Bismarck, Otto von: Gedanken und Erinnerungen. Bd. 2. Stuttgart, 1898.Sechsundzwanzigstes Kapitel: Intrigen. sachliche Schwierigkeiten und anstrengende Arbeiten erwachsen ausdem Bruche mit der Freihandelspolitik, den mein Brief an den Freiherrn von Thüngen1) über Schutzzoll symptomatisch kennzeichnet, dann aus der Secession und dem Uebergange der Secessionisten zu dem Centrum. Ich verfiel in einen Gesundheitsbankrott, der mich lähmte, bis Dr. Schweninger meine Krankheit richtig erkannte, richtig behandelte und mir ein relatives Gesundheitsgefühl ver¬ schaffte, das ich seit vielen Jahren nicht mehr gekannt hatte. V. Herr von Gruner, während der Neuen Aera Unterstaats¬ 1) Vom 16. April 1879, Politische Reden VIII 54 f.
Sechsundzwanzigſtes Kapitel: Intrigen. ſachliche Schwierigkeiten und anſtrengende Arbeiten erwachſen ausdem Bruche mit der Freihandelspolitik, den mein Brief an den Freiherrn von Thüngen1) über Schutzzoll ſymptomatiſch kennzeichnet, dann aus der Seceſſion und dem Uebergange der Seceſſioniſten zu dem Centrum. Ich verfiel in einen Geſundheitsbankrott, der mich lähmte, bis Dr. Schweninger meine Krankheit richtig erkannte, richtig behandelte und mir ein relatives Geſundheitsgefühl ver¬ ſchaffte, das ich ſeit vielen Jahren nicht mehr gekannt hatte. V. Herr von Gruner, während der Neuen Aera Unterſtaats¬ 1) Vom 16. April 1879, Politiſche Reden VIII 54 f.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0222" n="198"/><fw place="top" type="header">Sechsundzwanzigſtes Kapitel: Intrigen.<lb/></fw> ſachliche Schwierigkeiten und anſtrengende Arbeiten erwachſen aus<lb/> dem Bruche mit der Freihandelspolitik, den mein Brief an den<lb/> Freiherrn von Thüngen<note place="foot" n="1)">Vom 16. April 1879, Politiſche Reden <hi rendition="#aq">VIII</hi> 54 f.</note> über Schutzzoll ſymptomatiſch kennzeichnet,<lb/> dann aus der Seceſſion und dem Uebergange der Seceſſioniſten zu<lb/> dem Centrum. Ich verfiel in einen Geſundheitsbankrott, der<lb/> mich lähmte, bis <hi rendition="#aq">Dr.</hi> Schweninger meine Krankheit richtig erkannte,<lb/> richtig behandelte und mir ein relatives Geſundheitsgefühl ver¬<lb/> ſchaffte, das ich ſeit vielen Jahren nicht mehr gekannt hatte.</p><lb/> </div> <div n="2"> <head> <hi rendition="#aq">V.</hi><lb/> </head> <p>Herr von Gruner, während der Neuen Aera Unterſtaats¬<lb/> ſekretär in dem Miniſterium der Auswärtigen Angelegenheiten,<lb/> wurde bald nach meiner Uebernahme des Miniſteriums des Aus¬<lb/> wärtigen zur Diſpoſition geſtellt und durch Herrn von Thile erſetzt.<lb/> Er gehörte ſchon ſeit meiner Ernennung zum Bundesgeſandten zu<lb/> meinen Gegnern, da er dieſe Stellung als ein Erbtheil von ſeinem<lb/> Vater Juſtus Gruner angeſehn hatte; er blieb mir Feind und war<lb/> geſchäftlich unfähig. Im November 1863 richtete er an Se. Ma¬<lb/> jeſtät ein Schreiben über den Budgetſtreit in demſelben Sinne,<lb/> in dem der Oberſtlieutenant von Vincke auf Olbendorf (vergl.<lb/> Bd. <hi rendition="#aq">I</hi> S. 303) und Roggenbach denſelben Schritt zu thun für gut<lb/> befunden hatten. Indem dieſe Herrn ihre Vorſchläge an den König<lb/> richteten, gingen ſie von der Vorausſetzung aus, daß derſelbe,<lb/> wenn er ihrem Rathe folgend, dem Abgeordnetenhauſe nachgäbe,<lb/> ein andres Miniſterium, wenigſtens einen andern Miniſterpräſidenten<lb/> und Miniſter des Auswärtigen berufen werde, ein Ergebniß, für<lb/> das außerhalb des öffentlichen Lebens Einflüſſe in Thätigkeit waren,<lb/> denen der Hausminiſter von Schleinitz mit andern dem Hofe nahe¬<lb/> ſtehenden Perſonen ſeine Dienſte widmete. Auch ſpäter lebte Herr<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [198/0222]
Sechsundzwanzigſtes Kapitel: Intrigen.
ſachliche Schwierigkeiten und anſtrengende Arbeiten erwachſen aus
dem Bruche mit der Freihandelspolitik, den mein Brief an den
Freiherrn von Thüngen 1) über Schutzzoll ſymptomatiſch kennzeichnet,
dann aus der Seceſſion und dem Uebergange der Seceſſioniſten zu
dem Centrum. Ich verfiel in einen Geſundheitsbankrott, der
mich lähmte, bis Dr. Schweninger meine Krankheit richtig erkannte,
richtig behandelte und mir ein relatives Geſundheitsgefühl ver¬
ſchaffte, das ich ſeit vielen Jahren nicht mehr gekannt hatte.
V.
Herr von Gruner, während der Neuen Aera Unterſtaats¬
ſekretär in dem Miniſterium der Auswärtigen Angelegenheiten,
wurde bald nach meiner Uebernahme des Miniſteriums des Aus¬
wärtigen zur Diſpoſition geſtellt und durch Herrn von Thile erſetzt.
Er gehörte ſchon ſeit meiner Ernennung zum Bundesgeſandten zu
meinen Gegnern, da er dieſe Stellung als ein Erbtheil von ſeinem
Vater Juſtus Gruner angeſehn hatte; er blieb mir Feind und war
geſchäftlich unfähig. Im November 1863 richtete er an Se. Ma¬
jeſtät ein Schreiben über den Budgetſtreit in demſelben Sinne,
in dem der Oberſtlieutenant von Vincke auf Olbendorf (vergl.
Bd. I S. 303) und Roggenbach denſelben Schritt zu thun für gut
befunden hatten. Indem dieſe Herrn ihre Vorſchläge an den König
richteten, gingen ſie von der Vorausſetzung aus, daß derſelbe,
wenn er ihrem Rathe folgend, dem Abgeordnetenhauſe nachgäbe,
ein andres Miniſterium, wenigſtens einen andern Miniſterpräſidenten
und Miniſter des Auswärtigen berufen werde, ein Ergebniß, für
das außerhalb des öffentlichen Lebens Einflüſſe in Thätigkeit waren,
denen der Hausminiſter von Schleinitz mit andern dem Hofe nahe¬
ſtehenden Perſonen ſeine Dienſte widmete. Auch ſpäter lebte Herr
1) Vom 16. April 1879, Politiſche Reden VIII 54 f.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |