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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. IV. Sect. III. Num. IX. Jnhalt der schrifften Hiels.
[Spaltenumbruch] borgener gleichnissen/ die ihren dienst in der
schwachheit gehabt/ zuerkennen. 6. Wie
GOtt vorzeiten durch mancherley getheilte
figürliche dienste in dunckelheit unter der wol-
cken zu Jsrael nach dem fleische geredt; so wil
er nun seinen geistlichen Jsrael wesentlich im
lichte des lebens auffzurichten/ durch seinen
wesentlichen geist zu uns reden/ uns dardurch
von aller tödtlichen bezauberung zu befreyen. 7.
So wir dann seine sprache in unserm irrdischen
gefässe wesentlich verstehen/ werden wir wesent-
lich/ wie er sich in uns verklärt/ von ihme zeu-
gen. Ausser dem gerechten leben in seinem we-
sentlichen geiste/ kan niemand einige gerechtig-
keit von GOtt empfangen. 8. Ohne erkänt-
nis und belebung des gerechten lebens in seinem
wesentlichem geiste keine gerechtigkeit GOttes
im menschen. Die Göttliche wahltödtet das
leben des gerichts im menschen. 9. Daß man
wol für menschen ein gleißnerisch wesen zur heu-
cheley tragen könne/ aber keine gerechtigkeit
GOttes im wahren leben.

Cap. 28.

Ermahnung sich unter das leben CHristi
mit gantzem hertzen zu demüthigen/ auch zu
seufftzen flehen und bitten um geistliche ohren/
seine stimme in unserm geiste zu hören/ daß wir
den glauben darzu thun/ und von allen fleisch-
lichen stimmen befreyt werden. Dann die
verlassung aller annehmung des fleisches muß
im menschen vorgehen/ ehe GOtt ihn in seinem
wesentlichen geiste annimmt: das gehör und
gesichte aber sind die bereitung darzu. Wir sol-
len das gehör und gesicht von der erden zu GOtt
kehren/ eine lust zu bekommen/ alles zu verlas-
sen und des HErrn willen zu thun. 3. Alles
was satan ins menschen hertz gepflantzt/ muß
durch den wesentlichen geist CHristi ausgereu-
tet werden. 4. Engel und boten GOttes gehen
nun aus den tag des HErrn zu verkündigen/
und das unkraut vom guten zu scheiden/ jenes
im feuer der gerechtigkeit zubrennen/ dieses ins
einwesige leben zu sammlen.

Cap. 29.

Daß man des HErren tag (GOtt in seinem
einwesigen leben) in sich wahrnehmen/ und
die götter der Heiden (die sinne des fleisches)
sich nicht länger verblenden lassen solle. 2.
So man GOtt in seiner wesentlichen krafft in
gesichte/ hat man sich für den geistern die in der
lufft (der erhabnen heiligkeit im fleische) re-
gieren/ nicht zu fürchten/ ob sie schon in denen
sie fürchtenden irrdischen hertzen wunder thun/
in verduncklung der lufft und erschreckung des
lebens/ und die unerleuchtete menschheit in furcht
und angst bringen/ und also bezaubern. 3. Es
seyn lauter irrgeister/ die/ als das wesentliche
licht CHRISTI erscheint in der seelen/
in eben der furcht des todes/ die sie dem einfäl-
tigen zubracht/ verschwinden müssen 4. Viel
zwarlassen sich Götter/ Vätter/ Herrn nennen
aber wir haben nur einen GOTT. 5. Der
himmel/ erden und alles was drinnen ist/ ge-
schaffen hat.

Cap. 30.

Daß diesen Gott/ der uns den geist und odem
giebt/ wir in aller demuth fürchten sollen 2. Und
ihm unterthan seyn. Weil er ein HErr über
leben und tod ist. 4. Wer seine allmacht liebt
[Spaltenumbruch] um seiner barmhertzigkeit willen/ darff seine ge-
rechtigkeit nicht fürchten. 5. Er wird in diesem letz-
ten tage seines wesens durch seine gerichte und
krafft beweisen/ daß er allein der HErr sey/ den
demüthigen in seiner barmhertzigkeit/ den bösen
in seiner gerechtigkeit. 6. Dann wird in uns
durch seinen wesentlichengeist erfüllt werden das
wort. Hebr. 12. 26. Noch einmal will ich be-
wegen den himmel und die erde. 7. Wordurch
alle bande des fleisches zerreissen werden: Dar-
mit der satan die einfältige gebunden hat. 8.
Und der teuffel wird mit den banden/ darmit er
die Heiligen GOttes gebunden gehabt/ zur ver-
dammniß gebunden werden. 9. Das blut
der unterm Altar liegender und auff ihre mitbrü-
der wartender seelen wird von GOtt gerochen
werden.

Cap. 31.

Daß wir unsere seelen bereiten sollen durch
GOttes gesetz und Propheten/ und unsern inn-
wendigen menschen CHristum anziehen lassen/
daß wir GOtt in seinem wesentlichen geiste be-
greiffen und beleben mögen. 2. So wir in
GOtt leben/ so lebt er auch in uns. 3. Daß
wir nüchtern im geiste seyn/ wachen/ flehen/
seuffzen und beten sollen. 4. Mit dem neuge-
bornen kinde müssen wir/ biß es etwas erwach-
sen ist/ in Egypten fliehen. 5. Mit Eßdra ins
feld/ da die blumen wachsen und keine menschen
seyn/ gehen/ daß uns der HErr anreden könne.
6. Mit Mose die schuhe abziehen/ an die heilige
städte treten und hören/ was der HERR reden
wolle. 7. Wann wir dann seine wesentliche
sprache verstanden haben/ sollen wir sein gebot
vollbringen/ daß sein wesentlicher geist unser
licht werde/ und wir uns zum fall nicht an den
stein CHRISTI stossen mögen.

Cap. 32.

Daß wir dieses lichts des wesens CHristi in
unser menschheit wesentlich warnehmen sollen/
und vom selben demuth/ freundlichkeit und
sanfftmuth lernen. 2. Dieser lehre soll man sich
untergeben/ die wahn-lehre muß nun auffhören
weil GOtt seine gemeinschafft durch seinen geist
in den hertzen der gehorsamen menschen auffrich-
ten will. 3. Wann GOTT seine gemein-
schafft wieder in der menschheit hat/ werden
auch die zu ihm eingekehrte menschen ihre ge-
meinschafft unter einander haben in einem un-
bedeckten wesen des einwesigen lebens. 4. Die-
se allein werden brüder und schwestern im leben
GOttes seyn. 5. Welche die 10. dem fleisch-
lichen menschen gegebene gebote in zweyen/ ja in
einem erfüllen/ das ist/ GOtt ihren HErrn in
seinem wesentlichen geiste aus allen seelen-kräff-
ten lieben/ und also gesetz und Propheten erfül-
len werden.

Cap. 33.

Daß diß die gnade/ die Gott in diesem letztem
zeit theile beweist. 2. Dieses ist der tag/ die ver-
heissungen/ in vorigen tagen geschehen/ daß wir
aus dem gefängniß erlöst werden sollen/ zu erfül-
len/ allein aus gnaden. 3. Wol zuzusehen/
daß wir uns die irrdische sinne unter einem schei-
ne der heiligkeit nicht länger bezaubern lassen/
die gnade GOttes zu versäumen/ und an ihrem
eitlen troste behangen zu bleiben. 4. Daß uns
Gott seinem wahren wesen die augen öffne wol-
le/ die gnädige zeit zu erkennen und wahrzuneh-
men.

Cap.

Th. IV. Sect. III. Num. IX. Jnhalt der ſchrifften Hiels.
[Spaltenumbruch] borgener gleichniſſen/ die ihren dienſt in der
ſchwachheit gehabt/ zuerkennen. 6. Wie
GOtt vorzeiten durch mancherley getheilte
figuͤrliche dienſte in dunckelheit unter der wol-
cken zu Jſrael nach dem fleiſche geredt; ſo wil
er nun ſeinen geiſtlichen Jſrael weſentlich im
lichte des lebens auffzurichten/ durch ſeinen
weſentlichen geiſt zu uns reden/ uns dardurch
von aller toͤdtlichen bezauberung zu befreyen. 7.
So wir dann ſeine ſprache in unſerm irꝛdiſchen
gefaͤſſe weſentlich verſtehen/ werden wir weſent-
lich/ wie er ſich in uns verklaͤrt/ von ihme zeu-
gen. Auſſer dem gerechten leben in ſeinem we-
ſentlichen geiſte/ kan niemand einige gerechtig-
keit von GOtt empfangen. 8. Ohne erkaͤnt-
nis und belebung des gerechten lebens in ſeinem
weſentlichem geiſte keine gerechtigkeit GOttes
im menſchen. Die Goͤttliche wahltoͤdtet das
leben des gerichts im menſchen. 9. Daß man
wol fuͤr menſchen ein gleißneriſch weſen zur heu-
cheley tragen koͤnne/ aber keine gerechtigkeit
GOttes im wahren leben.

Cap. 28.

Ermahnung ſich unter das leben CHriſti
mit gantzem hertzen zu demuͤthigen/ auch zu
ſeufftzen flehen und bitten um geiſtliche ohren/
ſeine ſtimme in unſerm geiſte zu hoͤren/ daß wir
den glauben darzu thun/ und von allen fleiſch-
lichen ſtimmen befreyt werden. Dann die
verlaſſung aller annehmung des fleiſches muß
im menſchen vorgehen/ ehe GOtt ihn in ſeinem
weſentlichen geiſte annimmt: das gehoͤr und
geſichte aber ſind die bereitung darzu. Wir ſol-
len das gehoͤr und geſicht von der erden zu GOtt
kehren/ eine luſt zu bekommen/ alles zu verlaſ-
ſen und des HErꝛn willen zu thun. 3. Alles
was ſatan ins menſchen hertz gepflantzt/ muß
durch den weſentlichen geiſt CHriſti ausgereu-
tet werden. 4. Engel und boten GOttes gehen
nun aus den tag des HErrn zu verkuͤndigen/
und das unkraut vom guten zu ſcheiden/ jenes
im feuer der gerechtigkeit zubrennen/ dieſes ins
einweſige leben zu ſammlen.

Cap. 29.

Daß man des HErren tag (GOtt in ſeinem
einweſigen leben) in ſich wahrnehmen/ und
die goͤtter der Heiden (die ſinne des fleiſches)
ſich nicht laͤnger verblenden laſſen ſolle. 2.
So man GOtt in ſeiner weſentlichen krafft in
geſichte/ hat man ſich fuͤr den geiſtern die in der
lufft (der erhabnen heiligkeit im fleiſche) re-
gieren/ nicht zu fuͤrchten/ ob ſie ſchon in denen
ſie fuͤrchtenden irꝛdiſchen hertzen wunder thun/
in verduncklung der lufft und erſchreckung des
lebens/ uñ die unerleuchtete menſchheit in furcht
und angſt bringen/ und alſo bezaubern. 3. Es
ſeyn lauter irꝛgeiſter/ die/ als das weſentliche
licht CHRISTI erſcheint in der ſeelen/
in eben der furcht des todes/ die ſie dem einfaͤl-
tigen zubracht/ verſchwinden muͤſſen 4. Viel
zwarlaſſen ſich Goͤtter/ Vaͤtter/ Herꝛn nennen
aber wir haben nur einen GOTT. 5. Der
himmel/ erden und alles was drinnen iſt/ ge-
ſchaffen hat.

Cap. 30.

Daß dieſen Gott/ der uns den geiſt und odem
giebt/ wir in aller demuth fuͤrchten ſollen 2. Und
ihm unterthan ſeyn. Weil er ein HErꝛ uͤber
leben und tod iſt. 4. Wer ſeine allmacht liebt
[Spaltenumbruch] um ſeiner barmhertzigkeit willen/ darff ſeine ge-
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ten tage ſeines weſens durch ſeine gerichte und
krafft beweiſen/ daß er allein der HErꝛ ſey/ den
demuͤthigen in ſeiner barmhertzigkeit/ den boͤſen
in ſeiner gerechtigkeit. 6. Dann wird in uns
duꝛch ſeinen weſentlichengeiſt eꝛfuͤllt weꝛden das
wort. Hebr. 12. 26. Noch einmal will ich be-
wegen den himmel und die erde. 7. Wordurch
alle bande des fleiſches zerreiſſen werden: Dar-
mit der ſatan die einfaͤltige gebunden hat. 8.
Und der teuffel wird mit den banden/ darmit er
die Heiligen GOttes gebunden gehabt/ zur ver-
dammniß gebunden werden. 9. Das blut
deꝛ unterm Altaꝛ liegender und auff ihre mitbruͤ-
der wartender ſeelen wird von GOtt gerochen
werden.

Cap. 31.

Daß wir unſere ſeelen bereiten ſollen durch
GOttes geſetz und Propheten/ und unſern inn-
wendigen menſchen CHriſtum anziehen laſſen/
daß wir GOtt in ſeinem weſentlichen geiſte be-
greiffen und beleben moͤgen. 2. So wir in
GOtt leben/ ſo lebt er auch in uns. 3. Daß
wir nuͤchtern im geiſte ſeyn/ wachen/ flehen/
ſeuffzen und beten ſollen. 4. Mit dem neuge-
bornen kinde muͤſſen wir/ biß es etwas erwach-
ſen iſt/ in Egypten fliehen. 5. Mit Eßdra ins
feld/ da die blumen wachſen und keine menſchen
ſeyn/ gehen/ daß uns der HErꝛ anreden koͤnne.
6. Mit Moſe die ſchuhe abziehen/ an die heilige
ſtaͤdte treten und hoͤren/ was der HERR reden
wolle. 7. Wann wir dann ſeine weſentliche
ſprache verſtanden haben/ ſollen wir ſein gebot
vollbringen/ daß ſein weſentlicher geiſt unſer
licht werde/ und wir uns zum fall nicht an den
ſtein CHRISTI ſtoſſen moͤgen.

Cap. 32.

Daß wir dieſes lichts des weſens CHriſti in
unſer menſchheit weſentlich warnehmen ſollen/
und vom ſelben demuth/ freundlichkeit und
ſanfftmuth lernen. 2. Dieſer lehre ſoll man ſich
untergeben/ die wahn-lehre muß nun auffhoͤren
weil GOtt ſeine gemeinſchafft durch ſeinen geiſt
in den hertzen der gehorſamen menſchen auffrich-
ten will. 3. Wann GOTT ſeine gemein-
ſchafft wieder in der menſchheit hat/ werden
auch die zu ihm eingekehrte menſchen ihre ge-
meinſchafft unter einander haben in einem un-
bedeckten weſen des einweſigen lebens. 4. Die-
ſe allein werden bruͤder und ſchweſtern im leben
GOttes ſeyn. 5. Welche die 10. dem fleiſch-
lichen menſchen gegebene gebote in zweyen/ ja in
einem erfuͤllen/ das iſt/ GOtt ihren HErrn in
ſeinem weſentlichen geiſte aus allen ſeelen-kraͤff-
ten lieben/ und alſo geſetz und Propheten erfuͤl-
len werden.

Cap. 33.

Daß diß die gnade/ die Gott in dieſem letztem
zeit theile beweiſt. 2. Dieſes iſt der tag/ die ver-
heiſſungen/ in vorigen tagen geſchehen/ daß wir
aus dem gefaͤngniß eꝛloͤſt weꝛden ſollen/ zu erfuͤl-
len/ allein aus gnaden. 3. Wol zuzuſehen/
daß wir uns die irꝛdiſche ſinne unter einem ſchei-
ne der heiligkeit nicht laͤnger bezaubern laſſen/
die gnade GOttes zu verſaͤumen/ und an ihrem
eitlen troſte behangen zu bleiben. 4. Daß uns
Gott ſeinem wahren weſen die augen oͤffnë wol-
le/ die gnaͤdige zeit zu erkennen und wahrzuneh-
men.

Cap.
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[548/0856] Th. IV. Sect. III. Num. IX. Jnhalt der ſchrifften Hiels. borgener gleichniſſen/ die ihren dienſt in der ſchwachheit gehabt/ zuerkennen. 6. Wie GOtt vorzeiten durch mancherley getheilte figuͤrliche dienſte in dunckelheit unter der wol- cken zu Jſrael nach dem fleiſche geredt; ſo wil er nun ſeinen geiſtlichen Jſrael weſentlich im lichte des lebens auffzurichten/ durch ſeinen weſentlichen geiſt zu uns reden/ uns dardurch von aller toͤdtlichen bezauberung zu befreyen. 7. So wir dann ſeine ſprache in unſerm irꝛdiſchen gefaͤſſe weſentlich verſtehen/ werden wir weſent- lich/ wie er ſich in uns verklaͤrt/ von ihme zeu- gen. Auſſer dem gerechten leben in ſeinem we- ſentlichen geiſte/ kan niemand einige gerechtig- keit von GOtt empfangen. 8. Ohne erkaͤnt- nis und belebung des gerechten lebens in ſeinem weſentlichem geiſte keine gerechtigkeit GOttes im menſchen. Die Goͤttliche wahltoͤdtet das leben des gerichts im menſchen. 9. Daß man wol fuͤr menſchen ein gleißneriſch weſen zur heu- cheley tragen koͤnne/ aber keine gerechtigkeit GOttes im wahren leben. Cap. 28. Ermahnung ſich unter das leben CHriſti mit gantzem hertzen zu demuͤthigen/ auch zu ſeufftzen flehen und bitten um geiſtliche ohren/ ſeine ſtimme in unſerm geiſte zu hoͤren/ daß wir den glauben darzu thun/ und von allen fleiſch- lichen ſtimmen befreyt werden. Dann die verlaſſung aller annehmung des fleiſches muß im menſchen vorgehen/ ehe GOtt ihn in ſeinem weſentlichen geiſte annimmt: das gehoͤr und geſichte aber ſind die bereitung darzu. Wir ſol- len das gehoͤr und geſicht von der erden zu GOtt kehren/ eine luſt zu bekommen/ alles zu verlaſ- ſen und des HErꝛn willen zu thun. 3. Alles was ſatan ins menſchen hertz gepflantzt/ muß durch den weſentlichen geiſt CHriſti ausgereu- tet werden. 4. Engel und boten GOttes gehen nun aus den tag des HErrn zu verkuͤndigen/ und das unkraut vom guten zu ſcheiden/ jenes im feuer der gerechtigkeit zubrennen/ dieſes ins einweſige leben zu ſammlen. Cap. 29. Daß man des HErren tag (GOtt in ſeinem einweſigen leben) in ſich wahrnehmen/ und die goͤtter der Heiden (die ſinne des fleiſches) ſich nicht laͤnger verblenden laſſen ſolle. 2. So man GOtt in ſeiner weſentlichen krafft in geſichte/ hat man ſich fuͤr den geiſtern die in der lufft (der erhabnen heiligkeit im fleiſche) re- gieren/ nicht zu fuͤrchten/ ob ſie ſchon in denen ſie fuͤrchtenden irꝛdiſchen hertzen wunder thun/ in verduncklung der lufft und erſchreckung des lebens/ uñ die unerleuchtete menſchheit in furcht und angſt bringen/ und alſo bezaubern. 3. Es ſeyn lauter irꝛgeiſter/ die/ als das weſentliche licht CHRISTI erſcheint in der ſeelen/ in eben der furcht des todes/ die ſie dem einfaͤl- tigen zubracht/ verſchwinden muͤſſen 4. Viel zwarlaſſen ſich Goͤtter/ Vaͤtter/ Herꝛn nennen aber wir haben nur einen GOTT. 5. Der himmel/ erden und alles was drinnen iſt/ ge- ſchaffen hat. Cap. 30. Daß dieſen Gott/ der uns den geiſt und odem giebt/ wir in aller demuth fuͤrchten ſollen 2. Und ihm unterthan ſeyn. Weil er ein HErꝛ uͤber leben und tod iſt. 4. Wer ſeine allmacht liebt um ſeiner barmhertzigkeit willen/ darff ſeine ge- rechtigkeit nicht fuͤꝛchten. 5. Eꝛ wiꝛd in dieſem letz- ten tage ſeines weſens durch ſeine gerichte und krafft beweiſen/ daß er allein der HErꝛ ſey/ den demuͤthigen in ſeiner barmhertzigkeit/ den boͤſen in ſeiner gerechtigkeit. 6. Dann wird in uns duꝛch ſeinen weſentlichengeiſt eꝛfuͤllt weꝛden das wort. Hebr. 12. 26. Noch einmal will ich be- wegen den himmel und die erde. 7. Wordurch alle bande des fleiſches zerreiſſen werden: Dar- mit der ſatan die einfaͤltige gebunden hat. 8. Und der teuffel wird mit den banden/ darmit er die Heiligen GOttes gebunden gehabt/ zur ver- dammniß gebunden werden. 9. Das blut deꝛ unterm Altaꝛ liegender und auff ihre mitbruͤ- der wartender ſeelen wird von GOtt gerochen werden. Cap. 31. Daß wir unſere ſeelen bereiten ſollen durch GOttes geſetz und Propheten/ und unſern inn- wendigen menſchen CHriſtum anziehen laſſen/ daß wir GOtt in ſeinem weſentlichen geiſte be- greiffen und beleben moͤgen. 2. So wir in GOtt leben/ ſo lebt er auch in uns. 3. Daß wir nuͤchtern im geiſte ſeyn/ wachen/ flehen/ ſeuffzen und beten ſollen. 4. Mit dem neuge- bornen kinde muͤſſen wir/ biß es etwas erwach- ſen iſt/ in Egypten fliehen. 5. Mit Eßdra ins feld/ da die blumen wachſen und keine menſchen ſeyn/ gehen/ daß uns der HErꝛ anreden koͤnne. 6. Mit Moſe die ſchuhe abziehen/ an die heilige ſtaͤdte treten und hoͤren/ was der HERR reden wolle. 7. Wann wir dann ſeine weſentliche ſprache verſtanden haben/ ſollen wir ſein gebot vollbringen/ daß ſein weſentlicher geiſt unſer licht werde/ und wir uns zum fall nicht an den ſtein CHRISTI ſtoſſen moͤgen. Cap. 32. Daß wir dieſes lichts des weſens CHriſti in unſer menſchheit weſentlich warnehmen ſollen/ und vom ſelben demuth/ freundlichkeit und ſanfftmuth lernen. 2. Dieſer lehre ſoll man ſich untergeben/ die wahn-lehre muß nun auffhoͤren weil GOtt ſeine gemeinſchafft durch ſeinen geiſt in den hertzen der gehorſamen menſchen auffrich- ten will. 3. Wann GOTT ſeine gemein- ſchafft wieder in der menſchheit hat/ werden auch die zu ihm eingekehrte menſchen ihre ge- meinſchafft unter einander haben in einem un- bedeckten weſen des einweſigen lebens. 4. Die- ſe allein werden bruͤder und ſchweſtern im leben GOttes ſeyn. 5. Welche die 10. dem fleiſch- lichen menſchen gegebene gebote in zweyen/ ja in einem erfuͤllen/ das iſt/ GOtt ihren HErrn in ſeinem weſentlichen geiſte aus allen ſeelen-kraͤff- ten lieben/ und alſo geſetz und Propheten erfuͤl- len werden. Cap. 33. Daß diß die gnade/ die Gott in dieſem letztem zeit theile beweiſt. 2. Dieſes iſt der tag/ die ver- heiſſungen/ in vorigen tagen geſchehen/ daß wir aus dem gefaͤngniß eꝛloͤſt weꝛden ſollen/ zu erfuͤl- len/ allein aus gnaden. 3. Wol zuzuſehen/ daß wir uns die irꝛdiſche ſinne unter einem ſchei- ne der heiligkeit nicht laͤnger bezaubern laſſen/ die gnade GOttes zu verſaͤumen/ und an ihrem eitlen troſte behangen zu bleiben. 4. Daß uns Gott ſeinem wahren weſen die augen oͤffnë wol- le/ die gnaͤdige zeit zu erkennen und wahrzuneh- men. Cap.

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 548. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/856>, abgerufen am 20.11.2024.