Der Gärbeprozess war von grösster Wichtigkeit, weil nur durch ihn ein reines und gleichartiges (homogenes) Produkt, sei es Eisen oder Stahl, erhalten wurde.
Die Nagelschmiede.
An die Zainschmiede schliessen sich die Nagelschmiede an, ein Handwerk, welches jetzt schon fast gänzlich im Fabrikbetrieb auf- gegangen ist, früher aber ein wichtiges, angesehenes und zahlreiches Gewerbe war. Der Verbrauch an Nägeln war schon im Mittelalter ein grosser und nahm mit der Entwickelung der Technik zu. Im 16. Jahr- hundert wurden die Nägel noch fast ausschliesslich von Handnagel- schmieden gemacht, während später zum Ausschmieden der grossen Nägel in einzelnen Ländern, wie besonders in Schweden, leichte Schwanzhämmer in Anwendung kamen. Dagegen wurde das Eisen, aus welchem die Nägel geschmiedet wurden, das Nagel- oder Kraus- eisen, schon damals mit Zainhämmern ausgereckt. Dasselbe musste von zäher Beschaffenheit sein, dass es sich hin- und herbiegen liess, ohne zu zerbrechen.
Der Nagelschmied bedurfte ausser des Handhammers nur einiger einfacher Werkzeuge 1) (Fig. 179, a. f. S.). Das "Nageleisen" ist ein länglich viereckiges Eisen, welches ein Knöpfchen mit einem Loch hat, das von oben herab durchgeht (b). Der Nagelschmied steckt das Nagel- eisen unter einem rechten Winkel in einen eisernen Pfeiler (a), "den Stützer", der in dem Ambossstock befestigt ist. Nahe am Amboss steht noch eine kleine Rute von Eisen, daran man den fertigen Nagel aus dem Loche wieder heraufstösst. Ferner befindet sich in dem Amboss ein starker Meissel, "der Blockmeissel" d, eingeschlagen, über dessen Schärfe der geschmiedete Nagel von dem übrigen noch glühenden Eisen umgebogen und abgehauen wird. Einer Federzange, "die Kluft" (f), bedient sich der Nagelschmied, um die heissen Nägel zu fassen und in das Loch des Nageleisens zum Aufschlagen des Kopfes einzustecken.
Der Nagelhammer i wiegt etwa 5/4 Pfund (0,63 kg). Seine Bahnen sind viereckig und eine grösser als die andere. Der Blasebalg wurde
1)Hallens Werkstätte der Künste 1764, S. 272.
Nagelschmiede.
Der Gärbeprozeſs war von gröſster Wichtigkeit, weil nur durch ihn ein reines und gleichartiges (homogenes) Produkt, sei es Eisen oder Stahl, erhalten wurde.
Die Nagelschmiede.
An die Zainschmiede schlieſsen sich die Nagelschmiede an, ein Handwerk, welches jetzt schon fast gänzlich im Fabrikbetrieb auf- gegangen ist, früher aber ein wichtiges, angesehenes und zahlreiches Gewerbe war. Der Verbrauch an Nägeln war schon im Mittelalter ein groſser und nahm mit der Entwickelung der Technik zu. Im 16. Jahr- hundert wurden die Nägel noch fast ausschlieſslich von Handnagel- schmieden gemacht, während später zum Ausschmieden der groſsen Nägel in einzelnen Ländern, wie besonders in Schweden, leichte Schwanzhämmer in Anwendung kamen. Dagegen wurde das Eisen, aus welchem die Nägel geschmiedet wurden, das Nagel- oder Kraus- eisen, schon damals mit Zainhämmern ausgereckt. Dasselbe muſste von zäher Beschaffenheit sein, daſs es sich hin- und herbiegen lieſs, ohne zu zerbrechen.
Der Nagelschmied bedurfte auſser des Handhammers nur einiger einfacher Werkzeuge 1) (Fig. 179, a. f. S.). Das „Nageleisen“ ist ein länglich viereckiges Eisen, welches ein Knöpfchen mit einem Loch hat, das von oben herab durchgeht (b). Der Nagelschmied steckt das Nagel- eisen unter einem rechten Winkel in einen eisernen Pfeiler (a), „den Stützer“, der in dem Amboſsstock befestigt ist. Nahe am Amboſs steht noch eine kleine Rute von Eisen, daran man den fertigen Nagel aus dem Loche wieder heraufstöſst. Ferner befindet sich in dem Amboſs ein starker Meiſsel, „der Blockmeiſsel“ d, eingeschlagen, über dessen Schärfe der geschmiedete Nagel von dem übrigen noch glühenden Eisen umgebogen und abgehauen wird. Einer Federzange, „die Kluft“ (f), bedient sich der Nagelschmied, um die heiſsen Nägel zu fassen und in das Loch des Nageleisens zum Aufschlagen des Kopfes einzustecken.
Der Nagelhammer i wiegt etwa 5/4 Pfund (0,63 kg). Seine Bahnen sind viereckig und eine gröſser als die andere. Der Blasebalg wurde
1)Hallens Werkstätte der Künste 1764, S. 272.
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Nagelschmiede.
Der Gärbeprozeſs war von gröſster Wichtigkeit, weil nur durch
ihn ein reines und gleichartiges (homogenes) Produkt, sei es Eisen
oder Stahl, erhalten wurde.
Die Nagelschmiede.
An die Zainschmiede schlieſsen sich die Nagelschmiede an, ein
Handwerk, welches jetzt schon fast gänzlich im Fabrikbetrieb auf-
gegangen ist, früher aber ein wichtiges, angesehenes und zahlreiches
Gewerbe war. Der Verbrauch an Nägeln war schon im Mittelalter ein
groſser und nahm mit der Entwickelung der Technik zu. Im 16. Jahr-
hundert wurden die Nägel noch fast ausschlieſslich von Handnagel-
schmieden gemacht, während später zum Ausschmieden der groſsen
Nägel in einzelnen Ländern, wie besonders in Schweden, leichte
Schwanzhämmer in Anwendung kamen. Dagegen wurde das Eisen,
aus welchem die Nägel geschmiedet wurden, das Nagel- oder Kraus-
eisen, schon damals mit Zainhämmern ausgereckt. Dasselbe muſste von
zäher Beschaffenheit sein, daſs es sich hin- und herbiegen lieſs, ohne
zu zerbrechen.
Der Nagelschmied bedurfte auſser des Handhammers nur einiger
einfacher Werkzeuge 1) (Fig. 179, a. f. S.). Das „Nageleisen“ ist ein
länglich viereckiges Eisen, welches ein Knöpfchen mit einem Loch hat,
das von oben herab durchgeht (b). Der Nagelschmied steckt das Nagel-
eisen unter einem rechten Winkel in einen eisernen Pfeiler (a), „den
Stützer“, der in dem Amboſsstock befestigt ist. Nahe am Amboſs
steht noch eine kleine Rute von Eisen, daran man den fertigen Nagel
aus dem Loche wieder heraufstöſst. Ferner befindet sich in dem
Amboſs ein starker Meiſsel, „der Blockmeiſsel“ d, eingeschlagen, über
dessen Schärfe der geschmiedete Nagel von dem übrigen noch
glühenden Eisen umgebogen und abgehauen wird. Einer Federzange,
„die Kluft“ (f), bedient sich der Nagelschmied, um die heiſsen Nägel
zu fassen und in das Loch des Nageleisens zum Aufschlagen des Kopfes
einzustecken.
Der Nagelhammer i wiegt etwa 5/4 Pfund (0,63 kg). Seine Bahnen
sind viereckig und eine gröſser als die andere. Der Blasebalg wurde
1) Hallens Werkstätte der Künste 1764, S. 272.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 493. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/513>, abgerufen am 17.11.2024.
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