Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

Bild:
<< vorherige Seite
Th. IV. Sect. III. Num. IIX. Proceß wider einen/
[Spaltenumbruch]

Uber diesen und dergleichen seltsamen um-
ständen hat der Rath von unterschiedlichen
Universitäten Responsa eingeholt/ wie auff
solche ungewisse aussprüche insgemein die
blut- und todes-urtheile exequirt zu werden pfle-
gen. Und zwar hat in dieser sache die Juristi-
sche Facultät zu Kiel nur so viel gesprochen/ daß
ein formaler Gotteslästerer nach Göttlichem
recht mit dem tod bestraffet werden müsse. Die
application aber hat sie sich nicht zu machen ge-
trauet/ sondern es in suspenso gelassen/ ob Pe-
ter Günther ein formaler Gotteslästerer sey.
Hingegen haben die Theologi zu Wittenberg
ihn ausdrücklich vor einen Gotteslästerer und
Atheisten erkläret/ die straffe aber desselben auff
die Juristen geschoben/ von denen sie wol ge-
wust/ daß sie kein anders als das todes-urtheil
auff diesen satz sprechen würden: Wie sie denn
auch alle ihre argumenta und klagen da-
hin gerichtet/ daß sie den Rath zur
execution wider diesen menschen bewegen
möchten. Auff diesen ausspruch nun ist er
auch alsbald würcklich enthauptet worden/ und
hat biß in seinen tod wider seine ankläger und
deren beschuldigungen protestiret. Wie er
denn auch sich beständig gegen jedermann erklä-
ret hat: Jst CHristus der wahre GOtt/
so bete ich ihn mit an.
Jngleichen hat er
GOtt nur immer die Allheit und die Einheit zu
nennen pflegen/ und da er jetzt niederknien sol-
len/ eiffrig gebetet: O duewiges und wahr-
hafftiges licht erbarme dich mein!
Es
soll auch bald nach seiner hinrichtung der Juri-
ste/ der im namen der Facultät zu Kiel das ur-
theil gemacht/ wie auch der Theologus zu
Wittenberg/ welcher im namen selbiger Facul-
t
ät das Responsum auffgesetzet/ ingleichen der
Advocat, der den inquisiten aus furcht vor etli-
chen Superioren nicht recht defendirt/ samt dem
schlossergesellen/ so gegen ihn gezeuget/ bald nach
einander gestorben seyn.

Die übrigen umstände/ so hiebey noch zu be-
obachten/ kan ein verständiger leser so wol aus
nachfolgendem privat-schreiben/ als aus dem
responso derer Wittenberger ersehen/ die ich/
wie sie mir communiciret worden/ zur nachricht
beyfügen will. Das erste schreiben ist dazumal/
nemlich anno 1687. den 24. Octobr. von einem
Theologo an den Syndicum selbiger stadt abge-
schicket worden/ und lautet also:

Hochedler etc.

"Daß gegenwärtiges an dieselbe abgehen
"lassen/ beweget mich das schleunige und unver-
"hoffte gericht/ da gemeldet wird/ daß man den
"armen captivum Peter Günther doch zum to-
"de verurtheilt habe/ welches mich denn sehr be-
"stürtzet gemacht/ daß mein vaterland sich durch
"vergiessung solches blutes sehr versündiget/
"und die darauff folgende straffe GOttes auff
"sich ziehen werde. Jch weiß/ daß mein hoch-
"geneigter Herr Syndicus gantz anders gesinnet
"ist/ und daß er in ihren rath nicht hat einwilli-
"gen wollen; wie denn auch der Herr D. Scho-
"merus
gleichfals dazu nicht gestimmet/ so habe
"jetzo auch so viel mehr die dristigkeit genom-
"men/ einige momenta in gewissen thesibus
"auffzusetzen/ in hoffnung/ es könne durch mei-
"nes hochgeehrten Herrn Syndici vielgütige in-
"terposition
das decretirte gericht gehemmet
[Spaltenumbruch] werden/ daß der arme mensch raum bekomme"
zu erkennen CHristum/ welchen er unwissend"
leugnet/ und ihn/ wie man eingezeuget/ gelä-"
stert hat."

1. So ist bey mir allerdings fest/ daß wenn"
Captivus wüste/ daß JEsus CHristus/ den"
wir mit der gantzen Christenheit anbeten/ wä-"
re der eingeborne Sohn GOttes/ der wahr-"
hafftige GOtt/ und das ewige leben/ er ihn"
auch eben so wol mit gebogenen knien verehren"
würde/ wie er den Vater also verehret/ und"
wie alle Gottselige wissen/ daß man den Sohn"
ehren solle/ wie man den Vater ehret. Aber"
nun hat der captivus das vorhin gemachte"
falsche concept von den dreyen Göttern/ wel-"
ches er/ wie er zum öfftern bekant/ daß er ge-"
glaubt/ es wären so wahrhafftig drey Götter/"
so wahrhafftig drey personen wären/ und"
eben durch gemeinen concept der personen ihm"
drey unterschiedliche Götter eingebildet/ zu der"
gäntzlichen wegwerffung CHristi gebraucht/"
weiler erkant hat/ daß nicht drey Götter/ son-"
dern ein GOtt sey/ und eben daraus nun mei-"
net/ so er CHristum abermals solte für einen"
GOtt erkennen/ daß er wiederum in seinen"
vorigen irrthum der drey Götter/ daraus ihn"
doch die barmhertzigkeit GOttes mit so vielen"
überzeugungen gerissen/ verfallen würde/ und"
lieber sein leben lassen wolle/ als daß er dahin"
wieder von neuem verfiele/ und ein solches fal-"
sches bild derer von ihm geglaubten unter-"
schiedlichen Götter anbeten und verehren"
wolte."

2. Jch gestehe gerne/ daß er mit seinem"
concept von dem einigen GOtt als dem Va-"
ter unsers HErrrn JEsu Christi/ nicht also/"
wie er nach der Schrifft soll erkant werden/"
verstehe oder begreiffe; aber ihn deswegen ei-"
nen Atheisten insgemein nennen wollen/ sehe"
ich nicht/ so wenig man diejenigen Atheisten"
nennen mag/ welche Rom I. und II. Gott/"
und das [fremdsprachliches Material - Zeichen fehlt] aus dem licht der na-"
tur/ so wol aus der anschauung des himmels/"
und der erden/ als auch in ihrem hertzen und"
gewissen erkant haben. Diesen GOtt him-"
mels und der erden ruffet er inbrünstig an/"
und beugt seine knie mit grosser devotion"
für ihm; was er in Johann Arnds seliger ge-"
dächtnis Paradießgärtlein fleißig lieset/ das"
ziehet er alles auff den einigen GOtt/ wie mag"
er denn ein Atheus seyn/ der für den einigen"
GOtt/ und seine bekäntnis sterben will? und"
wie mag er ein gotteslästerer seyn/ da er CHri-"
stum als GOtt nicht lästert/ den er ja nicht"
kennet/ daß er GOtt ist? sondern wo er ihn ja/"
wie seine wiedersacher und feinde angezeigt ha-"
ben/ etwa gelästert hat/ so hat er nur das vor-"
hin von ihm in seinem gehirn formirtes fal-"
sches gedicht von den dreyen Göttern/ da er ge-"
meinet/ CHristus wäre ein aparter GOtt/ ge-"
lästert und verworffen/ und hat aus der blö-"
digkeit seines sinnes und wahrnehmung der"
gottlosigkeit der Jesuiten/ dabey er eine zeit"
hero gearbeitet/ und ihr gottloses leben gese-"
hen/ die sich doch für eine Espee und abkunfft"
von CHristo ausgeben/ und deswegen Jesui-"
ten genant würden/ geschlossen (wie er denn"
solchen schluß in meiner und anderer glaub-"
würdigen gegenwart machete) CHristus"
wäre nicht der wahre GOtt/ und wo er CHri-"

stum
Th. IV. Sect. III. Num. IIX. Proceß wider einen/
[Spaltenumbruch]

Uber dieſen und dergleichen ſeltſamen um-
ſtaͤnden hat der Rath von unterſchiedlichen
Univerſitaͤten Reſponſa eingeholt/ wie auff
ſolche ungewiſſe ausſpruͤche insgemein die
blut- und todes-urtheile exequirt zu werden pfle-
gen. Und zwar hat in dieſer ſache die Juriſti-
ſche Facultaͤt zu Kiel nur ſo viel geſprochen/ daß
ein formaler Gotteslaͤſterer nach Goͤttlichem
recht mit dem tod beſtraffet werden muͤſſe. Die
application aber hat ſie ſich nicht zu machen ge-
trauet/ ſondern es in ſuſpenſo gelaſſen/ ob Pe-
ter Guͤnther ein formaler Gotteslaͤſterer ſey.
Hingegen haben die Theologi zu Wittenberg
ihn ausdruͤcklich vor einen Gotteslaͤſterer und
Atheiſten erklaͤret/ die ſtraffe aber deſſelben auff
die Juriſten geſchoben/ von denen ſie wol ge-
wuſt/ daß ſie kein anders als das todes-urtheil
auff dieſen ſatz ſprechen wuͤrden: Wie ſie denn
auch alle ihre argumenta und klagen da-
hin gerichtet/ daß ſie den Rath zur
execution wider dieſen menſchen bewegen
moͤchten. Auff dieſen ausſpruch nun iſt er
auch alsbald wuͤꝛcklich enthauptet worden/ und
hat biß in ſeinen tod wider ſeine anklaͤger und
deren beſchuldigungen proteſtiret. Wie er
denn auch ſich beſtaͤndig gegen jedermann erklaͤ-
ret hat: Jſt CHriſtus der wahre GOtt/
ſo bete ich ihn mit an.
Jngleichen hat er
GOtt nur immer die Allheit und die Einheit zu
nennen pflegen/ und da er jetzt niederknien ſol-
len/ eiffrig gebetet: O duewiges und wahr-
hafftiges licht erbarme dich mein!
Es
ſoll auch bald nach ſeiner hinrichtung der Juri-
ſte/ der im namen der Facultaͤt zu Kiel das ur-
theil gemacht/ wie auch der Theologus zu
Wittenberg/ welcher im namen ſelbiger Facul-
t
aͤt das Reſponſum auffgeſetzet/ ingleichen der
Advocat, der den inquiſiten aus furcht vor etli-
chen Superioren nicht recht defendirt/ ſamt dem
ſchloſſergeſellen/ ſo gegen ihn gezeuget/ bald nach
einander geſtorben ſeyn.

Die uͤbrigen umſtaͤnde/ ſo hiebey noch zu be-
obachten/ kan ein verſtaͤndiger leſer ſo wol aus
nachfolgendem privat-ſchreiben/ als aus dem
reſponſo derer Wittenberger erſehen/ die ich/
wie ſie mir communiciret worden/ zur nachricht
beyfuͤgen will. Das erſte ſchreiben iſt dazumal/
nemlich anno 1687. den 24. Octobr. von einem
Theologo an den Syndicum ſelbiger ſtadt abge-
ſchicket worden/ und lautet alſo:

Hochedler ꝛc.

„Daß gegenwaͤrtiges an dieſelbe abgehen
„laſſen/ beweget mich das ſchleunige und unver-
„hoffte gericht/ da gemeldet wird/ daß man den
„armen captivum Peter Guͤnther doch zum to-
„de verurtheilt habe/ welches mich denn ſehr be-
„ſtuͤrtzet gemacht/ daß mein vaterland ſich durch
„vergieſſung ſolches blutes ſehr verſuͤndiget/
„und die darauff folgende ſtraffe GOttes auff
„ſich ziehen werde. Jch weiß/ daß mein hoch-
„geneigter Herꝛ Syndicus gantz anders geſinnet
„iſt/ und daß er in ihren rath nicht hat einwilli-
„gen wollen; wie denn auch der Herꝛ D. Scho-
„merus
gleichfals dazu nicht geſtimmet/ ſo habe
„jetzo auch ſo viel mehr die driſtigkeit genom-
„men/ einige momenta in gewiſſen theſibus
„auffzuſetzen/ in hoffnung/ es koͤnne durch mei-
„nes hochgeehrten Herꝛn Syndici vielguͤtige in-
„terpoſition
das decretirte gericht gehemmet
[Spaltenumbruch] werden/ daß der arme menſch raum bekomme“
zu erkennen CHriſtum/ welchen er unwiſſend“
leugnet/ und ihn/ wie man eingezeuget/ gelaͤ-“
ſtert hat.‟

1. So iſt bey mir allerdings feſt/ daß wenn“
Captivus wuͤſte/ daß JEſus CHriſtus/ den“
wir mit der gantzen Chriſtenheit anbeten/ waͤ-“
re der eingeborne Sohn GOttes/ der wahr-“
hafftige GOtt/ und das ewige leben/ er ihn“
auch eben ſo wol mit gebogenen knien verehren“
wuͤrde/ wie er den Vater alſo verehret/ und“
wie alle Gottſelige wiſſen/ daß man den Sohn“
ehren ſolle/ wie man den Vater ehret. Aber“
nun hat der captivus das vorhin gemachte“
falſche concept von den dreyen Goͤttern/ wel-“
ches er/ wie er zum oͤfftern bekant/ daß er ge-“
glaubt/ es waͤren ſo wahrhafftig drey Goͤtter/“
ſo wahrhafftig drey perſonen waͤren/ und“
eben durch gemeinen concept der perſonen ihm“
drey unterſchiedliche Goͤtter eingebildet/ zu der“
gaͤntzlichen wegwerffung CHriſti gebraucht/“
weiler erkant hat/ daß nicht drey Goͤtter/ ſon-“
dern ein GOtt ſey/ und eben daraus nun mei-“
net/ ſo er CHriſtum abermals ſolte fuͤr einen“
GOtt erkennen/ daß er wiederum in ſeinen“
vorigen irꝛthum der drey Goͤtter/ daraus ihn“
doch die barmhertzigkeit GOttes mit ſo vielen“
uͤberzeugungen geriſſen/ verfallen wuͤrde/ und“
lieber ſein leben laſſen wolle/ als daß er dahin“
wieder von neuem verfiele/ und ein ſolches fal-“
ſches bild derer von ihm geglaubten unter-“
ſchiedlichen Goͤtter anbeten und verehren“
wolte.„

2. Jch geſtehe gerne/ daß er mit ſeinem“
concept von dem einigen GOtt als dem Va-“
ter unſers HErrꝛn JEſu Chriſti/ nicht alſo/“
wie er nach der Schrifft ſoll erkant werden/“
verſtehe oder begreiffe; aber ihn deswegen ei-“
nen Atheiſten insgemein nennen wollen/ ſehe“
ich nicht/ ſo wenig man diejenigen Atheiſten“
nennen mag/ welche Rom I. und II. Gott/“
und das [fremdsprachliches Material – Zeichen fehlt] aus dem licht der na-“
tur/ ſo wol aus der anſchauung des himmels/“
und der erden/ als auch in ihrem hertzen und“
gewiſſen erkant haben. Dieſen GOtt him-“
mels und der erden ruffet er inbruͤnſtig an/“
und beugt ſeine knie mit groſſer devotion
fuͤr ihm; was er in Johann Arnds ſeliger ge-“
daͤchtnis Paradießgaͤrtlein fleißig lieſet/ das“
ziehet er alles auff den einigen GOtt/ wie mag“
er denn ein Atheus ſeyn/ der fuͤr den einigen“
GOtt/ und ſeine bekaͤntnis ſterben will? und“
wie mag er ein gotteslaͤſterer ſeyn/ da er CHri-“
ſtum als GOtt nicht laͤſtert/ den er ja nicht“
kennet/ daß er GOtt iſt? ſondern wo er ihn ja/“
wie ſeine wiederſacher und feinde angezeigt ha-“
ben/ etwa gelaͤſtert hat/ ſo hat er nur das vor-“
hin von ihm in ſeinem gehirn formirtes fal-“
ſches gedicht von den dreyen Goͤttern/ da er ge-“
meinet/ CHriſtus waͤre ein aparter GOtt/ ge-“
laͤſtert und verworffen/ und hat aus der bloͤ-“
digkeit ſeines ſinnes und wahrnehmung der“
gottloſigkeit der Jeſuiten/ dabey er eine zeit“
hero gearbeitet/ und ihr gottloſes leben geſe-“
hen/ die ſich doch fuͤr eine Eſpeé und abkunfft“
von CHriſto ausgeben/ und deswegen Jeſui-“
ten genant wuͤrden/ geſchloſſen (wie er denn“
ſolchen ſchluß in meiner und anderer glaub-“
wuͤrdigen gegenwart machete) CHriſtus“
waͤre nicht der wahre GOtt/ und wo er CHri-“

ſtum
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0792" n="484"/>
            <fw place="top" type="header">Th. <hi rendition="#aq">IV. Sect. III. Num. IIX.</hi> Proceß wider einen/</fw><lb/>
            <cb/>
            <p>Uber die&#x017F;en und dergleichen &#x017F;elt&#x017F;amen um-<lb/>
&#x017F;ta&#x0364;nden hat der Rath von unter&#x017F;chiedlichen<lb/><hi rendition="#aq">Univer&#x017F;it</hi>a&#x0364;ten <hi rendition="#aq">Re&#x017F;pon&#x017F;a</hi> eingeholt/ wie auff<lb/>
&#x017F;olche ungewi&#x017F;&#x017F;e aus&#x017F;pru&#x0364;che insgemein die<lb/>
blut- und todes-urtheile <hi rendition="#aq">exequi</hi>rt zu werden pfle-<lb/>
gen. Und zwar hat in die&#x017F;er &#x017F;ache die <hi rendition="#aq">Juri&#x017F;ti-</hi><lb/>
&#x017F;che <hi rendition="#aq">Facult</hi>a&#x0364;t zu Kiel nur &#x017F;o viel ge&#x017F;prochen/ daß<lb/>
ein <hi rendition="#aq">formal</hi>er Gottesla&#x0364;&#x017F;terer nach Go&#x0364;ttlichem<lb/>
recht mit dem tod be&#x017F;traffet werden mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e. Die<lb/><hi rendition="#aq">application</hi> aber hat &#x017F;ie &#x017F;ich nicht zu machen ge-<lb/>
trauet/ &#x017F;ondern es <hi rendition="#aq">in &#x017F;u&#x017F;pen&#x017F;o</hi> gela&#x017F;&#x017F;en/ ob Pe-<lb/>
ter Gu&#x0364;nther ein <hi rendition="#aq">formal</hi>er Gottesla&#x0364;&#x017F;terer &#x017F;ey.<lb/>
Hingegen haben die <hi rendition="#aq">Theologi</hi> zu Wittenberg<lb/>
ihn ausdru&#x0364;cklich vor einen Gottesla&#x0364;&#x017F;terer und<lb/><hi rendition="#aq">Athei</hi>&#x017F;ten erkla&#x0364;ret/ die &#x017F;traffe aber de&#x017F;&#x017F;elben auff<lb/>
die <hi rendition="#aq">Juri&#x017F;t</hi>en ge&#x017F;choben/ von denen &#x017F;ie wol ge-<lb/>
wu&#x017F;t/ daß &#x017F;ie kein anders als das todes-urtheil<lb/>
auff die&#x017F;en &#x017F;atz &#x017F;prechen wu&#x0364;rden: Wie &#x017F;ie denn<lb/>
auch alle ihre <hi rendition="#aq">argumenta</hi> und klagen da-<lb/>
hin gerichtet/ daß &#x017F;ie den Rath zur<lb/><hi rendition="#aq">execution</hi> wider die&#x017F;en men&#x017F;chen bewegen<lb/>
mo&#x0364;chten. Auff die&#x017F;en aus&#x017F;pruch nun i&#x017F;t er<lb/>
auch alsbald wu&#x0364;&#xA75B;cklich enthauptet worden/ und<lb/>
hat biß in &#x017F;einen tod wider &#x017F;eine ankla&#x0364;ger und<lb/>
deren be&#x017F;chuldigungen <hi rendition="#aq">prote&#x017F;tir</hi>et. Wie er<lb/>
denn auch &#x017F;ich be&#x017F;ta&#x0364;ndig gegen jedermann erkla&#x0364;-<lb/>
ret hat: <hi rendition="#fr">J&#x017F;t CHri&#x017F;tus der wahre GOtt/<lb/>
&#x017F;o bete ich ihn mit an.</hi> Jngleichen hat er<lb/>
GOtt nur immer die Allheit und die Einheit zu<lb/>
nennen pflegen/ und da er jetzt niederknien &#x017F;ol-<lb/>
len/ eiffrig gebetet: <hi rendition="#fr">O duewiges und wahr-<lb/>
hafftiges licht erbarme dich mein!</hi> Es<lb/>
&#x017F;oll auch bald nach &#x017F;einer hinrichtung der <hi rendition="#aq">Juri-</hi><lb/>
&#x017F;te/ der im namen der <hi rendition="#aq">Facult</hi>a&#x0364;t zu Kiel das ur-<lb/>
theil gemacht/ wie auch der <hi rendition="#aq">Theologus</hi> zu<lb/>
Wittenberg/ welcher im namen &#x017F;elbiger <hi rendition="#aq">Facul-<lb/>
t</hi>a&#x0364;t das <hi rendition="#aq">Re&#x017F;pon&#x017F;um</hi> auffge&#x017F;etzet/ ingleichen der<lb/><hi rendition="#aq">Advocat,</hi> der den <hi rendition="#aq">inqui&#x017F;it</hi>en aus furcht vor etli-<lb/>
chen <hi rendition="#aq">Superior</hi>en nicht recht <hi rendition="#aq">defendi</hi>rt/ &#x017F;amt dem<lb/>
&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;erge&#x017F;ellen/ &#x017F;o gegen ihn gezeuget/ bald nach<lb/>
einander ge&#x017F;torben &#x017F;eyn.</p><lb/>
            <p>Die u&#x0364;brigen um&#x017F;ta&#x0364;nde/ &#x017F;o hiebey noch zu be-<lb/>
obachten/ kan ein ver&#x017F;ta&#x0364;ndiger le&#x017F;er &#x017F;o wol aus<lb/>
nachfolgendem <hi rendition="#aq">privat-</hi>&#x017F;chreiben/ als aus dem<lb/><hi rendition="#aq">re&#x017F;pon&#x017F;o</hi> derer Wittenberger er&#x017F;ehen/ die ich/<lb/>
wie &#x017F;ie mir <hi rendition="#aq">communicir</hi>et worden/ zur nachricht<lb/>
beyfu&#x0364;gen will. Das er&#x017F;te &#x017F;chreiben i&#x017F;t dazumal/<lb/>
nemlich <hi rendition="#aq">anno</hi> 1687. den 24. <hi rendition="#aq">Octobr.</hi> von einem<lb/><hi rendition="#aq">Theologo</hi> an den <hi rendition="#aq">Syndicum</hi> &#x017F;elbiger &#x017F;tadt abge-<lb/>
&#x017F;chicket worden/ und lautet al&#x017F;o:</p><lb/>
            <floatingText>
              <body>
                <div>
                  <opener>
                    <salute> <hi rendition="#fr">Hochedler &#xA75B;c.</hi> </salute>
                  </opener><lb/>
                  <p>&#x201E;Daß gegenwa&#x0364;rtiges an die&#x017F;elbe abgehen<lb/>
&#x201E;la&#x017F;&#x017F;en/ beweget mich das &#x017F;chleunige und unver-<lb/>
&#x201E;hoffte gericht/ da gemeldet wird/ daß man den<lb/>
&#x201E;armen <hi rendition="#aq">captivum</hi> Peter Gu&#x0364;nther doch zum to-<lb/>
&#x201E;de verurtheilt habe/ welches mich denn &#x017F;ehr be-<lb/>
&#x201E;&#x017F;tu&#x0364;rtzet gemacht/ daß mein vaterland &#x017F;ich durch<lb/>
&#x201E;vergie&#x017F;&#x017F;ung &#x017F;olches blutes &#x017F;ehr ver&#x017F;u&#x0364;ndiget/<lb/>
&#x201E;und die darauff folgende &#x017F;traffe GOttes auff<lb/>
&#x201E;&#x017F;ich ziehen werde. Jch weiß/ daß mein hoch-<lb/>
&#x201E;geneigter Her&#xA75B; <hi rendition="#aq">Syndicus</hi> gantz anders ge&#x017F;innet<lb/>
&#x201E;i&#x017F;t/ und daß er in ihren rath nicht hat einwilli-<lb/>
&#x201E;gen wollen; wie denn auch der Her&#xA75B; <hi rendition="#aq">D. Scho-<lb/>
&#x201E;merus</hi> gleichfals dazu nicht ge&#x017F;timmet/ &#x017F;o habe<lb/>
&#x201E;jetzo auch &#x017F;o viel mehr die dri&#x017F;tigkeit genom-<lb/>
&#x201E;men/ einige <hi rendition="#aq">momenta</hi> in gewi&#x017F;&#x017F;en <hi rendition="#aq">the&#x017F;ibus</hi><lb/>
&#x201E;auffzu&#x017F;etzen/ in hoffnung/ es ko&#x0364;nne durch mei-<lb/>
&#x201E;nes hochgeehrten Her&#xA75B;n <hi rendition="#aq">Syndici</hi> vielgu&#x0364;tige <hi rendition="#aq">in-<lb/>
&#x201E;terpo&#x017F;ition</hi> das <hi rendition="#aq">decretirt</hi>e gericht gehemmet<lb/><cb/>
werden/ daß der arme men&#x017F;ch raum bekomme&#x201C;<lb/>
zu erkennen CHri&#x017F;tum/ welchen er unwi&#x017F;&#x017F;end&#x201C;<lb/>
leugnet/ und ihn/ wie man eingezeuget/ gela&#x0364;-&#x201C;<lb/>
&#x017F;tert hat.&#x201F;</p><lb/>
                  <p>1. So i&#x017F;t bey mir allerdings fe&#x017F;t/ daß wenn&#x201C;<lb/><hi rendition="#aq">Captivus</hi> wu&#x0364;&#x017F;te/ daß JE&#x017F;us CHri&#x017F;tus/ den&#x201C;<lb/>
wir mit der gantzen Chri&#x017F;tenheit anbeten/ wa&#x0364;-&#x201C;<lb/>
re der eingeborne Sohn GOttes/ der wahr-&#x201C;<lb/>
hafftige GOtt/ und das ewige leben/ er ihn&#x201C;<lb/>
auch eben &#x017F;o wol mit gebogenen knien verehren&#x201C;<lb/>
wu&#x0364;rde/ wie er den Vater al&#x017F;o verehret/ und&#x201C;<lb/>
wie alle Gott&#x017F;elige wi&#x017F;&#x017F;en/ daß man den Sohn&#x201C;<lb/>
ehren &#x017F;olle/ wie man den Vater ehret. Aber&#x201C;<lb/>
nun hat der <hi rendition="#aq">captivus</hi> das vorhin gemachte&#x201C;<lb/>
fal&#x017F;che <hi rendition="#aq">concept</hi> von den dreyen Go&#x0364;ttern/ wel-&#x201C;<lb/>
ches er/ wie er zum o&#x0364;fftern bekant/ daß er ge-&#x201C;<lb/>
glaubt/ es wa&#x0364;ren &#x017F;o wahrhafftig drey Go&#x0364;tter/&#x201C;<lb/>
&#x017F;o wahrhafftig drey per&#x017F;onen wa&#x0364;ren/ und&#x201C;<lb/>
eben durch gemeinen <hi rendition="#aq">concept</hi> der per&#x017F;onen ihm&#x201C;<lb/>
drey unter&#x017F;chiedliche Go&#x0364;tter eingebildet/ zu der&#x201C;<lb/>
ga&#x0364;ntzlichen wegwerffung CHri&#x017F;ti gebraucht/&#x201C;<lb/>
weiler erkant hat/ daß nicht drey Go&#x0364;tter/ &#x017F;on-&#x201C;<lb/>
dern ein GOtt &#x017F;ey/ und eben daraus nun mei-&#x201C;<lb/>
net/ &#x017F;o er CHri&#x017F;tum abermals &#x017F;olte fu&#x0364;r einen&#x201C;<lb/>
GOtt erkennen/ daß er wiederum in &#x017F;einen&#x201C;<lb/>
vorigen ir&#xA75B;thum der drey Go&#x0364;tter/ daraus ihn&#x201C;<lb/>
doch die barmhertzigkeit GOttes mit &#x017F;o vielen&#x201C;<lb/>
u&#x0364;berzeugungen geri&#x017F;&#x017F;en/ verfallen wu&#x0364;rde/ und&#x201C;<lb/>
lieber &#x017F;ein leben la&#x017F;&#x017F;en wolle/ als daß er dahin&#x201C;<lb/>
wieder von neuem verfiele/ und ein &#x017F;olches fal-&#x201C;<lb/>
&#x017F;ches bild derer von ihm geglaubten unter-&#x201C;<lb/>
&#x017F;chiedlichen Go&#x0364;tter anbeten und verehren&#x201C;<lb/>
wolte.&#x201E;</p><lb/>
                  <p>2. Jch ge&#x017F;tehe gerne/ daß er mit &#x017F;einem&#x201C;<lb/><hi rendition="#aq">concept</hi> von dem einigen GOtt als dem Va-&#x201C;<lb/>
ter un&#x017F;ers HErr&#xA75B;n JE&#x017F;u Chri&#x017F;ti/ nicht al&#x017F;o/&#x201C;<lb/>
wie er nach der Schrifft &#x017F;oll erkant werden/&#x201C;<lb/>
ver&#x017F;tehe oder begreiffe; aber ihn deswegen ei-&#x201C;<lb/>
nen <hi rendition="#aq">Athei&#x017F;t</hi>en insgemein nennen wollen/ &#x017F;ehe&#x201C;<lb/>
ich nicht/ &#x017F;o wenig man diejenigen <hi rendition="#aq">Athei&#x017F;t</hi>en&#x201C;<lb/>
nennen mag/ welche <hi rendition="#aq">Rom I.</hi> und <hi rendition="#aq">II.</hi> Gott/&#x201C;<lb/>
und das <gap reason="fm" unit="chars"/> aus dem licht der na-&#x201C;<lb/>
tur/ &#x017F;o wol aus der an&#x017F;chauung des himmels/&#x201C;<lb/>
und der erden/ als auch in ihrem hertzen und&#x201C;<lb/>
gewi&#x017F;&#x017F;en erkant haben. Die&#x017F;en GOtt him-&#x201C;<lb/>
mels und der erden ruffet er inbru&#x0364;n&#x017F;tig an/&#x201C;<lb/>
und beugt &#x017F;eine knie mit gro&#x017F;&#x017F;er <hi rendition="#aq">devotion</hi>&#x201C;<lb/>
fu&#x0364;r ihm; was er in Johann Arnds &#x017F;eliger ge-&#x201C;<lb/>
da&#x0364;chtnis Paradießga&#x0364;rtlein fleißig lie&#x017F;et/ das&#x201C;<lb/>
ziehet er alles auff den einigen GOtt/ wie mag&#x201C;<lb/>
er denn ein <hi rendition="#aq">Atheus</hi> &#x017F;eyn/ der fu&#x0364;r den einigen&#x201C;<lb/>
GOtt/ und &#x017F;eine beka&#x0364;ntnis &#x017F;terben will? und&#x201C;<lb/>
wie mag er ein gottesla&#x0364;&#x017F;terer &#x017F;eyn/ da er CHri-&#x201C;<lb/>
&#x017F;tum als GOtt nicht la&#x0364;&#x017F;tert/ den er ja nicht&#x201C;<lb/>
kennet/ daß er GOtt i&#x017F;t? &#x017F;ondern wo er ihn ja/&#x201C;<lb/>
wie &#x017F;eine wieder&#x017F;acher und feinde angezeigt ha-&#x201C;<lb/>
ben/ etwa gela&#x0364;&#x017F;tert hat/ &#x017F;o hat er nur das vor-&#x201C;<lb/>
hin von ihm in &#x017F;einem gehirn <hi rendition="#aq">formirt</hi>es fal-&#x201C;<lb/>
&#x017F;ches gedicht von den dreyen Go&#x0364;ttern/ da er ge-&#x201C;<lb/>
meinet/ CHri&#x017F;tus wa&#x0364;re ein aparter GOtt/ ge-&#x201C;<lb/>
la&#x0364;&#x017F;tert und verworffen/ und hat aus der blo&#x0364;-&#x201C;<lb/>
digkeit &#x017F;eines &#x017F;innes und wahrnehmung der&#x201C;<lb/>
gottlo&#x017F;igkeit der Je&#x017F;uiten/ dabey er eine zeit&#x201C;<lb/>
hero gearbeitet/ und ihr gottlo&#x017F;es leben ge&#x017F;e-&#x201C;<lb/>
hen/ die &#x017F;ich doch fu&#x0364;r eine <hi rendition="#aq">E&#x017F;peé</hi> und abkunfft&#x201C;<lb/>
von CHri&#x017F;to ausgeben/ und deswegen Je&#x017F;ui-&#x201C;<lb/>
ten genant wu&#x0364;rden/ ge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en (wie er denn&#x201C;<lb/>
&#x017F;olchen &#x017F;chluß in meiner und anderer glaub-&#x201C;<lb/>
wu&#x0364;rdigen gegenwart machete) CHri&#x017F;tus&#x201C;<lb/>
wa&#x0364;re nicht der wahre GOtt/ und wo er CHri-&#x201C;<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;tum</fw><lb/></p>
                </div>
              </body>
            </floatingText>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[484/0792] Th. IV. Sect. III. Num. IIX. Proceß wider einen/ Uber dieſen und dergleichen ſeltſamen um- ſtaͤnden hat der Rath von unterſchiedlichen Univerſitaͤten Reſponſa eingeholt/ wie auff ſolche ungewiſſe ausſpruͤche insgemein die blut- und todes-urtheile exequirt zu werden pfle- gen. Und zwar hat in dieſer ſache die Juriſti- ſche Facultaͤt zu Kiel nur ſo viel geſprochen/ daß ein formaler Gotteslaͤſterer nach Goͤttlichem recht mit dem tod beſtraffet werden muͤſſe. Die application aber hat ſie ſich nicht zu machen ge- trauet/ ſondern es in ſuſpenſo gelaſſen/ ob Pe- ter Guͤnther ein formaler Gotteslaͤſterer ſey. Hingegen haben die Theologi zu Wittenberg ihn ausdruͤcklich vor einen Gotteslaͤſterer und Atheiſten erklaͤret/ die ſtraffe aber deſſelben auff die Juriſten geſchoben/ von denen ſie wol ge- wuſt/ daß ſie kein anders als das todes-urtheil auff dieſen ſatz ſprechen wuͤrden: Wie ſie denn auch alle ihre argumenta und klagen da- hin gerichtet/ daß ſie den Rath zur execution wider dieſen menſchen bewegen moͤchten. Auff dieſen ausſpruch nun iſt er auch alsbald wuͤꝛcklich enthauptet worden/ und hat biß in ſeinen tod wider ſeine anklaͤger und deren beſchuldigungen proteſtiret. Wie er denn auch ſich beſtaͤndig gegen jedermann erklaͤ- ret hat: Jſt CHriſtus der wahre GOtt/ ſo bete ich ihn mit an. Jngleichen hat er GOtt nur immer die Allheit und die Einheit zu nennen pflegen/ und da er jetzt niederknien ſol- len/ eiffrig gebetet: O duewiges und wahr- hafftiges licht erbarme dich mein! Es ſoll auch bald nach ſeiner hinrichtung der Juri- ſte/ der im namen der Facultaͤt zu Kiel das ur- theil gemacht/ wie auch der Theologus zu Wittenberg/ welcher im namen ſelbiger Facul- taͤt das Reſponſum auffgeſetzet/ ingleichen der Advocat, der den inquiſiten aus furcht vor etli- chen Superioren nicht recht defendirt/ ſamt dem ſchloſſergeſellen/ ſo gegen ihn gezeuget/ bald nach einander geſtorben ſeyn. Die uͤbrigen umſtaͤnde/ ſo hiebey noch zu be- obachten/ kan ein verſtaͤndiger leſer ſo wol aus nachfolgendem privat-ſchreiben/ als aus dem reſponſo derer Wittenberger erſehen/ die ich/ wie ſie mir communiciret worden/ zur nachricht beyfuͤgen will. Das erſte ſchreiben iſt dazumal/ nemlich anno 1687. den 24. Octobr. von einem Theologo an den Syndicum ſelbiger ſtadt abge- ſchicket worden/ und lautet alſo: Hochedler ꝛc. „Daß gegenwaͤrtiges an dieſelbe abgehen „laſſen/ beweget mich das ſchleunige und unver- „hoffte gericht/ da gemeldet wird/ daß man den „armen captivum Peter Guͤnther doch zum to- „de verurtheilt habe/ welches mich denn ſehr be- „ſtuͤrtzet gemacht/ daß mein vaterland ſich durch „vergieſſung ſolches blutes ſehr verſuͤndiget/ „und die darauff folgende ſtraffe GOttes auff „ſich ziehen werde. Jch weiß/ daß mein hoch- „geneigter Herꝛ Syndicus gantz anders geſinnet „iſt/ und daß er in ihren rath nicht hat einwilli- „gen wollen; wie denn auch der Herꝛ D. Scho- „merus gleichfals dazu nicht geſtimmet/ ſo habe „jetzo auch ſo viel mehr die driſtigkeit genom- „men/ einige momenta in gewiſſen theſibus „auffzuſetzen/ in hoffnung/ es koͤnne durch mei- „nes hochgeehrten Herꝛn Syndici vielguͤtige in- „terpoſition das decretirte gericht gehemmet werden/ daß der arme menſch raum bekomme“ zu erkennen CHriſtum/ welchen er unwiſſend“ leugnet/ und ihn/ wie man eingezeuget/ gelaͤ-“ ſtert hat.‟ 1. So iſt bey mir allerdings feſt/ daß wenn“ Captivus wuͤſte/ daß JEſus CHriſtus/ den“ wir mit der gantzen Chriſtenheit anbeten/ waͤ-“ re der eingeborne Sohn GOttes/ der wahr-“ hafftige GOtt/ und das ewige leben/ er ihn“ auch eben ſo wol mit gebogenen knien verehren“ wuͤrde/ wie er den Vater alſo verehret/ und“ wie alle Gottſelige wiſſen/ daß man den Sohn“ ehren ſolle/ wie man den Vater ehret. Aber“ nun hat der captivus das vorhin gemachte“ falſche concept von den dreyen Goͤttern/ wel-“ ches er/ wie er zum oͤfftern bekant/ daß er ge-“ glaubt/ es waͤren ſo wahrhafftig drey Goͤtter/“ ſo wahrhafftig drey perſonen waͤren/ und“ eben durch gemeinen concept der perſonen ihm“ drey unterſchiedliche Goͤtter eingebildet/ zu der“ gaͤntzlichen wegwerffung CHriſti gebraucht/“ weiler erkant hat/ daß nicht drey Goͤtter/ ſon-“ dern ein GOtt ſey/ und eben daraus nun mei-“ net/ ſo er CHriſtum abermals ſolte fuͤr einen“ GOtt erkennen/ daß er wiederum in ſeinen“ vorigen irꝛthum der drey Goͤtter/ daraus ihn“ doch die barmhertzigkeit GOttes mit ſo vielen“ uͤberzeugungen geriſſen/ verfallen wuͤrde/ und“ lieber ſein leben laſſen wolle/ als daß er dahin“ wieder von neuem verfiele/ und ein ſolches fal-“ ſches bild derer von ihm geglaubten unter-“ ſchiedlichen Goͤtter anbeten und verehren“ wolte.„ 2. Jch geſtehe gerne/ daß er mit ſeinem“ concept von dem einigen GOtt als dem Va-“ ter unſers HErrꝛn JEſu Chriſti/ nicht alſo/“ wie er nach der Schrifft ſoll erkant werden/“ verſtehe oder begreiffe; aber ihn deswegen ei-“ nen Atheiſten insgemein nennen wollen/ ſehe“ ich nicht/ ſo wenig man diejenigen Atheiſten“ nennen mag/ welche Rom I. und II. Gott/“ und das _ aus dem licht der na-“ tur/ ſo wol aus der anſchauung des himmels/“ und der erden/ als auch in ihrem hertzen und“ gewiſſen erkant haben. Dieſen GOtt him-“ mels und der erden ruffet er inbruͤnſtig an/“ und beugt ſeine knie mit groſſer devotion“ fuͤr ihm; was er in Johann Arnds ſeliger ge-“ daͤchtnis Paradießgaͤrtlein fleißig lieſet/ das“ ziehet er alles auff den einigen GOtt/ wie mag“ er denn ein Atheus ſeyn/ der fuͤr den einigen“ GOtt/ und ſeine bekaͤntnis ſterben will? und“ wie mag er ein gotteslaͤſterer ſeyn/ da er CHri-“ ſtum als GOtt nicht laͤſtert/ den er ja nicht“ kennet/ daß er GOtt iſt? ſondern wo er ihn ja/“ wie ſeine wiederſacher und feinde angezeigt ha-“ ben/ etwa gelaͤſtert hat/ ſo hat er nur das vor-“ hin von ihm in ſeinem gehirn formirtes fal-“ ſches gedicht von den dreyen Goͤttern/ da er ge-“ meinet/ CHriſtus waͤre ein aparter GOtt/ ge-“ laͤſtert und verworffen/ und hat aus der bloͤ-“ digkeit ſeines ſinnes und wahrnehmung der“ gottloſigkeit der Jeſuiten/ dabey er eine zeit“ hero gearbeitet/ und ihr gottloſes leben geſe-“ hen/ die ſich doch fuͤr eine Eſpeé und abkunfft“ von CHriſto ausgeben/ und deswegen Jeſui-“ ten genant wuͤrden/ geſchloſſen (wie er denn“ ſolchen ſchluß in meiner und anderer glaub-“ wuͤrdigen gegenwart machete) CHriſtus“ waͤre nicht der wahre GOtt/ und wo er CHri-“ ſtum

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/792
Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 484. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/792>, abgerufen am 20.11.2024.