Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.Th. IV. Sect. II. Num. LVI. Tyranney unter denen Reformirten/ [Spaltenumbruch]
"zehlen: Vielmehr müssen die außgeschlossen"werden/ welche umb eines öffentlichen lasters/ "oder politischen ursache willen/ entweder recht "oder unrecht gelitten haben. Zur probe will ich "nur ein und anderes exempel allhier anzeigen. "Der erste soll seyn Melanchthon und seine an- "hänger/ welche wege dersache vom Abend mahl "des HErrn in Teutschland/ und sonderlich in "Sachsen und der Pfaltz/ sind angefochten wor- "den. Der andere/ Calvinus, welcher wegen der "sache von der kirchen-zucht und gewalt/ von "Genff schimpfflich vertriebe worden. Der drit- "te Nicolaus Hemmingius, in Dennemarck/ "welcher wegen der sache vom Abendmahl des "HErrn/ von seiner Theologischen Profession "abgesetzet worden. Der vierte/ Cartwrightus, "und nicht wenige andere/ welche in Engelland "von ihrem sitz vertriebe/ und etliche mit gefäng- "nissen/ verbannung und landes-verweisung/ we- "gen der ceremonien/ und kirchen-gewalt/ oder "umb beyderley gekräncket worden. Der fünff- "te/ Andreas Melvinus, welcher wegen seiner be- "käntnis von der kirchen gewalt/ regiment und "zucht/ auch etwas außstehen müssen; und viele "andere in Schottland vor und nach ihm. Von "den Niederländis. Theologis, welche wegen "der sache von der zucht insgemein/ oder umm nö- "thiger vermahnungen/ bestraffungen/ und cen- "suren willen/ unbillich sind tractiret worden/ "dergleiche ich entweder selbst gesehen/ oder von "alten leuten gehöret/ oder aus den heraußgege- "benen schrifften erkant habe/ will ich dißmahl "nichts sagen: sondern es andern nach mir zu "erzehlen überlassen/ umb der ursache wegen/ "mit welcher Stella die lebens-beschreibung der "Päbste schliesset. Hier sind die zu vermahnen/ "welche unter einem jeden außgesonnenen prae- "text mit dem König Achab den warheit re- "denden Micham hassen/ und die falschen Pro- "pheten oder schmeichler lieben; daß sie sich vor- "sehen mögen/ damit sie nicht/ indem sie das re- "gister der unglückseligkeit der Theologorum "vermehren/ einst selbst die traurigen spectacul "vermehren. Massen es recht ist bey GOtt etc. "2. Thess. l. 5. vid. Lavateri Comment. ad 2. "Paralip. XVI. 10. p. 145. Dergleichen urkunden und zeugnisse von dem J. N. R. J. Die Kirchen-Historia von der reforma- denck-
Th. IV. Sect. II. Num. LVI. Tyranney unter denen Reformirten/ [Spaltenumbruch]
„zehlen: Vielmehr muͤſſen die außgeſchloſſen„werden/ welche umb eines oͤffentlichen laſters/ „oder politiſchen urſache willen/ entweder recht „oder unrecht gelitten haben. Zur probe will ich „nur ein und anderes exempel allhier anzeigen. „Der erſte ſoll ſeyn Melanchthon und ſeine an- „haͤnger/ welche wegē deꝛſache vom Abend mahl „des HErrn in Teutſchland/ und ſonderlich in „Sachſen uñ der Pfaltz/ ſind angefochten wor- „den. Der andere/ Calvinus, welcher wegen der „ſache von der kirchen-zucht und gewalt/ von „Genff ſchimpfflich vertriebē worden. Der drit- „te Nicolaus Hemmingius, in Dennemarck/ „welcher wegen der ſache vom Abendmahl des „HErrn/ von ſeiner Theologiſchen Profeſſion „abgeſetzet worden. Der vierte/ Cartwrightus, „und nicht wenige andere/ welche in Engelland „von ihꝛem ſitz vertriebē/ und etliche mit gefaͤng- „niſſen/ verbañung und landes-verweiſung/ we- „gen der ceremonien/ und kirchen-gewalt/ oder „umb beyderley gekraͤncket worden. Der fuͤnff- „te/ Andreas Melvinus, welcher wegen ſeiner be- „kaͤntnis von der kirchen gewalt/ regiment und „zucht/ auch etwas außſtehen muͤſſen; und viele „andere in Schottland vor und nach ihm. Von „den Niederlaͤndiſ. Theologis, welche wegen „der ſache von der zucht insgemein/ oder um̃ noͤ- „thiger vermahnungen/ beſtraffungen/ und cen- „ſuren willen/ unbillich ſind tractiret worden/ „dergleichē ich entweder ſelbſt geſehen/ oder von „alten leuten gehoͤret/ oder aus den heraußgege- „benen ſchrifften erkant habe/ will ich dißmahl „nichts ſagen: ſondern es andern nach mir zu „erzehlen uͤberlaſſen/ umb der urſache wegen/ „mit welcher Stella die lebens-beſchreibung der „Paͤbſte ſchlieſſet. Hier ſind die zu vermahnen/ „welche unter einem jeden außgeſonnenen præ- „text mit dem Koͤnig Achab den warheit re- „denden Micham haſſen/ und die falſchen Pro- „pheten oder ſchmeichler lieben; daß ſie ſich vor- „ſehen moͤgen/ damit ſie nicht/ indem ſie das re- „giſter der ungluͤckſeligkeit der Theologorum „vermehren/ einſt ſelbſt die traurigen ſpectacul „vermehren. Maſſen es recht iſt bey GOtt ꝛc. „2. Theſſ. l. 5. vid. Lavateri Comment. ad 2. „Paralip. XVI. 10. p. 145. Dergleichen urkunden und zeugniſſe von dem J. N. R. J. Die Kirchen-Hiſtoria von der reforma- denck-
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Doch mag denen<lb/> Teutſchen Leſern vermuthlich lieb ſeyn/ was<lb/> der alte/ und in ſolchen ſachen ſehr erfahrne/ <hi rendition="#aq">Fri-<lb/> dericus Brekling,</hi> dißfalls ſchrifftlich <hi rendition="#aq">commu-<lb/> nici</hi>ret hat/ ſo viel nemlich die ſpaltungen in<lb/> Holland unter Lutheranern und Reformirten<lb/> biß auff unſere zeiten/ und ſonderlich die neueſte/<lb/> aͤrgerliche zerruͤttung betrifft. Seine eigenhaͤn-<lb/> dige <hi rendition="#aq">relation</hi> lautet von wort zu wort alſo:</p><lb/> <div n="4"> <head> <hi rendition="#aq">J. N. R. J.</hi> </head><lb/> <p>Die <hi rendition="#fr">Kirchen-Hiſtoria</hi> von der <hi rendition="#aq">reforma-<lb/> tion</hi> <hi rendition="#fr">in Holland</hi> und denen Niederlanden/ ha-<lb/> ben <hi rendition="#aq">Joh. Utenboogard,</hi> und nach ihme <hi rendition="#aq">G. 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Th. IV. Sect. II. Num. LVI. Tyranney unter denen Reformirten/
„zehlen: Vielmehr muͤſſen die außgeſchloſſen
„werden/ welche umb eines oͤffentlichen laſters/
„oder politiſchen urſache willen/ entweder recht
„oder unrecht gelitten haben. Zur probe will ich
„nur ein und anderes exempel allhier anzeigen.
„Der erſte ſoll ſeyn Melanchthon und ſeine an-
„haͤnger/ welche wegē deꝛſache vom Abend mahl
„des HErrn in Teutſchland/ und ſonderlich in
„Sachſen uñ der Pfaltz/ ſind angefochten wor-
„den. Der andere/ Calvinus, welcher wegen der
„ſache von der kirchen-zucht und gewalt/ von
„Genff ſchimpfflich vertriebē worden. Der drit-
„te Nicolaus Hemmingius, in Dennemarck/
„welcher wegen der ſache vom Abendmahl des
„HErrn/ von ſeiner Theologiſchen Profeſſion
„abgeſetzet worden. Der vierte/ Cartwrightus,
„und nicht wenige andere/ welche in Engelland
„von ihꝛem ſitz vertriebē/ und etliche mit gefaͤng-
„niſſen/ verbañung und landes-verweiſung/ we-
„gen der ceremonien/ und kirchen-gewalt/ oder
„umb beyderley gekraͤncket worden. Der fuͤnff-
„te/ Andreas Melvinus, welcher wegen ſeiner be-
„kaͤntnis von der kirchen gewalt/ regiment und
„zucht/ auch etwas außſtehen muͤſſen; und viele
„andere in Schottland vor und nach ihm. Von
„den Niederlaͤndiſ. Theologis, welche wegen
„der ſache von der zucht insgemein/ oder um̃ noͤ-
„thiger vermahnungen/ beſtraffungen/ und cen-
„ſuren willen/ unbillich ſind tractiret worden/
„dergleichē ich entweder ſelbſt geſehen/ oder von
„alten leuten gehoͤret/ oder aus den heraußgege-
„benen ſchrifften erkant habe/ will ich dißmahl
„nichts ſagen: ſondern es andern nach mir zu
„erzehlen uͤberlaſſen/ umb der urſache wegen/
„mit welcher Stella die lebens-beſchreibung der
„Paͤbſte ſchlieſſet. Hier ſind die zu vermahnen/
„welche unter einem jeden außgeſonnenen præ-
„text mit dem Koͤnig Achab den warheit re-
„denden Micham haſſen/ und die falſchen Pro-
„pheten oder ſchmeichler lieben; daß ſie ſich vor-
„ſehen moͤgen/ damit ſie nicht/ indem ſie das re-
„giſter der ungluͤckſeligkeit der Theologorum
„vermehren/ einſt ſelbſt die traurigen ſpectacul
„vermehren. Maſſen es recht iſt bey GOtt ꝛc.
„2. Theſſ. l. 5. vid. Lavateri Comment. ad 2.
„Paralip. XVI. 10. p. 145.
Dergleichen urkunden und zeugniſſe von dem
elenden zuſtand/ ſo wol derer Reformirten als
Lutheranern/ waͤren ſehr viele beyzubringen/
wann man nicht allhier hauptſaͤchlich bey den
bloſſen factis beruhen wolte. Doch mag denen
Teutſchen Leſern vermuthlich lieb ſeyn/ was
der alte/ und in ſolchen ſachen ſehr erfahrne/ Fri-
dericus Brekling, dißfalls ſchrifftlich commu-
niciret hat/ ſo viel nemlich die ſpaltungen in
Holland unter Lutheranern und Reformirten
biß auff unſere zeiten/ und ſonderlich die neueſte/
aͤrgerliche zerruͤttung betrifft. Seine eigenhaͤn-
dige relation lautet von wort zu wort alſo:
J. N. R. J.
Die Kirchen-Hiſtoria von der reforma-
tion in Holland und denen Niederlanden/ ha-
ben Joh. Utenboogard, und nach ihme G. Brand
am beſten beſchrieben/ biß auf die zeiten/ da ſie ad
Arminianiſmum declinirten/ und ihre kirche
hernach wieder eingang und friede in Holland
bekam/ und ſie nach dem Vorſtio, gar die aus
Polen vertriebene Socinianer in ihre kir-
chen und gemeinſchafft auffnahmen/ da-
durch ihre kirche als ein weingarten ohne
zaun iſt/ der von allen fuͤchſen/ ſaͤuen uñ wil-
den thieren zertretē wird/ und das alles ohne un-
terſcheid unter dem ſchoͤnen ſchein der allge-
meinen liebe und vertragſamheit/ welche
teuffel und engel in einem kirchen-him̃el
vertragen kan/ dagegen Michael mit ſeinē rech-
ten lichts-engeln und glaubens-helden/ den
teuffel mit ſeinen engeln und nachteulen auß
dem kirchen-himmel mit den waſſen ihrer
geiſtl. ritterſchafft her aus bannet/ und auf
die erde/ und endlich gar in die hoͤlle wirfft uñ
verſiegelt/ nach Apoc. 12. 19. 20. Der erſte
bekenner der warheit in Holland iſt geweſen
Joh. Piſtorius zu Worden/ allhier in dem Haag
verbrant An. 1525. auß deſſen aſche ſind viel
jungen erwachſen/ darunteꝛ die vornehmſten
geweſen ſind/ M. Huybrecht Duyfhuys Paſt.
Ultrajectinus, Cornelius Wiggers Paſt. Hor-
nanus, Hermannus Herberts P. Goudenſis, Joh.
Uytenbogard. Paſtor im Hagh, ꝛc. denen der
alter Joh. Barnefeld und ſein anhang beyge-
fallen: dieſe erſte vorgaͤnger (minimorum &
ferme neglectorum, quia ex communi plebe fu-
erunt, Hiſtoria non ubique à majoribus & po-
ſteris obſervata, quia ex ore infantũ deturbanti-
um Idola Eccleſiarum Deus in his locis ſibi ma-
ximam laudem procuravit & paſtoribus ac ma-
giſtratibus tardioribus viã complanavit) warē
alle durch Lutheri ſchrifften erwecket als
durch ſeine kirchē-poſtill An. 1528. hier in fo-
lio gedꝛucket/ u. ſ. folgende hauß-poſtill bey-
de in Nieder-Teutſch uͤberſetzet/ daraus ſchon
Anno 1520. ein Pater Broeder Niclaes Peters
minne Broeder und Gardian, u. Broeder Wol-
ter ten Troon den rechten kern heraußgezo-
gen/ und in 8. vielmal druͤcken laſſen/ unter
dem titul: Chriſtl. Sermonen en Uytleggingen
our de Evang. en Epiſt. der undevoten minne
broeden, wodurch vieltauſend aufgewecket
und bekehret ſind. Darauf ſind Calvini diſci-
pulen herunter kommen/ und haben ſich in alle
kirchen eingeſchlichen/ und die Lutheriſ.
heraus gebiſſen/ welche ſich an den Arminiũ
und ſeine parthey gehangen/ und alſo mit ih-
nen nach Arminii tod und Barnefelds ent-
hauptung zum lande außgebannet ſind/
nach dem ſie zuvor durch die ſich in eineeigene
Secte einſchlieſſende/ und mit menſchen-
macht umzaͤunende Synode zu Dordrecht
ohne unterſcheid verurtheilet und verdam-
met. Das heiſt/ inter quos te invenio, inter hos
te judico, daß wir auß ihrē exempel lernen/
uns an GOtt allein halten/ und nicht an
menſchen hangen/ dann/ der iſt verfluchet/
der ſich auff menſchen verlaͤſſet/ oder ihre
thieriſche bilder anbetet/ cui Deus non ſuffi-
cit in defenſionem Eccleſiæ ſuæ huic nihil ſuffi-
cit: Hernach haben die zerſtreuete Lutheriſ.
zuhoͤrer ſich theils unter einander gebauet/
und auß ihnen ſelbſt die geſchickteſten er-
wehlet/ mit denen ſie am beſten gefahren;
theils noch Academiſ ſtudenten und Lehre;
außgeſehen/ und ihnen ſolche auß Teutſch-
land verſchrieben/ welche von dem Staat/
unter dem namen der Lutheriſ. uñ von den
Arminianern gantz abgeſchiedenen/ theils
freyheit erhalten/ (quæ libertas in Hollan-
dia omnibus ex rationeſtatus, refragrantibus
licet reformatis Paſtoribus von der Obrigkeit
wird vergoͤnnet/ wie aus des Stoupa nach-
denck-
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