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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895.

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Die Feuerwaffen im 16. Jahrhundert.
die Schneiden des vierkantigen Stahls immer um eine Federdicke
oder etwas mehr wachsen liess, das Geschütz sehr gut und sauber
ausgebohrt ......

Aber besser gefällt mir das Bohren mit dem Doppelrade, worin
ein oder zwei Menschen gehen können, als das mit dem Lafettenrade,
in anbetracht dessen, dass sich auf seiner Achse Kämme (Zähne) an-
bringen lassen, welche in eine Walze (ein Zahnrad) eingreifen, welches
als Achse einen andern Bohrer hat (siehe Fig. 91, a. v. S.), womit man,
da er sich gleichzeitig dreht, auch gleichzeitig ein zweites Geschütz
ausbohren kann, und zwar hat dieser Bohrer einen viel grösseren
Effekt als der, welcher an der eigentlichen Radachse sitzt. Dies lässt
sich bei dem Lafettenrade nicht anbringen, weil die Menschen mit
den Armen keinen so grossen Effekt hervorbringen können.

Auch habe ich einen gleichen Erfolg beim Bohren noch mit
mehreren andern Sorten von Bohrern erzielt, welche ich Euch mit-
teilen will, damit Ihr nötigenfalls nicht auf eine einzige Sorte be-
schränkt seid. In Florenz habe ich Erfahrungen mit verschiedenen
Arten gemacht. Unter andern machte ich, um eine Feldschlange aus-
zubohren, einen Schaft von trockenem Stecheichenholz, in der Dicke
ein wenig geringer als die Höhlung des Geschützes, in welchen an
Stelle des stählernen Meissels acht Schneiden von gehärtetem Stahl
einander gegenüberstehend eingelassen wurden, mit drei eisernen
Ringen, einer unten, einer in der Mitte und einer oben mit geeigneter
Verbindung, um sie nach Bedürfnis anlegen oder abnehmen zu können.
Von den Schneiden kamen vier ans Ende und vier etwas weiter
zurück und so leistete mir der Schaft beim Bohren der Feldschlange
sehr gute Dienste. Ausserdem machte ich, um den Leofante an dem-
selben Orte zu bohren, nach dem Gutachten eines gescheiten Schmiedes,
einen Bohrer, ähnlich denen, deren sich einige Drehermeister be-
dienen und welche sie Bohrer nach französischer Art nennen, welche
wie Höcker (gabbic) aussehen; aber dieser war wie ein Stück von
einer gehärteten stählernen Rinne mit scharfen Schneiden. Dieser
wurde mit einem grossen Rade gedreht und schnitt sehr gut, aber
manchmal schneller und mehr oder weniger und entsprach nicht
allen gerechten Anforderungen. Wenn man aber, wie gesagt, einen
stählernen Bohrer zum Bohren von Kanonen oder Doppelkanonen
machen will, oder auch, wenn er an das Ende einer Eisenstange an-
geschweisst werden soll, so ist es sehr schwer, ihn so zu machen, dass
er viereckig bleibt und dass er die Kanten gut behält, sowohl in
betreff des Schmiedens, als auch, weil er eine zu grosse Masse für

Die Feuerwaffen im 16. Jahrhundert.
die Schneiden des vierkantigen Stahls immer um eine Federdicke
oder etwas mehr wachsen lieſs, das Geschütz sehr gut und sauber
ausgebohrt ......

Aber besser gefällt mir das Bohren mit dem Doppelrade, worin
ein oder zwei Menschen gehen können, als das mit dem Lafettenrade,
in anbetracht dessen, daſs sich auf seiner Achse Kämme (Zähne) an-
bringen lassen, welche in eine Walze (ein Zahnrad) eingreifen, welches
als Achse einen andern Bohrer hat (siehe Fig. 91, a. v. S.), womit man,
da er sich gleichzeitig dreht, auch gleichzeitig ein zweites Geschütz
ausbohren kann, und zwar hat dieser Bohrer einen viel gröſseren
Effekt als der, welcher an der eigentlichen Radachse sitzt. Dies läſst
sich bei dem Lafettenrade nicht anbringen, weil die Menschen mit
den Armen keinen so groſsen Effekt hervorbringen können.

Auch habe ich einen gleichen Erfolg beim Bohren noch mit
mehreren andern Sorten von Bohrern erzielt, welche ich Euch mit-
teilen will, damit Ihr nötigenfalls nicht auf eine einzige Sorte be-
schränkt seid. In Florenz habe ich Erfahrungen mit verschiedenen
Arten gemacht. Unter andern machte ich, um eine Feldschlange aus-
zubohren, einen Schaft von trockenem Stecheichenholz, in der Dicke
ein wenig geringer als die Höhlung des Geschützes, in welchen an
Stelle des stählernen Meiſsels acht Schneiden von gehärtetem Stahl
einander gegenüberstehend eingelassen wurden, mit drei eisernen
Ringen, einer unten, einer in der Mitte und einer oben mit geeigneter
Verbindung, um sie nach Bedürfnis anlegen oder abnehmen zu können.
Von den Schneiden kamen vier ans Ende und vier etwas weiter
zurück und so leistete mir der Schaft beim Bohren der Feldschlange
sehr gute Dienste. Auſserdem machte ich, um den Leofante an dem-
selben Orte zu bohren, nach dem Gutachten eines gescheiten Schmiedes,
einen Bohrer, ähnlich denen, deren sich einige Drehermeister be-
dienen und welche sie Bohrer nach französischer Art nennen, welche
wie Höcker (gabbic) aussehen; aber dieser war wie ein Stück von
einer gehärteten stählernen Rinne mit scharfen Schneiden. Dieser
wurde mit einem groſsen Rade gedreht und schnitt sehr gut, aber
manchmal schneller und mehr oder weniger und entsprach nicht
allen gerechten Anforderungen. Wenn man aber, wie gesagt, einen
stählernen Bohrer zum Bohren von Kanonen oder Doppelkanonen
machen will, oder auch, wenn er an das Ende einer Eisenstange an-
geschweiſst werden soll, so ist es sehr schwer, ihn so zu machen, daſs
er viereckig bleibt und daſs er die Kanten gut behält, sowohl in
betreff des Schmiedens, als auch, weil er eine zu groſse Masse für

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[332/0352] Die Feuerwaffen im 16. Jahrhundert. die Schneiden des vierkantigen Stahls immer um eine Federdicke oder etwas mehr wachsen lieſs, das Geschütz sehr gut und sauber ausgebohrt ...... Aber besser gefällt mir das Bohren mit dem Doppelrade, worin ein oder zwei Menschen gehen können, als das mit dem Lafettenrade, in anbetracht dessen, daſs sich auf seiner Achse Kämme (Zähne) an- bringen lassen, welche in eine Walze (ein Zahnrad) eingreifen, welches als Achse einen andern Bohrer hat (siehe Fig. 91, a. v. S.), womit man, da er sich gleichzeitig dreht, auch gleichzeitig ein zweites Geschütz ausbohren kann, und zwar hat dieser Bohrer einen viel gröſseren Effekt als der, welcher an der eigentlichen Radachse sitzt. Dies läſst sich bei dem Lafettenrade nicht anbringen, weil die Menschen mit den Armen keinen so groſsen Effekt hervorbringen können. Auch habe ich einen gleichen Erfolg beim Bohren noch mit mehreren andern Sorten von Bohrern erzielt, welche ich Euch mit- teilen will, damit Ihr nötigenfalls nicht auf eine einzige Sorte be- schränkt seid. In Florenz habe ich Erfahrungen mit verschiedenen Arten gemacht. Unter andern machte ich, um eine Feldschlange aus- zubohren, einen Schaft von trockenem Stecheichenholz, in der Dicke ein wenig geringer als die Höhlung des Geschützes, in welchen an Stelle des stählernen Meiſsels acht Schneiden von gehärtetem Stahl einander gegenüberstehend eingelassen wurden, mit drei eisernen Ringen, einer unten, einer in der Mitte und einer oben mit geeigneter Verbindung, um sie nach Bedürfnis anlegen oder abnehmen zu können. Von den Schneiden kamen vier ans Ende und vier etwas weiter zurück und so leistete mir der Schaft beim Bohren der Feldschlange sehr gute Dienste. Auſserdem machte ich, um den Leofante an dem- selben Orte zu bohren, nach dem Gutachten eines gescheiten Schmiedes, einen Bohrer, ähnlich denen, deren sich einige Drehermeister be- dienen und welche sie Bohrer nach französischer Art nennen, welche wie Höcker (gabbic) aussehen; aber dieser war wie ein Stück von einer gehärteten stählernen Rinne mit scharfen Schneiden. Dieser wurde mit einem groſsen Rade gedreht und schnitt sehr gut, aber manchmal schneller und mehr oder weniger und entsprach nicht allen gerechten Anforderungen. Wenn man aber, wie gesagt, einen stählernen Bohrer zum Bohren von Kanonen oder Doppelkanonen machen will, oder auch, wenn er an das Ende einer Eisenstange an- geschweiſst werden soll, so ist es sehr schwer, ihn so zu machen, daſs er viereckig bleibt und daſs er die Kanten gut behält, sowohl in betreff des Schmiedens, als auch, weil er eine zu groſse Masse für

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 332. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/352>, abgerufen am 26.04.2024.