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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. III. C. XVI. Von der Antoinette Bourignon.
[Spaltenumbruch] Jahr
MDC.
biß
MDCC.
gezogenen/ frommen und sittsamen le-
ben/ insonderheit aber zur einsamkeit

inclinirt gewesen &c. Berckendall in sei-
ner Abbildung p. 64. wiederholet ihre wor-
te/ da sie gefodert/ man solle in verdacht
halten alles/ was sie von GOttes we-
gen sage/ wenn man aber vernehme/ daß
ihr leben und wandel nicht alles überein
treffe mit JESU Christi seinem/ und
daß ihre lehre nicht vollkömmlich gleich
sey mit der Heiligen Schrifft:
welches er
aber daselbst durch andere beschuldigungen zu
Und ande-
rer scri-
bent
en;
Poirets/
vernichten suchet. Der berühmte Poiret beken-
net von ihr in seiner Lateinischen Epistel wider
Burchardum p. 20: Jch habe ihre Schriff-
ten mit grossem nutzen meiner seelen ge-
lesen/ verwundert/ und behalten/ auch da-
vor das auskehricht der Schulen weg-
geworffen/ weil ich nichts anders bey
ihr gesehen/ als daß ihr einiger zweck
sey die verläugnung der verderbten na-
tur/ die alleinige liebe GOTTes/ und
unsere Ubergebung zu seinem willen.
Und
ferner in dem anfang seines Buchs de Erudi-
tione pag.
436. u. f. führet er unterschiedliche
kluge und berühmte Scribenten an/ welche
dieser Jungfer mit grossem ruhm gedacht ha-
ben.

Menagii,

7. AEgidius Menagius nenne sie Theologam
oder eine Gottes-Gelehrte unter denen be-
Schvvam-
merdam-
mii,
rühmten Frauens-personen. D. Schwammer-
dammius,
ein Medicus und berühmter Anato-
micus,
habe etliche Monat lang mit ihr con-
versi
rt/ und einige Schrifften von ihr publi-
und etli-
cher JCto-
rum.
cirt/ auch bekant: Sie würde vom Geist
Gottes gelehret und regieret/ er aber hätte
gegen ihr weder Weisheit noch Tugend
an sich.
Ein Meister aus Schottland habe in
seinem Buch de humanae ratiocinationis imbe-
cillitate,
welches Graevius zu Utrecht publicirt/
dieser Antoniae exempel zum beweiß angefüh-
ret/ daß auch wol bey Kindern ein star-
cker zug zu Göttlichen und ewigen din-
gen sich finden könne.
Auch D. Balth. Be-
cker
habe geklaget in seiner bezauberten Welt
Lib IV. c. 24. p. 224. daß viel gelehrte und
sonst verständige Personen sehr viel von
ihr hielten:
wiewol er vor sich als ein nasutus
und überkluger Mann sie eine Närrin schilt.
Jn der neuen edition des Buchs von der Ge-
lehrsamkeit hat Christ. Thomasius in seiner
Vorrede pag. 34. folgendes von ihr geschrie-
ben: Jch bin gnugsam | überzeugt/ daß
die Jungfrau
Bourignon sehr Gottselig/
und ihr hertz eine wohnung des H. Gei-
stes gewesen sey. Jhre Seele ist im grun-
de heilig und gesund/ und ihre Bücher
sind wol werth/ daß sie von frommen ge-
lesen werden. Was die begriffe von den
Geheimnissen belanget/ hat sie ohne
zweiffel so geschrieben/ wie sie überzeu-
get worden ist/ und ihre überzeugung
hält nichts ungeschicktes noch
enthusia-
sti
sches in sich/ wenn man ihre Schriff-
ten ohne
passionirtes Vor-urtheil und
sectirische Unbetrüglichkeit lieset/ &c.
Was andere Gelehrte von ihr berichtet/ ist aus
folgender Relation zu ersehen/ welche aus dem
Frantzösischen ins Lateinische versetzet also lau-
tet:

[Spaltenumbruch]

Versio ex novellis Gallicis Reip. literariae AnniJahr
MDC.
biß
MDCC.

85. mensis Aprilis p. 423. &c.

Domina Antonia Bourignon nata est Insu-
lis Flandriae Anno 1616. & obiit Franekerae
sub finem mensis Octobris Anni 1680.

Nullius unquam vita plus quam sua adversi-
tatibus exposita fuit, hoc licet unice intenderit,
ut in fecessu & solitudine, juxta Christi praece-
pta, pariter cum vere eum sequentibus, semper
viveret.

Memoratu dignum est, quei a teneris huic rei
studuerit. Vix quadrimula animadvertere coe-
pit, plurima in mundo occurrere non bene con-
stituta, & quae aliter sese habere maxime debe-
rent, videlicet homines se nescire, mori; me-
liusque fore, simundus esset & vita hujuscemo-
di, in qua nihil corru ptioni & morti obnoxium.
Ea illi causa fuit contemnendi, quae de hujus
vitae sunt genere, quaerendique meliora. Quum-
que audierat de Paradiso, deque Christo, qui
nobis eo ducentem viam monstratum venerit,
atque in contemptu bonorum & deliciarum
hujus vitae, quo vitam intraret aeternam, vixerit
& mortuus sit; haec adeo illi arridebant, ut sci-
scitaretur, numne reperirentur degentes ex institute
Domini Christi.
Responsum tulit A. B. Chri-
stianos ita vivere; nos vero esse Christianos.
Verum credere non potuit, se inter Chriftia-
nos degere; quicquid etiam in contrarium ad-
duceretur: quod, ut ajebat, vitam non instituimus,
quemadmodum Christus nos docuit, sed longe ali-
ter. FEsus CHristus enim
, ita dicebat haec in-
fans, paupertati deditus fuit, nos vero aurum &
argentum appetimus diligimusq;; ille se submitte-
bat, nos vero quae alta sunt concupiscimus; ille ad-
versitatibus expositus fuit, nos vero quaerimus
delicias. Nonsunt isti Christiani, quospeto, duo
me, amabo, ubi degunt.
Illudentes coeteri in
causa erant, ut quidem sileret, sed etiam in soli-
tudinem & secessum se reciperet, imploratura
DEum O. M. quo proficisceretur eo loci quem
habitarent Christiani, Christianaque confieret.
Haemeditationes forte non videntur esse infan-
tis 4. 7. aut 8. annorum: verum cum gratia,
tum natura quandoque in ipsis infantibus ma-
gna & singularia operantur; quorum exempla
obvia sunt & nota.

A. B, deinceps honestis vanitatibus juven-
tutis irretita, quod insultaus Sororis, sese eas
vitare ob stupiditatem ingeniiq; tarditatem ob-
jectantis, reprimere volebat, tanta ea ex re, poe-
nitentia ducebatur, ut mundum prorsus linque-
re animum induceret, quo a DEO vitaque
Christiana amplius distraheretur nunquam:
cujus instituti adeo fuit tenax, ut Eremitae
vestibus induta in desertum annorum 18. aufu-
gerit. Cognitae autem ac in itinere impeditae
in Dioecesi Cameracensi Archi-episcopus se ces-
sum permittebat, & postea ut in agro cum vir-
ginibus vitam vere Christianam instituere qui-
busdam optantibus, absque voto & regulis aliis
praeter Amorem DEI praeceptaque Evange-
lica degeret, cui rei Jesuitae adversabantur.

Experta porro tam inter dignitate fulgen-
tes, quam alios inferioris sortis, inter Ecclesi-
asticos aeque ac Seculares, nemini constitutum
haerere firmum vivendi, uti (quemadmodum
ipsamet cognosceret) verum CHristi discipu-
lum deceret; 4. Annosdomuncula se inclusit,

quo in

Th. III. C. XVI. Von der Antoinette Bourignon.
[Spaltenumbruch] Jahr
MDC.
biß
MDCC.
gezogenen/ frommen und ſittſamen le-
ben/ inſonderheit aber zur einſamkeit

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ner Abbildung p. 64. wiederholet ihre wor-
te/ da ſie gefodert/ man ſolle in verdacht
halten alles/ was ſie von GOttes we-
gen ſage/ wenn man aber vernehme/ daß
ihr leben und wandel nicht alles uͤberein
treffe mit JESU Chriſti ſeinem/ und
daß ihre lehre nicht vollkoͤmmlich gleich
ſey mit der Heiligen Schrifft:
welches er
aber daſelbſt durch andere beſchuldigungen zu
Und ande-
rer ſcri-
bent
en;
Poirets/
vernichten ſuchet. Der beruͤhmte Poiret beken-
net von ihr in ſeiner Lateiniſchen Epiſtel wider
Burchardum p. 20: Jch habe ihre Schriff-
ten mit groſſem nutzen meiner ſeelen ge-
leſen/ verwundert/ und behalten/ auch da-
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geworffen/ weil ich nichts anders bey
ihr geſehen/ als daß ihr einiger zweck
ſey die verlaͤugnung der verderbten na-
tur/ die alleinige liebe GOTTes/ und
unſere Ubergebung zu ſeinem willen.
Und
ferner in dem anfang ſeines Buchs de Erudi-
tione pag.
436. u. f. fuͤhret er unterſchiedliche
kluge und beruͤhmte Scribenten an/ welche
dieſer Jungfer mit groſſem ruhm gedacht ha-
ben.

Menagii,

7. Ægidius Menagius nenne ſie Theologam
oder eine Gottes-Gelehrte unter denen be-
Schvvam-
merdam-
mii,
ruͤhmten Frauens-perſonen. D. Schwammer-
dammius,
ein Medicus und beruͤhmter Anato-
micus,
habe etliche Monat lang mit ihr con-
verſi
rt/ und einige Schrifften von ihr publi-
und etli-
cher JCto-
rum.
cirt/ auch bekant: Sie wuͤrde vom Geiſt
Gottes gelehret uñ regieret/ er aber haͤtte
gegen ihr weder Weisheit noch Tugend
an ſich.
Ein Meiſter aus Schottland habe in
ſeinem Buch de humanæ ratiocinationis imbe-
cillitate,
welches Grævius zu Utrecht publicirt/
dieſer Antoniæ exempel zum beweiß angefuͤh-
ret/ daß auch wol bey Kindern ein ſtar-
cker zug zu Goͤttlichen und ewigen din-
gen ſich finden koͤnne.
Auch D. Balth. Be-
cker
habe geklaget in ſeiner bezauberten Welt
Lib IV. c. 24. p. 224. daß viel gelehrte und
ſonſt verſtaͤndige Perſonen ſehr viel von
ihr hielten:
wiewol er vor ſich als ein naſutus
und uͤberkluger Mann ſie eine Naͤrrin ſchilt.
Jn der neuen edition des Buchs von der Ge-
lehrſamkeit hat Chriſt. Thomaſius in ſeiner
Vorrede pag. 34. folgendes von ihr geſchrie-
ben: Jch bin gnugſam | uͤberzeugt/ daß
die Jungfrau
Bourignon ſehr Gottſelig/
und ihr hertz eine wohnung des H. Gei-
ſtes geweſen ſey. Jhre Seele iſt im grun-
de heilig und geſund/ und ihre Buͤcher
ſind wol werth/ daß ſie von frommen ge-
leſen werden. Was die begriffe von den
Geheimniſſen belanget/ hat ſie ohne
zweiffel ſo geſchrieben/ wie ſie uͤberzeu-
get worden iſt/ und ihre uͤberzeugung
haͤlt nichts ungeſchicktes noch
enthuſia-
ſti
ſches in ſich/ wenn man ihre Schriff-
ten ohne
pasſionirtes Vor-urtheil und
ſectiriſche Unbetruͤglichkeit lieſet/ &c.
Was andere Gelehrte von ihr berichtet/ iſt aus
folgender Relation zu erſehen/ welche aus dem
Frantzoͤſiſchen ins Lateiniſche verſetzet alſo lau-
tet:

[Spaltenumbruch]

Verſio ex novellis Gallicis Reip. literariæ AnniJahr
MDC.
biß
MDCC.

85. menſis Aprilis p. 423. &c.

Domina Antonia Bourignon nata eſt Inſu-
lis Flandriæ Anno 1616. & obiit Franekeræ
ſub finem menſis Octobris Anni 1680.

Nullius unquam vita plus quam ſua adverſi-
tatibus expoſita fuit, hoc licèt unicè intenderit,
ut in feceſſu & ſolitudine, juxta Chriſti præce-
pta, pariter cum verè eum ſequentibus, ſemper
viveret.

Memoratu dignum eſt, quî à teneris huic rei
ſtuduerit. Vix quadrimula animadvertere cœ-
pit, plurima in mundo occurrere non bene con-
ſtituta, & quæ aliter ſeſe habere maximè debe-
rent, videlicet homines ſe neſcire, mori; me-
liusque fore, ſimundus eſſet & vita hujuscemo-
di, in qua nihil corru ptioni & morti obnoxium.
Ea illi cauſa fuit contemnendi, quæ de hujus
vitæ ſunt genere, quærendique meliora. Quum-
que audierat de Paradiſo, deque Chriſto, qui
nobis eò ducentem viam monſtratum venerit,
atque in contemptu bonorum & deliciarum
hujus vitæ, quo vitam intraret æternam, vixerit
& mortuus ſit; hæc adeò illi arridebant, ut ſci-
ſcitaretur, nùmne reperirentur degentes ex inſtitute
Domini Chriſti.
Reſponſum tulit A. B. Chri-
ſtianos ita vivere; nos verò eſſe Chriſtianos.
Verum credere non potuit, ſe inter Chriftia-
nos degere; quicquid etiam in contrarium ad-
duceretur: quòd, ut ajebat, vitam non inſtituimus,
quemadmodum Chriſtus nos docuit, ſed longè ali-
ter. FEſus CHriſtus enim
, ita dicebat hæc in-
fans, paupertati deditus fuit, nos verò aurum &
argentum appetimus diligimusq;; ille ſe ſubmitte-
bat, nos verò quæ alta ſunt concupiſcimus; ille ad-
verſitatibus expoſitus fuit, nos verò quærimus
delicias. Nonſunt iſti Chriſtiani, quospeto, duo
me, amabo, ubi degunt.
Illudentes cœteri in
cauſa erant, ut quidem ſileret, ſed etiam in ſoli-
tudinem & ſeceſſum ſe reciperet, imploratura
DEum O. M. quo proficiſceretur eò loci quem
habitarent Chriſtiani, Chriſtianaque confieret.
Hæmeditationes fortè non videntur eſſe infan-
tis 4. 7. aut 8. annorum: verùm cùm gratia,
tum natura quandoque in ipſis infantibus ma-
gna & ſingularia operantur; quorum exempla
obvia ſunt & nota.

A. B, deinceps honeſtis vanitatibus juven-
tutis irretita, quòd inſultûs Sororis, ſeſe eas
vitare ob ſtupiditatem ingeniiq; tarditatem ob-
jectantis, reprimere volebat, tantâ ea ex re, pœ-
nitentiâ ducebatur, ut mundum prorſus linque-
re animum induceret, quô à DEO vitáque
Chriſtiana ampliùs diſtraheretur nunquam:
cujus inſtituti adeo fuit tenax, ut Eremitæ
veſtibus induta in deſertum annorum 18. aufu-
gerit. Cognitæ autem ac in itinere impeditæ
in Diœceſi Cameracenſi Archi-epiſcopus ſe ceſ-
ſum permittebat, & poſtea ut in agro cum vir-
ginibus vitam verè Chriſtianam inſtituere qui-
busdam optantibus, absque voto & regulis aliis
præter Amorem DEI præceptaque Evange-
lica degeret, cui rei Jeſuitæ adverſabantur.

Experta porrò tam inter dignitate fulgen-
tes, quam alios inferioris ſortis, inter Eccleſi-
aſticos æquè ac Seculares, nemini conſtitutum
hærere firmum vivendi, uti (quemadmodum
ipſamet cognoſceret) verum CHriſti diſcipu-
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[154/0166] Th. III. C. XVI. Von der Antoinette Bourignon. gezogenen/ frommen und ſittſamen le- ben/ inſonderheit aber zur einſamkeit inclinirt geweſen &c. Berckendall in ſei- ner Abbildung p. 64. wiederholet ihre wor- te/ da ſie gefodert/ man ſolle in verdacht halten alles/ was ſie von GOttes we- gen ſage/ wenn man aber vernehme/ daß ihr leben und wandel nicht alles uͤberein treffe mit JESU Chriſti ſeinem/ und daß ihre lehre nicht vollkoͤmmlich gleich ſey mit der Heiligen Schrifft: welches er aber daſelbſt durch andere beſchuldigungen zu vernichten ſuchet. Der beruͤhmte Poiret beken- net von ihr in ſeiner Lateiniſchen Epiſtel wider Burchardum p. 20: Jch habe ihre Schriff- ten mit groſſem nutzen meiner ſeelen ge- leſen/ verwundert/ und behalten/ auch da- vor das auskehricht der Schulen weg- geworffen/ weil ich nichts anders bey ihr geſehen/ als daß ihr einiger zweck ſey die verlaͤugnung der verderbten na- tur/ die alleinige liebe GOTTes/ und unſere Ubergebung zu ſeinem willen. Und ferner in dem anfang ſeines Buchs de Erudi- tione pag. 436. u. f. fuͤhret er unterſchiedliche kluge und beruͤhmte Scribenten an/ welche dieſer Jungfer mit groſſem ruhm gedacht ha- ben. Jahr MDC. biß MDCC. Und ande- rer ſcri- benten; Poirets/ 7. Ægidius Menagius nenne ſie Theologam oder eine Gottes-Gelehrte unter denen be- ruͤhmten Frauens-perſonen. D. Schwammer- dammius, ein Medicus und beruͤhmter Anato- micus, habe etliche Monat lang mit ihr con- verſirt/ und einige Schrifften von ihr publi- cirt/ auch bekant: Sie wuͤrde vom Geiſt Gottes gelehret uñ regieret/ er aber haͤtte gegen ihr weder Weisheit noch Tugend an ſich. Ein Meiſter aus Schottland habe in ſeinem Buch de humanæ ratiocinationis imbe- cillitate, welches Grævius zu Utrecht publicirt/ dieſer Antoniæ exempel zum beweiß angefuͤh- ret/ daß auch wol bey Kindern ein ſtar- cker zug zu Goͤttlichen und ewigen din- gen ſich finden koͤnne. Auch D. Balth. Be- cker habe geklaget in ſeiner bezauberten Welt Lib IV. c. 24. p. 224. daß viel gelehrte und ſonſt verſtaͤndige Perſonen ſehr viel von ihr hielten: wiewol er vor ſich als ein naſutus und uͤberkluger Mann ſie eine Naͤrrin ſchilt. Jn der neuen edition des Buchs von der Ge- lehrſamkeit hat Chriſt. Thomaſius in ſeiner Vorrede pag. 34. folgendes von ihr geſchrie- ben: Jch bin gnugſam | uͤberzeugt/ daß die Jungfrau Bourignon ſehr Gottſelig/ und ihr hertz eine wohnung des H. Gei- ſtes geweſen ſey. Jhre Seele iſt im grun- de heilig und geſund/ und ihre Buͤcher ſind wol werth/ daß ſie von frommen ge- leſen werden. Was die begriffe von den Geheimniſſen belanget/ hat ſie ohne zweiffel ſo geſchrieben/ wie ſie uͤberzeu- get worden iſt/ und ihre uͤberzeugung haͤlt nichts ungeſchicktes noch enthuſia- ſtiſches in ſich/ wenn man ihre Schriff- ten ohne pasſionirtes Vor-urtheil und ſectiriſche Unbetruͤglichkeit lieſet/ &c. Was andere Gelehrte von ihr berichtet/ iſt aus folgender Relation zu erſehen/ welche aus dem Frantzoͤſiſchen ins Lateiniſche verſetzet alſo lau- tet: Schvvam- merdam- mii, und etli- cher JCto- rum. Verſio ex novellis Gallicis Reip. literariæ Anni 85. menſis Aprilis p. 423. &c. Jahr MDC. biß MDCC. Domina Antonia Bourignon nata eſt Inſu- lis Flandriæ Anno 1616. & obiit Franekeræ ſub finem menſis Octobris Anni 1680. Nullius unquam vita plus quam ſua adverſi- tatibus expoſita fuit, hoc licèt unicè intenderit, ut in feceſſu & ſolitudine, juxta Chriſti præce- pta, pariter cum verè eum ſequentibus, ſemper viveret. Memoratu dignum eſt, quî à teneris huic rei ſtuduerit. Vix quadrimula animadvertere cœ- pit, plurima in mundo occurrere non bene con- ſtituta, & quæ aliter ſeſe habere maximè debe- rent, videlicet homines ſe neſcire, mori; me- liusque fore, ſimundus eſſet & vita hujuscemo- di, in qua nihil corru ptioni & morti obnoxium. Ea illi cauſa fuit contemnendi, quæ de hujus vitæ ſunt genere, quærendique meliora. Quum- que audierat de Paradiſo, deque Chriſto, qui nobis eò ducentem viam monſtratum venerit, atque in contemptu bonorum & deliciarum hujus vitæ, quo vitam intraret æternam, vixerit & mortuus ſit; hæc adeò illi arridebant, ut ſci- ſcitaretur, nùmne reperirentur degentes ex inſtitute Domini Chriſti. Reſponſum tulit A. B. Chri- ſtianos ita vivere; nos verò eſſe Chriſtianos. Verum credere non potuit, ſe inter Chriftia- nos degere; quicquid etiam in contrarium ad- duceretur: quòd, ut ajebat, vitam non inſtituimus, quemadmodum Chriſtus nos docuit, ſed longè ali- ter. FEſus CHriſtus enim, ita dicebat hæc in- fans, paupertati deditus fuit, nos verò aurum & argentum appetimus diligimusq;; ille ſe ſubmitte- bat, nos verò quæ alta ſunt concupiſcimus; ille ad- verſitatibus expoſitus fuit, nos verò quærimus delicias. Nonſunt iſti Chriſtiani, quospeto, duo me, amabo, ubi degunt. Illudentes cœteri in cauſa erant, ut quidem ſileret, ſed etiam in ſoli- tudinem & ſeceſſum ſe reciperet, imploratura DEum O. M. quo proficiſceretur eò loci quem habitarent Chriſtiani, Chriſtianaque confieret. Hæmeditationes fortè non videntur eſſe infan- tis 4. 7. aut 8. annorum: verùm cùm gratia, tum natura quandoque in ipſis infantibus ma- gna & ſingularia operantur; quorum exempla obvia ſunt & nota. A. B, deinceps honeſtis vanitatibus juven- tutis irretita, quòd inſultûs Sororis, ſeſe eas vitare ob ſtupiditatem ingeniiq; tarditatem ob- jectantis, reprimere volebat, tantâ ea ex re, pœ- nitentiâ ducebatur, ut mundum prorſus linque- re animum induceret, quô à DEO vitáque Chriſtiana ampliùs diſtraheretur nunquam: cujus inſtituti adeo fuit tenax, ut Eremitæ veſtibus induta in deſertum annorum 18. aufu- gerit. Cognitæ autem ac in itinere impeditæ in Diœceſi Cameracenſi Archi-epiſcopus ſe ceſ- ſum permittebat, & poſtea ut in agro cum vir- ginibus vitam verè Chriſtianam inſtituere qui- busdam optantibus, absque voto & regulis aliis præter Amorem DEI præceptaque Evange- lica degeret, cui rei Jeſuitæ adverſabantur. Experta porrò tam inter dignitate fulgen- tes, quam alios inferioris ſortis, inter Eccleſi- aſticos æquè ac Seculares, nemini conſtitutum hærere firmum vivendi, uti (quemadmodum ipſamet cognoſceret) verum CHriſti diſcipu- lum deceret; 4. Annosdomunculâ ſe incluſit, quò in

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 154. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/166>, abgerufen am 26.04.2024.