Bismarck, Otto von: Gedanken und Erinnerungen. Bd. 2. Stuttgart, 1898.Zwanzigstes Kapitel: Nikolsburg. Sonntag den 22. Mittags die Feindseligkeiten eingestellt und nichtvor Mittag des 27. wieder aufgenommen werden sollten. Der General von Fransecky erhielt am 22. Morgens 71/2 Uhr die Nach¬ richt von der an demselben Tage eintretenden Waffenruhe und die Weisung, damit sein Verhalten in Einklang zu bringen. Der Kampf, in welchem er bei Blumenau stand, mußte daher um 12 Uhr abgebrochen werden. IV. Inzwischen hatte ich in den Conferenzen mit Karolyi und mit Ich war nach allen vorstehenden Erwägungen fest entschlossen, Zwanzigſtes Kapitel: Nikolsburg. Sonntag den 22. Mittags die Feindſeligkeiten eingeſtellt und nichtvor Mittag des 27. wieder aufgenommen werden ſollten. Der General von Franſecky erhielt am 22. Morgens 7½ Uhr die Nach¬ richt von der an demſelben Tage eintretenden Waffenruhe und die Weiſung, damit ſein Verhalten in Einklang zu bringen. Der Kampf, in welchem er bei Blumenau ſtand, mußte daher um 12 Uhr abgebrochen werden. IV. Inzwiſchen hatte ich in den Conferenzen mit Karolyi und mit Ich war nach allen vorſtehenden Erwägungen feſt entſchloſſen, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0066" n="42"/><fw place="top" type="header">Zwanzigſtes Kapitel: Nikolsburg.<lb/></fw> Sonntag den 22. Mittags die Feindſeligkeiten eingeſtellt und nicht<lb/> vor Mittag des 27. wieder aufgenommen werden ſollten. Der<lb/> General von Franſecky erhielt am 22. Morgens 7½ Uhr die Nach¬<lb/> richt von der an demſelben Tage eintretenden Waffenruhe und die<lb/> Weiſung, damit ſein Verhalten in Einklang zu bringen. Der<lb/> Kampf, in welchem er bei Blumenau ſtand, mußte daher um 12 Uhr<lb/> abgebrochen werden.</p><lb/> </div> <div n="2"> <head> <hi rendition="#aq">IV.</hi><lb/> </head> <p>Inzwiſchen hatte ich in den Conferenzen mit Karolyi und mit<lb/> Benedetti, dem es Dank dem Ungeſchick unſrer militäriſchen Polizei<lb/> im Rücken des Heeres gelungen war, in der Nacht vom 11. zum<lb/> 12. Juli nach Zwittau zu gelangen und dort plötzlich vor meinem<lb/> Bette zu erſcheinen, die Bedingungen ermittelt, unter denen der<lb/> Friede erreichbar war. Benedetti erklärte für die Grundlinie der<lb/> Napoleoniſchen Politik, daß eine Vergrößerung Preußens um<lb/> höchſtens 4 Millionen Seelen in Norddeutſchland, unter Feſthaltung<lb/> der Mainlinie als Südgrenze, keine franzöſiſche Einmiſchung nach<lb/> ſich ziehn werde. Er hoffte wohl, einen ſüddeutſchen Bund als<lb/> franzöſiſche Filiale auszubilden. Oeſtreich trat aus dem Deutſchen<lb/> Bunde aus und war bereit, alle Einrichtungen, die der König in<lb/> Norddeutſchland treffen werde, vorbehaltlich der Integrität Sachſens,<lb/> anzuerkennen. Dieſe Bedingungen enthielten Alles, deſſen wir be¬<lb/> durften: freie Bewegung in Deutſchland.</p><lb/> <p>Ich war nach allen vorſtehenden Erwägungen feſt entſchloſſen,<lb/> die Annahme des von Oeſtreich gebotenen Friedens zur Cabinets¬<lb/> frage zu machen. Die Lage war eine ſchwierige; allen Generalen<lb/> war die Abneigung gemeinſam, den bisherigen Siegeslauf ab¬<lb/> zubrechen, und der König war militäriſchen Einflüſſen im Laufe<lb/> jener Tage öfter und bereitwilliger zugänglich als den meinigen;<lb/> ich war der Einzige im Hauptquartier, dem eine politiſche Verant¬<lb/> wortlichkeit als Miniſter oblag und der ſich nothwendig der Situation<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [42/0066]
Zwanzigſtes Kapitel: Nikolsburg.
Sonntag den 22. Mittags die Feindſeligkeiten eingeſtellt und nicht
vor Mittag des 27. wieder aufgenommen werden ſollten. Der
General von Franſecky erhielt am 22. Morgens 7½ Uhr die Nach¬
richt von der an demſelben Tage eintretenden Waffenruhe und die
Weiſung, damit ſein Verhalten in Einklang zu bringen. Der
Kampf, in welchem er bei Blumenau ſtand, mußte daher um 12 Uhr
abgebrochen werden.
IV.
Inzwiſchen hatte ich in den Conferenzen mit Karolyi und mit
Benedetti, dem es Dank dem Ungeſchick unſrer militäriſchen Polizei
im Rücken des Heeres gelungen war, in der Nacht vom 11. zum
12. Juli nach Zwittau zu gelangen und dort plötzlich vor meinem
Bette zu erſcheinen, die Bedingungen ermittelt, unter denen der
Friede erreichbar war. Benedetti erklärte für die Grundlinie der
Napoleoniſchen Politik, daß eine Vergrößerung Preußens um
höchſtens 4 Millionen Seelen in Norddeutſchland, unter Feſthaltung
der Mainlinie als Südgrenze, keine franzöſiſche Einmiſchung nach
ſich ziehn werde. Er hoffte wohl, einen ſüddeutſchen Bund als
franzöſiſche Filiale auszubilden. Oeſtreich trat aus dem Deutſchen
Bunde aus und war bereit, alle Einrichtungen, die der König in
Norddeutſchland treffen werde, vorbehaltlich der Integrität Sachſens,
anzuerkennen. Dieſe Bedingungen enthielten Alles, deſſen wir be¬
durften: freie Bewegung in Deutſchland.
Ich war nach allen vorſtehenden Erwägungen feſt entſchloſſen,
die Annahme des von Oeſtreich gebotenen Friedens zur Cabinets¬
frage zu machen. Die Lage war eine ſchwierige; allen Generalen
war die Abneigung gemeinſam, den bisherigen Siegeslauf ab¬
zubrechen, und der König war militäriſchen Einflüſſen im Laufe
jener Tage öfter und bereitwilliger zugänglich als den meinigen;
ich war der Einzige im Hauptquartier, dem eine politiſche Verant¬
wortlichkeit als Miniſter oblag und der ſich nothwendig der Situation
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