Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 6. Paris, 1834.Fünf und zwanzigster Brief. Paris, Montag, den 4. Februar 1833.Berangers neue Lieder haben nicht das jugend¬ Fuͤnf und zwanzigſter Brief. Paris, Montag, den 4. Februar 1833.Berangers neue Lieder haben nicht das jugend¬ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0066" n="[54]"/> <div> <head> <hi rendition="#b #g">Fuͤnf und zwanzigſter Brief.</hi> </head><lb/> <dateline rendition="#right">Paris, Montag, den 4. Februar 1833.</dateline><lb/> <p>Berangers neue Lieder haben nicht das jugend¬<lb/> liche Herz der frühern, in welchem reines Quellblut<lb/> ſprudelte. Wir aber die den Dichter lieben, leſen<lb/> ſie wieder friſch. So blühen verwelkte Blumen neu<lb/> auf, wenn man ſie in warmes Waſſer ſtellt. Be¬<lb/> ranger fühlt es ſelbſt, daß er ſchwächer geworden;<lb/> aber er ſagt: nicht ſein Alter allein, ſondern auch<lb/> der Ernſt der Zeit, hätte ſeine Sangesweiſe ſchwer<lb/> und nachdenklich gemacht. Mir aber ſcheint, daß<lb/> ſeine Verachtung nicht mehr ausgereicht für die Ver¬<lb/> ächtlichkeit, ſein Spott nicht mehr für die Lächerlich¬<lb/> keit der jetzigen Machthaber und ihres Treibens und<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[54]/0066]
Fuͤnf und zwanzigſter Brief.
Paris, Montag, den 4. Februar 1833.
Berangers neue Lieder haben nicht das jugend¬
liche Herz der frühern, in welchem reines Quellblut
ſprudelte. Wir aber die den Dichter lieben, leſen
ſie wieder friſch. So blühen verwelkte Blumen neu
auf, wenn man ſie in warmes Waſſer ſtellt. Be¬
ranger fühlt es ſelbſt, daß er ſchwächer geworden;
aber er ſagt: nicht ſein Alter allein, ſondern auch
der Ernſt der Zeit, hätte ſeine Sangesweiſe ſchwer
und nachdenklich gemacht. Mir aber ſcheint, daß
ſeine Verachtung nicht mehr ausgereicht für die Ver¬
ächtlichkeit, ſein Spott nicht mehr für die Lächerlich¬
keit der jetzigen Machthaber und ihres Treibens und
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