Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738.

Bild:
<< vorherige Seite

von diesem Berge,
then seyn, wenn ich nicht zu allem Glücke bey
dieser Gelegenheit meinen Bruder auf den
Sieben-Huben zu besuchen, und bey ihm
auszuruhen mich entschlossen hätte, von welchem
ich erst den andern Tag darauf durch ein ander
Thor wieder in die Stadt gieng. Denn die
12. Commilitones, so durch eben dieses Thor
denselben Tag des Abends wieder gehen wolten,
durch welches wir heraus gegangen, wurden
alle im Thore angehalten, gefangen genommen,
auf das Rath-Haus geführet, und eingesteckt.
Bey der Verhör solten sie sagen, wo sie den
Studiosum gelaßen, der dem Schul-Herrn die
Fenster eingeworffen; denn es war heraus ge-
kommen, daß derselbe mit uns Compagnie ge-
macht hätte, oder der Schul-College war auf
die Gedancken kommen, als ob wir ihm das
Geleite auf seiner Flucht hätten geben wollen.
Wer war froher, denn ich, daß ich solchem Un-
glück entgangen! Jch glaube, meine Mutter
wäre des Todes gewesen, wenn sie gehöret hätte,
daß ich auf dem Rath-Hause gefangen säße.

Anno 1698.
§. 34.

Doch war diese kleine Reise nicht gantz ohne
allen Nutzen abgegangen, so daß mich dieselbe
hernach eben nicht gereuet hat. Denn wir

lerne-

von dieſem Berge,
then ſeyn, wenn ich nicht zu allem Gluͤcke bey
dieſer Gelegenheit meinen Bruder auf den
Sieben-Huben zu beſuchen, und bey ihm
auszuruhen mich entſchloſſen haͤtte, von welchem
ich erſt den andern Tag darauf durch ein ander
Thor wieder in die Stadt gieng. Denn die
12. Commilitones, ſo durch eben dieſes Thor
denſelben Tag des Abends wieder gehen wolten,
durch welches wir heraus gegangen, wurden
alle im Thore angehalten, gefangen genommen,
auf das Rath-Haus gefuͤhret, und eingeſteckt.
Bey der Verhoͤr ſolten ſie ſagen, wo ſie den
Studioſum gelaßen, der dem Schul-Herrn die
Fenſter eingeworffen; denn es war heraus ge-
kommen, daß derſelbe mit uns Compagnie ge-
macht haͤtte, oder der Schul-College war auf
die Gedancken kommen, als ob wir ihm das
Geleite auf ſeiner Flucht haͤtten geben wollen.
Wer war froher, denn ich, daß ich ſolchem Un-
gluͤck entgangen! Jch glaube, meine Mutter
waͤre des Todes geweſen, wenn ſie gehoͤret haͤtte,
daß ich auf dem Rath-Hauſe gefangen ſaͤße.

Anno 1698.
§. 34.

Doch war dieſe kleine Reiſe nicht gantz ohne
allen Nutzen abgegangen, ſo daß mich dieſelbe
hernach eben nicht gereuet hat. Denn wir

lerne-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0186" n="140"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">von die&#x017F;em Berge,</hi></fw><lb/>
then &#x017F;eyn, wenn ich nicht zu allem Glu&#x0364;cke bey<lb/>
die&#x017F;er Gelegenheit meinen Bruder auf den<lb/><hi rendition="#fr">Sieben-Huben</hi> zu be&#x017F;uchen, und bey ihm<lb/>
auszuruhen mich ent&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en ha&#x0364;tte, von welchem<lb/>
ich er&#x017F;t den andern Tag darauf durch ein <hi rendition="#fr">ander</hi><lb/>
Thor wieder in die Stadt gieng. Denn die<lb/>
12. <hi rendition="#aq">Commilitones,</hi> &#x017F;o durch eben die&#x017F;es Thor<lb/>
den&#x017F;elben Tag des Abends wieder gehen wolten,<lb/>
durch welches wir heraus gegangen, wurden<lb/>
alle im Thore angehalten, gefangen genommen,<lb/>
auf das Rath-Haus gefu&#x0364;hret, und einge&#x017F;teckt.<lb/>
Bey der Verho&#x0364;r &#x017F;olten &#x017F;ie &#x017F;agen, wo &#x017F;ie den<lb/><hi rendition="#aq">Studio&#x017F;um</hi> gelaßen, der dem Schul-Herrn die<lb/>
Fen&#x017F;ter eingeworffen; denn es war heraus ge-<lb/>
kommen, daß der&#x017F;elbe mit uns <hi rendition="#aq">Compagnie</hi> ge-<lb/>
macht ha&#x0364;tte, oder der Schul-<hi rendition="#aq">College</hi> war auf<lb/>
die Gedancken kommen, als ob wir ihm das<lb/>
Geleite auf &#x017F;einer Flucht ha&#x0364;tten geben wollen.<lb/>
Wer war froher, denn ich, daß ich &#x017F;olchem Un-<lb/>
glu&#x0364;ck entgangen! Jch glaube, meine Mutter<lb/>
wa&#x0364;re des Todes gewe&#x017F;en, wenn &#x017F;ie geho&#x0364;ret ha&#x0364;tte,<lb/>
daß ich auf dem Rath-Hau&#x017F;e gefangen &#x017F;a&#x0364;ße.</p>
      </div><lb/>
      <div n="1">
        <head><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">Anno</hi></hi> 1698.<lb/>
§. 34.</head><lb/>
        <p>Doch war die&#x017F;e kleine Rei&#x017F;e nicht gantz ohne<lb/>
allen Nutzen abgegangen, &#x017F;o daß mich die&#x017F;elbe<lb/>
hernach eben nicht gereuet hat. Denn wir<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">lerne-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[140/0186] von dieſem Berge, then ſeyn, wenn ich nicht zu allem Gluͤcke bey dieſer Gelegenheit meinen Bruder auf den Sieben-Huben zu beſuchen, und bey ihm auszuruhen mich entſchloſſen haͤtte, von welchem ich erſt den andern Tag darauf durch ein ander Thor wieder in die Stadt gieng. Denn die 12. Commilitones, ſo durch eben dieſes Thor denſelben Tag des Abends wieder gehen wolten, durch welches wir heraus gegangen, wurden alle im Thore angehalten, gefangen genommen, auf das Rath-Haus gefuͤhret, und eingeſteckt. Bey der Verhoͤr ſolten ſie ſagen, wo ſie den Studioſum gelaßen, der dem Schul-Herrn die Fenſter eingeworffen; denn es war heraus ge- kommen, daß derſelbe mit uns Compagnie ge- macht haͤtte, oder der Schul-College war auf die Gedancken kommen, als ob wir ihm das Geleite auf ſeiner Flucht haͤtten geben wollen. Wer war froher, denn ich, daß ich ſolchem Un- gluͤck entgangen! Jch glaube, meine Mutter waͤre des Todes geweſen, wenn ſie gehoͤret haͤtte, daß ich auf dem Rath-Hauſe gefangen ſaͤße. Anno 1698. §. 34. Doch war dieſe kleine Reiſe nicht gantz ohne allen Nutzen abgegangen, ſo daß mich dieſelbe hernach eben nicht gereuet hat. Denn wir lerne-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/186
Zitationshilfe: Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 140. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/186>, abgerufen am 30.12.2024.