Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Baumstark, Eduard: Kameralistische Encyclopädie. Heidelberg u. a., 1835.

Bild:
<< vorherige Seite
§. 233.
b) Forstschutz.

Wenn die Holzzucht gedeihen soll, so müssen nicht blos die
positiven Bedingungen des Wachsthumes der Bäume erfüllt, son-
dern auch möglichst alle Gefahren, welche dasselbe hindern oder
zerstören könnten, abgehalten werden. Das ist der Zweck des
Forstschutzes1), der wegen seiner großen Wichtigkeit in der
Forstwissenschaft eine sehr bedeutende Stelle einnimmt. Die Thä-
tigkeiten und Maßregeln desselben richten sich nach der Art der
Gefahren. Diese sind folgende:

1) Gefahren von Seiten der Menschen. Sie beziehen
sich entweder auf das Eigenthum selbst, oder auf die Nutzung des
Waldes, oder auf beide zugleich. Zum Schutze des Waldeigen-
thums dienen die verschiedenartigen Grenzen, als Haupt-,
Beholzungs-, Weide-, Behutungs-, Jagdgrenzen u. dgl., welche
man durch äußere Zeichen andeutet. Die Nutzung wird gefähr-
det sowohl durch Mißbrauch der Hauptnutzungen (z. B. schlechte
Waldwirthschaft irgend einer Art) als auch durch Mißbrauch der
Nebennutzungen (Weide, Gras, Streu, Laub, Mästung, Rinden-
schälen, Saft- und Harzreißen, Jagd u. dgl.). Beides zugleich
ist gefährdet durch Diebstahl, andere Waldfrevel, Brand u. dgl.
Hier sind gute Polizeigesetze zum Schutze nöthig.

2) Gefahren von Seiten der Thiere. Der Schaden
entsteht zum Theile von vierfüßigen Thieren2), zum Theile von
Vögeln3), zum Theile von Insekten4) und zum Theile von
Schmetterlings- und Blattwespen-Raupen oder Larven5). Die
Mittel gegen dieselben finden sich zum Theile in der Natur selbst,
indem diese durch Witterung und andere Thiere, welche jenen
Feind sind, dagegen wirkt, zum Theile sind sie künstlich, entweder
indem man die Feinde solcher Thiere hegt, oder indem man die
schädlichen Thiere zu entfernen und ihren Verheerungen vorzu-
beugen sucht. Man hat dazu aber sehr viele verschiedene Wege.

3) Gefahren von Seiten der Natur im Allgemeinen.
Es gehören hierher vor Allem die Krankheiten der Bäume6), die
Schaden durch klimatische Veränderungen7) und durch Natur-
ereignisse8). Auch für diese Fälle sind so viele Mittel angerathen,
daß sie hier nicht erwähnt werden können.

1) Laurop Grundsätze des Forstschutzes. Heidelberg 1811. 2te Ausg. 1834.
Bechstein Forstbeschützungslehre. Gotha 1813 (IV. der Forst- und Jagdwissenschaft).
Schilling, der Waldschutz. Leipzig 1826. Hundeshagen Encyclopädie. I. §. 463.
u. III Bd. Hartig Lehrbuch. II. Bd. II. Thl. Pfeil Handbuch. III. Abthl.

§. 233.
b) Forſtſchutz.

Wenn die Holzzucht gedeihen ſoll, ſo müſſen nicht blos die
poſitiven Bedingungen des Wachsthumes der Bäume erfüllt, ſon-
dern auch möglichſt alle Gefahren, welche daſſelbe hindern oder
zerſtören könnten, abgehalten werden. Das iſt der Zweck des
Forſtſchutzes1), der wegen ſeiner großen Wichtigkeit in der
Forſtwiſſenſchaft eine ſehr bedeutende Stelle einnimmt. Die Thä-
tigkeiten und Maßregeln deſſelben richten ſich nach der Art der
Gefahren. Dieſe ſind folgende:

1) Gefahren von Seiten der Menſchen. Sie beziehen
ſich entweder auf das Eigenthum ſelbſt, oder auf die Nutzung des
Waldes, oder auf beide zugleich. Zum Schutze des Waldeigen-
thums dienen die verſchiedenartigen Grenzen, als Haupt-,
Beholzungs-, Weide-, Behutungs-, Jagdgrenzen u. dgl., welche
man durch äußere Zeichen andeutet. Die Nutzung wird gefähr-
det ſowohl durch Mißbrauch der Hauptnutzungen (z. B. ſchlechte
Waldwirthſchaft irgend einer Art) als auch durch Mißbrauch der
Nebennutzungen (Weide, Gras, Streu, Laub, Mäſtung, Rinden-
ſchälen, Saft- und Harzreißen, Jagd u. dgl.). Beides zugleich
iſt gefährdet durch Diebſtahl, andere Waldfrevel, Brand u. dgl.
Hier ſind gute Polizeigeſetze zum Schutze nöthig.

2) Gefahren von Seiten der Thiere. Der Schaden
entſteht zum Theile von vierfüßigen Thieren2), zum Theile von
Vögeln3), zum Theile von Inſekten4) und zum Theile von
Schmetterlings- und Blattweſpen-Raupen oder Larven5). Die
Mittel gegen dieſelben finden ſich zum Theile in der Natur ſelbſt,
indem dieſe durch Witterung und andere Thiere, welche jenen
Feind ſind, dagegen wirkt, zum Theile ſind ſie künſtlich, entweder
indem man die Feinde ſolcher Thiere hegt, oder indem man die
ſchädlichen Thiere zu entfernen und ihren Verheerungen vorzu-
beugen ſucht. Man hat dazu aber ſehr viele verſchiedene Wege.

3) Gefahren von Seiten der Natur im Allgemeinen.
Es gehören hierher vor Allem die Krankheiten der Bäume6), die
Schaden durch klimatiſche Veränderungen7) und durch Natur-
ereigniſſe8). Auch für dieſe Fälle ſind ſo viele Mittel angerathen,
daß ſie hier nicht erwähnt werden können.

1) Laurop Grundſätze des Forſtſchutzes. Heidelberg 1811. 2te Ausg. 1834.
Bechſtein Forſtbeſchützungslehre. Gotha 1813 (IV. der Forſt- und Jagdwiſſenſchaft).
Schilling, der Waldſchutz. Leipzig 1826. Hundeshagen Encyclopädie. I. §. 463.
u. III Bd. Hartig Lehrbuch. II. Bd. II. Thl. Pfeil Handbuch. III. Abthl.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <div n="6">
                  <div n="7">
                    <div n="8">
                      <div n="9">
                        <div n="10">
                          <pb facs="#f0305" n="283"/>
                          <div n="11">
                            <head> <hi rendition="#c">§. 233.<lb/><hi rendition="#aq">b)</hi> <hi rendition="#g">For&#x017F;t&#x017F;chutz</hi>.</hi> </head><lb/>
                            <p>Wenn die Holzzucht gedeihen &#x017F;oll, &#x017F;o mü&#x017F;&#x017F;en nicht blos die<lb/>
po&#x017F;itiven Bedingungen des Wachsthumes der Bäume erfüllt, &#x017F;on-<lb/>
dern auch möglich&#x017F;t alle Gefahren, welche da&#x017F;&#x017F;elbe hindern oder<lb/>
zer&#x017F;tören könnten, abgehalten werden. Das i&#x017F;t der Zweck des<lb/><hi rendition="#g">For&#x017F;t&#x017F;chutzes</hi><hi rendition="#sup">1</hi>), der wegen &#x017F;einer großen Wichtigkeit in der<lb/>
For&#x017F;twi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaft eine &#x017F;ehr bedeutende Stelle einnimmt. Die Thä-<lb/>
tigkeiten und Maßregeln de&#x017F;&#x017F;elben richten &#x017F;ich nach der Art der<lb/>
Gefahren. Die&#x017F;e &#x017F;ind folgende:</p><lb/>
                            <p>1) <hi rendition="#g">Gefahren von Seiten der Men&#x017F;chen</hi>. Sie beziehen<lb/>
&#x017F;ich entweder auf das Eigenthum &#x017F;elb&#x017F;t, oder auf die Nutzung des<lb/>
Waldes, oder auf beide zugleich. Zum Schutze des <hi rendition="#g">Waldeigen</hi>-<lb/><hi rendition="#g">thums</hi> dienen die ver&#x017F;chiedenartigen Grenzen, als Haupt-,<lb/>
Beholzungs-, Weide-, Behutungs-, Jagdgrenzen u. dgl., welche<lb/>
man durch äußere Zeichen andeutet. Die <hi rendition="#g">Nutzung</hi> wird gefähr-<lb/>
det &#x017F;owohl durch Mißbrauch der Hauptnutzungen (z. B. &#x017F;chlechte<lb/>
Waldwirth&#x017F;chaft irgend einer Art) als auch durch Mißbrauch der<lb/>
Nebennutzungen (Weide, Gras, Streu, Laub, Mä&#x017F;tung, Rinden-<lb/>
&#x017F;chälen, Saft- und Harzreißen, Jagd u. dgl.). <hi rendition="#g">Beides zugleich</hi><lb/>
i&#x017F;t gefährdet durch Dieb&#x017F;tahl, andere Waldfrevel, Brand u. dgl.<lb/>
Hier &#x017F;ind gute Polizeige&#x017F;etze zum Schutze nöthig.</p><lb/>
                            <p>2) <hi rendition="#g">Gefahren von Seiten der Thiere</hi>. Der Schaden<lb/>
ent&#x017F;teht zum Theile von vierfüßigen Thieren<hi rendition="#sup">2</hi>), zum Theile von<lb/>
Vögeln<hi rendition="#sup">3</hi>), zum Theile von In&#x017F;ekten<hi rendition="#sup">4</hi>) und zum Theile von<lb/>
Schmetterlings- und Blattwe&#x017F;pen-Raupen oder Larven<hi rendition="#sup">5</hi>). Die<lb/>
Mittel gegen die&#x017F;elben finden &#x017F;ich zum Theile in der Natur &#x017F;elb&#x017F;t,<lb/>
indem die&#x017F;e durch Witterung und andere Thiere, welche jenen<lb/>
Feind &#x017F;ind, dagegen wirkt, zum Theile &#x017F;ind &#x017F;ie kün&#x017F;tlich, entweder<lb/>
indem man die Feinde &#x017F;olcher Thiere hegt, oder indem man die<lb/>
&#x017F;chädlichen Thiere zu entfernen und ihren Verheerungen vorzu-<lb/>
beugen &#x017F;ucht. Man hat dazu aber &#x017F;ehr viele ver&#x017F;chiedene Wege.</p><lb/>
                            <p>3) <hi rendition="#g">Gefahren von Seiten der Natur</hi> im Allgemeinen.<lb/>
Es gehören hierher vor Allem die Krankheiten der Bäume<hi rendition="#sup">6</hi>), die<lb/>
Schaden durch klimati&#x017F;che Veränderungen<hi rendition="#sup">7</hi>) und durch Natur-<lb/>
ereigni&#x017F;&#x017F;e<hi rendition="#sup">8</hi>). Auch für die&#x017F;e Fälle &#x017F;ind &#x017F;o viele Mittel angerathen,<lb/>
daß &#x017F;ie hier nicht erwähnt werden können.</p><lb/>
                            <note place="end" n="1)"><hi rendition="#g">Laurop</hi> Grund&#x017F;ätze des For&#x017F;t&#x017F;chutzes. Heidelberg 1811. 2te Ausg. 1834.<lb/><hi rendition="#g">Bech&#x017F;tein</hi> For&#x017F;tbe&#x017F;chützungslehre. Gotha 1813 (IV. der For&#x017F;t- und Jagdwi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaft).<lb/><hi rendition="#g">Schilling</hi>, der Wald&#x017F;chutz. Leipzig 1826. <hi rendition="#g">Hundeshagen</hi> Encyclopädie. I. §. 463.<lb/>
u. III Bd. <hi rendition="#g">Hartig</hi> Lehrbuch. II. Bd. II. Thl. <hi rendition="#g">Pfeil</hi> Handbuch. III. Abthl.</note><lb/>
                          </div>
                        </div>
                      </div>
                    </div>
                  </div>
                </div>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[283/0305] §. 233. b) Forſtſchutz. Wenn die Holzzucht gedeihen ſoll, ſo müſſen nicht blos die poſitiven Bedingungen des Wachsthumes der Bäume erfüllt, ſon- dern auch möglichſt alle Gefahren, welche daſſelbe hindern oder zerſtören könnten, abgehalten werden. Das iſt der Zweck des Forſtſchutzes1), der wegen ſeiner großen Wichtigkeit in der Forſtwiſſenſchaft eine ſehr bedeutende Stelle einnimmt. Die Thä- tigkeiten und Maßregeln deſſelben richten ſich nach der Art der Gefahren. Dieſe ſind folgende: 1) Gefahren von Seiten der Menſchen. Sie beziehen ſich entweder auf das Eigenthum ſelbſt, oder auf die Nutzung des Waldes, oder auf beide zugleich. Zum Schutze des Waldeigen- thums dienen die verſchiedenartigen Grenzen, als Haupt-, Beholzungs-, Weide-, Behutungs-, Jagdgrenzen u. dgl., welche man durch äußere Zeichen andeutet. Die Nutzung wird gefähr- det ſowohl durch Mißbrauch der Hauptnutzungen (z. B. ſchlechte Waldwirthſchaft irgend einer Art) als auch durch Mißbrauch der Nebennutzungen (Weide, Gras, Streu, Laub, Mäſtung, Rinden- ſchälen, Saft- und Harzreißen, Jagd u. dgl.). Beides zugleich iſt gefährdet durch Diebſtahl, andere Waldfrevel, Brand u. dgl. Hier ſind gute Polizeigeſetze zum Schutze nöthig. 2) Gefahren von Seiten der Thiere. Der Schaden entſteht zum Theile von vierfüßigen Thieren2), zum Theile von Vögeln3), zum Theile von Inſekten4) und zum Theile von Schmetterlings- und Blattweſpen-Raupen oder Larven5). Die Mittel gegen dieſelben finden ſich zum Theile in der Natur ſelbſt, indem dieſe durch Witterung und andere Thiere, welche jenen Feind ſind, dagegen wirkt, zum Theile ſind ſie künſtlich, entweder indem man die Feinde ſolcher Thiere hegt, oder indem man die ſchädlichen Thiere zu entfernen und ihren Verheerungen vorzu- beugen ſucht. Man hat dazu aber ſehr viele verſchiedene Wege. 3) Gefahren von Seiten der Natur im Allgemeinen. Es gehören hierher vor Allem die Krankheiten der Bäume6), die Schaden durch klimatiſche Veränderungen7) und durch Natur- ereigniſſe8). Auch für dieſe Fälle ſind ſo viele Mittel angerathen, daß ſie hier nicht erwähnt werden können. ¹⁾ Laurop Grundſätze des Forſtſchutzes. Heidelberg 1811. 2te Ausg. 1834. Bechſtein Forſtbeſchützungslehre. Gotha 1813 (IV. der Forſt- und Jagdwiſſenſchaft). Schilling, der Waldſchutz. Leipzig 1826. Hundeshagen Encyclopädie. I. §. 463. u. III Bd. Hartig Lehrbuch. II. Bd. II. Thl. Pfeil Handbuch. III. Abthl.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/baumstark_encyclopaedie_1835
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/baumstark_encyclopaedie_1835/305
Zitationshilfe: Baumstark, Eduard: Kameralistische Encyclopädie. Heidelberg u. a., 1835, S. 283. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/baumstark_encyclopaedie_1835/305>, abgerufen am 21.11.2024.