Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bion, Nicolas: Dritte Eröfnung der neuen mathematischen Werkschule (Übers. Johann Gabriel Doppelmayr). Bd. 3. Nürnberg, 1765.

Bild:
<< vorherige Seite

das Lateinische schon von Anno 1704. her auch vielen Liebhabern gedienet,
richtig darstellen möge, da nicht allein solche, nebst andern mit denen Be-
obachtungen ziemlich wohl übereinstimmen, sondern auch bißhero die be-
quemste und leichteste zu diesem Gebrauche sind, wovon das folgende ein meh-
rers lehren wird.

Vorbereitung zu diesem Planetolabio.

Man supponiret zuförderst, daß derjenige, so dieses Instrument eigen-
händig zu verfertigen, und die darzu erforderte Maasen und Zahlen
auszufinden verlanget, in der Mechanic, Arithmetic und Geometrie wohl
fundiret seye, damit es in allen Stücken seine Richtigkeit erlangen möge, zu
dieser trägt absonderlich vieles bey, so man so wol die kleinen als die gros-
sen Schelben aus Messing oder Kupfer von einer ziemlichen Grösse dazu
bereitet, wofern es aber die Unkosten nicht zulassen, muß man solche entwe-
der von einem guten trockenen Holz, oder, von einem Pappendeckel machen,
die imvendige Scheibe und den obbesagten auswendigen Ring entweder mit
saubern weissen Papier, oder mit einem feinen Pergament überziehen, und
dann wohl austrocknen lassen, da man dann die Verzeichnung des Planeto-
labii vornehmen kann. Das Hauptwerk hiervon beruhet darauf, daß, weil
es nach des Keplers und der heutigen Astronomorum Beweißgründen ganz
richtig, wie die Orbitä der sechs Hauptplaneten nicht aus ordentlichen, son-
dern vielmehr ablangen Zirkeln oder Ellipsen bestehen, deren Plana gegen
dem Plano Orbitä Terrä ganz unterschiedene Neigungen haben, man erst-
lich lehre, wie eine jede Ellipse also auf einem Plano optice zu entwerfen
feye, als sehe man selbige mit dem Auge aus einer unendlichen Weite an,
oder wie, so eben eins ist, auf einer ebenen Fläche, so man aus den Puncten
des Umfangs, jeden solcher inclinirenden Ellipsen lauter perpendiculare Linien
auf das Fundame talplanum fallen lässet, der Umkreiß solcher, den wir or-
bitam planä curtatam nennen, beschrieben werden soll; Um dieses nun zu
finden, so hat man aus der Lehre von den conischen Sectionen zum Fun-
dament zu wissen, daß, weil nach dem obigen jede orbita planetä inclinata
eine Ellipsis ist, dann auch jede orbita Planetä curtata eine Ellipsis werden
müsse, jedoch mit dem Unterschiede, daß sie weder so groß als die orbita in-
clinata selbsten seye, noch aber ihre grosse Axe oder der Diameter nansver-
sa durch die Sonne gehe, auch nicht auf eben denselben Gradum Zodiaci,
wie die grosse Axe der orbitä inclinatä inlause, dahero dann ihre Brennpuncte
weder nach dem Stande noch nach der Weite mit jenen übereinkommen, und
also auch nicht die Sonne in dem Brennpuncte der Ellipsis curtatä, wie im
dem Brennpuncte der Ellipsis incl natä sich befinde.

das Lateiniſche ſchon von Anno 1704. her auch vielen Liebhabern gedienet,
richtig darſtellen möge, da nicht allein ſolche, nebſt andern mit denen Be-
obachtungen ziemlich wohl übereinſtimmen, ſondern auch bißhero die be-
quemſte und leichteſte zu dieſem Gebrauche ſind, wovon das folgende ein meh-
rers lehren wird.

Vorbereitung zu dieſem Planetolabio.

Man ſupponiret zuförderſt, daß derjenige, ſo dieſes Inſtrument eigen-
händig zu verfertigen, und die darzu erforderte Maaſen und Zahlen
auszufinden verlanget, in der Mechanic, Arithmetic und Geometrie wohl
fundiret ſeye, damit es in allen Stücken ſeine Richtigkeit erlangen möge, zu
dieſer trägt abſonderlich vieles bey, ſo man ſo wol die kleinen als die groſ-
ſen Schelben aus Meſſing oder Kupfer von einer ziemlichen Gröſſe dazu
bereitet, wofern es aber die Unkoſten nicht zulaſſen, muß man ſolche entwe-
der von einem guten trockenen Holz, oder, von einem Pappendeckel machen,
die imvendige Scheibe und den obbeſagten auswendigen Ring entweder mit
ſaubern weiſſen Papier, oder mit einem feinen Pergament überziehen, und
dann wohl austrocknen laſſen, da man dann die Verzeichnung des Planeto-
labii vornehmen kann. Das Hauptwerk hiervon beruhet darauf, daß, weil
es nach des Keplers und der heutigen Aſtronomorum Beweißgründen ganz
richtig, wie die Orbitä der ſechs Hauptplaneten nicht aus ordentlichen, ſon-
dern vielmehr ablangen Zirkeln oder Ellipſen beſtehen, deren Plana gegen
dem Plano Orbitä Terrä ganz unterſchiedene Neigungen haben, man erſt-
lich lehre, wie eine jede Ellipſe alſo auf einem Plano optice zu entwerfen
feye, als ſehe man ſelbige mit dem Auge aus einer unendlichen Weite an,
oder wie, ſo eben eins iſt, auf einer ebenen Fläche, ſo man aus den Puncten
des Umfangs, jeden ſolcher inclinirenden Ellipſen lauter perpendiculare Linien
auf das Fundame talplanum fallen läſſet, der Umkreiß ſolcher, den wir or-
bitam planä curtatam nennen, beſchrieben werden ſoll; Um dieſes nun zu
finden, ſo hat man aus der Lehre von den coniſchen Sectionen zum Fun-
dament zu wiſſen, daß, weil nach dem obigen jede orbita planetä inclinata
eine Ellipſis iſt, dann auch jede orbita Planetä curtata eine Ellipſis werden
müſſe, jedoch mit dem Unterſchiede, daß ſie weder ſo groß als die orbita in-
clinata ſelbſten ſeye, noch aber ihre groſſe Axe oder der Diameter nansver-
ſa durch die Sonne gehe, auch nicht auf eben denſelben Gradum Zodiaci,
wie die groſſe Axe der orbitä inclinatä inlauſe, dahero dann ihre Brennpuncte
weder nach dem Stande noch nach der Weite mit jenen übereinkommen, und
alſo auch nicht die Sonne in dem Brennpuncte der Ellipſis curtatä, wie im
dem Brennpuncte der Ellipſis incl natä ſich befinde.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0099" n="87"/>
das Lateini&#x017F;che &#x017F;chon von Anno 1704. her auch vielen Liebhabern gedienet,<lb/>
richtig dar&#x017F;tellen möge, da nicht allein &#x017F;olche, neb&#x017F;t andern mit denen Be-<lb/>
obachtungen ziemlich wohl überein&#x017F;timmen, &#x017F;ondern auch bißhero die be-<lb/>
quem&#x017F;te und leichte&#x017F;te zu die&#x017F;em Gebrauche &#x017F;ind, wovon das folgende ein meh-<lb/>
rers lehren wird. </p>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Vorbereitung zu die&#x017F;em Planetolabio.</head><lb/>
        <p><hi rendition="#in">M</hi>an &#x017F;upponiret zuförder&#x017F;t, daß derjenige, &#x017F;o die&#x017F;es In&#x017F;trument eigen-<lb/>
händig zu verfertigen, und die darzu erforderte Maa&#x017F;en und Zahlen<lb/>
auszufinden verlanget, in der Mechanic, Arithmetic und Geometrie wohl<lb/>
fundiret &#x017F;eye, damit es in allen Stücken &#x017F;eine Richtigkeit erlangen möge, zu<lb/>
die&#x017F;er trägt ab&#x017F;onderlich vieles bey, &#x017F;o man &#x017F;o wol die kleinen als die gro&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en Schelben aus Me&#x017F;&#x017F;ing oder Kupfer von einer ziemlichen Grö&#x017F;&#x017F;e dazu<lb/>
bereitet, wofern es aber die Unko&#x017F;ten nicht zula&#x017F;&#x017F;en, muß man &#x017F;olche entwe-<lb/>
der von einem guten trockenen Holz, oder, von einem Pappendeckel machen,<lb/>
die imvendige Scheibe und den obbe&#x017F;agten auswendigen Ring entweder mit<lb/>
&#x017F;aubern wei&#x017F;&#x017F;en Papier, oder mit einem feinen Pergament überziehen, und<lb/>
dann wohl austrocknen la&#x017F;&#x017F;en, da man dann die Verzeichnung des Planeto-<lb/>
labii vornehmen kann. Das Hauptwerk hiervon beruhet darauf, daß, weil<lb/>
es nach des Keplers und der heutigen A&#x017F;tronomorum Beweißgründen ganz<lb/>
richtig, wie die Orbitä der &#x017F;echs Hauptplaneten nicht aus ordentlichen, &#x017F;on-<lb/>
dern vielmehr ablangen Zirkeln oder Ellip&#x017F;en be&#x017F;tehen, deren Plana gegen<lb/>
dem Plano Orbitä Terrä ganz unter&#x017F;chiedene Neigungen haben, man er&#x017F;t-<lb/>
lich lehre, wie eine jede Ellip&#x017F;e al&#x017F;o auf einem Plano optice zu entwerfen<lb/>
feye, als &#x017F;ehe man &#x017F;elbige mit dem Auge aus einer unendlichen Weite an,<lb/>
oder wie, &#x017F;o eben eins i&#x017F;t, auf einer ebenen Fläche, &#x017F;o man aus den Puncten<lb/>
des Umfangs, jeden &#x017F;olcher inclinirenden Ellip&#x017F;en lauter perpendiculare Linien<lb/>
auf das Fundame talplanum fallen lä&#x017F;&#x017F;et, der Umkreiß &#x017F;olcher, den wir or-<lb/>
bitam planä curtatam nennen, be&#x017F;chrieben werden &#x017F;oll; Um die&#x017F;es nun zu<lb/>
finden, &#x017F;o hat man aus der Lehre von den coni&#x017F;chen Sectionen zum Fun-<lb/>
dament zu wi&#x017F;&#x017F;en, daß, weil nach dem obigen jede orbita planetä inclinata<lb/>
eine Ellip&#x017F;is i&#x017F;t, dann auch jede orbita Planetä curtata eine Ellip&#x017F;is werden<lb/>&#x017F;&#x017F;e, jedoch mit dem Unter&#x017F;chiede, daß &#x017F;ie weder &#x017F;o groß als die orbita in-<lb/>
clinata &#x017F;elb&#x017F;ten &#x017F;eye, noch aber ihre gro&#x017F;&#x017F;e Axe oder der Diameter nansver-<lb/>
&#x017F;a durch die Sonne gehe, auch nicht auf eben den&#x017F;elben Gradum Zodiaci,<lb/>
wie die gro&#x017F;&#x017F;e Axe der orbitä inclinatä inlau&#x017F;e, dahero dann ihre Brennpuncte<lb/>
weder nach dem Stande noch nach der Weite mit jenen übereinkommen, und<lb/>
al&#x017F;o auch nicht die Sonne in dem Brennpuncte der Ellip&#x017F;is curtatä, wie im<lb/>
dem Brennpuncte der Ellip&#x017F;is incl natä &#x017F;ich befinde. </p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[87/0099] das Lateiniſche ſchon von Anno 1704. her auch vielen Liebhabern gedienet, richtig darſtellen möge, da nicht allein ſolche, nebſt andern mit denen Be- obachtungen ziemlich wohl übereinſtimmen, ſondern auch bißhero die be- quemſte und leichteſte zu dieſem Gebrauche ſind, wovon das folgende ein meh- rers lehren wird. Vorbereitung zu dieſem Planetolabio. Man ſupponiret zuförderſt, daß derjenige, ſo dieſes Inſtrument eigen- händig zu verfertigen, und die darzu erforderte Maaſen und Zahlen auszufinden verlanget, in der Mechanic, Arithmetic und Geometrie wohl fundiret ſeye, damit es in allen Stücken ſeine Richtigkeit erlangen möge, zu dieſer trägt abſonderlich vieles bey, ſo man ſo wol die kleinen als die groſ- ſen Schelben aus Meſſing oder Kupfer von einer ziemlichen Gröſſe dazu bereitet, wofern es aber die Unkoſten nicht zulaſſen, muß man ſolche entwe- der von einem guten trockenen Holz, oder, von einem Pappendeckel machen, die imvendige Scheibe und den obbeſagten auswendigen Ring entweder mit ſaubern weiſſen Papier, oder mit einem feinen Pergament überziehen, und dann wohl austrocknen laſſen, da man dann die Verzeichnung des Planeto- labii vornehmen kann. Das Hauptwerk hiervon beruhet darauf, daß, weil es nach des Keplers und der heutigen Aſtronomorum Beweißgründen ganz richtig, wie die Orbitä der ſechs Hauptplaneten nicht aus ordentlichen, ſon- dern vielmehr ablangen Zirkeln oder Ellipſen beſtehen, deren Plana gegen dem Plano Orbitä Terrä ganz unterſchiedene Neigungen haben, man erſt- lich lehre, wie eine jede Ellipſe alſo auf einem Plano optice zu entwerfen feye, als ſehe man ſelbige mit dem Auge aus einer unendlichen Weite an, oder wie, ſo eben eins iſt, auf einer ebenen Fläche, ſo man aus den Puncten des Umfangs, jeden ſolcher inclinirenden Ellipſen lauter perpendiculare Linien auf das Fundame talplanum fallen läſſet, der Umkreiß ſolcher, den wir or- bitam planä curtatam nennen, beſchrieben werden ſoll; Um dieſes nun zu finden, ſo hat man aus der Lehre von den coniſchen Sectionen zum Fun- dament zu wiſſen, daß, weil nach dem obigen jede orbita planetä inclinata eine Ellipſis iſt, dann auch jede orbita Planetä curtata eine Ellipſis werden müſſe, jedoch mit dem Unterſchiede, daß ſie weder ſo groß als die orbita in- clinata ſelbſten ſeye, noch aber ihre groſſe Axe oder der Diameter nansver- ſa durch die Sonne gehe, auch nicht auf eben denſelben Gradum Zodiaci, wie die groſſe Axe der orbitä inclinatä inlauſe, dahero dann ihre Brennpuncte weder nach dem Stande noch nach der Weite mit jenen übereinkommen, und alſo auch nicht die Sonne in dem Brennpuncte der Ellipſis curtatä, wie im dem Brennpuncte der Ellipſis incl natä ſich befinde.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

ECHO: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-10-09T11:08:35Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-10-09T11:08:35Z)
ECHO: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-10-09T11:08:35Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Der Zeilenfall wurde beibehalten.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen und Zeilen hinweg werden beibehalten.
  • Marginalien werden jeweils am Ende des entsprechenden Absatzes ausgezeichnet.
  • Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bion_werkschule03_1765
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bion_werkschule03_1765/99
Zitationshilfe: Bion, Nicolas: Dritte Eröfnung der neuen mathematischen Werkschule (Übers. Johann Gabriel Doppelmayr). Bd. 3. Nürnberg, 1765, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bion_werkschule03_1765/99>, abgerufen am 13.11.2024.