Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 4. Aufl. Göttingen, 1791.

Bild:
<< vorherige Seite

9. Bernstein, Agtstein, succinum, electrum.
(Fr. ambre jaune.)

Erdharz mit einer eignen Säure verbunden. Der
Farbe nach unterscheidet man besonders zwey Haupt-
abarten a) den weissen undurchsichtigen oder durchschei-
nenden, und b) den gelben. Letztre von allen Nüancen,
vom dunkel orangenfarbnen bis ins blasseste Weingelb.
Theils durchsichtig von ausnehmender Klarheit. Spe-
cifisches Gewicht eines solchen = 1083. Ueberhaupt
ist der Bernstein hart daß er sich drehen und poliren
läßt, von glänzendem Bruch, gibt wenn er schmilzt
oder brennt einen angenehmen Geruch. Ursprünglich
ist er wohl sicher vegetabilischen Ursprungs, enthält oft
Insecten, zumahl Mücken, Motten, Spinnen und
Ameisen. Am häufigsten findet er sich in Ostpreußen
sowohl in bituminosen Holzlagern als auch in größter
Menge im curischen und frischen Haf in der See. Von
ausnehmender Schönheit auf Madagascar.



Der Honigstein der von Hrn. Werner im bitumino-
sen Holze im Mansfeldischen gefunden worden, ähnelt
zwar an Farbe, Bruch und Durchsichtigkeit einem honig-
gelben Bernstein; unterscheidet sich aber vom Bernstein
überhaupt nicht nur dadurch, daß er crystallisirt ist,
und zwar in kleinen doppelt vierseitigen Pyramiden
(- tab. III. fig. 5 -); sondern nach den Versuchen
die ich damit angestellt, gibt er auch am Lichte weder
Flamme noch Geruch wie Bernstein, sondern wird dann
weiß, undurchsichtig und äußerst mürbe.

9. Bernstein, Agtstein, succinum, electrum.
(Fr. ambre jaune.)

Erdharz mit einer eignen Säure verbunden. Der
Farbe nach unterscheidet man besonders zwey Haupt-
abarten a) den weissen undurchsichtigen oder durchschei-
nenden, und b) den gelben. Letztre von allen Nüancen,
vom dunkel orangenfarbnen bis ins blasseste Weingelb.
Theils durchsichtig von ausnehmender Klarheit. Spe-
cifisches Gewicht eines solchen = 1083. Ueberhaupt
ist der Bernstein hart daß er sich drehen und poliren
läßt, von glänzendem Bruch, gibt wenn er schmilzt
oder brennt einen angenehmen Geruch. Ursprünglich
ist er wohl sicher vegetabilischen Ursprungs, enthält oft
Insecten, zumahl Mücken, Motten, Spinnen und
Ameisen. Am häufigsten findet er sich in Ostpreußen
sowohl in bituminosen Holzlagern als auch in größter
Menge im curischen und frischen Haf in der See. Von
ausnehmender Schönheit auf Madagascar.



Der Honigstein der von Hrn. Werner im bitumino-
sen Holze im Mansfeldischen gefunden worden, ähnelt
zwar an Farbe, Bruch und Durchsichtigkeit einem honig-
gelben Bernstein; unterscheidet sich aber vom Bernstein
überhaupt nicht nur dadurch, daß er crystallisirt ist,
und zwar in kleinen doppelt vierseitigen Pyramiden
(– tab. III. fig. 5 –); sondern nach den Versuchen
die ich damit angestellt, gibt er auch am Lichte weder
Flamme noch Geruch wie Bernstein, sondern wird dann
weiß, undurchsichtig und äußerst mürbe.

<TEI>
  <text xml:id="blume_hbnatur_000025">
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0687" xml:id="pb671_0001" n="671"/>
            <p rendition="#indent-1">9. Bernstein, Agtstein, <hi rendition="#aq">succinum, electrum</hi>.<lb/>
(Fr. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">ambre jaune</hi></hi>.)</p>
            <p rendition="#l1em">Erdharz mit einer eignen Säure verbunden. Der<lb/>
Farbe nach unterscheidet man besonders zwey Haupt-<lb/>
abarten <hi rendition="#aq">a</hi>) den weissen undurchsichtigen oder durchschei-<lb/>
nenden, und <hi rendition="#aq">b</hi>) den gelben. Letztre von allen Nüancen,<lb/>
vom dunkel orangenfarbnen bis ins blasseste Weingelb.<lb/>
Theils durchsichtig von ausnehmender Klarheit. Spe-<lb/>
cifisches Gewicht eines solchen = 1083. Ueberhaupt<lb/>
ist der Bernstein hart daß er sich drehen und poliren<lb/>
läßt, von glänzendem Bruch, gibt wenn er schmilzt<lb/>
oder brennt einen angenehmen Geruch. Ursprünglich<lb/>
ist er wohl sicher vegetabilischen Ursprungs, enthält oft<lb/>
Insecten, zumahl Mücken, Motten, Spinnen und<lb/>
Ameisen. Am häufigsten findet er sich in Ostpreußen<lb/>
sowohl in bituminosen Holzlagern als auch in größter<lb/>
Menge im curischen und frischen Haf in der See. Von<lb/>
ausnehmender Schönheit auf Madagascar.</p>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
            <p rendition="#l1em">Der Honigstein der von Hrn. Werner im bitumino-<lb/>
sen Holze im Mansfeldischen gefunden worden, ähnelt<lb/>
zwar an Farbe, Bruch und Durchsichtigkeit einem honig-<lb/>
gelben Bernstein; unterscheidet sich aber vom Bernstein<lb/>
überhaupt nicht nur dadurch, daß er crystallisirt ist,<lb/>
und zwar in kleinen doppelt vierseitigen Pyramiden<lb/>
(&#x2013; <hi rendition="#aq">tab</hi>. III. <hi rendition="#aq">fig</hi>. 5 &#x2013;); sondern nach den Versuchen<lb/>
die ich damit angestellt, gibt er auch am Lichte weder<lb/>
Flamme noch Geruch wie Bernstein, sondern wird dann<lb/>
weiß, undurchsichtig und äußerst mürbe.</p>
          </div>
          <div n="3">
</div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[671/0687] 9. Bernstein, Agtstein, succinum, electrum. (Fr. ambre jaune.) Erdharz mit einer eignen Säure verbunden. Der Farbe nach unterscheidet man besonders zwey Haupt- abarten a) den weissen undurchsichtigen oder durchschei- nenden, und b) den gelben. Letztre von allen Nüancen, vom dunkel orangenfarbnen bis ins blasseste Weingelb. Theils durchsichtig von ausnehmender Klarheit. Spe- cifisches Gewicht eines solchen = 1083. Ueberhaupt ist der Bernstein hart daß er sich drehen und poliren läßt, von glänzendem Bruch, gibt wenn er schmilzt oder brennt einen angenehmen Geruch. Ursprünglich ist er wohl sicher vegetabilischen Ursprungs, enthält oft Insecten, zumahl Mücken, Motten, Spinnen und Ameisen. Am häufigsten findet er sich in Ostpreußen sowohl in bituminosen Holzlagern als auch in größter Menge im curischen und frischen Haf in der See. Von ausnehmender Schönheit auf Madagascar. Der Honigstein der von Hrn. Werner im bitumino- sen Holze im Mansfeldischen gefunden worden, ähnelt zwar an Farbe, Bruch und Durchsichtigkeit einem honig- gelben Bernstein; unterscheidet sich aber vom Bernstein überhaupt nicht nur dadurch, daß er crystallisirt ist, und zwar in kleinen doppelt vierseitigen Pyramiden (– tab. III. fig. 5 –); sondern nach den Versuchen die ich damit angestellt, gibt er auch am Lichte weder Flamme noch Geruch wie Bernstein, sondern wird dann weiß, undurchsichtig und äußerst mürbe.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Editura GmbH & Co.KG, Berlin: Volltexterstellung und Basis-TEI-Auszeichung
Johann Friedrich Blumenbach – online: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-08-26T09:00:15Z)
Frank Wiegand: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2013-08-26T09:00:15Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Nicht erfasst: Bogensignaturen und Kustoden, Kolumnentitel.
  • Auf Titelblättern wurde auf die Auszeichnung der Schriftgrößenunterschiede zugunsten der Identifizierung von <titlePart>s verzichtet.
  • Keine Auszeichnung der Initialbuchstaben am Kapitelanfang.
  • Langes ſ: als s transkribiert.
  • Hochgestellte e über Vokalen: in moderner Schreibweise erfasst.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1791
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1791/687
Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 4. Aufl. Göttingen, 1791, S. 671. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1791/687>, abgerufen am 21.11.2024.