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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. IV. Sect. III. Num. IX. Jnhalt der schrifften Hiels.
[Spaltenumbruch] keit allein in der göttlichen einwesigkeit deß le-
bens in Christo JEsu zu suchen 5. Jn sol-
chem wird ein Bruder den andern erkennen.
6. Welches ein gewis kennzeichen daß deß
HErrn einwesiger geist sein volck regiert.

Cap. 12.

Daß wer sich ausser der einwesigkeit des le-
bens in Christo einer brüderschafft annimmt/
betrogen werden wird. 2. Weil keine andere
brüderschafft bestehen mag/ sie verbinden ein-
ander so viel sie können/ so ists doch eine ver-
dorbene zusammenkunfft die ohne licht/ und
einigkeit des lebens in Christo/ und durchs
feuer der erniedrigung nicht zusammen ge-
schmoltzen noch vereinigt ist. 3. Die einigkeit
so im leben bestehen solle/ muß im feuer der
erniedrigung geprüfft und im leben zusammen
geschmoltzen werden. Dann bestehet sie wie
das feine von aller unreinigkeit geläuterte
gold/ in allem trübsals-feuer beysammen. 4.
Alles was die Gottheit im leben vereinigt/ mö-
gen keine vertheilte irrdische geister scheiden/ etc.
Darum das leben eine feste burg.

Cap. 13.

Daß man auff diesen grundstein bauen/ und
fleisch und blute mit deß hertzens vertrauen
nicht zufallen solle. 2. Sondern warten biß
uns Gott im geiste begegne/ und uns die glie-
der des einwesigen lebens zubringe/ so mache
man nicht mit fleisch und blut heut eine brüder-
schafft/ und morgen eine feindselige trennung
und lästerung. 3. Dann niemand kan in der
einwesigkeit Gottes leben/ dann der einfältige
abgestorbene und zerbrochene geist/ der von sei-
ner eigenschafft geschieden ist. 4. Daß jeder
so Gott und der menschen seeligkeit lieb hat/ al-
len einfältigen nach ihrer seeligkeit trachtenden
hier zu dienen solle/ damit Gott erkandt werden
möge. 5. Jn solchem dienst soll die Gottheit
in ihrem einfältigen leben das fundament
seyn/ dahin man alle anweise. 6. So viel die
gutwillige seelen den dienst zur seeligkeit im ge-
horsam gebrauchen/ so viel ist ihre disciplin
Göttlich/ und das leben deß gerichts wird im
lehrjünger kräfftig werden das irrdische leben
in den todt zu verdammen. 7. Wird aber die
disciplin in der vernunfft zur abgetheilten
wissenschafft im fleische angenommen. Ver-
führt der annehmer seine eigene seele/ und kehrt
sich vom einwesigen leben zu einer verführi-
schen falschen wissenschafft die zwischen Gott
und Menschen uneinigkeit macht.

Cap. 14.

Daß das vernünfftliche falsche wissen
nichts dann feindschafft wieder Gott und
menschen wircke/ allen Göttlichen eyffer aus
den einfältigen hertzen wegnehme und der
wahre Antichrist sey/ der von Christo abfüh-
re. 2. Daß Göttliche wissen aber bereitet die
seele zur einigkeit in Gott/ und macht das
hertz eyfferig/ der göttlichen natur theilhafftig zu
werden. 3. Daher durchs wahre wissen eine
göttliche freud und eyffer im hertzen erweckt/
und das volck Gottes ins einwesige leben ver-
sammlet wird. 4. Hierdurch nimmt man des
wercks Gottes in der seelen wahr/ und sucht
allein den willen Gottes zu thun. 5. Daß alle
einfältige seelen das wissen Gottes also em-
pfangen und Gott darmit dienen sollen/ nicht
das eigensinnige wissen im fleische/ das zur ver-
[Spaltenumbruch] theiltheit und verderben wirckt. 6. Daß man
im geiste recht achthaben und unterscheiden
soll zwischen dem Göttlichen wissen (der liebe
zu Gottes gerechtigkeit) das zum leben leitet/
und dem wissen in der vernunfft/ dar zur ver-
stärung führt. 7. Dann was man in der Gott-
heit/ nicht wircklicher weise weiß/ das ist ein
todtes wissen/ dasin todt leitet und die ein
fältige seele am leben aus Gott ermordet.

Cap. 15.

Daß man wann die zeit erfüllt und wir
unsere seele zur einerley geburth in Christo er-
geben nur einerley wissen zu erkennen nöhtig.
2. Wer das leben in Gott lieb hat/ begehrt kein
wissen noch dienst in seiner seelen anzunehmen/
ohne das ihn zum leben leitet. 3. Daß diß die
wesentliche lehre JEsu Christi/ das heilige
wissen Gottes/ daß das einwesige leben JEsu
Christi zur überwindung der sunden und todes
in der seelen gebiert. 4. Wann das leben der
Göttlichen natur dem todte die herrschafft be-
nommen und die fülle der heyden eingegan-
gen/ bringt Gott das um der sünder willen
verstreute hauß Jsrael wieder zusammen/ etc.
Dann obs wol zum leben anfänglich beruffen
gewest/ hats doch seines berufss nicht wahrge-
nommen und ist durch die verleitung der hey-
den/ in sünden verfallen. Daß das licht ihm
nicht scheinen könne. 5. Daß dieser versall von
glied zu glied geschicht/ da Rubem/ (das ge-
sicht den vorgang hat in hurerey verfallt und
unehliche kinder zeugte. 6 Die in hurerey er-
zeugte kinder haben in Jsrael kein erbtheil und
die Göttliche natur ist unfruchtbar blieben. 7.
Dann folgt Simon (das gehör) verderbt
das göttliche gehör und hört nach der irrdi-
schen stimme. 8. Welche die Gottheit aus
dem gehör treibt und die begierde einsetzt. 9.
Hierauff folgt Levi (der beygefügte dienst) und
verfälscht die lehre/ daß das heilige gesetz Got-
tes zur erkänntnüs der sünden nicht mehr ge-
lehrt wird/ sondern die sünde in krafft zunimmt.
10. Das heilige pristerammt zur beschneidung
im fleische wird nicht mehr bedient/ sondern
der eigensuchende dienst und die sünden neh-
men überhand. 11. Wann der H. dienst in
der göttlichen natur verlassen/ folgt Juda (die
beköndnus zur danckbarkeit) und verlässet die
bekändnus Gottes/ die alle ungöttlichkeit über-
wind. 12. Dann verfält das gantze haus Js-
rael unter alle heydnische lüste in verstreuung/
und Gottes leben wird nicht geacht. 13.
Dem Juda folgt dann (das urtheil so zum
richter und beschirmer über das leben der gött-
lichen natur gesetzt ist) und verfält zu einem
falschen urtheile zwischen guten und bösen. 14.
Daher das einwesige leben ohne beschirmung
zum tode verurtheilt wird 15. Dem dann folgt
Naphthali (die gleichmachung) und fält in
alle ungerechtigkeit wider das leben der göttli-
chen natur zu zerstreuung des hauses Jsrael.
16. Diesem folgt Gad (der gerüst ist wider die
feinde des einwesigen lebens zustreiten) und
verfält in trägheit. 17. Daher alles in unlust
geräth dem einwesigen leben vorzustehen. 18.
Dann folgt Aser (die seligkeit und das glück)
und verfält in lauter unseeligkeit und unglück.
19 Hier ist nichts dann verdammnus. 20. Dem
Aser folgt Jsaschar (die belohnung) und verfält
in die eigensuchende belohnung Balaams.

Wor-

Th. IV. Sect. III. Num. IX. Jnhalt der ſchrifften Hiels.
[Spaltenumbruch] keit allein in der goͤttlichen einweſigkeit deß le-
bens in Chriſto JEſu zu ſuchen 5. Jn ſol-
chem wird ein Bruder den andern erkennen.
6. Welches ein gewis kennzeichen daß deß
HErrn einweſiger geiſt ſein volck regiert.

Cap. 12.

Daß wer ſich auſſer der einweſigkeit des le-
bens in Chriſto einer bruͤderſchafft annimmt/
betrogen werden wird. 2. Weil keine andere
bruͤderſchafft beſtehen mag/ ſie verbinden ein-
ander ſo viel ſie koͤnnen/ ſo iſts doch eine ver-
dorbene zuſammenkunfft die ohne licht/ und
einigkeit des lebens in Chriſto/ und durchs
feuer der erniedrigung nicht zuſammen ge-
ſchmoltzen noch vereinigt iſt. 3. Die einigkeit
ſo im leben beſtehen ſolle/ muß im feuer der
erniedrigung gepruͤfft und im leben zuſammen
geſchmoltzen werden. Dann beſtehet ſie wie
das feine von aller unreinigkeit gelaͤuterte
gold/ in allem truͤbſals-feuer beyſammen. 4.
Alles was die Gottheit im leben vereinigt/ moͤ-
gen keine vertheilte irrdiſche geiſter ſcheiden/ ꝛc.
Darum das leben eine feſte burg.

Cap. 13.

Daß man auff dieſen grundſtein bauen/ und
fleiſch und blute mit deß hertzens vertrauen
nicht zufallen ſolle. 2. Sondern warten biß
uns Gott im geiſte begegne/ und uns die glie-
der des einweſigen lebens zubringe/ ſo mache
man nicht mit fleiſch und blut heut eine bruͤder-
ſchafft/ und morgen eine feindſelige trennung
und laͤſterung. 3. Dann niemand kan in der
einweſigkeit Gottes leben/ dann der einfaͤltige
abgeſtorbene und zerbrochene geiſt/ der von ſei-
ner eigenſchafft geſchieden iſt. 4. Daß jeder
ſo Gott und der menſchen ſeeligkeit lieb hat/ al-
len einfaͤltigen nach ihrer ſeeligkeit trachtenden
hier zu dienen ſolle/ damit Gott erkandt werden
moͤge. 5. Jn ſolchem dienſt ſoll die Gottheit
in ihrem einfaͤltigen leben das fundament
ſeyn/ dahin man alle anweiſe. 6. So viel die
gutwillige ſeelen den dienſt zur ſeeligkeit im ge-
horſam gebrauchen/ ſo viel iſt ihre diſciplin
Goͤttlich/ und das leben deß gerichts wird im
lehrjuͤnger kraͤfftig werden das irrdiſche leben
in den todt zu verdammen. 7. Wird aber die
diſciplin in der vernunfft zur abgetheilten
wiſſenſchafft im fleiſche angenommen. Ver-
fuͤhrt der annehmer ſeine eigene ſeele/ und kehrt
ſich vom einweſigen leben zu einer verfuͤhri-
ſchen falſchen wiſſenſchafft die zwiſchen Gott
und Menſchen uneinigkeit macht.

Cap. 14.

Daß das vernuͤnfftliche falſche wiſſen
nichts dann feindſchafft wieder Gott und
menſchen wircke/ allen Goͤttlichen eyffer aus
den einfaͤltigen hertzen wegnehme und der
wahre Antichriſt ſey/ der von Chriſto abfuͤh-
re. 2. Daß Goͤttliche wiſſen aber bereitet die
ſeele zur einigkeit in Gott/ und macht das
hertz eyfferig/ der goͤttlichẽ natur theilhafftig zu
werden. 3. Daher durchs wahre wiſſen eine
goͤttliche freud und eyffer im hertzen erweckt/
und das volck Gottes ins einweſige leben ver-
ſammlet wird. 4. Hierdurch nimmt man des
wercks Gottes in der ſeelen wahr/ und ſucht
allein den willen Gottes zu thun. 5. Daß alle
einfaͤltige ſeelen das wiſſen Gottes alſo em-
pfangen und Gott darmit dienen ſollen/ nicht
das eigenſinnige wiſſen im fleiſche/ das zur ver-
[Spaltenumbruch] theiltheit und verderben wirckt. 6. Daß man
im geiſte recht achthaben und unterſcheiden
ſoll zwiſchen dem Goͤttlichen wiſſen (der liebe
zu Gottes gerechtigkeit) das zum leben leitet/
und dem wiſſen in der vernunfft/ dar zur ver-
ſtaͤrung fuͤhrt. 7. Dann was man in der Gott-
heit/ nicht wircklicher weiſe weiß/ das iſt ein
todtes wiſſen/ dasin todt leitet und die ein
faͤltige ſeele am leben aus Gott ermordet.

Cap. 15.

Daß man wann die zeit erfuͤllt und wir
unſere ſeele zur einerley geburth in Chriſto er-
geben nur einerley wiſſen zu erkennen noͤhtig.
2. Wer das leben in Gott lieb hat/ begehrt kein
wiſſen noch dienſt in ſeiner ſeelen anzunehmen/
ohne das ihn zum leben leitet. 3. Daß diß die
weſentliche lehre JEſu Chriſti/ das heilige
wiſſen Gottes/ daß das einweſige leben JEſu
Chriſti zur uͤberwindung der ſunden und todes
in der ſeelen gebiert. 4. Wann das leben der
Goͤttlichen natur dem todte die herrſchafft be-
nommen und die fuͤlle der heyden eingegan-
gen/ bringt Gott das um der ſuͤnder willen
verſtreute hauß Jſrael wieder zuſammen/ ꝛc.
Dann obs wol zum leben anfaͤnglich beruffen
geweſt/ hats doch ſeines berufſs nicht wahrge-
nommen und iſt durch die verleitung der hey-
den/ in ſuͤnden verfallen. Daß das licht ihm
nicht ſcheinen koͤnne. 5. Daß dieſer verſall von
glied zu glied geſchicht/ da Rubem/ (das ge-
ſicht den vorgang hat in hurerey verfallt und
unehliche kinder zeugte. 6 Die in hurerey er-
zeugte kinder haben in Jſrael kein erbtheil und
die Goͤttliche natur iſt unfruchtbar blieben. 7.
Dann folgt Simon (das gehoͤr) verderbt
das goͤttliche gehoͤr und hoͤrt nach der irrdi-
ſchen ſtimme. 8. Welche die Gottheit aus
dem gehoͤr treibt und die begierde einſetzt. 9.
Hierauff folgt Levi (der beygefuͤgte dienſt) und
verfaͤlſcht die lehre/ daß das heilige geſetz Got-
tes zur erkaͤnntnuͤs der ſuͤnden nicht mehr ge-
lehrt wird/ ſondern die ſuͤnde in krafft zunimmt.
10. Das heilige priſterammt zur beſchneidung
im fleiſche wird nicht mehr bedient/ ſondern
der eigenſuchende dienſt und die ſuͤnden neh-
men uͤberhand. 11. Wann der H. dienſt in
der goͤttlichen natur verlaſſen/ folgt Juda (die
bekoͤndnus zur danckbarkeit) und verlaͤſſet die
bekaͤndnus Gottes/ die alle ungoͤttlichkeit uͤber-
wind. 12. Dann verfaͤlt das gantze haus Jſ-
rael unter alle heydniſche luͤſte in verſtreuung/
und Gottes leben wird nicht geacht. 13.
Dem Juda folgt dann (das urtheil ſo zum
richter und beſchirmer uͤber das leben der goͤtt-
lichen natur geſetzt iſt) und verfaͤlt zu einem
falſchen urtheile zwiſchen guten und boͤſen. 14.
Daher das einweſige leben ohne beſchirmung
zum tode verurtheilt wird 15. Dem dann folgt
Naphthali (die gleichmachung) und faͤlt in
alle ungerechtigkeit wider das leben der goͤttli-
chen natur zu zerſtreuung des hauſes Jſrael.
16. Dieſem folgt Gad (der geruͤſt iſt wider die
feinde des einweſigen lebens zuſtreiten) und
verfaͤlt in traͤgheit. 17. Daher alles in unluſt
geraͤth dem einweſigen leben vorzuſtehen. 18.
Dann folgt Aſer (die ſeligkeit und das gluͤck)
und verfaͤlt in lauter unſeeligkeit und ungluͤck.
19 Hier iſt nichts dañ verdammnus. 20. Dem
Aſer folgt Jſaſchar (die belohnung) uñ verfaͤlt
in die eigenſuchende belohnung Balaams.

Wor-
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[584/0892] Th. IV. Sect. III. Num. IX. Jnhalt der ſchrifften Hiels. keit allein in der goͤttlichen einweſigkeit deß le- bens in Chriſto JEſu zu ſuchen 5. Jn ſol- chem wird ein Bruder den andern erkennen. 6. Welches ein gewis kennzeichen daß deß HErrn einweſiger geiſt ſein volck regiert. Cap. 12. Daß wer ſich auſſer der einweſigkeit des le- bens in Chriſto einer bruͤderſchafft annimmt/ betrogen werden wird. 2. Weil keine andere bruͤderſchafft beſtehen mag/ ſie verbinden ein- ander ſo viel ſie koͤnnen/ ſo iſts doch eine ver- dorbene zuſammenkunfft die ohne licht/ und einigkeit des lebens in Chriſto/ und durchs feuer der erniedrigung nicht zuſammen ge- ſchmoltzen noch vereinigt iſt. 3. Die einigkeit ſo im leben beſtehen ſolle/ muß im feuer der erniedrigung gepruͤfft und im leben zuſammen geſchmoltzen werden. Dann beſtehet ſie wie das feine von aller unreinigkeit gelaͤuterte gold/ in allem truͤbſals-feuer beyſammen. 4. Alles was die Gottheit im leben vereinigt/ moͤ- gen keine vertheilte irrdiſche geiſter ſcheiden/ ꝛc. Darum das leben eine feſte burg. Cap. 13. Daß man auff dieſen grundſtein bauen/ und fleiſch und blute mit deß hertzens vertrauen nicht zufallen ſolle. 2. Sondern warten biß uns Gott im geiſte begegne/ und uns die glie- der des einweſigen lebens zubringe/ ſo mache man nicht mit fleiſch und blut heut eine bruͤder- ſchafft/ und morgen eine feindſelige trennung und laͤſterung. 3. Dann niemand kan in der einweſigkeit Gottes leben/ dann der einfaͤltige abgeſtorbene und zerbrochene geiſt/ der von ſei- ner eigenſchafft geſchieden iſt. 4. Daß jeder ſo Gott und der menſchen ſeeligkeit lieb hat/ al- len einfaͤltigen nach ihrer ſeeligkeit trachtenden hier zu dienen ſolle/ damit Gott erkandt werden moͤge. 5. Jn ſolchem dienſt ſoll die Gottheit in ihrem einfaͤltigen leben das fundament ſeyn/ dahin man alle anweiſe. 6. So viel die gutwillige ſeelen den dienſt zur ſeeligkeit im ge- horſam gebrauchen/ ſo viel iſt ihre diſciplin Goͤttlich/ und das leben deß gerichts wird im lehrjuͤnger kraͤfftig werden das irrdiſche leben in den todt zu verdammen. 7. Wird aber die diſciplin in der vernunfft zur abgetheilten wiſſenſchafft im fleiſche angenommen. Ver- fuͤhrt der annehmer ſeine eigene ſeele/ und kehrt ſich vom einweſigen leben zu einer verfuͤhri- ſchen falſchen wiſſenſchafft die zwiſchen Gott und Menſchen uneinigkeit macht. Cap. 14. Daß das vernuͤnfftliche falſche wiſſen nichts dann feindſchafft wieder Gott und menſchen wircke/ allen Goͤttlichen eyffer aus den einfaͤltigen hertzen wegnehme und der wahre Antichriſt ſey/ der von Chriſto abfuͤh- re. 2. Daß Goͤttliche wiſſen aber bereitet die ſeele zur einigkeit in Gott/ und macht das hertz eyfferig/ der goͤttlichẽ natur theilhafftig zu werden. 3. Daher durchs wahre wiſſen eine goͤttliche freud und eyffer im hertzen erweckt/ und das volck Gottes ins einweſige leben ver- ſammlet wird. 4. Hierdurch nimmt man des wercks Gottes in der ſeelen wahr/ und ſucht allein den willen Gottes zu thun. 5. Daß alle einfaͤltige ſeelen das wiſſen Gottes alſo em- pfangen und Gott darmit dienen ſollen/ nicht das eigenſinnige wiſſen im fleiſche/ das zur ver- theiltheit und verderben wirckt. 6. Daß man im geiſte recht achthaben und unterſcheiden ſoll zwiſchen dem Goͤttlichen wiſſen (der liebe zu Gottes gerechtigkeit) das zum leben leitet/ und dem wiſſen in der vernunfft/ dar zur ver- ſtaͤrung fuͤhrt. 7. Dann was man in der Gott- heit/ nicht wircklicher weiſe weiß/ das iſt ein todtes wiſſen/ dasin todt leitet und die ein faͤltige ſeele am leben aus Gott ermordet. Cap. 15. Daß man wann die zeit erfuͤllt und wir unſere ſeele zur einerley geburth in Chriſto er- geben nur einerley wiſſen zu erkennen noͤhtig. 2. Wer das leben in Gott lieb hat/ begehrt kein wiſſen noch dienſt in ſeiner ſeelen anzunehmen/ ohne das ihn zum leben leitet. 3. Daß diß die weſentliche lehre JEſu Chriſti/ das heilige wiſſen Gottes/ daß das einweſige leben JEſu Chriſti zur uͤberwindung der ſunden und todes in der ſeelen gebiert. 4. Wann das leben der Goͤttlichen natur dem todte die herrſchafft be- nommen und die fuͤlle der heyden eingegan- gen/ bringt Gott das um der ſuͤnder willen verſtreute hauß Jſrael wieder zuſammen/ ꝛc. Dann obs wol zum leben anfaͤnglich beruffen geweſt/ hats doch ſeines berufſs nicht wahrge- nommen und iſt durch die verleitung der hey- den/ in ſuͤnden verfallen. Daß das licht ihm nicht ſcheinen koͤnne. 5. Daß dieſer verſall von glied zu glied geſchicht/ da Rubem/ (das ge- ſicht den vorgang hat in hurerey verfallt und unehliche kinder zeugte. 6 Die in hurerey er- zeugte kinder haben in Jſrael kein erbtheil und die Goͤttliche natur iſt unfruchtbar blieben. 7. Dann folgt Simon (das gehoͤr) verderbt das goͤttliche gehoͤr und hoͤrt nach der irrdi- ſchen ſtimme. 8. Welche die Gottheit aus dem gehoͤr treibt und die begierde einſetzt. 9. Hierauff folgt Levi (der beygefuͤgte dienſt) und verfaͤlſcht die lehre/ daß das heilige geſetz Got- tes zur erkaͤnntnuͤs der ſuͤnden nicht mehr ge- lehrt wird/ ſondern die ſuͤnde in krafft zunimmt. 10. Das heilige priſterammt zur beſchneidung im fleiſche wird nicht mehr bedient/ ſondern der eigenſuchende dienſt und die ſuͤnden neh- men uͤberhand. 11. Wann der H. dienſt in der goͤttlichen natur verlaſſen/ folgt Juda (die bekoͤndnus zur danckbarkeit) und verlaͤſſet die bekaͤndnus Gottes/ die alle ungoͤttlichkeit uͤber- wind. 12. Dann verfaͤlt das gantze haus Jſ- rael unter alle heydniſche luͤſte in verſtreuung/ und Gottes leben wird nicht geacht. 13. Dem Juda folgt dann (das urtheil ſo zum richter und beſchirmer uͤber das leben der goͤtt- lichen natur geſetzt iſt) und verfaͤlt zu einem falſchen urtheile zwiſchen guten und boͤſen. 14. Daher das einweſige leben ohne beſchirmung zum tode verurtheilt wird 15. Dem dann folgt Naphthali (die gleichmachung) und faͤlt in alle ungerechtigkeit wider das leben der goͤttli- chen natur zu zerſtreuung des hauſes Jſrael. 16. Dieſem folgt Gad (der geruͤſt iſt wider die feinde des einweſigen lebens zuſtreiten) und verfaͤlt in traͤgheit. 17. Daher alles in unluſt geraͤth dem einweſigen leben vorzuſtehen. 18. Dann folgt Aſer (die ſeligkeit und das gluͤck) und verfaͤlt in lauter unſeeligkeit und ungluͤck. 19 Hier iſt nichts dañ verdammnus. 20. Dem Aſer folgt Jſaſchar (die belohnung) uñ verfaͤlt in die eigenſuchende belohnung Balaams. Wor-

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 584. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/892>, abgerufen am 20.11.2024.