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Bion, Nicolas: Dritte Eröfnung der neuen mathematischen Werkschule (Übers. Johann Gabriel Doppelmayr). Bd. 3. Nürnberg, 1765.

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Das funfzehende Capitel.
Von der Zubereitung und dem Gebrauche verschie-
dener Mikrometer und Netze.

Diese Gattung der astronomischen Instrumenten folget billig auf die
Sehröhren, weil jene in diesem vorjetzo gar bequem und nützlich an-
gebracht werden, es dienen aber selbige in der Astronomie gar herr-
lich darzu, daß man die gar kleine Distanzen und Spatia, die man sonsten
mit denen ordentlichen Quadranten, Sextanten, Octanten zu nehmen nicht
vermag, z. E. die Durchmessere der Planeten und Fixsterne, die Durch-
messere der Maculn in der Sonne und des Monds, die Distanzen der Pla-
neten von den genäuern Fixsternen, die Distanzen der Saturnischen und
Jovialischen Nebenplaneten von ihren Hauptplaneten, die Phasen in den
Sonn und Mondsfinsternissen auch die Digitos eclipsatos, die Occultatio-
nes, Transitus, Venerem und Mercurium sub sole &c. dabey gar richtig
bestimmen könne, die erste Erfindung dieses Instruments wird mit allem
Recht dem vortreflichen Mathematico, Herrn Christian Huigen zuerkannt,
welcher schon A. 1658, und zwar in seinem Systemate Saturnino p. 82. deutlich
gewiesen, wie die scheinbaren Durchmessere der Planeten recht zu messen
seyen, also daß dieses, so zu den obbemeldeten kleinen Spatiis gebrauchet
wird, eben so wohl, ob es schon Herr Huigen nicht gethan, ein Mikrometer
genennet werden kann.

Von der Construction dieses Hugenianischen
Mikrometers.

Die Zubereitung dieses Instruments bestehet in folgenden: Man spannet
erstlich auf einem messingen Ring, dessen Oefnung etwas kleiner dann
die Grösse des Ocularglases ist, zween zarte Fäden creutzweiß aus, daß sie im
Mittelpuncts einander in geraden Winkeln durchsehneiden, ordnet selbigen
in dem Brennpuncte des Sehrohrs gehörig an, und untersuchet, wie viel
der Durchmesser der vorgegebenen Oefnung, Minuten und Secunden in
dem Himmel austrage, dieses kann man bey dem Transitu eines Sterns
an dem einem Faden, als Durchmesser, gar leicht prästiren, indeme man,
nachdeme das Sehrohr unbeweglich gestellet worden, die Zeit dieses Vor-
übergangs nach den Vibrationen entweder eines blosen Penduls, das die

Das funfzehende Capitel.
Von der Zubereitung und dem Gebrauche verſchie-
dener Mikrometer und Netze.

Dieſe Gattung der aſtronomiſchen Inſtrumenten folget billig auf die
Sehröhren, weil jene in dieſem vorjetzo gar bequem und nützlich an-
gebracht werden, es dienen aber ſelbige in der Aſtronomie gar herr-
lich darzu, daß man die gar kleine Diſtanzen und Spatia, die man ſonſten
mit denen ordentlichen Quadranten, Sextanten, Octanten zu nehmen nicht
vermag, z. E. die Durchmeſſere der Planeten und Fixſterne, die Durch-
meſſere der Maculn in der Sonne und des Monds, die Diſtanzen der Pla-
neten von den genäuern Fixſternen, die Diſtanzen der Saturniſchen und
Jovialiſchen Nebenplaneten von ihren Hauptplaneten, die Phaſen in den
Sonn und Mondsfinſterniſſen auch die Digitos eclipſatos, die Occultatio-
nes, Tranſitus, Venerem und Mercurium ſub ſole &c. dabey gar richtig
beſtimmen könne, die erſte Erfindung dieſes Inſtruments wird mit allem
Recht dem vortreflichen Mathematico, Herrn Chriſtian Huigen zuerkannt,
welcher ſchon A. 1658, und zwar in ſeinem Syſtemate Saturnino p. 82. deutlich
gewieſen, wie die ſcheinbaren Durchmeſſere der Planeten recht zu meſſen
ſeyen, alſo daß dieſes, ſo zu den obbemeldeten kleinen Spatiis gebrauchet
wird, eben ſo wohl, ob es ſchon Herr Huigen nicht gethan, ein Mikrometer
genennet werden kann.

Von der Conſtruction dieſes Hugenianiſchen
Mikrometers.

Die Zubereitung dieſes Inſtruments beſtehet in folgenden: Man ſpannet
erſtlich auf einem meſſingen Ring, deſſen Oefnung etwas kleiner dann
die Gröſſe des Ocularglaſes iſt, zween zarte Fäden creutzweiß aus, daß ſie im
Mittelpuncts einander in geraden Winkeln durchſehneiden, ordnet ſelbigen
in dem Brennpuncte des Sehrohrs gehörig an, und unterſuchet, wie viel
der Durchmeſſer der vorgegebenen Oefnung, Minuten und Secunden in
dem Himmel austrage, dieſes kann man bey dem Tranſitu eines Sterns
an dem einem Faden, als Durchmeſſer, gar leicht präſtiren, indeme man,
nachdeme das Sehrohr unbeweglich geſtellet worden, die Zeit dieſes Vor-
übergangs nach den Vibrationen entweder eines bloſen Penduls, das die

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[133/0145] Das funfzehende Capitel. Von der Zubereitung und dem Gebrauche verſchie- dener Mikrometer und Netze. Dieſe Gattung der aſtronomiſchen Inſtrumenten folget billig auf die Sehröhren, weil jene in dieſem vorjetzo gar bequem und nützlich an- gebracht werden, es dienen aber ſelbige in der Aſtronomie gar herr- lich darzu, daß man die gar kleine Diſtanzen und Spatia, die man ſonſten mit denen ordentlichen Quadranten, Sextanten, Octanten zu nehmen nicht vermag, z. E. die Durchmeſſere der Planeten und Fixſterne, die Durch- meſſere der Maculn in der Sonne und des Monds, die Diſtanzen der Pla- neten von den genäuern Fixſternen, die Diſtanzen der Saturniſchen und Jovialiſchen Nebenplaneten von ihren Hauptplaneten, die Phaſen in den Sonn und Mondsfinſterniſſen auch die Digitos eclipſatos, die Occultatio- nes, Tranſitus, Venerem und Mercurium ſub ſole &c. dabey gar richtig beſtimmen könne, die erſte Erfindung dieſes Inſtruments wird mit allem Recht dem vortreflichen Mathematico, Herrn Chriſtian Huigen zuerkannt, welcher ſchon A. 1658, und zwar in ſeinem Syſtemate Saturnino p. 82. deutlich gewieſen, wie die ſcheinbaren Durchmeſſere der Planeten recht zu meſſen ſeyen, alſo daß dieſes, ſo zu den obbemeldeten kleinen Spatiis gebrauchet wird, eben ſo wohl, ob es ſchon Herr Huigen nicht gethan, ein Mikrometer genennet werden kann. Von der Conſtruction dieſes Hugenianiſchen Mikrometers. Die Zubereitung dieſes Inſtruments beſtehet in folgenden: Man ſpannet erſtlich auf einem meſſingen Ring, deſſen Oefnung etwas kleiner dann die Gröſſe des Ocularglaſes iſt, zween zarte Fäden creutzweiß aus, daß ſie im Mittelpuncts einander in geraden Winkeln durchſehneiden, ordnet ſelbigen in dem Brennpuncte des Sehrohrs gehörig an, und unterſuchet, wie viel der Durchmeſſer der vorgegebenen Oefnung, Minuten und Secunden in dem Himmel austrage, dieſes kann man bey dem Tranſitu eines Sterns an dem einem Faden, als Durchmeſſer, gar leicht präſtiren, indeme man, nachdeme das Sehrohr unbeweglich geſtellet worden, die Zeit dieſes Vor- übergangs nach den Vibrationen entweder eines bloſen Penduls, das die

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Zitationshilfe: Bion, Nicolas: Dritte Eröfnung der neuen mathematischen Werkschule (Übers. Johann Gabriel Doppelmayr). Bd. 3. Nürnberg, 1765, S. 133. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bion_werkschule03_1765/145>, abgerufen am 13.11.2024.