</hi> durch die Zusammenstösse<lb/>
erfährt.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§ 4. <hi rendition="#g">Fortsetzung; Werthe der Variabeln nach dem<lb/>
Stosse; Stösse entgegengesetzter Art</hi>.</head><lb/>
          <p>Um diese Zunahme zu finden, wollen wir zunächst für<lb/>
einen der hervorgehobenen Zusammenstösse die Geschwindig-<lb/>
keiten beider Moleküle nach dem Zusammenstosse aufsuchen.<lb/>
Vor dem Stosse hat das eine der stossenden Moleküle, dessen<lb/>
Masse <hi rendition="#i">m</hi> ist, die Geschwindigkeitscomponenten <hi rendition="#i">&#x03BE;, &#x03B7;, &#x03B6;</hi>, das<lb/>
andere, mit der Masse <hi rendition="#i">m</hi><hi rendition="#sub">1</hi> die Componenten <hi rendition="#i">&#x03BE;</hi><hi rendition="#sub">1</hi>, <hi rendition="#i">&#x03B7;</hi><hi rendition="#sub">1</hi>, <hi rendition="#i">&#x03B6;</hi><hi rendition="#sub">1</hi>. Die<lb/>
von <hi rendition="#i">m</hi> gegen <hi rendition="#i">m</hi><hi rendition="#sub">1</hi> gezogene Centrilinie bildet im Momente des<lb/>
Stosses mit der Relativgeschwindigkeit des Moleküls <hi rendition="#i">m</hi> gegen<lb/><hi rendition="#i">m</hi><hi rendition="#sub">1</hi> den Winkel <hi rendition="#i">&#x03D1;</hi>. Ist noch der Winkel <hi rendition="#i">&#x03B5;</hi> zwischen der Ebene<lb/>
dieser beiden Geraden und irgend einer gegebenen Ebene,<lb/>
z. B. der der beiden Geschwindigkeiten vor dem Stosse ge-<lb/>
geben, so ist der Zusammenstoss vollkommen bestimmt. Die<lb/>
Geschwindigkeitscomponenten <hi rendition="#i">&#x03BE;', &#x03B7;', &#x03B6;'</hi> und <hi rendition="#i">&#x03BE;'</hi><hi rendition="#sub">1</hi>, <hi rendition="#i">&#x03B7;'</hi><hi rendition="#sub">1</hi>, <hi rendition="#i">&#x03B6;'</hi><hi rendition="#sub">1</hi> der<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[24/0038] I. Abschnitt. [Gleich. 19] anderen Grössen haben dieselbe Bedeutung, doch hat man statt m1 ebenfalls m, statt der Function F ebenfalls die Function f und statt σ den Durchmesser s eines Moleküls m zu setzen. Dadurch tritt an die Stelle von d ν der Ausdruck: 19) [FORMEL], wobei f1 eine abgekürzte Bezeichnung für f(ξ1, η1, ζ1 t) ist. Bei Bildung von ∫ d n, d. h. der gesammten Abnahme, welche die Zahl f d ω während d t durch die Stösse der Moleküle m unter- einander erfährt, sind selbstverständlich wieder ξ, η, ζ, d ω und d t constant zu betrachten und ist bezüglich d ω1 und d λ über alle möglichen Werthe zu integriren. Die gesammte Ab- nahme der Zahl f d ω während der Zeit d t ist also gleich ∫ d ν + ∫ d n. Soll der Zustand stationär sein, so muss die- selbe genau gleich sein der Anzahl der Moleküle m in der Volumeneinheit, deren Geschwindigkeit zu Beginn des Zeit- differentials d t die Bedingungen 10 nicht erfüllte, aber während dieses Zeitdifferentials durch die Zusammenstösse so verändert wurde, dass sie ihnen jetzt genügt, welche also während der Zeit d t durch Zusammenstösse eine Geschwindigkeit erhalten, die zwischen den Grenzen 10 liegt, d. h. gleich der gesammten Zunahme, welche die Zahl f d ω durch die Zusammenstösse erfährt. § 4. Fortsetzung; Werthe der Variabeln nach dem Stosse; Stösse entgegengesetzter Art. Um diese Zunahme zu finden, wollen wir zunächst für einen der hervorgehobenen Zusammenstösse die Geschwindig- keiten beider Moleküle nach dem Zusammenstosse aufsuchen. Vor dem Stosse hat das eine der stossenden Moleküle, dessen Masse m ist, die Geschwindigkeitscomponenten ξ, η, ζ, das andere, mit der Masse m1 die Componenten ξ1, η1, ζ1. Die von m gegen m1 gezogene Centrilinie bildet im Momente des Stosses mit der Relativgeschwindigkeit des Moleküls m gegen m1 den Winkel ϑ. Ist noch der Winkel ε zwischen der Ebene dieser beiden Geraden und irgend einer gegebenen Ebene, z. B. der der beiden Geschwindigkeiten vor dem Stosse ge- geben, so ist der Zusammenstoss vollkommen bestimmt. Die Geschwindigkeitscomponenten ξ', η', ζ' und ξ'1, η'1, ζ'1 der

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/boltzmann_gastheorie01_1896
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/boltzmann_gastheorie01_1896/38
Zitationshilfe: Boltzmann, Ludwig: Vorlesungen über Gastheorie. Bd. 1. Leipzig, 1896, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boltzmann_gastheorie01_1896/38>, abgerufen am 21.12.2024.