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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. IV. Sect. III. Num. XIII. Johann. Angelii Werdenhag. schrifften.
[Spaltenumbruch] kammer/ in der wüsten/ das ist/ bey den verwü-
stern des innerlichen grundes zu suchen) in den
armen seelen/ (in welchen doch Christus in ipso
conceptionis momento
gegenwärtig ist) ein-
geführet/ und eben damit der grund der se-
ligkeit verworffen worden/ dahin Joh. Arndt
im 3. buch klärlich weiset?

21. Ob nicht alles in allem/ was zur selig-
keit nötig/ in Christo verfasset/ und wesentlich
aus Christo in die seele fliessen/ oder ihr mitge-
theilet werden muß/ es heisse glaube/ liebe/ hoff-
nung/ gerechtigkeit/ heiligkeit/ weißheit/ erkänt-
nis/ offenbarung/ &c. Denn diese früchte
des Geistes Christi können so wenig vergehen/
als der Geist vergehet/ darum man den wort-
streit wohl möchte fahren lassen/ weil doch
der natürliche mensch/ dem alle vergängliche
wort zugehören/ nichts von dem/ was des
geistes oder wesens ist/ verstehet/ sondern ihm
eine thorheit ist und bleibet/ wie die erfahrung
solches auch augenscheinlich in den wortzän-
ckern bestättiget.

22. Ob nicht alles in allem/ davon die H.
Schrifft zeuget/ und ein jeder mensch in sich
böß und sündhafftig befindet/ des alten Ada-
mischen Anti-Christischen menschens wesen
und thun sey; und hingegen alles in allem/
was gut ist und heist/ Christi ist/ wie Johann.
Arndt lib. 2. cap.
7. in seinem Christenthum
bezeuget/ und die gantze Heilige Schrifft kürtz-
lich in zwey worten fasset/ nach der Heiligen
Schrifft zeugnis/ und also das rechte erkänt-
nis darinn beruhet/ daß der mensch in sich durch
Christi krafft des alten Adams wesen/ es
heisse nun/ wie es wolle/ gedämpffet/ und die
wercke Christi zur ehre GOTTes/ und des
nächsten nutzen empfindet/ das ist/ Christo ge-
horsam und unterthänig wird/ darum keines
Heydnischen perorirens/ sondern nur einen je-
den zur innerlichen prüfung zu treiben von
nöthen ist/ dann ein jeder text zeuget von Got-
tes und des teuffels werck/ darum soll und muß
der mensch sich erforschen/ welche wercke er in
ihm empfindet und beliebet/ dann dessen knecht
ist er/ welche Theologiam niemand von Ho-
hen Schulen holen/ sondern nur seinen inwen-
digen grund erforschen darff/ wer darinn pro-
fiti
ret/ und wem er zuhöret oder wercke thut/
dahin Johannes in seiner ersten Epistel cap. 3.
kürtzlich weiset. Wer Christo will die ehre ge-
ben/ denselben wird er erfüllen mit allen früch-
ten der gerechtigkeit; wer aber ihm selber klug
gnug ist/ der mag sein urtheil erwarten. Ende.

NUM. XIII.

Daß über das kleine büchlein Joh. Angelii
Werdenhagen
s/ so er unter dem namen Angeli
Mariani
geschrieben mit dem titel:

Offene hertzens-Pforte oder getreue
einleitung zu dem wahren Reich
CHristi;

viel beschuldigungen derer Lutherischen
Prediger an tag gekommen: ist aus ihren
schrifften gnugsam bekandt. Und dieses mag
einen begierig machen die worte des scribenten
selber zu lesen/ welche denn hiemit vor augen ge-
leget werden/ so weit er nehmlich von der Secti
rerey der Clerisey/ und der allgemeinen er-
lösung/ erleuchtung und herwiederbringung al-
ler menschen handelt/ in dem IIX. und folgen-
den capiteln.

[Spaltenumbruch] Angelus Marianus vom ewigen Evan-
gelio/ und denen spaltungen und
Secten/ etc.

Weil nun leider! der leib der Christen biß-
hero in sich selbst uneins ist/ zertrennet und wol
gar zerrissen/ und eitel neid/ zanck und uneinig-
keit unter ihnen ist/ also schrecklich zwar/ daß
auch ein glied das ander anfeindet/ verstöret und
tödtet/ und also hierüber das rechte wahre Chri-
stenthum gantz untergehet/ und CHristus selbst/
nach (a) Danielis weissagung/ scheinet aus-
gerottet|zu seyn/ und also CHristus den rechten
glauben nicht findet auff erden; (b) so ist of-
fenbar/ daß sie freylich alle wieder müssen zu ei-
nem sinne kommen/ ehe Gott die erde mit bann
schlage (c) und sie alle zugleich verderbe. Sol-
che general und algemeine bekehrung aber nun
wil nicht geschehen durch fleischlichen/ mensch-
lichen buchstäbischen sinn/ sondern durch den
sinn des geistes GOttes/ (d) welcher nicht
ist Paulisch/ Kephisch oder Apollisch nach der
Corinther meinung und eigen gutdünckel/
auch nicht nach buchstäbischer Christen mei-
nung und eigensinnigkeit/ sondern der
sinn Pauli/ Petri |und Apollinis ist des gei-
stes sinn/ von deme sie denselben empfangen
haben; ob aber nun Paulus pflantzet/ Apollo
begeusset/ und Petrus pfleget und reiniget
(e) so sind sie darum nicht getrennet/ obschon
unterschieden. Jst nun der sinn der Secten
auch des geistes/ und haben sie denselben vom
geist empfangen/ so ist es recht und gut/ und
seynd des geistes diener. Ob aber nun
einer mehr gearbeitet hat/ als der andere/
und einer das Christenthum unter den Heiden
gepflantzet/ der andere begossen/ der drit-
te|gereiniget/ so mögen sie darum einander nicht
hassen/ vielweniger ihren jüngern befehlen/ ein-
ander todt zu schlagen/ oder ob hier und da/
ja auch gleich mehrern theils falsche Apostel mit
unter seyn/ und also viel wölffe unter den schaf-
fen/ 1. Cor. c. 3. v. 5. 7. (e) ist darum nicht
das gantze Apostel-amt oder die gantze herde zu
verwerffen/ sondern es bleibet vielmehr die
gemeine GOttes unter allerley volck/ unter
allerley ämtern/ und auch unter allerley ständen/
bey diesem siegel an ihren gliedern/ nemlich: Der
HErr kennet die seinen/ und sonst niemand.
(f) Und ist diß das wahre kennzeichen eines
Christen/ nemlich lieben von reinem hertzen/ gu-
tem gewissen/ und ungefärbtem glauben: (g)
und allerley volck/ das GOtt fürchtet und
recht thut/ das ist ihm angenehm/ (h) und
in summa/ diß ist der allerköstlichste weg zur se-
ligkeit/ nemlich die liebe/ diese ist das grösseste
für allen.(i) Wie soll nun der zerrissene leib der
Christen wieder heil und gantz gesund und se-
lig werden? fürwahr anders nicht dann durch
die liebe. (k) Hier müssen alle gelehrte un-
ter allerley Secten ihre grosse weißheit/ kunst und
verstand verwerffen/ umkehren/ und wie die kin-
der werden/ und die liebe ergreiffen/ sonst wer-
den sie nimmermehr eins werden/ noch in das

himmel-
(a) Dan. c. 9. v. 26.
(b) Luc. c. 18. v. 8.
(c) Malach. c. 4. v. 5. 6.
(d) Joel. c.
2. v.
28. 32.
(e) Act. c. 20. v. 29. 30.
(e) Act. c. 20. v. 29. 30.
(f) Joh. c. 10. v. 14. 2. Tim. c. 2. v. 19.
(g) 1. Tim. c. 1. v. 45.
(h) Act. c. 10.
v.
35.
(i) 1. Cor. c. 13. v. 13.
(k) 1. Pet. c. 4. v. 8. Apocal. c. 2. v. 5.

Th. IV. Sect. III. Num. XIII. Johann. Angelii Werdenhag. ſchrifften.
[Spaltenumbruch] kammer/ in der wuͤſten/ das iſt/ bey den verwuͤ-
ſtern des innerlichen grundes zu ſuchen) in den
armen ſeelen/ (in welchen doch Chriſtus in ipſo
conceptionis momento
gegenwaͤrtig iſt) ein-
gefuͤhret/ und eben damit der grund der ſe-
ligkeit verworffen worden/ dahin Joh. Arndt
im 3. buch klaͤrlich weiſet?

21. Ob nicht alles in allem/ was zur ſelig-
keit noͤtig/ in Chriſto verfaſſet/ und weſentlich
aus Chriſto in die ſeele flieſſen/ oder ihr mitge-
theilet werden muß/ es heiſſe glaube/ liebe/ hoff-
nung/ gerechtigkeit/ heiligkeit/ weißheit/ erkaͤnt-
nis/ offenbarung/ &c. Denn dieſe fruͤchte
des Geiſtes Chriſti koͤnnen ſo wenig vergehen/
als der Geiſt vergehet/ darum man den wort-
ſtreit wohl moͤchte fahren laſſen/ weil doch
der natuͤrliche menſch/ dem alle vergaͤngliche
wort zugehoͤren/ nichts von dem/ was des
geiſtes oder weſens iſt/ verſtehet/ ſondern ihm
eine thorheit iſt und bleibet/ wie die erfahrung
ſolches auch augenſcheinlich in den wortzaͤn-
ckern beſtaͤttiget.

22. Ob nicht alles in allem/ davon die H.
Schrifft zeuget/ und ein jeder menſch in ſich
boͤß und ſuͤndhafftig befindet/ des alten Ada-
miſchen Anti-Chriſtiſchen menſchens weſen
und thun ſey; und hingegen alles in allem/
was gut iſt und heiſt/ Chriſti iſt/ wie Johann.
Arndt lib. 2. cap.
7. in ſeinem Chriſtenthum
bezeuget/ und die gantze Heilige Schrifft kuͤrtz-
lich in zwey worten faſſet/ nach der Heiligen
Schrifft zeugnis/ und alſo das rechte erkaͤnt-
nis darinn beruhet/ daß der menſch in ſich durch
Chriſti krafft des alten Adams weſen/ es
heiſſe nun/ wie es wolle/ gedaͤmpffet/ und die
wercke Chriſti zur ehre GOTTes/ und des
naͤchſten nutzen empfindet/ das iſt/ Chriſto ge-
horſam und unterthaͤnig wird/ darum keines
Heydniſchen perorirens/ ſondern nur einen je-
den zur innerlichen pruͤfung zu treiben von
noͤthen iſt/ dann ein jeder text zeuget von Got-
tes und des teuffels werck/ darum ſoll und muß
der menſch ſich erforſchen/ welche wercke er in
ihm empfindet und beliebet/ dann deſſen knecht
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hen Schulen holen/ ſondern nur ſeinen inwen-
digen grund erforſchen darff/ wer darinn pro-
fiti
ret/ und wem er zuhoͤret oder wercke thut/
dahin Johannes in ſeiner erſten Epiſtel cap. 3.
kuͤrtzlich weiſet. Wer Chriſto will die ehre ge-
ben/ denſelben wird er erfuͤllen mit allen fruͤch-
ten der gerechtigkeit; wer aber ihm ſelber klug
gnug iſt/ der mag ſein urtheil erwarten. Ende.

NUM. XIII.

Daß uͤber das kleine buͤchlein Joh. Angelii
Werdenhagen
s/ ſo er unter dem namen Angeli
Mariani
geſchrieben mit dem titel:

Offene hertzens-Pforte oder getreue
einleitung zu dem wahren Reich
CHriſti;

viel beſchuldigungen derer Lutheriſchen
Prediger an tag gekommen: iſt aus ihren
ſchrifften gnugſam bekandt. Und dieſes mag
einen begierig machen die worte des ſcribenten
ſelber zu leſen/ welche denn hiemit vor augen ge-
leget werden/ ſo weit er nehmlich von der Secti
rerey der Cleriſey/ und der allgemeinen er-
loͤſung/ erleuchtung und heꝛwiederbringung al-
ler menſchen handelt/ in dem IIX. und folgen-
den capiteln.

[Spaltenumbruch] Angelus Marianus vom ewigen Evan-
gelio/ und denen ſpaltungen und
Secten/ ꝛc.

Weil nun leider! der leib der Chriſten biß-
hero in ſich ſelbſt uneins iſt/ zertrennet und wol
gar zerriſſen/ und eitel neid/ zanck und uneinig-
keit unter ihnen iſt/ alſo ſchrecklich zwar/ daß
auch ein glied das ander anfeindet/ verſtoͤret und
toͤdtet/ und alſo hieruͤber das rechte wahre Chri-
ſtenthum gantz unteꝛgehet/ und CHriſtus ſelbſt/
nach (a) Danielis weiſſagung/ ſcheinet aus-
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fenbar/ daß ſie freylich alle wieder muͤſſen zu ei-
nem ſinne kommen/ ehe Gott die erde mit bann
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che general und algemeine bekehrung aber nun
wil nicht geſchehen durch fleiſchlichen/ menſch-
lichen buchſtaͤbiſchen ſinn/ ſondern durch den
ſinn des geiſtes GOttes/ (d) welcher nicht
iſt Pauliſch/ Kephiſch oder Apolliſch nach der
Corinther meinung und eigen gutduͤnckel/
auch nicht nach buchſtaͤbiſcher Chriſten mei-
nung und eigenſinnigkeit/ ſondern der
ſinn Pauli/ Petri |und Apollinis iſt des gei-
ſtes ſinn/ von deme ſie denſelben empfangen
haben; ob aber nun Paulus pflantzet/ Apollo
begeuſſet/ und Petrus pfleget und reiniget
(e) ſo ſind ſie darum nicht getrennet/ obſchon
unterſchieden. Jſt nun der ſinn der Secten
auch des geiſtes/ und haben ſie denſelben vom
geiſt empfangen/ ſo iſt es recht und gut/ und
ſeynd des geiſtes diener. Ob aber nun
einer mehr gearbeitet hat/ als der andere/
und einer das Chriſtenthum unter den Heiden
gepflantzet/ der andere begoſſen/ der drit-
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ander todt zu ſchlagen/ oder ob hier und da/
ja auch gleich mehrern theils falſche Apoſtel mit
unter ſeyn/ und alſo viel woͤlffe unter den ſchaf-
fen/ 1. Cor. c. 3. v. 5. 7. (e) iſt darum nicht
das gantze Apoſtel-amt oder die gantze herde zu
verwerffen/ ſondern es bleibet vielmehr die
gemeine GOttes unter allerley volck/ unter
allerley aͤmtern/ und auch unter allerley ſtaͤnden/
bey dieſem ſiegel an ihren gliedern/ nemlich: Der
HErꝛ kennet die ſeinen/ und ſonſt niemand.
(f) Und iſt diß das wahre kennzeichen eines
Chriſten/ nemlich lieben von reinem hertzen/ gu-
tem gewiſſen/ und ungefaͤrbtem glauben: (g)
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in ſumma/ diß iſt der allerkoͤſtlichſte weg zur ſe-
ligkeit/ nemlich die liebe/ dieſe iſt das groͤſſeſte
fuͤr allen.(i) Wie ſoll nun der zerriſſene leib der
Chriſten wieder heil und gantz geſund und ſe-
lig werden? fuͤrwahr anders nicht dann durch
die liebe. (k) Hier muͤſſen alle gelehrte un-
ter allerley Secten ihre groſſe weißheit/ kunſt und
verſtand verwerffen/ umkehren/ und wie die kin-
der werden/ und die liebe ergreiffen/ ſonſt wer-
den ſie nimmermehr eins werden/ noch in das

himmel-
(a) Dan. c. 9. v. 26.
(b) Luc. c. 18. v. 8.
(c) Malach. c. 4. v. 5. 6.
(d) Joel. c.
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28. 32.
(e) Act. c. 20. v. 29. 30.
(e) Act. c. 20. v. 29. 30.
(f) Joh. c. 10. v. 14. 2. Tim. c. 2. v. 19.
(g) 1. Tim. c. 1. v. 45.
(h) Act. c. 10.
v.
35.
(i) 1. Cor. c. 13. v. 13.
(k) 1. Pet. c. 4. v. 8. Apocal. c. 2. v. 5.
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[647/0955] Th. IV. Sect. III. Num. XIII. Johann. Angelii Werdenhag. ſchrifften. kammer/ in der wuͤſten/ das iſt/ bey den verwuͤ- ſtern des innerlichen grundes zu ſuchen) in den armen ſeelen/ (in welchen doch Chriſtus in ipſo conceptionis momento gegenwaͤrtig iſt) ein- gefuͤhret/ und eben damit der grund der ſe- ligkeit verworffen worden/ dahin Joh. Arndt im 3. buch klaͤrlich weiſet? 21. Ob nicht alles in allem/ was zur ſelig- keit noͤtig/ in Chriſto verfaſſet/ und weſentlich aus Chriſto in die ſeele flieſſen/ oder ihr mitge- theilet werden muß/ es heiſſe glaube/ liebe/ hoff- nung/ gerechtigkeit/ heiligkeit/ weißheit/ erkaͤnt- nis/ offenbarung/ &c. Denn dieſe fruͤchte des Geiſtes Chriſti koͤnnen ſo wenig vergehen/ als der Geiſt vergehet/ darum man den wort- ſtreit wohl moͤchte fahren laſſen/ weil doch der natuͤrliche menſch/ dem alle vergaͤngliche wort zugehoͤren/ nichts von dem/ was des geiſtes oder weſens iſt/ verſtehet/ ſondern ihm eine thorheit iſt und bleibet/ wie die erfahrung ſolches auch augenſcheinlich in den wortzaͤn- ckern beſtaͤttiget. 22. Ob nicht alles in allem/ davon die H. Schrifft zeuget/ und ein jeder menſch in ſich boͤß und ſuͤndhafftig befindet/ des alten Ada- miſchen Anti-Chriſtiſchen menſchens weſen und thun ſey; und hingegen alles in allem/ was gut iſt und heiſt/ Chriſti iſt/ wie Johann. Arndt lib. 2. cap. 7. in ſeinem Chriſtenthum bezeuget/ und die gantze Heilige Schrifft kuͤrtz- lich in zwey worten faſſet/ nach der Heiligen Schrifft zeugnis/ und alſo das rechte erkaͤnt- nis darinn beruhet/ daß der menſch in ſich durch Chriſti krafft des alten Adams weſen/ es heiſſe nun/ wie es wolle/ gedaͤmpffet/ und die wercke Chriſti zur ehre GOTTes/ und des naͤchſten nutzen empfindet/ das iſt/ Chriſto ge- horſam und unterthaͤnig wird/ darum keines Heydniſchen perorirens/ ſondern nur einen je- den zur innerlichen pruͤfung zu treiben von noͤthen iſt/ dann ein jeder text zeuget von Got- tes und des teuffels werck/ darum ſoll und muß der menſch ſich erforſchen/ welche wercke er in ihm empfindet und beliebet/ dann deſſen knecht iſt er/ welche Theologiam niemand von Ho- hen Schulen holen/ ſondern nur ſeinen inwen- digen grund erforſchen darff/ wer darinn pro- fitiret/ und wem er zuhoͤret oder wercke thut/ dahin Johannes in ſeiner erſten Epiſtel cap. 3. kuͤrtzlich weiſet. Wer Chriſto will die ehre ge- ben/ denſelben wird er erfuͤllen mit allen fruͤch- ten der gerechtigkeit; wer aber ihm ſelber klug gnug iſt/ der mag ſein urtheil erwarten. Ende. NUM. XIII. Daß uͤber das kleine buͤchlein Joh. Angelii Werdenhagens/ ſo er unter dem namen Angeli Mariani geſchrieben mit dem titel: Offene hertzens-Pforte oder getreue einleitung zu dem wahren Reich CHriſti; viel beſchuldigungen derer Lutheriſchen Prediger an tag gekommen: iſt aus ihren ſchrifften gnugſam bekandt. Und dieſes mag einen begierig machen die worte des ſcribenten ſelber zu leſen/ welche denn hiemit vor augen ge- leget werden/ ſo weit er nehmlich von der Secti rerey der Cleriſey/ und der allgemeinen er- loͤſung/ erleuchtung und heꝛwiederbringung al- ler menſchen handelt/ in dem IIX. und folgen- den capiteln. Angelus Marianus vom ewigen Evan- gelio/ und denen ſpaltungen und Secten/ ꝛc. Weil nun leider! der leib der Chriſten biß- hero in ſich ſelbſt uneins iſt/ zertrennet und wol gar zerriſſen/ und eitel neid/ zanck und uneinig- keit unter ihnen iſt/ alſo ſchrecklich zwar/ daß auch ein glied das ander anfeindet/ verſtoͤret und toͤdtet/ und alſo hieruͤber das rechte wahre Chri- ſtenthum gantz unteꝛgehet/ und CHriſtus ſelbſt/ nach (a) Danielis weiſſagung/ ſcheinet aus- gerottet|zu ſeyn/ und alſo CHriſtus den rechten glauben nicht findet auff erden; (b) ſo iſt of- fenbar/ daß ſie freylich alle wieder muͤſſen zu ei- nem ſinne kommen/ ehe Gott die erde mit bann ſchlage (c) und ſie alle zugleich verderbe. Sol- che general und algemeine bekehrung aber nun wil nicht geſchehen durch fleiſchlichen/ menſch- lichen buchſtaͤbiſchen ſinn/ ſondern durch den ſinn des geiſtes GOttes/ (d) welcher nicht iſt Pauliſch/ Kephiſch oder Apolliſch nach der Corinther meinung und eigen gutduͤnckel/ auch nicht nach buchſtaͤbiſcher Chriſten mei- nung und eigenſinnigkeit/ ſondern der ſinn Pauli/ Petri |und Apollinis iſt des gei- ſtes ſinn/ von deme ſie denſelben empfangen haben; ob aber nun Paulus pflantzet/ Apollo begeuſſet/ und Petrus pfleget und reiniget (e) ſo ſind ſie darum nicht getrennet/ obſchon unterſchieden. Jſt nun der ſinn der Secten auch des geiſtes/ und haben ſie denſelben vom geiſt empfangen/ ſo iſt es recht und gut/ und ſeynd des geiſtes diener. Ob aber nun einer mehr gearbeitet hat/ als der andere/ und einer das Chriſtenthum unter den Heiden gepflantzet/ der andere begoſſen/ der drit- te|gereiniget/ ſo moͤgen ſie darum einander nicht haſſen/ vielweniger ihren juͤngern befehlen/ ein- ander todt zu ſchlagen/ oder ob hier und da/ ja auch gleich mehrern theils falſche Apoſtel mit unter ſeyn/ und alſo viel woͤlffe unter den ſchaf- fen/ 1. Cor. c. 3. v. 5. 7. (e) iſt darum nicht das gantze Apoſtel-amt oder die gantze herde zu verwerffen/ ſondern es bleibet vielmehr die gemeine GOttes unter allerley volck/ unter allerley aͤmtern/ und auch unter allerley ſtaͤnden/ bey dieſem ſiegel an ihren gliedern/ nemlich: Der HErꝛ kennet die ſeinen/ und ſonſt niemand. (f) Und iſt diß das wahre kennzeichen eines Chriſten/ nemlich lieben von reinem hertzen/ gu- tem gewiſſen/ und ungefaͤrbtem glauben: (g) und allerley volck/ das GOtt fuͤrchtet und recht thut/ das iſt ihm angenehm/ (h) und in ſumma/ diß iſt der allerkoͤſtlichſte weg zur ſe- ligkeit/ nemlich die liebe/ dieſe iſt das groͤſſeſte fuͤr allen. (i) Wie ſoll nun der zerriſſene leib der Chriſten wieder heil und gantz geſund und ſe- lig werden? fuͤrwahr anders nicht dann durch die liebe. (k) Hier muͤſſen alle gelehrte un- ter allerley Secten ihre groſſe weißheit/ kunſt und verſtand verwerffen/ umkehren/ und wie die kin- der werden/ und die liebe ergreiffen/ ſonſt wer- den ſie nimmermehr eins werden/ noch in das himmel- (a) Dan. c. 9. v. 26. (b) Luc. c. 18. v. 8. (c) Malach. c. 4. v. 5. 6. (d) Joel. c. 2. v. 28. 32. (e) Act. c. 20. v. 29. 30. (e) Act. c. 20. v. 29. 30. (f) Joh. c. 10. v. 14. 2. Tim. c. 2. v. 19. (g) 1. Tim. c. 1. v. 45. (h) Act. c. 10. v. 35. (i) 1. Cor. c. 13. v. 13. (k) 1. Pet. c. 4. v. 8. Apocal. c. 2. v. 5.

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 647. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/955>, abgerufen am 20.11.2024.