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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. IV. Sect. II. Num. LXII. Anonymi Bericht von Crellii Tode.
[Spaltenumbruch] schädlichen fürnehmen/ so zu Recht gnug-
sam auff ihn dargethan und erwiesen/ da-
durch er wider den auffgerichteten land-
frieden zu turbirung gegen meines vater-
landes ruhe und einigkeit gehandelt/ sein
leib und leben verwircket/ und also andern
zum abscheu mit dem schwerdt gerechtfer-
tiget werden sol/ Von Rechts Wegen etc. etc.
Zu urkund mit Unserer jungen Vettern
auffgedrucktem Cantzley-Secret besiegelt.

Er hat aber wider dieses Urthel hefftig ge-
redet und vorgegeben/ er wäre nicht gnug ge-
höret/ und solches nicht Acten-mäßig/ daher er
auch dawider an den Herrn Administratorem
der Chur Sachsen eine läuterung/ und seine
freunde an das Cammer-Gerichte zu Speyer
(welches ehemals anbefohlen/ ihn mit seiner
nothdurfft zu hören) eine Appellation einge-
wendet; Man hat aber die läuterung für un-
zuläßlich/ hingegen dafür geachtet/ es habe der
Delinquent binnen 10. jahren zeit gnug zur
verantwortung gehabt/ daher sein beicht-va-
ter/ Nicolas Blum/ Pfarrer zu Dona ihme
zugeordnet worden/ welcher selbigem mit tro-
ste und unterricht in der Religion/ so wol auff
der Vestung als auch allhier biß an sein ende/
nebenst M. Rudolphen/ dem Diacono zum
H. Creutze/ beygewohnet. Den 5. Octobr. ist
er anhero nacher Dreßden gebracht/ und ihme
den 6. 7. und 8. zugelassen worden/ sich zu sei-
nem tode zu bereiten. Als nun den 9. Octobr.
der tag zur Execution anberaumet/ hat
man auff dem Rathhause ein hochnoth-pein-
lich halsgerichte angestellet/ wobey der Amt-
schösser/ Amtschreiber und Stadtrichter Chri-
stoph Keilig/ neben den Schöppen gesessen;
Solches halsgerichte zu verwahren/ wurde
die junge Mannschafft aus allen zünfften mit
ober- und untergewehr auffgeboten/ der Con-
demnir
te aber/ so im kleinen gerichtsstüblein/
jetzo die kreyß-steuer-stube/ zu bette lag/ bey dem
die vorgenannten Geistlichen waren/ hielte sich
auff/ so lange er vermochte/ also/ daß die Prie-
ster das Gerichte baten/ weil sie die seele zu ge-
winnen verhofften/ möchte man den armen
Sünder nicht übereilen/ massen denn sie ihn
auch noch kurtz vor der Execution dahin dispo-
nir
ten/ daß er die veränderte Religion bereuet/
und darauff gebeichtet/ auch das H. Abend-
mahl andächtig genossen. Er vermeinte zwar/
da auff die gestellung seiner person gedrungen
wurde (welches dann endlich auff einem stuhl
sitzend nur in einem schlaffpeltze allererst um
11. uhr geschahe) es würde nur eine territion
vermittelst ablesung des Urthels bedeuten/ al-
lein da der Scharffrichter das peinliche halß-
gerichte außgeruffen hatte/ das urthel darauff
abgelesen wurde/ und seine mündlich gebrauch-
te remedia suspensiva und protestationes, die
auch mit den allerersinnlich- und beweglichsten
klugen reden geschahen/ mit der Richter und
Schöppen entschuldigung/ daß ihnen mehr
nicht als die schleunige Execution von dem ab-
wesenden Churfürsten (welcher am 23. Sept.
ins Regiment getreten/ und tages vor der Exe-
cution
nacher Hayn verreiset war) ernstlich
committiret und aufferleget wäre/ überall
nichts verfangen wolten und kunten/ ward der
stab gebrochen; Darauff sich der Doct. dem
Sententz ergeben/ und dem Käyser und Chur-
[Spaltenumbruch] Fürsten unterworffen. Endlich brachte man
den condemnirten armen sünder/ auff einem
stuhl sitzend/ im schlaffpeltze von dem Rath-
hause nach dem Jüdenhoff getragen/ binnen
welchem wege er sich mit den fürtrefllichsten
Sprüchen Göttliches Worts tröstete; und da
er auff den Richtplatz kam/ war dem Neuen
Stalle gegen über eine bühne auffgerichtet/
darauff er getragen/ und auff einen niedrigen
stuhl ohne lehne gesetzet war.

Nachdem er nun sehr freymüthig diese worte
geseuffzet: HErr GOtt Vater/ der du mich er-
schaffen/ HErr GOtt Sohn/ der du mich erlö-
set/ HErr GOtt Heil. Geist/ der du mich ge-
heiliget hast/ heute übergebe ich dir das pfand/
das du mir bißhero geliehen hast/ etc. erlitte er
den streich mit dem schwerdt; Welcher Exe-
cution
die Churfürstl. Frau Mutter auffin
Stalle gegen über zugesehen und gesaget hatte:
Sie wolte dem Manne sein Recht thun sehen/
welcher Jhren seel. Herrn so übel angeführet
hätte. Dem ents[e]elten Cörper ward durch
den obbemeldtem Pfarrer zu Dona/ als seinen
Beichtvater/ in der Frauen kirche (auf welchem
kirchhofe er zur erde bestätiget ist) eine Leichen-
predigt gehalten und solche in druck gegeben.

Num. LXII.
Hierauff folget das Dreßdnische Manu-
script
von dieser Sache.
Anonymi Bericht von Crellii Tode.
Herr D. Nicolaus Crellens Peinlicher Pro-
cess
und seines Endes Beschreibung.

Den 6. Octobr. dieses 1601. jahres/ hat der
Amtschösser/ Michael Kromberger/ der ältere/
Doct. Nicolaum Crellen um 5. uhr des morgens
von Königstein aus seinem gefängnuß hie-
her gegen Dreßden gebracht/ und auf das Rath-
hauß in das kleine gerichtstüblein verwahret
und bewachen lassen/ hernachmals aber den
9. Octobr. haben frühe umb 5. uhr verordnete
drey Herren/ als der Pfarrherr von Donnen/
Herr Nicolaus Blumius, und zweene Diaconi,
Herr Tobias Rudolff/ und Herr Adam
Müller/ gantz treulich und höchstes ernstes
Herrn Nicolaum Krelen von seiner bösen und
hals starrigen meinung/ weil ihm allbereit sich
zum tode zu schicken war angesagt/ abzuwen-
den/ und rechtschaffen sich zu bekehren/ fleiß
angewendet/ und gemühet/ hat doch der Herr
Doctor sich nicht anders hierauf erkläret/ als
daß ihme/ wie jederzeit von ihme beschehen/ ge-
walt und unrecht geschehe/ berichtet/ hat man
hernach/ wie alles zur peinligkeit angestellet ge-
wesen/ ihme seine kleider anzulegen/ und sich fer-
tig zu machen/ vorgenommen/ und kurtz vor
10. uhr abermal ferner aufs treulichste erinnert
der sachen. Als nun der Doctor gespürt/ daß
nichts anders daraus werden wolle/ hater sich
eilend das hochwürdige Abendmal zu gebrau-
chen noch vor seinem ende/ und die Heil. Absolu-
tion begehret/ welches auch alsobalde ihme mit-
getheilet worden; inmassen solches alles die nach
seinem erlittenem tode/ gethane schöne Leichpre-
digt/ wie es alles mit ihme diese 4. tage/ als er zu
Dreßden gewesen/ gehalten worden/ weitläuff-
tiger melden thun wird. Nach diesem allem haben
allbereit ein gantzer sitzender Rath/ alte und jun-
ge Herren/ hernach der Amtschösser/ Amtschrei-
ber/ und der Landschafft-Fiscal, Mag. Abraham

Gieß-
A. K. H. Vierter Theil. M m m

Th. IV. Sect. II. Num. LXII. Anonymi Bericht von Crellii Tode.
[Spaltenumbruch] ſchaͤdlichen fuͤrnehmen/ ſo zu Recht gnug-
ſam auff ihn dargethan und erwieſen/ da-
durch er wider den auffgerichteten land-
frieden zu turbirung gegen meines vater-
landes ruhe und einigkeit gehandelt/ ſein
leib und leben verwircket/ und alſo andern
zum abſcheu mit dem ſchwerdt gerechtfer-
tiget werden ſol/ Von Rechts Wegen ꝛc. ꝛc.
Zu urkund mit Unſerer jungen Vettern
auffgedrucktem Cantzley-Secret beſiegelt.

Er hat aber wider dieſes Urthel hefftig ge-
redet und vorgegeben/ er waͤre nicht gnug ge-
hoͤret/ und ſolches nicht Acten-maͤßig/ daher er
auch dawider an den Herrn Adminiſtratorem
der Chur Sachſen eine laͤuterung/ und ſeine
freunde an das Cammer-Gerichte zu Speyer
(welches ehemals anbefohlen/ ihn mit ſeiner
nothdurfft zu hoͤren) eine Appellation einge-
wendet; Man hat aber die laͤuterung fuͤr un-
zulaͤßlich/ hingegen dafuͤr geachtet/ es habe der
Delinquent binnen 10. jahren zeit gnug zur
verantwortung gehabt/ daher ſein beicht-va-
ter/ Nicolas Blum/ Pfarrer zu Dona ihme
zugeordnet worden/ welcher ſelbigem mit tro-
ſte und unterricht in der Religion/ ſo wol auff
der Veſtung als auch allhier biß an ſein ende/
nebenſt M. Rudolphen/ dem Diacono zum
H. Creutze/ beygewohnet. Den 5. Octobr. iſt
er anhero nacher Dreßden gebracht/ und ihme
den 6. 7. und 8. zugelaſſen worden/ ſich zu ſei-
nem tode zu bereiten. Als nun den 9. Octobr.
der tag zur Execution anberaumet/ hat
man auff dem Rathhauſe ein hochnoth-pein-
lich halsgerichte angeſtellet/ wobey der Amt-
ſchoͤſſer/ Amtſchreiber und Stadtrichter Chri-
ſtoph Keilig/ neben den Schoͤppen geſeſſen;
Solches halsgerichte zu verwahren/ wurde
die junge Mannſchafft aus allen zuͤnfften mit
ober- und untergewehr auffgeboten/ der Con-
demnir
te aber/ ſo im kleinen gerichtsſtuͤblein/
jetzo die kreyß-ſteuer-ſtube/ zu bette lag/ bey dem
die vorgenannten Geiſtlichen waren/ hielte ſich
auff/ ſo lange er vermochte/ alſo/ daß die Prie-
ſter das Gerichte baten/ weil ſie die ſeele zu ge-
winnen verhofften/ moͤchte man den armen
Suͤnder nicht uͤbereilen/ maſſen denn ſie ihn
auch noch kurtz vor der Execution dahin dispo-
nir
ten/ daß er die veraͤnderte Religion bereuet/
und darauff gebeichtet/ auch das H. Abend-
mahl andaͤchtig genoſſen. Er vermeinte zwar/
da auff die geſtellung ſeiner perſon gedrungen
wurde (welches dann endlich auff einem ſtuhl
ſitzend nur in einem ſchlaffpeltze allererſt um
11. uhr geſchahe) es wuͤrde nur eine territion
vermittelſt ableſung des Urthels bedeuten/ al-
lein da der Scharffrichter das peinliche halß-
gerichte außgeruffen hatte/ das urthel darauff
abgeleſen wurde/ und ſeine muͤndlich gebrauch-
te remedia ſuſpenſiva und proteſtationes, die
auch mit den allererſinnlich- und beweglichſten
klugen reden geſchahen/ mit der Richter und
Schoͤppen entſchuldigung/ daß ihnen mehr
nicht als die ſchleunige Execution von dem ab-
weſenden Churfuͤrſten (welcher am 23. Sept.
ins Regiment getreten/ und tages vor der Exe-
cution
nacher Hayn verreiſet war) ernſtlich
committiret und aufferleget waͤre/ uͤberall
nichts verfangen wolten und kunten/ ward der
ſtab gebrochen; Darauff ſich der Doct. dem
Sententz ergeben/ und dem Kaͤyſer und Chur-
[Spaltenumbruch] Fuͤrſten unterworffen. Endlich brachte man
den condemnirten armen ſuͤnder/ auff einem
ſtuhl ſitzend/ im ſchlaffpeltze von dem Rath-
hauſe nach dem Juͤdenhoff getragen/ binnen
welchem wege er ſich mit den fuͤrtrefllichſten
Spruͤchen Goͤttliches Worts troͤſtete; und da
er auff den Richtplatz kam/ war dem Neuen
Stalle gegen uͤber eine buͤhne auffgerichtet/
darauff er getragen/ und auff einen niedrigen
ſtuhl ohne lehne geſetzet war.

Nachdem er nun ſehr freymuͤthig dieſe worte
geſeuffzet: HErr GOtt Vater/ der du mich er-
ſchaffen/ HErr GOtt Sohn/ der du mich erloͤ-
ſet/ HErr GOtt Heil. Geiſt/ der du mich ge-
heiliget haſt/ heute uͤbergebe ich dir das pfand/
das du mir bißhero geliehen haſt/ ꝛc. erlitte er
den ſtreich mit dem ſchwerdt; Welcher Exe-
cution
die Churfuͤrſtl. Frau Mutter auffin
Stalle gegen uͤber zugeſehen und geſaget hatte:
Sie wolte dem Manne ſein Recht thun ſehen/
welcher Jhren ſeel. Herrn ſo uͤbel angefuͤhret
haͤtte. Dem entſ[e]elten Coͤrper ward durch
den obbemeldtem Pfarrer zu Dona/ als ſeinen
Beichtvater/ in der Frauen kirche (auf welchem
kirchhofe er zur erde beſtaͤtiget iſt) eine Leichen-
predigt gehalten und ſolche in druck gegeben.

Num. LXII.
Hierauff folget das Dreßdniſche Manu-
ſcript
von dieſer Sache.
Anonymi Bericht von Crellii Tode.
Herr D. Nicolaus Crellens Peinlicher Pro-
ceſs
und ſeines Endes Beſchreibung.

Den 6. Octobr. dieſes 1601. jahres/ hat der
Amtſchoͤſſer/ Michael Kromberger/ der aͤltere/
Doct. Nicolaum Crellen um 5. uhr des morgens
von Koͤnigſtein aus ſeinem gefaͤngnuß hie-
her gegen Dreßden gebracht/ und auf das Rath-
hauß in das kleine gerichtſtuͤblein verwahret
und bewachen laſſen/ hernachmals aber den
9. Octobr. haben fruͤhe umb 5. uhr verordnete
drey Herren/ als der Pfarrherr von Donnen/
Herr Nicolaus Blumius, und zweene Diaconi,
Herr Tobias Rudolff/ und Herr Adam
Muͤller/ gantz treulich und hoͤchſtes ernſtes
Herrn Nicolaum Krelen von ſeiner boͤſen und
hals ſtarrigen meinung/ weil ihm allbereit ſich
zum tode zu ſchicken war angeſagt/ abzuwen-
den/ und rechtſchaffen ſich zu bekehren/ fleiß
angewendet/ und gemuͤhet/ hat doch der Herr
Doctor ſich nicht anders hierauf erklaͤret/ als
daß ihme/ wie jederzeit von ihme beſchehen/ ge-
walt und unrecht geſchehe/ berichtet/ hat man
hernach/ wie alles zur peinligkeit angeſtellet ge-
weſen/ ihme ſeine kleider anzulegen/ und ſich fer-
tig zu machen/ vorgenommen/ und kurtz vor
10. uhr abermal ferner aufs treulichſte erinnert
der ſachen. Als nun der Doctor geſpuͤrt/ daß
nichts anders daraus werden wolle/ hater ſich
eilend das hochwuͤrdige Abendmal zu gebrau-
chen noch vor ſeinem ende/ und die Heil. Abſolu-
tion begehret/ welches auch alſobalde ihme mit-
getheilet wordẽ; inmaſſen ſolches alles die nach
ſeinem erlittenem tode/ gethane ſchoͤne Leichpre-
digt/ wie es alles mit ihme dieſe 4. tage/ als er zu
Dreßden geweſen/ gehalten worden/ weitlaͤuff-
tiger meldẽ thun wird. Nach dieſem allem habẽ
allbereit ein gantzer ſitzender Rath/ alte und jun-
ge Herren/ hernach der Amtſchoͤſſer/ Amtſchrei-
ber/ und der Landſchafft-Fiſcal, Mag. Abraham

Gieß-
A. K. H. Vierter Theil. M m m
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[459/0765] Th. IV. Sect. II. Num. LXII. Anonymi Bericht von Crellii Tode. ſchaͤdlichen fuͤrnehmen/ ſo zu Recht gnug- ſam auff ihn dargethan und erwieſen/ da- durch er wider den auffgerichteten land- frieden zu turbirung gegen meines vater- landes ruhe und einigkeit gehandelt/ ſein leib und leben verwircket/ und alſo andern zum abſcheu mit dem ſchwerdt gerechtfer- tiget werden ſol/ Von Rechts Wegen ꝛc. ꝛc. Zu urkund mit Unſerer jungen Vettern auffgedrucktem Cantzley-Secret beſiegelt. Er hat aber wider dieſes Urthel hefftig ge- redet und vorgegeben/ er waͤre nicht gnug ge- hoͤret/ und ſolches nicht Acten-maͤßig/ daher er auch dawider an den Herrn Adminiſtratorem der Chur Sachſen eine laͤuterung/ und ſeine freunde an das Cammer-Gerichte zu Speyer (welches ehemals anbefohlen/ ihn mit ſeiner nothdurfft zu hoͤren) eine Appellation einge- wendet; Man hat aber die laͤuterung fuͤr un- zulaͤßlich/ hingegen dafuͤr geachtet/ es habe der Delinquent binnen 10. jahren zeit gnug zur verantwortung gehabt/ daher ſein beicht-va- ter/ Nicolas Blum/ Pfarrer zu Dona ihme zugeordnet worden/ welcher ſelbigem mit tro- ſte und unterricht in der Religion/ ſo wol auff der Veſtung als auch allhier biß an ſein ende/ nebenſt M. Rudolphen/ dem Diacono zum H. Creutze/ beygewohnet. Den 5. Octobr. iſt er anhero nacher Dreßden gebracht/ und ihme den 6. 7. und 8. zugelaſſen worden/ ſich zu ſei- nem tode zu bereiten. Als nun den 9. Octobr. der tag zur Execution anberaumet/ hat man auff dem Rathhauſe ein hochnoth-pein- lich halsgerichte angeſtellet/ wobey der Amt- ſchoͤſſer/ Amtſchreiber und Stadtrichter Chri- ſtoph Keilig/ neben den Schoͤppen geſeſſen; Solches halsgerichte zu verwahren/ wurde die junge Mannſchafft aus allen zuͤnfften mit ober- und untergewehr auffgeboten/ der Con- demnirte aber/ ſo im kleinen gerichtsſtuͤblein/ jetzo die kreyß-ſteuer-ſtube/ zu bette lag/ bey dem die vorgenannten Geiſtlichen waren/ hielte ſich auff/ ſo lange er vermochte/ alſo/ daß die Prie- ſter das Gerichte baten/ weil ſie die ſeele zu ge- winnen verhofften/ moͤchte man den armen Suͤnder nicht uͤbereilen/ maſſen denn ſie ihn auch noch kurtz vor der Execution dahin dispo- nirten/ daß er die veraͤnderte Religion bereuet/ und darauff gebeichtet/ auch das H. Abend- mahl andaͤchtig genoſſen. Er vermeinte zwar/ da auff die geſtellung ſeiner perſon gedrungen wurde (welches dann endlich auff einem ſtuhl ſitzend nur in einem ſchlaffpeltze allererſt um 11. uhr geſchahe) es wuͤrde nur eine territion vermittelſt ableſung des Urthels bedeuten/ al- lein da der Scharffrichter das peinliche halß- gerichte außgeruffen hatte/ das urthel darauff abgeleſen wurde/ und ſeine muͤndlich gebrauch- te remedia ſuſpenſiva und proteſtationes, die auch mit den allererſinnlich- und beweglichſten klugen reden geſchahen/ mit der Richter und Schoͤppen entſchuldigung/ daß ihnen mehr nicht als die ſchleunige Execution von dem ab- weſenden Churfuͤrſten (welcher am 23. Sept. ins Regiment getreten/ und tages vor der Exe- cution nacher Hayn verreiſet war) ernſtlich committiret und aufferleget waͤre/ uͤberall nichts verfangen wolten und kunten/ ward der ſtab gebrochen; Darauff ſich der Doct. dem Sententz ergeben/ und dem Kaͤyſer und Chur- Fuͤrſten unterworffen. Endlich brachte man den condemnirten armen ſuͤnder/ auff einem ſtuhl ſitzend/ im ſchlaffpeltze von dem Rath- hauſe nach dem Juͤdenhoff getragen/ binnen welchem wege er ſich mit den fuͤrtrefllichſten Spruͤchen Goͤttliches Worts troͤſtete; und da er auff den Richtplatz kam/ war dem Neuen Stalle gegen uͤber eine buͤhne auffgerichtet/ darauff er getragen/ und auff einen niedrigen ſtuhl ohne lehne geſetzet war. Nachdem er nun ſehr freymuͤthig dieſe worte geſeuffzet: HErr GOtt Vater/ der du mich er- ſchaffen/ HErr GOtt Sohn/ der du mich erloͤ- ſet/ HErr GOtt Heil. Geiſt/ der du mich ge- heiliget haſt/ heute uͤbergebe ich dir das pfand/ das du mir bißhero geliehen haſt/ ꝛc. erlitte er den ſtreich mit dem ſchwerdt; Welcher Exe- cution die Churfuͤrſtl. Frau Mutter auffin Stalle gegen uͤber zugeſehen und geſaget hatte: Sie wolte dem Manne ſein Recht thun ſehen/ welcher Jhren ſeel. Herrn ſo uͤbel angefuͤhret haͤtte. Dem entſeelten Coͤrper ward durch den obbemeldtem Pfarrer zu Dona/ als ſeinen Beichtvater/ in der Frauen kirche (auf welchem kirchhofe er zur erde beſtaͤtiget iſt) eine Leichen- predigt gehalten und ſolche in druck gegeben. Num. LXII. Hierauff folget das Dreßdniſche Manu- ſcript von dieſer Sache. Anonymi Bericht von Crellii Tode. Herr D. Nicolaus Crellens Peinlicher Pro- ceſs und ſeines Endes Beſchreibung. Den 6. Octobr. dieſes 1601. jahres/ hat der Amtſchoͤſſer/ Michael Kromberger/ der aͤltere/ Doct. Nicolaum Crellen um 5. uhr des morgens von Koͤnigſtein aus ſeinem gefaͤngnuß hie- her gegen Dreßden gebracht/ und auf das Rath- hauß in das kleine gerichtſtuͤblein verwahret und bewachen laſſen/ hernachmals aber den 9. Octobr. haben fruͤhe umb 5. uhr verordnete drey Herren/ als der Pfarrherr von Donnen/ Herr Nicolaus Blumius, und zweene Diaconi, Herr Tobias Rudolff/ und Herr Adam Muͤller/ gantz treulich und hoͤchſtes ernſtes Herrn Nicolaum Krelen von ſeiner boͤſen und hals ſtarrigen meinung/ weil ihm allbereit ſich zum tode zu ſchicken war angeſagt/ abzuwen- den/ und rechtſchaffen ſich zu bekehren/ fleiß angewendet/ und gemuͤhet/ hat doch der Herr Doctor ſich nicht anders hierauf erklaͤret/ als daß ihme/ wie jederzeit von ihme beſchehen/ ge- walt und unrecht geſchehe/ berichtet/ hat man hernach/ wie alles zur peinligkeit angeſtellet ge- weſen/ ihme ſeine kleider anzulegen/ und ſich fer- tig zu machen/ vorgenommen/ und kurtz vor 10. uhr abermal ferner aufs treulichſte erinnert der ſachen. Als nun der Doctor geſpuͤrt/ daß nichts anders daraus werden wolle/ hater ſich eilend das hochwuͤrdige Abendmal zu gebrau- chen noch vor ſeinem ende/ und die Heil. Abſolu- tion begehret/ welches auch alſobalde ihme mit- getheilet wordẽ; inmaſſen ſolches alles die nach ſeinem erlittenem tode/ gethane ſchoͤne Leichpre- digt/ wie es alles mit ihme dieſe 4. tage/ als er zu Dreßden geweſen/ gehalten worden/ weitlaͤuff- tiger meldẽ thun wird. Nach dieſem allem habẽ allbereit ein gantzer ſitzender Rath/ alte und jun- ge Herren/ hernach der Amtſchoͤſſer/ Amtſchrei- ber/ und der Landſchafft-Fiſcal, Mag. Abraham Gieß- A. K. H. Vierter Theil. M m m

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 459. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/765>, abgerufen am 20.11.2024.