Birken, Sigmund von: Die Fried-erfreuete Teutonje. Nürnberg, 1652.seine Cartaunen und Kriegsspiele in den süssen Wein knal- 139. Allen Anwesenden gefiele dieser höfliche Abschied 140. Sein Krieg hätte jetzund ein Ende/ nun solte jhrer tzen/
ſeine Cartaunen und Kriegsſpiele in den ſuͤſſen Wein knal- 139. Allen Anweſenden gefiele dieſer hoͤfliche Abſchied 140. Sein Krieg haͤtte jetzund ein Ende/ nun ſolte jhrer tzen/
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ſeine Cartaunen und Kriegsſpiele in den ſuͤſſen Wein knal-
len und ſchallen laſſen. Gabe damit mit betruͤbten Ange-
ſicht/ weil jhm ſehr ſchwer fiele/ ſo dapfre Helden aus ſeinem
Dienſte zu laſſen/ gute Nacht.
139.
Allen Anweſenden gefiele dieſer hoͤfliche Abſchied
ſehr wol/ und waren jhrer viele/ die dieſen Gottnun nit mehr
fuͤr ſo grauſam hielten/ als jhn die gemeine Sage beſchriebe.
Alle ſeine Geberden warẽ Heldenmaͤſſig/ und aus ſeinen Au-
gen ſchine nichts als Dapfeꝛkeit. Man haͤtte/ wegen ſotahner
ſeiner Verwunderlichkeit/ laͤnger auf jhn geſehen/ wann nit
die neben jhm ſtehende Venus* mit jhrer Holdſeligkeit und
buleriſchen Blicken alle Hertzen und Augen/ wie ein Mag-
net/ an ſich gezogen. Sie gienge halb nackicht/ weil ſo eine
Wunderſchoͤnheit nicht muſte verſteckt ſeyn/ auch keines
praͤchtigen Kleides zu jhrer Verſchoͤnerung vonnoͤhten
hatte. Ihre mit freundlichſten Geberden vorgebrachte Re-
den gaben zu verſtehen/ in was Freuden ſie ſich wegen dieſer
neuen Friedensverbindung befaͤnde/ weil ſie/ als eine Goͤttin
der Liebe/ an ſtat deß langgehegten Haſſes/ forthin im Reiche
Fußhalten wuͤrde. Sie bekenne zwar/ daß ſie ſeither dem
Gott Mars in ſeinen Kriegen nicht ungerne nachgezogen;
ſie muͤſſe aber jetzund von jhme/ und bey den Teutoniern
verbleiben; doch wolte ſie jhm etwan wider folgen und be-
ſuchen/ wann ſie im Reiche allen noch uͤbrigen Groll und
Zank in Liebe wuͤrde verwandelt haben.
* Carl Wel
ſer/ P. N.
140.
Sein Krieg haͤtte jetzund ein Ende/ nun ſolte jhrer
anfangen. Sie wolte die Hertzen mit Kertzen der Liebe/ und
nicht mit Zankfackeln anſtecken und entzuͤnden. Machete
damit jhren Sohn/ den kleinẽ Cupido/ zum Feldherrn jhres
Kriegs/ und verglieche die Wuͤrkungen beyder/ ſeiner und
des Martis/ Waffen miteinander; frolockete/ daß die Teu-
tonier nunmehr zu jhrem Kriegen beſſer Luſt haͤtten/ als zu
des Martis ſeinen. Befahl darauf dem kleinen Liebesſchuͤ-
tzen/
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