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Benner, Johann Hermann: Die Herrnhuterey in ihrer Schalkheit. Bd. 2. Gießen, 1747.

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anderer Theil.
net: Siehe mein knecht wird weislich
thun/ etc. Jesa.
52, 13. so soll die Gott-
heit des Sohnes daselbst von ihrer mensch-
heit reden. Jetzt nehme man den obigen
lehrsatz des Grafen darzu, so muß dieses
der verstand seyn: der knecht, der weis-
lich gethan hat, ist die menschheit Christi,
in soferne sie ein knecht der Gottheit des
Sohnes ist; oder in soferne sie ihren eige-
nen Jehovah zum GOtt hat. Nun aber
wird die menschheit Christi in solcher ver-
hältnis nicht anders als in abstracto betrach-
tet. Das heiset nach des Grafen erklä-
rung soviel, sie wird weder als heilig/
noch seelig/ nicht in der persönlichen ver-
einigung, nicht einmal so gut als ein herrn-
hutischer bruder, nicht wie sie den Vater
zum GOtt hat, betrachtet. Und dennoch
soll sie in dieser verhältnis das erlösungs-
werk vollführen, weislich thun/ etc. Sie-
oben (not.*) wo es ausdrüklich heiset, es
werde der Heiland solchergestalt als JEsus
betrachtet. Wodurch dann eine verviel-
fältigung der personen, trennung der per-
sönlichen vereinigung, vernichtung der ver-
dienstes JEsu, mithin ein völliger umsturz
des hauptgrundes unserer seeligkeit verur-
sachet wird. Aber das alles hat der Herr
Graf thun müssen, weil sich der Heiland
in die herrnhutische form anders nicht ge-
schicket hätte. Der Graf führet seinen be-
weis
anderer Theil.
net: Siehe mein knecht wird weislich
thun/ ꝛc. Jeſa.
52, 13. ſo ſoll die Gott-
heit des Sohnes daſelbſt von ihrer menſch-
heit reden. Jetzt nehme man den obigen
lehrſatz des Grafen darzu, ſo muß dieſes
der verſtand ſeyn: der knecht, der weis-
lich gethan hat, iſt die menſchheit Chriſti,
in ſoferne ſie ein knecht der Gottheit des
Sohnes iſt; oder in ſoferne ſie ihren eige-
nen Jehovah zum GOtt hat. Nun aber
wird die menſchheit Chriſti in ſolcher ver-
haͤltnis nicht anders als in abſtracto betrach-
tet. Das heiſet nach des Grafen erklaͤ-
rung ſoviel, ſie wird weder als heilig/
noch ſeelig/ nicht in der perſoͤnlichen ver-
einigung, nicht einmal ſo gut als ein herrn-
hutiſcher bruder, nicht wie ſie den Vater
zum GOtt hat, betrachtet. Und dennoch
ſoll ſie in dieſer verhaͤltnis das erloͤſungs-
werk vollfuͤhren, weislich thun/ ꝛc. Sie-
oben (not.*) wo es ausdruͤklich heiſet, es
werde der Heiland ſolchergeſtalt als JEſus
betrachtet. Wodurch dann eine verviel-
faͤltigung der perſonen, trennung der per-
ſoͤnlichen vereinigung, vernichtung der ver-
dienſtes JEſu, mithin ein voͤlliger umſturz
des hauptgrundes unſerer ſeeligkeit verur-
ſachet wird. Aber das alles hat der Herr
Graf thun muͤſſen, weil ſich der Heiland
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[205/0215] anderer Theil. (***) (***) net: Siehe mein knecht wird weislich thun/ ꝛc. Jeſa. 52, 13. ſo ſoll die Gott- heit des Sohnes daſelbſt von ihrer menſch- heit reden. Jetzt nehme man den obigen lehrſatz des Grafen darzu, ſo muß dieſes der verſtand ſeyn: der knecht, der weis- lich gethan hat, iſt die menſchheit Chriſti, in ſoferne ſie ein knecht der Gottheit des Sohnes iſt; oder in ſoferne ſie ihren eige- nen Jehovah zum GOtt hat. Nun aber wird die menſchheit Chriſti in ſolcher ver- haͤltnis nicht anders als in abſtracto betrach- tet. Das heiſet nach des Grafen erklaͤ- rung ſoviel, ſie wird weder als heilig/ noch ſeelig/ nicht in der perſoͤnlichen ver- einigung, nicht einmal ſo gut als ein herrn- hutiſcher bruder, nicht wie ſie den Vater zum GOtt hat, betrachtet. Und dennoch ſoll ſie in dieſer verhaͤltnis das erloͤſungs- werk vollfuͤhren, weislich thun/ ꝛc. Sie- oben (not.*) wo es ausdruͤklich heiſet, es werde der Heiland ſolchergeſtalt als JEſus betrachtet. Wodurch dann eine verviel- faͤltigung der perſonen, trennung der per- ſoͤnlichen vereinigung, vernichtung der ver- dienſtes JEſu, mithin ein voͤlliger umſturz des hauptgrundes unſerer ſeeligkeit verur- ſachet wird. Aber das alles hat der Herr Graf thun muͤſſen, weil ſich der Heiland in die herrnhutiſche form anders nicht ge- ſchicket haͤtte. Der Graf fuͤhret ſeinen be- weis

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Zitationshilfe: Benner, Johann Hermann: Die Herrnhuterey in ihrer Schalkheit. Bd. 2. Gießen, 1747, S. 205. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/benner_herrnhuterey02_1747/215>, abgerufen am 26.04.2024.