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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. IV. Sect. II. Num. XLVII. David Joris Schrifft/
[Spaltenumbruch] weisen und klugen dieser welt geöffnet und
Jer. XXIII
v. 29.
auffgehalten wird. Mein wort/ spricht
der HERR/ ist wie ein feuer/ und wie
ein hammer/ der auch felsen/
ja die stol-
tzen harten hertzen/ in stücken zerschlägt.
Es kans niemand wenden/ es trifft recht
tapffer/ wenns von seinem munde ausgehet/
an kopff und hals/ an brust und bauch/ und
bleibt nichts unbewegt. Entweder es ziehet
den einen ins gute zu sich/ oder treibt den
andern/ der es nicht glauben noch anneh-
men wil/ ins böse von sich. Das ist euch ein
gewisses zeichen/ daß/ wers verlässet/ der fällt
in tod; sie bleiben nicht/ wie sonst ein ding
(als sie pflegen) in einem wesen stehen/ son-
dern gehen entweder hinter sich oder vor sich/
es bleibt unwiedersprechlich/ und kan auch
nicht anders seyn/ weil entweder GOttes gü-
te oder zorn zur selben zeit an ihnen warhaff-
tig bekleibet.

Aber es wollen mich vor jetzo diese lehrer
mit dem worte/ nemlich von Zion und Jeru-
salem/ verschonen/ daß sie die vor unsers
HErrn Apostel und diejenigen/ die ihnen glau-
ben hielten/ welches ich ihnen zu geben/ und
also deuten oder sagen lassen wil. Aber wenn
es damals seine endliche erfüllung genommen
hätte/ so müste daraus folgen/ (weil sie sich
dasselbe wort der Apostel und den sinn oder
Geist CHristi zu dem verstande zu haben rüh-
men) daß auch sie vor jetzo nun ein leib/ ein
heiliges Zion/ eine geliebte wol besuchte stadt/
die erniedriget und zutreten gelegen/ mit ih-
nen wären. Jsts nicht so? Sagt hier/ ehe
ihr fort leset/ ja oder nein dazu/ und euren ver-
stand davon? Denn ich wil sagen/ so ihr das
vor das rechte wahre Zion und Jerusalem/ da-
von solches (wie oben gemeldet) solte ausge-
hen/ hieltet/ und euch desselben wortes und
der sendung von GOtt in einem sinn/ art und
geiste berühmtet/ welches damals von Zion
und Jerusalem durch die Apostel außgegan-
gen ist/ daß weder ihr/ noch die euch hören und
nachfolgen/ alsdann ein stein davon seyn kön-
net/ denn Zion und Jerusalem wären da-
mals schon bereit und gebauet gewest. Dar-
zu ich lauter nein sage/ und in liebe anders er
weisen wil/ nemlich/ daß diß vom bau des letz-
ten hauses gesaget sey/ welches herrligkeit (nach
der schrifft) grösser seyn solte/ als das erste ge-
wesen ist.

Das 6. Capitel.

Erstlich/ so müsset ihr (wollet ihr mich
recht verstehen) auff GOttes wunderliche vor-
sehung mercken/ wie er von allen dingen so
wol von innen als aussen/ vorbilder/ figuren
und gleichnisse oder schatten gegeben hat/ und
eines dem andern zum dienst unterworffen
ist; Darnach/ wenn ihr deß gewiß seyd/
müsset ihr auff des menschen seinen beruff/
verführung und wiederbringung sehen/ und
also endlich zu GOttes wircklichem erkäntniß
in warhafftem und gewissem verstande der
warheit kommen/ und wissen/ was GOtt
von anfang vor den menschen bereitet hat/
nemlich/ daß er solte seine hütte oder taber-
nackel/ seine stadt/ hauß/ tempel oder woh-
nung/ sein werckzeug/ bild und herrligkeit seyn.
Weil er aber nun erstlich abgefallen ist/ und
[Spaltenumbruch] alle seine geschlechte mit-in-und durch ihn/
hat ihme GOtt (ehe er ihm in seiner erbar-
mung die verheissung geben wolte) diß auff
allerley weise erst wollen zu verstehen/ zu füh-
len und zu erkennen geben/ wovon er ab-und
wem er zugefallen war; welches er ihm auff
wunderliche arten hat zeigen oder sehen lassen
wollen. Ferner/ wie er ihn wieder zu der
herrligkeit einführen/ seine hülffe und trost
darreichen/ und wiederum erwehlen wolte/
welches er auch durch gleichnisse mit vorbil-
den/ schatten und figuren (wie oben gesagt)
an Zion und Jerusalem abgemahlet hat/ da-
mit er äusserlich nach ihren gestaltnissen auch
so umgangen ist/ als wie nun mit dem inwen-
digen inwendig. Denn erstlich hat ers voll-
kömmlich in einem gleichnisse an dem taberna-
ckel Mosis bewiesen/ daraus der thurn Silo
hernach kommen ist; darnach der tempel Sa-
lomonis/ darnach das hauß Serubabels/ ein
vorbild des wahren wesens/ das in dem men-
schen des glaubens inwendig nachfolgen sol-
te. Denn gleich wie der tempel Salomonis
(daß ihrs wisset) zerbrochen und ümgekehret/
Jerusalem verderbet/ und Zion verwüstet
lag/ aber nach der Babylonischen gefäng-
niß wiederum gebauet/ und an derselben
stätte wieder auffgerichtet wurde/ durch die
hand Serubabels in den sieben augen; Al-
so sol und muß es gleicher weise nach dem
geist und warheit inwendig/ welches da-
durch bezeichnet und gesagt ist/ befunden
werden/ nemlich inwendig in dem men-
schen.

Wer nun so ferne im glauben und lehre
unsers HErrn JESU/ durch den abfall und
verwüstung des geistlichen Babylons sich
selbst in dem gefängniß siehet/ und nach der
warheit abgetreten/ verdorben und verwü-
stet zu seyn findet; Aber nach dem gefängniß
aus gnaden und barmhertzigkeit von Christo/
des Menschen Sohne durch den verheissenen
Geist der ewigen warheit Christi Davids
wiedergebracht/ der wird zum drittenmalZum drit-
tenmal ist
in dem
dienst oder
Ampt des
warhaff-
ten Heili
Geistes
und Lebens/
der vom
Vater und
Sohn
außgehet.

recht auff den grund der ewigkeit gebauet
werden/ eben wie ihn GOtt von anfang
zu seinem namen/ bilde und herrligkeit be-
reitet/ und in ewigkeit zu seinem reiche gewolt
hat; welche man ein heilig volck nennen/ und
die erlöseten des HErrn/ und die besuchte
und unverlassene stadt heissen wird/ über wel-
che auch alle hohe und herrliche verheissungen
genennet werden/ die in der schrifft verfasset
sind. Diese/ wiewol sie der berg Zion/ und
des HErrn außerwehlte sind/ liegen/ weil sieJesa. LIV.
v. 60.

den kelch des HErrn trincken müssen/ erst er-
niedriget und vertreten/ und allen und jeden
unter die füsse geworffen/ wie zuvor von ihnen
geschrieben ist: Beuget euch/ daß wirJes. LI. 23.
über euch hingehen/ legt euren leib der
erden gleich/ daß
(wer da wil) über euchJesa. LII. 1.
hinlauffen mag. Darauff gehet denn ih-
nen das wort und der muth also auff: WolDas eh-
renkleid ist
ein zierl.
frölich ge-
wand/ das
sie vor ein
traurig ge-
müth über
sich selbst
üm der un-

auff! wol auff! Zion/ nimm deine krafft
zu dir/
verstehets/ lege dein ehren-kleid
an/ o du heilige stadt Jerusalem! denn
es sol hinfort kein unbeschnittener oder
unreiner in dich kommen. Schüttle
deinen staub/
das irrdische sündliche wesen/
ab/ stehe auff und sey gutes muths.

O Je-

Th. IV. Sect. II. Num. XLVII. David Joris Schrifft/
[Spaltenumbruch] weiſen und klugen dieſer welt geoͤffnet und
Jer. XXIII
v. 29.
auffgehalten wird. Mein wort/ ſpricht
der HERR/ iſt wie ein feuer/ und wie
ein hammer/ der auch felſen/
ja die ſtol-
tzen harten hertzen/ in ſtuͤcken zerſchlaͤgt.
Es kans niemand wenden/ es trifft recht
tapffer/ wenns von ſeinem munde ausgehet/
an kopff und hals/ an bruſt und bauch/ und
bleibt nichts unbewegt. Entweder es ziehet
den einen ins gute zu ſich/ oder treibt den
andern/ der es nicht glauben noch anneh-
men wil/ ins boͤſe von ſich. Das iſt euch ein
gewiſſes zeichen/ daß/ wers verlaͤſſet/ der faͤllt
in tod; ſie bleiben nicht/ wie ſonſt ein ding
(als ſie pflegen) in einem weſen ſtehen/ ſon-
dern gehen entweder hinter ſich oder vor ſich/
es bleibt unwiederſprechlich/ und kan auch
nicht anders ſeyn/ weil entweder GOttes guͤ-
te oder zorn zur ſelben zeit an ihnen warhaff-
tig bekleibet.

Aber es wollen mich vor jetzo dieſe lehrer
mit dem worte/ nemlich von Zion und Jeru-
ſalem/ verſchonen/ daß ſie die vor unſers
HErrn Apoſtel und diejenigen/ die ihnen glau-
ben hielten/ welches ich ihnen zu geben/ und
alſo deuten oder ſagen laſſen wil. Aber wenn
es damals ſeine endliche erfuͤllung genommen
haͤtte/ ſo muͤſte daraus folgen/ (weil ſie ſich
daſſelbe wort der Apoſtel und den ſinn oder
Geiſt CHriſti zu dem verſtande zu haben ruͤh-
men) daß auch ſie vor jetzo nun ein leib/ ein
heiliges Zion/ eine geliebte wol beſuchte ſtadt/
die erniedriget und zutreten gelegen/ mit ih-
nen waͤren. Jſts nicht ſo? Sagt hier/ ehe
ihr fort leſet/ ja oder nein dazu/ und euren ver-
ſtand davon? Denn ich wil ſagen/ ſo ihr das
vor das rechte wahre Zion und Jeruſalem/ da-
von ſolches (wie oben gemeldet) ſolte ausge-
hen/ hieltet/ und euch deſſelben wortes und
der ſendung von GOtt in einem ſinn/ art und
geiſte beruͤhmtet/ welches damals von Zion
und Jeruſalem durch die Apoſtel außgegan-
gen iſt/ daß weder ihr/ noch die euch hoͤren und
nachfolgen/ alsdann ein ſtein davon ſeyn koͤn-
net/ denn Zion und Jeruſalem waͤren da-
mals ſchon bereit und gebauet geweſt. Dar-
zu ich lauter nein ſage/ und in liebe anders er
weiſen wil/ nemlich/ daß diß vom bau des letz-
ten hauſes geſaget ſey/ welches herrligkeit (nach
der ſchrifft) groͤſſer ſeyn ſolte/ als das erſte ge-
weſen iſt.

Das 6. Capitel.

Erſtlich/ ſo muͤſſet ihr (wollet ihr mich
recht verſtehen) auff GOttes wunderliche vor-
ſehung mercken/ wie er von allen dingen ſo
wol von innen als auſſen/ vorbilder/ figuren
und gleichniſſe oder ſchatten gegeben hat/ und
eines dem andern zum dienſt unterworffen
iſt; Darnach/ wenn ihr deß gewiß ſeyd/
muͤſſet ihr auff des menſchen ſeinen beruff/
verfuͤhrung und wiederbringung ſehen/ und
alſo endlich zu GOttes wircklichem erkaͤntniß
in warhafftem und gewiſſem verſtande der
warheit kommen/ und wiſſen/ was GOtt
von anfang vor den menſchen bereitet hat/
nemlich/ daß er ſolte ſeine huͤtte oder taber-
nackel/ ſeine ſtadt/ hauß/ tempel oder woh-
nung/ ſein werckzeug/ bild und herrligkeit ſeyn.
Weil er aber nun erſtlich abgefallen iſt/ und
[Spaltenumbruch] alle ſeine geſchlechte mit-in-und durch ihn/
hat ihme GOtt (ehe er ihm in ſeiner erbar-
mung die verheiſſung geben wolte) diß auff
allerley weiſe erſt wollen zu verſtehen/ zu fuͤh-
len und zu erkennen geben/ wovon er ab-und
wem er zugefallen war; welches er ihm auff
wunderliche arten hat zeigen oder ſehen laſſen
wollen. Ferner/ wie er ihn wieder zu der
herrligkeit einfuͤhren/ ſeine huͤlffe und troſt
darreichen/ und wiederum erwehlen wolte/
welches er auch durch gleichniſſe mit vorbil-
den/ ſchatten und figuren (wie oben geſagt)
an Zion und Jeruſalem abgemahlet hat/ da-
mit er aͤuſſerlich nach ihren geſtaltniſſen auch
ſo umgangen iſt/ als wie nun mit dem inwen-
digen inwendig. Denn erſtlich hat ers voll-
koͤm̃lich in einem gleichniſſe an dem taberna-
ckel Moſis bewieſen/ daraus der thurn Silo
hernach kommen iſt; darnach der tempel Sa-
lomonis/ darnach das hauß Serubabels/ ein
vorbild des wahren weſens/ das in dem men-
ſchen des glaubens inwendig nachfolgen ſol-
te. Denn gleich wie der tempel Salomonis
(daß ihrs wiſſet) zerbrochen und uͤmgekehret/
Jeruſalem verderbet/ und Zion verwuͤſtet
lag/ aber nach der Babyloniſchen gefaͤng-
niß wiederum gebauet/ und an derſelben
ſtaͤtte wieder auffgerichtet wurde/ durch die
hand Serubabels in den ſieben augen; Al-
ſo ſol und muß es gleicher weiſe nach dem
geiſt und warheit inwendig/ welches da-
durch bezeichnet und geſagt iſt/ befunden
werden/ nemlich inwendig in dem men-
ſchen.

Wer nun ſo ferne im glauben und lehre
unſers HErrn JESU/ durch den abfall und
verwuͤſtung des geiſtlichen Babylons ſich
ſelbſt in dem gefaͤngniß ſiehet/ und nach der
warheit abgetreten/ verdorben und verwuͤ-
ſtet zu ſeyn findet; Aber nach dem gefaͤngniß
aus gnaden und barmhertzigkeit von Chriſto/
des Menſchen Sohne durch den verheiſſenen
Geiſt der ewigen warheit Chriſti Davids
wiedergebracht/ der wird zum drittenmalZum drit-
tenmal iſt
in dem
dienſt oder
Ampt des
warhaff-
ten Heili
Geiſtes
uñ Lebens/
der vom
Vateꝛ und
Sohn
außgehet.

recht auff den grund der ewigkeit gebauet
werden/ eben wie ihn GOtt von anfang
zu ſeinem namen/ bilde und herrligkeit be-
reitet/ und in ewigkeit zu ſeinem reiche gewolt
hat; welche man ein heilig volck nennen/ und
die erloͤſeten des HErrn/ und die beſuchte
und unverlaſſene ſtadt heiſſen wird/ uͤber wel-
che auch alle hohe und herrliche verheiſſungen
genennet werden/ die in der ſchrifft verfaſſet
ſind. Dieſe/ wiewol ſie der berg Zion/ und
des HErrn außerwehlte ſind/ liegen/ weil ſieJeſa. LIV.
v. 60.

den kelch des HErrn trincken muͤſſen/ erſt er-
niedriget und vertreten/ und allen und jeden
unter die fuͤſſe geworffen/ wie zuvor von ihnen
geſchrieben iſt: Beuget euch/ daß wirJeſ. LI. 23.
uͤber euch hingehen/ legt euren leib der
erden gleich/ daß
(wer da wil) uͤber euchJeſa. LII. 1.
hinlauffen mag. Darauff gehet denn ih-
nen das wort und der muth alſo auff: WolDas eh-
renkleid iſt
ein zierl.
froͤlich ge-
wand/ das
ſie vor ein
tꝛauꝛig ge-
muͤth uͤber
ſich ſelbſt
uͤm der un-

auff! wol auff! Zion/ nim̃ deine krafft
zu dir/
verſtehets/ lege dein ehren-kleid
an/ o du heilige ſtadt Jeruſalem! denn
es ſol hinfort kein unbeſchnittener oder
unreiner in dich kommen. Schuͤttle
deinen ſtaub/
das irrdiſche ſuͤndliche weſen/
ab/ ſtehe auff und ſey gutes muths.

O Je-
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[380/0676] Th. IV. Sect. II. Num. XLVII. David Joris Schrifft/ weiſen und klugen dieſer welt geoͤffnet und auffgehalten wird. Mein wort/ ſpricht der HERR/ iſt wie ein feuer/ und wie ein hammer/ der auch felſen/ ja die ſtol- tzen harten hertzen/ in ſtuͤcken zerſchlaͤgt. Es kans niemand wenden/ es trifft recht tapffer/ wenns von ſeinem munde ausgehet/ an kopff und hals/ an bruſt und bauch/ und bleibt nichts unbewegt. Entweder es ziehet den einen ins gute zu ſich/ oder treibt den andern/ der es nicht glauben noch anneh- men wil/ ins boͤſe von ſich. Das iſt euch ein gewiſſes zeichen/ daß/ wers verlaͤſſet/ der faͤllt in tod; ſie bleiben nicht/ wie ſonſt ein ding (als ſie pflegen) in einem weſen ſtehen/ ſon- dern gehen entweder hinter ſich oder vor ſich/ es bleibt unwiederſprechlich/ und kan auch nicht anders ſeyn/ weil entweder GOttes guͤ- te oder zorn zur ſelben zeit an ihnen warhaff- tig bekleibet. Jer. XXIII v. 29. Aber es wollen mich vor jetzo dieſe lehrer mit dem worte/ nemlich von Zion und Jeru- ſalem/ verſchonen/ daß ſie die vor unſers HErrn Apoſtel und diejenigen/ die ihnen glau- ben hielten/ welches ich ihnen zu geben/ und alſo deuten oder ſagen laſſen wil. Aber wenn es damals ſeine endliche erfuͤllung genommen haͤtte/ ſo muͤſte daraus folgen/ (weil ſie ſich daſſelbe wort der Apoſtel und den ſinn oder Geiſt CHriſti zu dem verſtande zu haben ruͤh- men) daß auch ſie vor jetzo nun ein leib/ ein heiliges Zion/ eine geliebte wol beſuchte ſtadt/ die erniedriget und zutreten gelegen/ mit ih- nen waͤren. Jſts nicht ſo? Sagt hier/ ehe ihr fort leſet/ ja oder nein dazu/ und euren ver- ſtand davon? Denn ich wil ſagen/ ſo ihr das vor das rechte wahre Zion und Jeruſalem/ da- von ſolches (wie oben gemeldet) ſolte ausge- hen/ hieltet/ und euch deſſelben wortes und der ſendung von GOtt in einem ſinn/ art und geiſte beruͤhmtet/ welches damals von Zion und Jeruſalem durch die Apoſtel außgegan- gen iſt/ daß weder ihr/ noch die euch hoͤren und nachfolgen/ alsdann ein ſtein davon ſeyn koͤn- net/ denn Zion und Jeruſalem waͤren da- mals ſchon bereit und gebauet geweſt. Dar- zu ich lauter nein ſage/ und in liebe anders er weiſen wil/ nemlich/ daß diß vom bau des letz- ten hauſes geſaget ſey/ welches herrligkeit (nach der ſchrifft) groͤſſer ſeyn ſolte/ als das erſte ge- weſen iſt. Das 6. Capitel. Erſtlich/ ſo muͤſſet ihr (wollet ihr mich recht verſtehen) auff GOttes wunderliche vor- ſehung mercken/ wie er von allen dingen ſo wol von innen als auſſen/ vorbilder/ figuren und gleichniſſe oder ſchatten gegeben hat/ und eines dem andern zum dienſt unterworffen iſt; Darnach/ wenn ihr deß gewiß ſeyd/ muͤſſet ihr auff des menſchen ſeinen beruff/ verfuͤhrung und wiederbringung ſehen/ und alſo endlich zu GOttes wircklichem erkaͤntniß in warhafftem und gewiſſem verſtande der warheit kommen/ und wiſſen/ was GOtt von anfang vor den menſchen bereitet hat/ nemlich/ daß er ſolte ſeine huͤtte oder taber- nackel/ ſeine ſtadt/ hauß/ tempel oder woh- nung/ ſein werckzeug/ bild und herrligkeit ſeyn. Weil er aber nun erſtlich abgefallen iſt/ und alle ſeine geſchlechte mit-in-und durch ihn/ hat ihme GOtt (ehe er ihm in ſeiner erbar- mung die verheiſſung geben wolte) diß auff allerley weiſe erſt wollen zu verſtehen/ zu fuͤh- len und zu erkennen geben/ wovon er ab-und wem er zugefallen war; welches er ihm auff wunderliche arten hat zeigen oder ſehen laſſen wollen. Ferner/ wie er ihn wieder zu der herrligkeit einfuͤhren/ ſeine huͤlffe und troſt darreichen/ und wiederum erwehlen wolte/ welches er auch durch gleichniſſe mit vorbil- den/ ſchatten und figuren (wie oben geſagt) an Zion und Jeruſalem abgemahlet hat/ da- mit er aͤuſſerlich nach ihren geſtaltniſſen auch ſo umgangen iſt/ als wie nun mit dem inwen- digen inwendig. Denn erſtlich hat ers voll- koͤm̃lich in einem gleichniſſe an dem taberna- ckel Moſis bewieſen/ daraus der thurn Silo hernach kommen iſt; darnach der tempel Sa- lomonis/ darnach das hauß Serubabels/ ein vorbild des wahren weſens/ das in dem men- ſchen des glaubens inwendig nachfolgen ſol- te. Denn gleich wie der tempel Salomonis (daß ihrs wiſſet) zerbrochen und uͤmgekehret/ Jeruſalem verderbet/ und Zion verwuͤſtet lag/ aber nach der Babyloniſchen gefaͤng- niß wiederum gebauet/ und an derſelben ſtaͤtte wieder auffgerichtet wurde/ durch die hand Serubabels in den ſieben augen; Al- ſo ſol und muß es gleicher weiſe nach dem geiſt und warheit inwendig/ welches da- durch bezeichnet und geſagt iſt/ befunden werden/ nemlich inwendig in dem men- ſchen. Wer nun ſo ferne im glauben und lehre unſers HErrn JESU/ durch den abfall und verwuͤſtung des geiſtlichen Babylons ſich ſelbſt in dem gefaͤngniß ſiehet/ und nach der warheit abgetreten/ verdorben und verwuͤ- ſtet zu ſeyn findet; Aber nach dem gefaͤngniß aus gnaden und barmhertzigkeit von Chriſto/ des Menſchen Sohne durch den verheiſſenen Geiſt der ewigen warheit Chriſti Davids wiedergebracht/ der wird zum drittenmal recht auff den grund der ewigkeit gebauet werden/ eben wie ihn GOtt von anfang zu ſeinem namen/ bilde und herrligkeit be- reitet/ und in ewigkeit zu ſeinem reiche gewolt hat; welche man ein heilig volck nennen/ und die erloͤſeten des HErrn/ und die beſuchte und unverlaſſene ſtadt heiſſen wird/ uͤber wel- che auch alle hohe und herrliche verheiſſungen genennet werden/ die in der ſchrifft verfaſſet ſind. Dieſe/ wiewol ſie der berg Zion/ und des HErrn außerwehlte ſind/ liegen/ weil ſie den kelch des HErrn trincken muͤſſen/ erſt er- niedriget und vertreten/ und allen und jeden unter die fuͤſſe geworffen/ wie zuvor von ihnen geſchrieben iſt: Beuget euch/ daß wir uͤber euch hingehen/ legt euren leib der erden gleich/ daß (wer da wil) uͤber euch hinlauffen mag. Darauff gehet denn ih- nen das wort und der muth alſo auff: Wol auff! wol auff! Zion/ nim̃ deine krafft zu dir/ verſtehets/ lege dein ehren-kleid an/ o du heilige ſtadt Jeruſalem! denn es ſol hinfort kein unbeſchnittener oder unreiner in dich kommen. Schuͤttle deinen ſtaub/ das irrdiſche ſuͤndliche weſen/ ab/ ſtehe auff und ſey gutes muths. O Je- Zum drit- tenmal iſt in dem dienſt oder Ampt des warhaff- ten Heili Geiſtes uñ Lebens/ der vom Vateꝛ und Sohn außgehet. Jeſa. LIV. v. 60. Jeſ. LI. 23. Jeſa. LII. 1. Das eh- renkleid iſt ein zierl. froͤlich ge- wand/ das ſie vor ein tꝛauꝛig ge- muͤth uͤber ſich ſelbſt uͤm der un-

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 380. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/676>, abgerufen am 20.11.2024.