Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626.Joh. Barclayens Argenis/ säuget hatte. Die Fraw aber/ gleichsamb ob sienichts von der Fabel wiste/ fragte fleissig nach allem/ wer das Kind were/ warumb man es verstossen/ vnd den jungen Knaben/ von solcher Schönheit daß die Natur nichts an jhm vergessen/ also weggeworffen hette. Er gab für/ jhm were weiter nichts wissendt/ als daß er jhn auff einem Scheidwege am Wald/ da niemandt als Hirten vnd Jäger hin kämen/ gefun- den; dahin er entweder vnbarmhertziger weise/ oder auß höchstdringender Noth müßte gelegt worden seyn. Also nam Sicambre das weinende Kindt/ vnd schweigte es/ in dem sie jhm zu trincken gab. Timandre vertrawt jhre Heimligkeit dem Das X. Capitel. DIeses königliche Kindt/ so zwar nicht nach Leibe
Joh. Barclayens Argenis/ ſaͤuget hatte. Die Fraw aber/ gleichſamb ob ſienichts von der Fabel wiſte/ fragte fleiſſig nach allem/ wer das Kind were/ warumb man es verſtoſſen/ vnd den jungen Knaben/ von ſolcher Schoͤnheit daß die Natur nichts an jhm vergeſſen/ alſo weggeworffen hette. Er gab fuͤr/ jhm were weiter nichts wiſſendt/ als daß er jhn auff einem Scheidwege am Wald/ da niemandt als Hirten vnd Jaͤger hin kaͤmen/ gefun- den; dahin er entweder vnbarmhertziger weiſe/ oder auß hoͤchſtdringender Noth muͤßte gelegt worden ſeyn. Alſo nam Sicambre das weinende Kindt/ vnd ſchweigte es/ in dem ſie jhm zu trincken gab. Timandre vertrawt jhre Heimligkeit dem Das X. Capitel. DIeſes koͤnigliche Kindt/ ſo zwar nicht nach Leibe
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Joh. Barclayens Argenis/
ſaͤuget hatte. Die Fraw aber/ gleichſamb ob ſie
nichts von der Fabel wiſte/ fragte fleiſſig nach allem/
wer das Kind were/ warumb man es verſtoſſen/ vnd
den jungen Knaben/ von ſolcher Schoͤnheit daß die
Natur nichts an jhm vergeſſen/ alſo weggeworffen
hette. Er gab fuͤr/ jhm were weiter nichts wiſſendt/
als daß er jhn auff einem Scheidwege am Wald/ da
niemandt als Hirten vnd Jaͤger hin kaͤmen/ gefun-
den; dahin er entweder vnbarmhertziger weiſe/ oder
auß hoͤchſtdringender Noth muͤßte gelegt worden
ſeyn. Alſo nam Sicambre das weinende Kindt/ vnd
ſchweigte es/ in dem ſie jhm zu trincken gab.
Timandre vertrawt jhre Heimligkeit dem
Gobrias/ welcher das Kind beſuchet.
Sein adeliches Thun vnd Schoͤnheit.
Deß Gobrias vnd der Sicambre Er-
findung/ damit die Koͤnigin jhr Kindt
ſicherlich ſchawen moͤchte.
Das X. Capitel.
DIeſes koͤnigliche Kindt/ ſo zwar nicht nach
Standes Wuͤrden/ jedoch/ wie es die Zeit
damals mit ſich brachte/ gluͤcklich erhalten
wardt/ als es hat gehen vnd reden koͤnnen/ hat es gar
ein andere Geſtalt von ſich gegeben/ als ſonſten die
Kinder ſo von ſolchen Leuten erzogen werden. Er
war von lebhafftiger Natur/ die mit ſeinem ſchoͤnen
Leibe
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