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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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auß dessen eigenen schrifften.
[Spaltenumbruch] dern daß ich auch fühle und gewiß versichert
bin/ er hat mich in der zungen bewahret/ meine
füsse vor dem fall/ vor dem pfuhl deß verderbens
behütet/ weil er an mich eine lust gehabt hat.
Ohne dieses möchte es mit mir wol/ als mit an-
dern gehen/ ja nicht außgeblieben seyn/ in anse-
hung die natur deß alten wesens zur eigen-liebe
und eigen-ruhm geneigt ist. Darum/ so das
buch deß lebens von aussen und innen wäre be-
kant gewest/ solte das nicht geschehen/ was wol
aus unverstand geschehen ist etc.

Lib. 2. Mirab. fol. 157. stehet gar nichts/
das sich hieher schicket.
Part. III.
Mirab. fol.
3.

Sehet/ also wird das rechte wahre wesen in
namen/ worten/ wercken und thaten vorher in
ein bild/ figur und schatten in alle wege abge-
mahlet/ ja es gehet Christus nach dem fleische
vor Christum nach dem geiste; das bild vor
dem buchstaben/ der buchstabe vor das we-
sen. Worinn und durch welchen viel verder-
ben/ sich stossen/ fallen und verwirren müs-
sen ohne das rechte licht der warheit/ den Sohn
von ewigkeit/ welchem der grund des erkännt
nisses von anfang biß zu ende/ allein in seines
Vaters sachen außzusprechen gegeben ist/ wie
er will/ und zu wem er will nach der gabe und
dem maaß deß glaubens. fol. 4. Darum hö-
ren in diesem gerechtem Christo/ oder Sohn
deß Heiligen Geistes alle bilder/ figuren und
schatten/ ja Prophezien/ zungen und spra-
chen/ gesetz oder rechte/ glaube und hoffnung/
ja alle unvollkommenheit und dunckelheit auff.
Aber nicht in seinem fleische/ sondern in dem
geiste das wahre lautere wesen. Dannenhe-
ro wo dieser sohn nach dem geiste kömmt/ da
kömmt alle Göttliche warheit etc. Sehet nun
welche eine grosse gottselige verborgenheit es
seye/ daß GOtt in dem fleische geoffenbahret ist
umb unsernt willen. Leset es/ welcher auch auff-
höret und nicht mehr hernach gekant wird; nem-
lich in dem außwendigen buchstaben/ bilde/ fi-
gur und schatten. etc. Jm fleische trägt er das
gesetz und die Propheten/ und ist das ende deß
gesetzes und der Propheten/ nemlich die liebe;
verstehet/ Er erfüllet alles in allem/ leidet/ dul-
tet oder verträgt es biß zum ende zu/ vor uns um
unser seligkeit willen/ in dem wesen deß buch sta-
bens/ als ein knecht im fleisch an seinem leib/ vor
seinen leib. Dann es muste das alte erst voll-
bracht/ geendiget und vergangen seyn/ ehe das
neue dazu kommen mochte. Das weitzen-körn-
lein muste erst in die erde gestorben seyn/ das
kind durch den jüngling überlebet und verges-
sen und im männlichen wesen erlanget seyn/ be-
vor daß die früchte davon rechtschaffen kom-
men konten. etc. ibid. fol. 16. cap. 12. viele Pro-
pheten -- und habens nicht gehöret. Recht
als wolte er sagen; Sehet/ wie vielmehr euch
dann ihnen zugekommen oder gegönnet ist. Dar-
aus scheinet dann/ als ob der leibliche Christus
sein anschauen von aussen im fleisch etwas ver-
mocht hätte/ am meisten daß er zu Philippum
sagte; Wer mich sihet/ sihet den vater. Auß de-
nen worten möchten einige gedacht haben/ als
sähen sie zugleich Vater und Sohn etc. ib. fol.
17. Der mensch nach dem fleisch ins flersch ste-
hende/ oder auffsehende/ ist noch blind und un-
wissend; kan auch Christum JEsum/ wie er ist/
[Spaltenumbruch] und ewig bey dem Vater ware/ nicht bekennen/
ohne in diesem geist/ tagen und zeit der ewigkeit/
das ist/ auß einer geistlichen geburt muß das ge-
schehen/ ohne der mag es anders so nicht seyn/
dann nach sein selbst augen-maaß. etc.

Part. 3. Mirab. fol. 15.

Der ins erste wesen nach dem fleische eine
knechtische gestalt/ menschlicher weise ange-
nommen hat/ wie Johannes der Täuffer vor-
gehet/ lehret und bezeuget die warheit biß auff
die zeit der erfahrung/ und der vollkommenheit
deß Geistes liebe. Jn dem seynd sie alle von
Gott gelehret/ und gleich sollen geartet werden
klein und groß/ welche man deßwegen nicht
mehr soll dürffen lehren noch sagen: Bekennet
den HErrn/ dann sie sollen ihn alle zur selben
zen/ vom kleinsten biß zum grössesten bekennen/
wie geschrieben stehet. Und sehet/ das ist das
gewisse kennzeichen der warheit/ daß das kind
biß auff die zeit in windeln gewickelt/ mit der
buchstäblichen schrifft umwunden und in einer
krippen gefunden wird. Eben so/ wie es sich
vor hin in dem bilde menschlich/ das ist/ außwen-
dig hat sehen lassen. etc.

Ibid. fol. 18.

Was dann vom fleisch gebohren wird/ das
ist fleisch; was von dem Geist gebohren wird/
das ist geist/ und hat allein von dem geistlichen
oder fleischlichen verstand/ weil es inwendig/
geistlich/ gleichwie der Geist oder Vater ist. Jo-
hannes ware von einer frauen auff kommen; so
ware JEsus/ der hernach Christus genannt
wird/ äusserlich auch. Dieser/ von dem ich zu re-
den habe/ allein von dem H Geist aus dem ge-
rechten himmlischen samen GOttes deß guten
wortes. Ein jeder zeuget/ wie er es gesehen und
gehöret hat/ das verstehet wol. Dann Johan-
nes kennete JEsum recht von innen nach dem
geist nicht/ wer er ware; wie er selbst zeuget. A-
ber dieser kennet ihn darin desto besser/ das ist/
nach dem geist und nicht nach dem fleisch/ wie er
dann ist/ und ewig in und bey dem Vater ware/
sinte mahlen er von dem geist gebohren und von
GOtt gesandt ist. Es ist offenbahr/ daß sem
zeugnis warhafftig/ sein urtheil recht ist und al-
le menschen übertrifft/ weil er nicht von ihm sel-
ber spricht/ noch seinen eigenen ruhm sucht/ son-
dern deßjenigen/ der ihn gesandt oder erwecket
hat. Dannenhero sagte der HErr JEsus von
Johanne also; Jch nehme keine zeugnis von
menschen an/ sondern sage euch solches auff daß
ihr selig werdet. Er ware ein brennend und schei-
nend licht/ und ihr woltet ein wenig frölich seyn
in seinem lichte: ich aber habe ein grösser zeug-
nis dann Johannis gezeugnisse/ welches er zu-
vor eben gemeldet hatte etc.

Lib. IV. Mirab. fol. 17.

Darum der HERR JESUS wol recht
mochte fragen: Wann deß menschen Sohn
kommen wird/ meynestu daß er auch würde
---- auff erden? Die ursache ist die unan-
sehnliche und schlechte gestalt/ darinnen er
zuerst kommen muste/ nicht außwendig im
fleisch/ sondern nach dem geist und der
lehre im werck und in der that. Dessen
zukunfft wenig eingesehen oder bekannt
wird/ geschihet aber eben also darum/ als

zuvor
H h 3

auß deſſen eigenen ſchrifften.
[Spaltenumbruch] dern daß ich auch fuͤhle und gewiß verſichert
bin/ er hat mich in der zungen bewahret/ meine
fuͤſſe vor dem fall/ vor dem pfuhl deß verderbens
behuͤtet/ weil er an mich eine luſt gehabt hat.
Ohne dieſes moͤchte es mit mir wol/ als mit an-
dern gehen/ ja nicht außgeblieben ſeyn/ in anſe-
hung die natur deß alten weſens zur eigen-liebe
und eigen-ruhm geneigt iſt. Darum/ ſo das
buch deß lebens von auſſen und innen waͤre be-
kant geweſt/ ſolte das nicht geſchehen/ was wol
aus unverſtand geſchehen iſt ꝛc.

Lib. 2. Mirab. fol. 157. ſtehet gar nichts/
das ſich hieher ſchicket.
Part. III.
Mirab. fol.
3.

Sehet/ alſo wird das rechte wahre weſen in
namen/ worten/ wercken und thaten vorher in
ein bild/ figur und ſchatten in alle wege abge-
mahlet/ ja es gehet Chriſtus nach dem fleiſche
vor Chriſtum nach dem geiſte; das bild vor
dem buchſtaben/ der buchſtabe vor das we-
ſen. Worinn und durch welchen viel verder-
ben/ ſich ſtoſſen/ fallen und verwirren muͤſ-
ſen ohne das rechte licht der warheit/ den Sohn
von ewigkeit/ welchem der grund des erkaͤnnt
niſſes von anfang biß zu ende/ allein in ſeines
Vaters ſachen außzuſprechen gegeben iſt/ wie
er will/ und zu wem er will nach der gabe und
dem maaß deß glaubens. fol. 4. Darum hoͤ-
ren in dieſem gerechtem Chriſto/ oder Sohn
deß Heiligen Geiſtes alle bilder/ figuren und
ſchatten/ ja Prophezien/ zungen und ſpra-
chen/ geſetz oder rechte/ glaube und hoffnung/
ja alle unvollkommenheit und dunckelheit auff.
Aber nicht in ſeinem fleiſche/ ſondern in dem
geiſte das wahre lautere weſen. Dannenhe-
ro wo dieſer ſohn nach dem geiſte koͤmmt/ da
koͤmmt alle Goͤttliche warheit ꝛc. Sehet nun
welche eine groſſe gottſelige verborgenheit es
ſeye/ daß GOtt in dem fleiſche geoffenbahret iſt
umb unſernt willen. Leſet es/ welcher auch auff-
hoͤret und nicht mehr hernach gekant wird; nem-
lich in dem außwendigen buchſtaben/ bilde/ fi-
gur und ſchatten. ꝛc. Jm fleiſche traͤgt er das
geſetz und die Propheten/ und iſt das ende deß
geſetzes und der Propheten/ nemlich die liebe;
verſtehet/ Er erfuͤllet alles in allem/ leidet/ dul-
tet oder vertraͤgt es biß zum ende zu/ vor uns um
unſer ſeligkeit willen/ in dem weſen deß buch ſta-
bens/ als ein knecht im fleiſch an ſeinem leib/ vor
ſeinen leib. Dann es muſte das alte erſt voll-
bracht/ geendiget und vergangen ſeyn/ ehe das
neue dazu kommen mochte. Das weitzen-koͤrn-
lein muſte erſt in die erde geſtorben ſeyn/ das
kind durch den juͤngling uͤberlebet und vergeſ-
ſen und im maͤnnlichen weſen erlanget ſeyn/ be-
vor daß die fruͤchte davon rechtſchaffen kom-
men konten. ꝛc. ibid. fol. 16. cap. 12. viele Pro-
pheten — und habens nicht gehoͤret. Recht
als wolte er ſagen; Sehet/ wie vielmehr euch
dann ihnen zugekom̃en oder gegoͤnnet iſt. Dar-
aus ſcheinet dann/ als ob der leibliche Chriſtus
ſein anſchauen von auſſen im fleiſch etwas ver-
mocht haͤtte/ am meiſten daß er zu Philippum
ſagte; Wer mich ſihet/ ſihet den vater. Auß de-
nen worten moͤchten einige gedacht haben/ als
ſaͤhen ſie zugleich Vater und Sohn ꝛc. ib. fol.
17. Der menſch nach dem fleiſch ins flerſch ſte-
hende/ oder auffſehende/ iſt noch blind und un-
wiſſend; kan auch Chriſtum JEſum/ wie er iſt/
[Spaltenumbruch] und ewig bey dem Vater ware/ nicht bekennen/
ohne in dieſem geiſt/ tagen und zeit der ewigkeit/
das iſt/ auß einer geiſtlichen geburt muß das ge-
ſchehen/ ohne der mag es anders ſo nicht ſeyn/
dann nach ſein ſelbſt augen-maaß. ꝛc.

Part. 3. Mirab. fol. 15.

Der ins erſte weſen nach dem fleiſche eine
knechtiſche geſtalt/ menſchlicher weiſe ange-
nommen hat/ wie Johannes der Taͤuffer vor-
gehet/ lehret und bezeuget die warheit biß auff
die zeit der erfahrung/ und der vollkommenheit
deß Geiſtes liebe. Jn dem ſeynd ſie alle von
Gott gelehret/ und gleich ſollen geartet werden
klein und groß/ welche man deßwegen nicht
mehr ſoll duͤrffen lehren noch ſagen: Bekennet
den HErrn/ dann ſie ſollen ihn alle zur ſelben
zen/ vom kleinſten biß zum groͤſſeſten bekennen/
wie geſchrieben ſtehet. Und ſehet/ das iſt das
gewiſſe kennzeichen der warheit/ daß das kind
biß auff die zeit in windeln gewickelt/ mit der
buchſtaͤblichen ſchrifft umwunden und in einer
krippen gefunden wird. Eben ſo/ wie es ſich
vor hin in dem bilde menſchlich/ das iſt/ außwen-
dig hat ſehen laſſen. ꝛc.

Ibid. fol. 18.

Was dann vom fleiſch gebohren wird/ das
iſt fleiſch; was von dem Geiſt gebohren wird/
das iſt geiſt/ und hat allein von dem geiſtlichen
oder fleiſchlichen verſtand/ weil es inwendig/
geiſtlich/ gleichwie der Geiſt oder Vater iſt. Jo-
hannes ware von einer frauen auff kommen; ſo
ware JEſus/ der hernach Chriſtus genannt
wird/ aͤuſſerlich auch. Dieſer/ von dem ich zu re-
den habe/ allein von dem H Geiſt aus dem ge-
rechten himmliſchen ſamen GOttes deß guten
wortes. Ein jeder zeuget/ wie er es geſehen und
gehoͤret hat/ das verſtehet wol. Dann Johan-
nes kennete JEſum recht von innen nach dem
geiſt nicht/ wer er ware; wie er ſelbſt zeuget. A-
ber dieſer kennet ihn darin deſto beſſer/ das iſt/
nach dem geiſt und nicht nach dem fleiſch/ wie er
dann iſt/ und ewig in und bey dem Vater ware/
ſinte mahlen er von dem geiſt gebohren und von
GOtt geſandt iſt. Es iſt offenbahr/ daß ſem
zeugnis warhafftig/ ſein urtheil recht iſt und al-
le menſchen uͤbertrifft/ weil er nicht von ihm ſel-
ber ſpricht/ noch ſeinen eigenen ruhm ſucht/ ſon-
dern deßjenigen/ der ihn geſandt oder erwecket
hat. Dannenhero ſagte der HErr JEſus von
Johanne alſo; Jch nehme keine zeugnis von
menſchen an/ ſondern ſage euch ſolches auff daß
ihr ſelig werdet. Er ware ein brennend und ſchei-
nend licht/ und ihr woltet ein wenig froͤlich ſeyn
in ſeinem lichte: ich aber habe ein groͤſſer zeug-
nis dann Johannis gezeugniſſe/ welches er zu-
vor eben gemeldet hatte ꝛc.

Lib. IV. Mirab. fol. 17.

Darum der HERR JESUS wol recht
mochte fragen: Wann deß menſchen Sohn
kommen wird/ meyneſtu daß er auch wuͤrde
—— auff erden? Die urſache iſt die unan-
ſehnliche und ſchlechte geſtalt/ darinnen er
zuerſt kommen muſte/ nicht außwendig im
fleiſch/ ſondern nach dem geiſt und der
lehre im werck und in der that. Deſſen
zukunfft wenig eingeſehen oder bekannt
wird/ geſchihet aber eben alſo darum/ als

zuvor
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[245/0541] auß deſſen eigenen ſchrifften. dern daß ich auch fuͤhle und gewiß verſichert bin/ er hat mich in der zungen bewahret/ meine fuͤſſe vor dem fall/ vor dem pfuhl deß verderbens behuͤtet/ weil er an mich eine luſt gehabt hat. Ohne dieſes moͤchte es mit mir wol/ als mit an- dern gehen/ ja nicht außgeblieben ſeyn/ in anſe- hung die natur deß alten weſens zur eigen-liebe und eigen-ruhm geneigt iſt. Darum/ ſo das buch deß lebens von auſſen und innen waͤre be- kant geweſt/ ſolte das nicht geſchehen/ was wol aus unverſtand geſchehen iſt ꝛc. Lib. 2. Mirab. fol. 157. ſtehet gar nichts/ das ſich hieher ſchicket. Part. III. Mirab. fol. 3. Sehet/ alſo wird das rechte wahre weſen in namen/ worten/ wercken und thaten vorher in ein bild/ figur und ſchatten in alle wege abge- mahlet/ ja es gehet Chriſtus nach dem fleiſche vor Chriſtum nach dem geiſte; das bild vor dem buchſtaben/ der buchſtabe vor das we- ſen. Worinn und durch welchen viel verder- ben/ ſich ſtoſſen/ fallen und verwirren muͤſ- ſen ohne das rechte licht der warheit/ den Sohn von ewigkeit/ welchem der grund des erkaͤnnt niſſes von anfang biß zu ende/ allein in ſeines Vaters ſachen außzuſprechen gegeben iſt/ wie er will/ und zu wem er will nach der gabe und dem maaß deß glaubens. fol. 4. Darum hoͤ- ren in dieſem gerechtem Chriſto/ oder Sohn deß Heiligen Geiſtes alle bilder/ figuren und ſchatten/ ja Prophezien/ zungen und ſpra- chen/ geſetz oder rechte/ glaube und hoffnung/ ja alle unvollkommenheit und dunckelheit auff. Aber nicht in ſeinem fleiſche/ ſondern in dem geiſte das wahre lautere weſen. Dannenhe- ro wo dieſer ſohn nach dem geiſte koͤmmt/ da koͤmmt alle Goͤttliche warheit ꝛc. Sehet nun welche eine groſſe gottſelige verborgenheit es ſeye/ daß GOtt in dem fleiſche geoffenbahret iſt umb unſernt willen. Leſet es/ welcher auch auff- hoͤret und nicht mehr hernach gekant wird; nem- lich in dem außwendigen buchſtaben/ bilde/ fi- gur und ſchatten. ꝛc. Jm fleiſche traͤgt er das geſetz und die Propheten/ und iſt das ende deß geſetzes und der Propheten/ nemlich die liebe; verſtehet/ Er erfuͤllet alles in allem/ leidet/ dul- tet oder vertraͤgt es biß zum ende zu/ vor uns um unſer ſeligkeit willen/ in dem weſen deß buch ſta- bens/ als ein knecht im fleiſch an ſeinem leib/ vor ſeinen leib. Dann es muſte das alte erſt voll- bracht/ geendiget und vergangen ſeyn/ ehe das neue dazu kommen mochte. Das weitzen-koͤrn- lein muſte erſt in die erde geſtorben ſeyn/ das kind durch den juͤngling uͤberlebet und vergeſ- ſen und im maͤnnlichen weſen erlanget ſeyn/ be- vor daß die fruͤchte davon rechtſchaffen kom- men konten. ꝛc. ibid. fol. 16. cap. 12. viele Pro- pheten — und habens nicht gehoͤret. Recht als wolte er ſagen; Sehet/ wie vielmehr euch dann ihnen zugekom̃en oder gegoͤnnet iſt. Dar- aus ſcheinet dann/ als ob der leibliche Chriſtus ſein anſchauen von auſſen im fleiſch etwas ver- mocht haͤtte/ am meiſten daß er zu Philippum ſagte; Wer mich ſihet/ ſihet den vater. Auß de- nen worten moͤchten einige gedacht haben/ als ſaͤhen ſie zugleich Vater und Sohn ꝛc. ib. fol. 17. Der menſch nach dem fleiſch ins flerſch ſte- hende/ oder auffſehende/ iſt noch blind und un- wiſſend; kan auch Chriſtum JEſum/ wie er iſt/ und ewig bey dem Vater ware/ nicht bekennen/ ohne in dieſem geiſt/ tagen und zeit der ewigkeit/ das iſt/ auß einer geiſtlichen geburt muß das ge- ſchehen/ ohne der mag es anders ſo nicht ſeyn/ dann nach ſein ſelbſt augen-maaß. ꝛc. Part. 3. Mirab. fol. 15. Der ins erſte weſen nach dem fleiſche eine knechtiſche geſtalt/ menſchlicher weiſe ange- nommen hat/ wie Johannes der Taͤuffer vor- gehet/ lehret und bezeuget die warheit biß auff die zeit der erfahrung/ und der vollkommenheit deß Geiſtes liebe. Jn dem ſeynd ſie alle von Gott gelehret/ und gleich ſollen geartet werden klein und groß/ welche man deßwegen nicht mehr ſoll duͤrffen lehren noch ſagen: Bekennet den HErrn/ dann ſie ſollen ihn alle zur ſelben zen/ vom kleinſten biß zum groͤſſeſten bekennen/ wie geſchrieben ſtehet. Und ſehet/ das iſt das gewiſſe kennzeichen der warheit/ daß das kind biß auff die zeit in windeln gewickelt/ mit der buchſtaͤblichen ſchrifft umwunden und in einer krippen gefunden wird. Eben ſo/ wie es ſich vor hin in dem bilde menſchlich/ das iſt/ außwen- dig hat ſehen laſſen. ꝛc. Ibid. fol. 18. Was dann vom fleiſch gebohren wird/ das iſt fleiſch; was von dem Geiſt gebohren wird/ das iſt geiſt/ und hat allein von dem geiſtlichen oder fleiſchlichen verſtand/ weil es inwendig/ geiſtlich/ gleichwie der Geiſt oder Vater iſt. Jo- hannes ware von einer frauen auff kommen; ſo ware JEſus/ der hernach Chriſtus genannt wird/ aͤuſſerlich auch. Dieſer/ von dem ich zu re- den habe/ allein von dem H Geiſt aus dem ge- rechten himmliſchen ſamen GOttes deß guten wortes. Ein jeder zeuget/ wie er es geſehen und gehoͤret hat/ das verſtehet wol. Dann Johan- nes kennete JEſum recht von innen nach dem geiſt nicht/ wer er ware; wie er ſelbſt zeuget. A- ber dieſer kennet ihn darin deſto beſſer/ das iſt/ nach dem geiſt und nicht nach dem fleiſch/ wie er dann iſt/ und ewig in und bey dem Vater ware/ ſinte mahlen er von dem geiſt gebohren und von GOtt geſandt iſt. Es iſt offenbahr/ daß ſem zeugnis warhafftig/ ſein urtheil recht iſt und al- le menſchen uͤbertrifft/ weil er nicht von ihm ſel- ber ſpricht/ noch ſeinen eigenen ruhm ſucht/ ſon- dern deßjenigen/ der ihn geſandt oder erwecket hat. Dannenhero ſagte der HErr JEſus von Johanne alſo; Jch nehme keine zeugnis von menſchen an/ ſondern ſage euch ſolches auff daß ihr ſelig werdet. Er ware ein brennend und ſchei- nend licht/ und ihr woltet ein wenig froͤlich ſeyn in ſeinem lichte: ich aber habe ein groͤſſer zeug- nis dann Johannis gezeugniſſe/ welches er zu- vor eben gemeldet hatte ꝛc. Lib. IV. Mirab. fol. 17. Darum der HERR JESUS wol recht mochte fragen: Wann deß menſchen Sohn kommen wird/ meyneſtu daß er auch wuͤrde —— auff erden? Die urſache iſt die unan- ſehnliche und ſchlechte geſtalt/ darinnen er zuerſt kommen muſte/ nicht außwendig im fleiſch/ ſondern nach dem geiſt und der lehre im werck und in der that. Deſſen zukunfft wenig eingeſehen oder bekannt wird/ geſchihet aber eben alſo darum/ als zuvor H h 3

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 245. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/541>, abgerufen am 20.11.2024.