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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. IV. Sect. III. NUM. X. D. Mich. Waltheri Streit mit P. C.
[Spaltenumbruch] die frage so proponiret worden/ habe verstan-
den werden müssen; giebet der klare buchstabe/
sintemahl sie notanter so instituiret worden: Ob
die nachfolge des heiligen lebens Christi uns
NB. zur gerechtigkeit für Gott führe und zur
seligkeit NB. befördere; Wie mag denn der
Adversarius sagen/ Er/ als ein gemeiner Prediger
(für den er sonsten nicht will geachtet werden)
habe die frage nicht dahin verstanden/ ob die
guten wercke einen menschen für Gott gerecht
und selig machten (welches traun die verba
formalia expresse
im munde führen) sondern
schlecht dahin: Ob nöthig sey/ daß ein mensch/
der ewig selig werden will/ rechte wahre bus-
se müsse thun/ und sich der guten wercke be-
fleissigen? welches je muthwillig den statum
controversiae
verkehren heisset. 7. Scheinet es/
als wenn gegentheil inrecidivam gerathen wolle/
in dem er/ nescio, an ex ignorantia, an ex mali-
tia,
zur bescheinung seiner irrmeynung/ HErr
Doct. Gerhardum anziehet/ daß der in schola
pietatis, lib. 2. c. 2. p. 147. et
148. schreibe/ die
busse gebe gerechtigkeit und ewiges heil und
seligkeit: da doch der fürtreffliche Theologus
sich stracks darauff gnugsam erkläret/ wohin
und wie weit die schrifft solches von der busse
anführe/ nemlich/ daß solches nicht zuverste-
hen ratione meriti, als wenn die busse ein solch
wichtiges/ verdienstlich werck an ihr selber
wäre/ dadurch wir diese grosse himmliche schä-
tze erwerben könten/ sondern ratione medii,
weil sie ist das selige/ von Gott selbst verord-
nete mittel/ dadurch Gott der HErr uns
diese güter wolle außtheilen und schencken.
Ja daß diese wirckungen und nutzbarkeiten der
busse zugeleget werden/ nicht so eben ratione
contrititionis
wegen der reu und leid über die
sünde/ als wenn dieselbe diese schätze und
güter verdienstlicher weise könte erlangen/ son-
dern respectu fidei, und in anschauung des
glaubens an Christum/ welcher glaube das
andere wesentliche stück ist/ und also zure-
den/ die seelder busse/ welcher glaub Christum
ergreiffet/ und in Christo Gottes gnade/ ver-
gebung der sünden/ schenckung des Heiligen
Geistes und das ewige leben. Idem Theolo-
gorum hodie facile Princeps scribit in Loc. d.
Poen. etc. Quando poenitentiae tribuitur effe-
ctus remissionis peccatorum, gratiae divinae,
vitae et salutis aeternae, nec tamen diserta fit men-
tio fidei, tunc in illis dictis poenitentiae nomine
totum conversionis opus intelligendum est.
Jn
der bekehrung des hertzens zu Gott schaltet
und waltet auff unserer seiten allein der glaub/
und der Mensch hat sich passive solum, der
nichts mit wircket noch thut. Wie kan man
sich denn mit dem HErrn Gerhardo, auff den
sich auch Rasel beruffet/ und andere neue Pro-
pheten/ die unter dem edlen pfeffer ihren mäuse-
dreck zuverkauffen sich nicht entfärben/ beschö-
nen. 8. Wenn David und Esaias ablassen
vom bösen/ und thun das gute/ und uns sol-
ches auch anbefohlen/ so ist es je kundt und of-
fenbahr/ daß sie nicht reden von der bekehrung
zu Gott/ und consequenter nicht von der für
ihm geltenden gerechtigkeit/ und ewigen
seligkeit/ auch nicht proprie loquendo von der
busse/ zwischen welcher/ und zwischen der be-
kehrung ein unterschied gemacht wird Jerem.
31. v. 19. sondern von denen rechtschaffe-
[Spaltenumbruch] nen früchten der busse. Matth. 3. v. 8. wel-
che man nicht findet in convertendo, und noch
nicht in conversione ipsa, sondern in jam conver-
so et justificato.
Und diese unterschiedliche
sachen/ müssen nicht confundiret/ noch das
hundert ins tausend geworffen werden: Wie
man nun thut/ nicht allein bey denen Papisten
sondern auch bey etlichen Calvinisten/ bey de-
nen Photinianern/ Wiedertäuffern/ und son-
derlich bey dem Weigelianischen geschmäiß/
bey denen fanaticis und neuen Propheten.
Darum/ wenn schon sonsten nichts tadelhaffti-
ges bey meinem Adversanten zufinden wäre/ so
ist doch die ketzerische verkehrung dieses eini-
gen hohen articuls/ von dem die andern alle
dependiren/ ursach mehr als gnug/ der giffti-
gen neuerung und schwärmerey sich mit gan-
tzer macht zu widersetzen/ und die heilsame leh-
re S. Pauli und des Herrn Lutheri, die sie mit
grossem heiligem eiffer getrieben/ mit uner-
schrockenemhelden-muth zu vertheydigen. Und
lasse ich es bewenden bey dem wohlgegründe-
ten Judicio Amsdorffii in praef. sup. Tom. Luth.
die erste und letzte/ auch die ärgeste und schäd-
lichste Ketzerey/ so je auff erden kommen ist/ daß
gute wercke zur seligkeit vonnöthen sind.
Man suche und lese darvon ein schönes und
weitläufftiges bedencken der Theologorum
Mansfeldensium in Consiliis Bidemb. Dec. 10.
Cons. 8.
und conferire Chemnitium auß seinen
Locis in der Quaestion. An opera bona sint ne-
cessaria ad salutem.

Quaest. III. D. Waltheri.

Ob ein Christ unrecht thue/ wenn er um
zeitliche güter betet/ und selbige unter dem täg-
lichen brod verstehet in der vierten bitte des
Vater unsers?

Sententia Past.

Jst ja/ es sey unrecht/ wie ich und andere
auß seinem munde gehöret/ und drunten seine
eigene antwort bestättiget wird.

Consensus Weigelii.

Part. 2. post. pag. 70. Jn erklärung des Vater
unsers und namhafftig in der vierten bitte:
Die Christen bitten nicht um irrdische dinge/
sondern zum ersten suchen sie das reich Gottes/
das andere wird euch nun zugeworffen; dann
sie wissen wohl/ daßsichs nicht gebühre/ sorg-
fältig zuseyn um ein alt par stiffeln/ kleider/
schuh/ essen/ trincken/ Gott giebet es allen/
allein man suchezuvor sein reich. Confer. pag.
178. et.
255.

Responsio past.

Daß alle leibes-güter mit bedingung zu bit-
ten/ ist unstreitig. Wenn aber das brod im
Vater unser ohne bedingung uns wird zu
bitten befohlen/ so ist zu vermuthen/ daß mehr
vom himmlischen als irrdischen da werde ge-
handelt. Wie das viele der gelehrten auch also
verstanden haben/ auch der Herr Lutherus sel-
ber/ wie in seinen Tomis zulesen.

Replica D. Waltheri.

1. Ob die leibes-güter mit/ oder ohne

bedingung

Th. IV. Sect. III. NUM. X. D. Mich. Waltheri Streit mit P. C.
[Spaltenumbruch] die frage ſo proponiret worden/ habe verſtan-
den werden muͤſſen; giebet der klare buchſtabe/
ſintemahl ſie notanter ſo inſtituiret worden: Ob
die nachfolge des heiligen lebens Chriſti uns
NB. zur gerechtigkeit fuͤr Gott fuͤhre und zur
ſeligkeit NB. befoͤrdere; Wie mag denn der
Adverſarius ſagẽ/ Er/ als ein gemeiner Prediger
(fuͤr den er ſonſten nicht will geachtet werden)
habe die frage nicht dahin verſtanden/ ob die
guten wercke einen menſchen fuͤr Gott gerecht
und ſelig machten (welches traun die verba
formalia expreſſè
im munde fuͤhren) ſondern
ſchlecht dahin: Ob noͤthig ſey/ daß ein menſch/
der ewig ſelig werden will/ rechte wahre buſ-
ſe muͤſſe thun/ und ſich der guten wercke be-
fleiſſigen? welches je muthwillig den ſtatum
controverſiæ
verkehren heiſſet. 7. Scheinet es/
als weñ gegentheil inrecidivam gerathen wolle/
in dem er/ neſcio, an ex ignorantia, an ex mali-
tia,
zur beſcheinung ſeiner irꝛmeynung/ HErꝛ
Doct. Gerhardum anziehet/ daß der in ſchola
pietatis, lib. 2. c. 2. p. 147. et
148. ſchreibe/ die
buſſe gebe gerechtigkeit und ewiges heil und
ſeligkeit: da doch der fuͤrtreffliche Theologus
ſich ſtracks darauff gnugſam erklaͤret/ wohin
und wie weit die ſchrifft ſolches von der buſſe
anfuͤhre/ nemlich/ daß ſolches nicht zuverſte-
hen ratione meriti, als wenn die buſſe ein ſolch
wichtiges/ verdienſtlich werck an ihr ſelber
waͤre/ dadurch wir dieſe groſſe himmliche ſchaͤ-
tze erwerben koͤnten/ ſondern ratione medii,
weil ſie iſt das ſelige/ von Gott ſelbſt verord-
nete mittel/ dadurch Gott der HErꝛ uns
dieſe guͤter wolle außtheilen und ſchencken.
Ja daß dieſe wirckungen und nutzbarkeiten der
buſſe zugeleget werden/ nicht ſo eben ratione
contrititionis
wegen der reu und leid uͤber die
ſuͤnde/ als wenn dieſelbe dieſe ſchaͤtze und
guͤter verdienſtlicher weiſe koͤnte erlangen/ ſon-
dern reſpectu fidei, und in anſchauung des
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andere weſentliche ſtuͤck iſt/ und alſo zure-
den/ die ſeelder buſſe/ welcher glaub Chriſtum
ergreiffet/ und in Chriſto Gottes gnade/ ver-
gebung der ſuͤnden/ ſchenckung des Heiligen
Geiſtes und das ewige leben. Idem Theolo-
gorum hodiè facilè Princeps ſcribit in Loc. d.
Pœn. etc. Quando pœnitentiæ tribuitur effe-
ctus remiſſionis peccatorum, gratiæ divinæ,
vitæ et ſalutis æternæ, nec tamen diſerta fit men-
tio fidei, tunc in illis dictis pœnitentiæ nomine
totum converſionis opus intelligendum eſt.
Jn
der bekehrung des hertzens zu Gott ſchaltet
und waltet auff unſerer ſeiten allein der glaub/
und der Menſch hat ſich paſſivè ſolùm, der
nichts mit wircket noch thut. Wie kan man
ſich denn mit dem HErꝛn Gerhardo, auff den
ſich auch Raſel beruffet/ und andere neue Pro-
pheten/ die unter dem edlen pfeffer ihren maͤuſe-
dreck zuverkauffen ſich nicht entfaͤrben/ beſchoͤ-
nen. 8. Wenn David und Eſaias ablaſſen
vom boͤſen/ und thun das gute/ und uns ſol-
ches auch anbefohlen/ ſo iſt es je kundt und of-
fenbahr/ daß ſie nicht reden von der bekehrung
zu Gott/ und conſequenter nicht von der fuͤr
ihm geltenden gerechtigkeit/ und ewigen
ſeligkeit/ auch nicht propriè loquendo von der
buſſe/ zwiſchen welcher/ und zwiſchen der be-
kehrung ein unterſchied gemacht wird Jerem.
31. v. 19. ſondern von denen rechtſchaffe-
[Spaltenumbruch] nen fruͤchten der buſſe. Matth. 3. v. 8. wel-
che man nicht findet in convertendo, und noch
nicht in converſione ipſa, ſondern in jam conver-
ſo et juſtificato.
Und dieſe unterſchiedliche
ſachen/ muͤſſen nicht confundiret/ noch das
hundert ins tauſend geworffen werden: Wie
man nun thut/ nicht allein bey denen Papiſten
ſondern auch bey etlichen Calviniſten/ bey de-
nen Photinianern/ Wiedertaͤuffern/ und ſon-
derlich bey dem Weigelianiſchen geſchmaͤiß/
bey denen fanaticis und neuen Propheten.
Darum/ wenn ſchon ſonſten nichts tadelhaffti-
ges bey meinem Adverſanten zufinden waͤre/ ſo
iſt doch die ketzeriſche verkehrung dieſes eini-
gen hohen articuls/ von dem die andern alle
dependiren/ urſach mehr als gnug/ der giffti-
gen neuerung und ſchwaͤrmerey ſich mit gan-
tzer macht zu widerſetzen/ und die heilſame leh-
re S. Pauli und des Herꝛn Lutheri, die ſie mit
groſſem heiligem eiffer getrieben/ mit uner-
ſchrockenemhelden-muth zu vertheydigen. Und
laſſe ich es bewenden bey dem wohlgegruͤnde-
ten Judicio Amsdorffii in præf. ſup. Tom. Luth.
die erſte und letzte/ auch die aͤrgeſte und ſchaͤd-
lichſte Ketzerey/ ſo je auff erden kommen iſt/ daß
gute wercke zur ſeligkeit vonnoͤthen ſind.
Man ſuche und leſe darvon ein ſchoͤnes und
weitlaͤufftiges bedencken der Theologorum
Mansfeldenſium in Conſiliis Bidemb. Dec. 10.
Conſ. 8.
und conferire Chemnitium auß ſeinen
Locis in der Quæſtion. An opera bona ſint ne-
ceſſaria ad ſalutem.

Quæſt. III. D. Waltheri.

Ob ein Chriſt unrecht thue/ wenn er um
zeitliche guͤter betet/ und ſelbige unter dem taͤg-
lichen brod verſtehet in der vierten bitte des
Vater unſers?

Sententia Paſt.

Jſt ja/ es ſey unrecht/ wie ich und andere
auß ſeinem munde gehoͤret/ und drunten ſeine
eigene antwort beſtaͤttiget wird.

Conſenſus Weigelii.

Part. 2. poſt. pag. 70. Jn erklaͤrung des Vater
unſers und namhafftig in der vierten bitte:
Die Chriſten bitten nicht um irꝛdiſche dinge/
ſondern zum erſten ſuchen ſie das reich Gottes/
das andere wird euch nun zugeworffen; dann
ſie wiſſen wohl/ daßſichs nicht gebuͤhre/ ſorg-
faͤltig zuſeyn um ein alt par ſtiffeln/ kleider/
ſchuh/ eſſen/ trincken/ Gott giebet es allen/
allein man ſuchezuvor ſein reich. Confer. pag.
178. et.
255.

Reſponſio paſt.

Daß alle leibes-guͤter mit bedingung zu bit-
ten/ iſt unſtreitig. Weñ aber das brod im
Vater unſer ohne bedingung uns wird zu
bitten befohlen/ ſo iſt zu vermuthen/ daß mehr
vom himmliſchen als irꝛdiſchen da werde ge-
handelt. Wie das viele der gelehrten auch alſo
verſtanden haben/ auch der Herꝛ Lutherus ſel-
ber/ wie in ſeinen Tomis zuleſen.

Replica D. Waltheri.

1. Ob die leibes-guͤter mit/ oder ohne

bedingung
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[604/0912] Th. IV. Sect. III. NUM. X. D. Mich. Waltheri Streit mit P. C. die frage ſo proponiret worden/ habe verſtan- den werden muͤſſen; giebet der klare buchſtabe/ ſintemahl ſie notanter ſo inſtituiret worden: Ob die nachfolge des heiligen lebens Chriſti uns NB. zur gerechtigkeit fuͤr Gott fuͤhre und zur ſeligkeit NB. befoͤrdere; Wie mag denn der Adverſarius ſagẽ/ Er/ als ein gemeiner Prediger (fuͤr den er ſonſten nicht will geachtet werden) habe die frage nicht dahin verſtanden/ ob die guten wercke einen menſchen fuͤr Gott gerecht und ſelig machten (welches traun die verba formalia expreſſè im munde fuͤhren) ſondern ſchlecht dahin: Ob noͤthig ſey/ daß ein menſch/ der ewig ſelig werden will/ rechte wahre buſ- ſe muͤſſe thun/ und ſich der guten wercke be- fleiſſigen? welches je muthwillig den ſtatum controverſiæ verkehren heiſſet. 7. Scheinet es/ als weñ gegentheil inrecidivam gerathen wolle/ in dem er/ neſcio, an ex ignorantia, an ex mali- tia, zur beſcheinung ſeiner irꝛmeynung/ HErꝛ Doct. Gerhardum anziehet/ daß der in ſchola pietatis, lib. 2. c. 2. p. 147. et 148. ſchreibe/ die buſſe gebe gerechtigkeit und ewiges heil und ſeligkeit: da doch der fuͤrtreffliche Theologus ſich ſtracks darauff gnugſam erklaͤret/ wohin und wie weit die ſchrifft ſolches von der buſſe anfuͤhre/ nemlich/ daß ſolches nicht zuverſte- hen ratione meriti, als wenn die buſſe ein ſolch wichtiges/ verdienſtlich werck an ihr ſelber waͤre/ dadurch wir dieſe groſſe himmliche ſchaͤ- tze erwerben koͤnten/ ſondern ratione medii, weil ſie iſt das ſelige/ von Gott ſelbſt verord- nete mittel/ dadurch Gott der HErꝛ uns dieſe guͤter wolle außtheilen und ſchencken. Ja daß dieſe wirckungen und nutzbarkeiten der buſſe zugeleget werden/ nicht ſo eben ratione contrititionis wegen der reu und leid uͤber die ſuͤnde/ als wenn dieſelbe dieſe ſchaͤtze und guͤter verdienſtlicher weiſe koͤnte erlangen/ ſon- dern reſpectu fidei, und in anſchauung des glaubens an Chriſtum/ welcher glaube das andere weſentliche ſtuͤck iſt/ und alſo zure- den/ die ſeelder buſſe/ welcher glaub Chriſtum ergreiffet/ und in Chriſto Gottes gnade/ ver- gebung der ſuͤnden/ ſchenckung des Heiligen Geiſtes und das ewige leben. Idem Theolo- gorum hodiè facilè Princeps ſcribit in Loc. d. Pœn. etc. Quando pœnitentiæ tribuitur effe- ctus remiſſionis peccatorum, gratiæ divinæ, vitæ et ſalutis æternæ, nec tamen diſerta fit men- tio fidei, tunc in illis dictis pœnitentiæ nomine totum converſionis opus intelligendum eſt. Jn der bekehrung des hertzens zu Gott ſchaltet und waltet auff unſerer ſeiten allein der glaub/ und der Menſch hat ſich paſſivè ſolùm, der nichts mit wircket noch thut. Wie kan man ſich denn mit dem HErꝛn Gerhardo, auff den ſich auch Raſel beruffet/ und andere neue Pro- pheten/ die unter dem edlen pfeffer ihren maͤuſe- dreck zuverkauffen ſich nicht entfaͤrben/ beſchoͤ- nen. 8. Wenn David und Eſaias ablaſſen vom boͤſen/ und thun das gute/ und uns ſol- ches auch anbefohlen/ ſo iſt es je kundt und of- fenbahr/ daß ſie nicht reden von der bekehrung zu Gott/ und conſequenter nicht von der fuͤr ihm geltenden gerechtigkeit/ und ewigen ſeligkeit/ auch nicht propriè loquendo von der buſſe/ zwiſchen welcher/ und zwiſchen der be- kehrung ein unterſchied gemacht wird Jerem. 31. v. 19. ſondern von denen rechtſchaffe- nen fruͤchten der buſſe. Matth. 3. v. 8. wel- che man nicht findet in convertendo, und noch nicht in converſione ipſa, ſondern in jam conver- ſo et juſtificato. Und dieſe unterſchiedliche ſachen/ muͤſſen nicht confundiret/ noch das hundert ins tauſend geworffen werden: Wie man nun thut/ nicht allein bey denen Papiſten ſondern auch bey etlichen Calviniſten/ bey de- nen Photinianern/ Wiedertaͤuffern/ und ſon- derlich bey dem Weigelianiſchen geſchmaͤiß/ bey denen fanaticis und neuen Propheten. Darum/ wenn ſchon ſonſten nichts tadelhaffti- ges bey meinem Adverſanten zufinden waͤre/ ſo iſt doch die ketzeriſche verkehrung dieſes eini- gen hohen articuls/ von dem die andern alle dependiren/ urſach mehr als gnug/ der giffti- gen neuerung und ſchwaͤrmerey ſich mit gan- tzer macht zu widerſetzen/ und die heilſame leh- re S. Pauli und des Herꝛn Lutheri, die ſie mit groſſem heiligem eiffer getrieben/ mit uner- ſchrockenemhelden-muth zu vertheydigen. Und laſſe ich es bewenden bey dem wohlgegruͤnde- ten Judicio Amsdorffii in præf. ſup. Tom. Luth. die erſte und letzte/ auch die aͤrgeſte und ſchaͤd- lichſte Ketzerey/ ſo je auff erden kommen iſt/ daß gute wercke zur ſeligkeit vonnoͤthen ſind. Man ſuche und leſe darvon ein ſchoͤnes und weitlaͤufftiges bedencken der Theologorum Mansfeldenſium in Conſiliis Bidemb. Dec. 10. Conſ. 8. und conferire Chemnitium auß ſeinen Locis in der Quæſtion. An opera bona ſint ne- ceſſaria ad ſalutem. Quæſt. III. D. Waltheri. Ob ein Chriſt unrecht thue/ wenn er um zeitliche guͤter betet/ und ſelbige unter dem taͤg- lichen brod verſtehet in der vierten bitte des Vater unſers? Sententia Paſt. Jſt ja/ es ſey unrecht/ wie ich und andere auß ſeinem munde gehoͤret/ und drunten ſeine eigene antwort beſtaͤttiget wird. Conſenſus Weigelii. Part. 2. poſt. pag. 70. Jn erklaͤrung des Vater unſers und namhafftig in der vierten bitte: Die Chriſten bitten nicht um irꝛdiſche dinge/ ſondern zum erſten ſuchen ſie das reich Gottes/ das andere wird euch nun zugeworffen; dann ſie wiſſen wohl/ daßſichs nicht gebuͤhre/ ſorg- faͤltig zuſeyn um ein alt par ſtiffeln/ kleider/ ſchuh/ eſſen/ trincken/ Gott giebet es allen/ allein man ſuchezuvor ſein reich. Confer. pag. 178. et. 255. Reſponſio paſt. Daß alle leibes-guͤter mit bedingung zu bit- ten/ iſt unſtreitig. Weñ aber das brod im Vater unſer ohne bedingung uns wird zu bitten befohlen/ ſo iſt zu vermuthen/ daß mehr vom himmliſchen als irꝛdiſchen da werde ge- handelt. Wie das viele der gelehrten auch alſo verſtanden haben/ auch der Herꝛ Lutherus ſel- ber/ wie in ſeinen Tomis zuleſen. Replica D. Waltheri. 1. Ob die leibes-guͤter mit/ oder ohne bedingung

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 604. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/912>, abgerufen am 21.12.2024.