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Bismarck, Otto von: Gedanken und Erinnerungen. Bd. 1. Stuttgart, 1898.

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Sechzehntes Kapitel: Danziger Episode.
tragenden Räthe, mit denen allein S. K. H. die schwebenden
Staatssachen zu bearbeiten berechtigt sein kann, nicht Gegner, son¬
dern Freunde der Regirung seien, oder doch unparteiische Beurtheiler
ohne intime Beziehungen zur Opposition im Landtage und in der
Presse. Der schwierigste Punkt ist die Discretion, besonders gegen
das Ausland, so lange nicht bei Sr. K. H. und bei Ihrer K. H.
der Frau Kronprinzessin das Bewußtsein durchgedrungen ist, daß
in regirenden Häusern die nächsten Verwandten nicht immer Lands¬
leute sind, sondern nothwendig und pflichtmäßig andre als die
Preußischen Interessen vertreten. Es ist hart, wenn zwischen Mutter
und Tochter, zwischen Bruder und Schwester eine Landesgrenze
als Scheidelinie der Interessen liegt; aber das Vergessen derselben
ist immer gefährlich für den Staat.

Seite 12. Die "letzte Conseilsitzung" (am 3.) war keine
conseil-Sitzung, sondern nur eine den Ministern selbst vorher nicht
bekannte Berufung zu Sr. Majestät.

Seite 13. Die Mittheilung an die Minister würde dem
memoire einen amtlichen Charakter geben, welchen Auslassungen
der Thronfolger an sich nicht haben.


Sechzehntes Kapitel: Danziger Epiſode.
tragenden Räthe, mit denen allein S. K. H. die ſchwebenden
Staatsſachen zu bearbeiten berechtigt ſein kann, nicht Gegner, ſon¬
dern Freunde der Regirung ſeien, oder doch unparteiiſche Beurtheiler
ohne intime Beziehungen zur Oppoſition im Landtage und in der
Preſſe. Der ſchwierigſte Punkt iſt die Discretion, beſonders gegen
das Ausland, ſo lange nicht bei Sr. K. H. und bei Ihrer K. H.
der Frau Kronprinzeſſin das Bewußtſein durchgedrungen iſt, daß
in regirenden Häuſern die nächſten Verwandten nicht immer Lands¬
leute ſind, ſondern nothwendig und pflichtmäßig andre als die
Preußiſchen Intereſſen vertreten. Es iſt hart, wenn zwiſchen Mutter
und Tochter, zwiſchen Bruder und Schweſter eine Landesgrenze
als Scheidelinie der Intereſſen liegt; aber das Vergeſſen derſelben
iſt immer gefährlich für den Staat.

Seite 12. Die „letzte Conſeilſitzung“ (am 3.) war keine
conseil-Sitzung, ſondern nur eine den Miniſtern ſelbſt vorher nicht
bekannte Berufung zu Sr. Majeſtät.

Seite 13. Die Mittheilung an die Miniſter würde dem
mémoire einen amtlichen Charakter geben, welchen Auslaſſungen
der Thronfolger an ſich nicht haben.


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[330/0357] Sechzehntes Kapitel: Danziger Epiſode. tragenden Räthe, mit denen allein S. K. H. die ſchwebenden Staatsſachen zu bearbeiten berechtigt ſein kann, nicht Gegner, ſon¬ dern Freunde der Regirung ſeien, oder doch unparteiiſche Beurtheiler ohne intime Beziehungen zur Oppoſition im Landtage und in der Preſſe. Der ſchwierigſte Punkt iſt die Discretion, beſonders gegen das Ausland, ſo lange nicht bei Sr. K. H. und bei Ihrer K. H. der Frau Kronprinzeſſin das Bewußtſein durchgedrungen iſt, daß in regirenden Häuſern die nächſten Verwandten nicht immer Lands¬ leute ſind, ſondern nothwendig und pflichtmäßig andre als die Preußiſchen Intereſſen vertreten. Es iſt hart, wenn zwiſchen Mutter und Tochter, zwiſchen Bruder und Schweſter eine Landesgrenze als Scheidelinie der Intereſſen liegt; aber das Vergeſſen derſelben iſt immer gefährlich für den Staat. Seite 12. Die „letzte Conſeilſitzung“ (am 3.) war keine conseil-Sitzung, ſondern nur eine den Miniſtern ſelbſt vorher nicht bekannte Berufung zu Sr. Majeſtät. Seite 13. Die Mittheilung an die Miniſter würde dem mémoire einen amtlichen Charakter geben, welchen Auslaſſungen der Thronfolger an ſich nicht haben.

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Zitationshilfe: Bismarck, Otto von: Gedanken und Erinnerungen. Bd. 1. Stuttgart, 1898, S. 330. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bismarck_erinnerungen01_1898/357>, abgerufen am 23.11.2024.