warum mir zur selbigen Zeit alles zuwider, und mich alles, wenn es auch noch so geringe Dinge waren, in Zorn und Furcht setzen wolte; so daß ich mich recht darüber sowol betrübte, als verwunderte. Feuers-Brünste sind sonst et- was, das mich niemahls in meinem Leben in sonderliche Bewegung gesetzt, sie haben mögen ferne, oder nahe seyn. Alß dieses Jahr in der Fasten-Zeit, wenn ich mich anders noch recht erinnere, in Baumeister Lehmanns Hause Feuer auskam, und ich das Feuer und Rauch aus dem Marstall aus meinem Fenster sahe, so war ich voller Angst, Zittern, und Erschre- cken, so daß ich auch darüber reflectirte, und über solchen Affect recht erstaunete, weil er bey dergleichen Fällen niemahlen sonst bey mir ent- standen war. Gegen Ostern sahe mich alles ängstlich an, oder was ich im Hause ansahe, das sahe ich mit traurigem, und schwermüthigem Geiste an.
Anno 1715. §. 129.
Diese Schwermuth wurde noch um ein großes gemehret, alß ich aus Ubereilung dem Catecheten, M. Schuster, mit Rath an die Hand gieng, wie er es machen solte, wenn er seines Catecheten-Dienstes gerne wolte los wer-
den.
Schwermuth, Angſt, Traurigkeit,
warum mir zur ſelbigen Zeit alles zuwider, und mich alles, wenn es auch noch ſo geringe Dinge waren, in Zorn und Furcht ſetzen wolte; ſo daß ich mich recht daruͤber ſowol betruͤbte, als verwunderte. Feuers-Bruͤnſte ſind ſonſt et- was, das mich niemahls in meinem Leben in ſonderliche Bewegung geſetzt, ſie haben moͤgen ferne, oder nahe ſeyn. Alß dieſes Jahr in der Faſten-Zeit, wenn ich mich anders noch recht erinnere, in Baumeiſter Lehmanns Hauſe Feuer auskam, und ich das Feuer und Rauch aus dem Marſtall aus meinem Fenſter ſahe, ſo war ich voller Angſt, Zittern, und Erſchre- cken, ſo daß ich auch daruͤber reflectirte, und uͤber ſolchen Affect recht erſtaunete, weil er bey dergleichen Faͤllen niemahlen ſonſt bey mir ent- ſtanden war. Gegen Oſtern ſahe mich alles aͤngſtlich an, oder was ich im Hauſe anſahe, das ſahe ich mit traurigem, und ſchwermuͤthigem Geiſte an.
Anno 1715. §. 129.
Dieſe Schwermuth wurde noch um ein großes gemehret, alß ich aus Ubereilung dem Catecheten, M. Schuſter, mit Rath an die Hand gieng, wie er es machen ſolte, wenn er ſeines Catecheten-Dienſtes gerne wolte los wer-
den.
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0642"n="596"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Schwermuth, Angſt, Traurigkeit,</hi></fw><lb/>
warum mir zur ſelbigen Zeit alles zuwider, und<lb/>
mich alles, wenn es auch noch ſo geringe Dinge<lb/>
waren, in Zorn und Furcht ſetzen wolte; ſo<lb/>
daß ich mich recht daruͤber ſowol betruͤbte, als<lb/>
verwunderte. Feuers-Bruͤnſte ſind ſonſt et-<lb/>
was, das mich niemahls in meinem Leben in<lb/>ſonderliche Bewegung geſetzt, ſie haben moͤgen<lb/>
ferne, oder nahe ſeyn. Alß dieſes Jahr in<lb/>
der Faſten-Zeit, wenn ich mich anders noch<lb/>
recht erinnere, in Baumeiſter Lehmanns Hauſe<lb/>
Feuer auskam, und ich das Feuer und Rauch<lb/>
aus dem Marſtall aus meinem Fenſter ſahe,<lb/>ſo war ich voller Angſt, Zittern, und Erſchre-<lb/>
cken, ſo daß ich auch daruͤber <hirendition="#aq">reflecti</hi>rte, und<lb/>
uͤber ſolchen <hirendition="#aq">Affect</hi> recht erſtaunete, weil er bey<lb/>
dergleichen Faͤllen niemahlen ſonſt bey mir ent-<lb/>ſtanden war. Gegen Oſtern ſahe mich alles<lb/>
aͤngſtlich an, oder was ich im Hauſe anſahe, das<lb/>ſahe ich mit traurigem, und ſchwermuͤthigem<lb/>
Geiſte an.</p></div><lb/><divn="1"><head><hirendition="#b"><hirendition="#g"><hirendition="#aq">Anno</hi> 1715.</hi></hi><lb/>
§. 129.</head><lb/><p>Dieſe Schwermuth wurde noch um ein<lb/>
großes gemehret, alß ich aus Ubereilung dem<lb/><hirendition="#aq">Catechet</hi>en, <hirendition="#aq">M. Schuſter,</hi> mit Rath an die<lb/>
Hand gieng, wie er es machen ſolte, wenn er<lb/>ſeines <hirendition="#aq">Catechet</hi>en-Dienſtes gerne wolte los wer-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">den.</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[596/0642]
Schwermuth, Angſt, Traurigkeit,
warum mir zur ſelbigen Zeit alles zuwider, und
mich alles, wenn es auch noch ſo geringe Dinge
waren, in Zorn und Furcht ſetzen wolte; ſo
daß ich mich recht daruͤber ſowol betruͤbte, als
verwunderte. Feuers-Bruͤnſte ſind ſonſt et-
was, das mich niemahls in meinem Leben in
ſonderliche Bewegung geſetzt, ſie haben moͤgen
ferne, oder nahe ſeyn. Alß dieſes Jahr in
der Faſten-Zeit, wenn ich mich anders noch
recht erinnere, in Baumeiſter Lehmanns Hauſe
Feuer auskam, und ich das Feuer und Rauch
aus dem Marſtall aus meinem Fenſter ſahe,
ſo war ich voller Angſt, Zittern, und Erſchre-
cken, ſo daß ich auch daruͤber reflectirte, und
uͤber ſolchen Affect recht erſtaunete, weil er bey
dergleichen Faͤllen niemahlen ſonſt bey mir ent-
ſtanden war. Gegen Oſtern ſahe mich alles
aͤngſtlich an, oder was ich im Hauſe anſahe, das
ſahe ich mit traurigem, und ſchwermuͤthigem
Geiſte an.
Anno 1715.
§. 129.
Dieſe Schwermuth wurde noch um ein
großes gemehret, alß ich aus Ubereilung dem
Catecheten, M. Schuſter, mit Rath an die
Hand gieng, wie er es machen ſolte, wenn er
ſeines Catecheten-Dienſtes gerne wolte los wer-
den.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 596. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/642>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.