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Bismarck, Otto von: Gedanken und Erinnerungen. Bd. 1. Stuttgart, 1898.

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Siebzehntes Kapitel.
Der Frankfurter Fürstentag.
I.

Die ersten Versuche auf der Bahn, auf der das Bündniß
mit Oestreich 1879 erreicht wurde, fanden Statt, während der
Graf Rechberg Ministerpräsident, respective Minister des Aeußern
war (17. Mai 1859 bis 27. October 1864). Da die persönlichen
Beziehungen, in denen ich zu ihm am Bundestage gestanden hatte,
solchen Versuchen förderlich sein konnten und in einem Zeitpunkte
förderlich gewesen sind, so schalte ich zwei Erlebnisse ein, die ich
in Frankfurt mit ihm gehabt habe.

Nach einer Sitzung, in der ich Rechberg verstimmt hatte, blieb
er mit mir allein im Saale und machte mir leidenschaftliche Vor¬
würfe über meine Unverträglichkeit: ich sei mauvais coucheur und
Händelsucher; er bezog sich dabei auf Fälle, in denen ich mich
gegen präsidiale Uebergriffe gewehrt hatte. Ich erwiderte ihm, ich
wisse nicht, ob sein Zorn nur ein diplomatischer Schachzug oder
Ernst sei, aber die Aeußerung desselben sei höchst persönlicher Art.
"Wir können doch nicht," sagte ich, "im Bockenheimer Wäldchen
mit der Pistole die Diplomatie unsrer Staaten erledigen." Darauf
er mit großer Heftigkeit: "Wir wollen gleich hinausfahren; ich
bin bereit, auf der Stelle." Damit war für mich der Boden
der Diplomatie verlassen, und ich antwortete ohne Heftigkeit:

Siebzehntes Kapitel.
Der Frankfurter Fürſtentag.
I.

Die erſten Verſuche auf der Bahn, auf der das Bündniß
mit Oeſtreich 1879 erreicht wurde, fanden Statt, während der
Graf Rechberg Miniſterpräſident, reſpective Miniſter des Aeußern
war (17. Mai 1859 bis 27. October 1864). Da die perſönlichen
Beziehungen, in denen ich zu ihm am Bundestage geſtanden hatte,
ſolchen Verſuchen förderlich ſein konnten und in einem Zeitpunkte
förderlich geweſen ſind, ſo ſchalte ich zwei Erlebniſſe ein, die ich
in Frankfurt mit ihm gehabt habe.

Nach einer Sitzung, in der ich Rechberg verſtimmt hatte, blieb
er mit mir allein im Saale und machte mir leidenſchaftliche Vor¬
würfe über meine Unverträglichkeit: ich ſei mauvais coucheur und
Händelſucher; er bezog ſich dabei auf Fälle, in denen ich mich
gegen präſidiale Uebergriffe gewehrt hatte. Ich erwiderte ihm, ich
wiſſe nicht, ob ſein Zorn nur ein diplomatiſcher Schachzug oder
Ernſt ſei, aber die Aeußerung deſſelben ſei höchſt perſönlicher Art.
„Wir können doch nicht,“ ſagte ich, „im Bockenheimer Wäldchen
mit der Piſtole die Diplomatie unſrer Staaten erledigen.“ Darauf
er mit großer Heftigkeit: „Wir wollen gleich hinausfahren; ich
bin bereit, auf der Stelle.“ Damit war für mich der Boden
der Diplomatie verlaſſen, und ich antwortete ohne Heftigkeit:

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[[331]/0358] Siebzehntes Kapitel. Der Frankfurter Fürſtentag. I. Die erſten Verſuche auf der Bahn, auf der das Bündniß mit Oeſtreich 1879 erreicht wurde, fanden Statt, während der Graf Rechberg Miniſterpräſident, reſpective Miniſter des Aeußern war (17. Mai 1859 bis 27. October 1864). Da die perſönlichen Beziehungen, in denen ich zu ihm am Bundestage geſtanden hatte, ſolchen Verſuchen förderlich ſein konnten und in einem Zeitpunkte förderlich geweſen ſind, ſo ſchalte ich zwei Erlebniſſe ein, die ich in Frankfurt mit ihm gehabt habe. Nach einer Sitzung, in der ich Rechberg verſtimmt hatte, blieb er mit mir allein im Saale und machte mir leidenſchaftliche Vor¬ würfe über meine Unverträglichkeit: ich ſei mauvais coucheur und Händelſucher; er bezog ſich dabei auf Fälle, in denen ich mich gegen präſidiale Uebergriffe gewehrt hatte. Ich erwiderte ihm, ich wiſſe nicht, ob ſein Zorn nur ein diplomatiſcher Schachzug oder Ernſt ſei, aber die Aeußerung deſſelben ſei höchſt perſönlicher Art. „Wir können doch nicht,“ ſagte ich, „im Bockenheimer Wäldchen mit der Piſtole die Diplomatie unſrer Staaten erledigen.“ Darauf er mit großer Heftigkeit: „Wir wollen gleich hinausfahren; ich bin bereit, auf der Stelle.“ Damit war für mich der Boden der Diplomatie verlaſſen, und ich antwortete ohne Heftigkeit:

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Zitationshilfe: Bismarck, Otto von: Gedanken und Erinnerungen. Bd. 1. Stuttgart, 1898, S. [331]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bismarck_erinnerungen01_1898/358>, abgerufen am 20.11.2024.