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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. IV. Sect. II. Num. XXIX. Zeugnisse von den Mennonisten.
[Spaltenumbruch] (NB. eine verkehrte Bekehrungs-Art)
aber die andern wurden verstockt.

Und ob sie wol unsere feinde waren/ und uns
schon mit vielen lügen beschweret hatten/ wir
auch wol wusten/ daß/ wenn sie draussen seyn
würden/ sie uns mit aller macht würden ver-
folgen helffen: so haben wir sie doch frey lassen
gehen/ doch ohne daß sie etwas mitnehmen
dürfften.

Von unserer belagerung/ blocquade und
bestürmung ist nicht noth zu sagen/ sondern
was vor wunder und trost der HErr indessen an
uns bewiesen hat/ ist uns unmöglich zu beschrei-
ben. Doch hieran ist vornemlich gelegen/ daß
uns GOtt hat lassen in furcht kommen/ und
wir darnach auch sicherlich getröstet sind/ daß
er uns zu seiner zeit gnädiglich wolle trösten und
erlösen.

Es muß also zugehen/ solte anders das opffer
in der wüsten vollbracht werden/ das weib ih-
ren streit leiden/ und der vorhoff mit todten er-
füllet werden. Ja GOtt muß das Bild seines
herrlichen wercks recht bereiten. Aus dem Nor-
den/ da sein Name nun ist bekandt gewesen/ sol
sein Volck auffgehen/ und ein jeder/ der seinen
willen thut auff erden/ der wird an seinem herr-
lichen Tag erhöhet werden.

Derowegen sind unter uns viel Offenbah-
rungen und Weissagungen geschehen und war-
hafftig befunden; unter andern/ daß die bösen
Geister sind ausgetrieben/ etliche krancken/ die
todt-kranck waren/ auffgestanden und genesen/
und dergleichen mehr/ welche zu erzehlen hier
nicht raum ist. Wir achten es auch bey den gut-
willigen gnug zu seyn/ daß sie verstehen/ wie
GOtt noch wunderbarlich und kräfftig durch
sein wort wircke/ so daß es nicht nöthig ist/ alle
sachen/ die geschehen sind/ weitläufftig zu erzeh-
len.

EYNDE.

Diese obige erzehlung ist auch angehencket
an eine Holländische Schrifft/ deren Titul ist:
Het beginsel en voortganck der geschillen,
scheuringen en verdeeltheden onder de gene,
die Doopsgesinden genoemt worden: door
I. H. V. P. N.
Amsterd. 1658. in 4to, allwo
noch viel particularia von den ersten spaltungen
derer Wiedertäuffer zu finden/ sonderlich wider
den Menno imonis selbst/ die aber hier der
weitläufftigkeit wegen übergangen werden.
Gleichwie auch andere solche streit-schrifften
unter ihnen: als da sind: Joh. Ampsinck Pro-
positien, nopende de kerkelyke Discipline,
voorghestelt ende verhandelt not den woor-
de Gods: Haerlem 1590. Copie van een ge-
schrifft, ghesonden van sommige Vriesen aen-
den Vlamingen van t' groote mistinyck in
den Ban ende Mydinghe &c. ibid.
u. s. w.

Num. XXIX.
Noch einige Zeugnisse von den
Mennonisten.

Unterdessen hat noch in diesem 1699sten jahr
der vornehmste Lehrer derer Doopsgesinden ei-
ner schrifft publicirt, unter dem titel: Verde-
diging der Christenen die Doopsgesinde ge-
naamd worden, beneffens korte Grondstellin-
gen van hun Gelove en Leere, door Galenus
[Spaltenumbruch] Abrahamsz. Amsterd. 1699. 8vo.
Hierinne
erinnert er abermal/ wie alle vorige Scriben-
ten von dieser parthey/ daß sie keines wegs von
den Münsterischen herstammeten/ p. 9. 10. und
p. 51. seqq. Er führet ferner etliche favorable
zeugnisse berühmter Männer an/ welche die
Mennisten gelobet haben/ woraus etliche hie-
selbst stehen/ und zu denen im 16. und 17. Bu-
che der Kirchen-Historie producirten stellen ge-
rechnet werden können.

Also schreibet Erasmus in einem brieff an die
Niederländer und Ost-Frießländer/ p. 2098.
(edit. Londin.)
die Wiedertäuffer sind in
noch wenigeren Artickeln verdammet
worden/ und sollen in ihrer gesellschafft
sehr viele haben/ welche sich von dem al-
ler gottlosesten leben zu einem sehr reinen
leben bekehret haben: Sie mögen in ih-
ren meinungen phantasieren/ so haben sie
doch weder Kirchen noch Städte einge-
nommen/ noch sich wider die gewalt
grosser Herren mit bündnissen verwah-
ret/ auch memand von seinen gütern oder
land vertrieben.

Franciscus Ridderus ein Reformirter Pre-
diger in Roterdam/ in der Historie van Doop
en Avondmaal p.
698. zeuget dieses von den al-
ten Mennisten: Menno war so ein ehrlich
fromm Mann/ daß der Cardinal
Hosius
selbst nicht allein dieses von ihm gezeu-
get hat: Erschien gelehrter zu seyn/ denn
andere Täuffers: sondern auch diß:

Menno redete und lehrete mit einem ein-
fältigen und auffrichtigen hertzen/ wie
ers aus der Schrifft gelernet hatte. Er
unterwiese treulich nach seiner meinung/
die nach ihrer seligkeit begierig waren.
Die zeit/ als
Menno zum wiedertauff
kam/ war wol eben die/ als der Mün-
sterische auffruhr außbrach: aber er
zeugte auch/ daß er den schnöden auff-
ruhr verfluchte/ und stellte sich tapffer
dawider.

So sind auch die Tauffgesinnte in Hol-
land allezeit stille/ ehrliche und friedsa-
me leute. u. s. w.

Arnoldus Poelenburgius, Professor unter
den Remonstranten in Amsterdam/ ist bereits
in der Historie selbst/ p. 548. hievon nebenst
andern angeführet worden. Noch weiter wird
ein Frantzösisches Schreiben des jetzigen Kö-
nigs von Engeland Wilhelmi III. an den Chur-
Fürsten von der Pfaltz/ de dato 11. Aug. 1694.
producirt, p.
38. worinnen er vor die hernach
vertriebene Mennisten im Gülicher Land gar an-
gelegentlich intercediret/ und sie ausdrücklich
Protestanten nennet/ auch bekennet/ man
habe Se. Majest. allzeit von diesen Leu-
ten versichert/ von dem unterthänigen
friedsamen Geist dieser Leute/ die sich ge-
gen ihre Obrigkeit in völliger unterthä-
nigkeit und gehorsam erwiesen/ ein leut-
sam/ friedfertig und arbeitsames leben
führten/ ihre
contribution willig bezahl-
ten/ im Lande/ und durch ihren fleiß und
arbeit sich wol verdient machten.
Auff
welche intercession auch Chur-Pfaltz denen
Mennisten ihre abgenommene güter restitui-
ren lassen.

Num.

Th. IV. Sect. II. Num. XXIX. Zeugniſſe von den Mennoniſten.
[Spaltenumbruch] (NB. eine verkehrte Bekehrungs-Art)
aber die andern wurden verſtockt.

Und ob ſie wol unſere feinde waren/ und uns
ſchon mit vielen luͤgen beſchweret hatten/ wir
auch wol wuſten/ daß/ wenn ſie drauſſen ſeyn
wuͤrden/ ſie uns mit aller macht wuͤrden ver-
folgen helffen: ſo haben wir ſie doch frey laſſen
gehen/ doch ohne daß ſie etwas mitnehmen
duͤrfften.

Von unſerer belagerung/ blocquade und
beſtuͤrmung iſt nicht noth zu ſagen/ ſondern
was vor wunder und troſt der HErr indeſſen an
uns bewieſen hat/ iſt uns unmoͤglich zu beſchrei-
ben. Doch hieran iſt vornemlich gelegen/ daß
uns GOtt hat laſſen in furcht kommen/ und
wir darnach auch ſicherlich getroͤſtet ſind/ daß
er uns zu ſeiner zeit gnaͤdiglich wolle troͤſten und
erloͤſen.

Es muß alſo zugehen/ ſolte anders das opffer
in der wuͤſten vollbracht werden/ das weib ih-
ren ſtreit leiden/ und der vorhoff mit todten er-
fuͤllet werden. Ja GOtt muß das Bild ſeines
herrlichen wercks recht bereiten. Aus dem Nor-
den/ da ſein Name nun iſt bekandt geweſen/ ſol
ſein Volck auffgehen/ und ein jeder/ der ſeinen
willen thut auff erden/ der wird an ſeinem herr-
lichen Tag erhoͤhet werden.

Derowegen ſind unter uns viel Offenbah-
rungen und Weiſſagungen geſchehen und war-
hafftig befunden; unter andern/ daß die boͤſen
Geiſter ſind ausgetrieben/ etliche krancken/ die
todt-kranck waren/ auffgeſtanden und geneſen/
und dergleichen mehr/ welche zu erzehlen hier
nicht raum iſt. Wir achten es auch bey den gut-
willigen gnug zu ſeyn/ daß ſie verſtehen/ wie
GOtt noch wunderbarlich und kraͤfftig durch
ſein wort wircke/ ſo daß es nicht noͤthig iſt/ alle
ſachen/ die geſchehen ſind/ weitlaͤufftig zu erzeh-
len.

EYNDE.

Dieſe obige erzehlung iſt auch angehencket
an eine Hollaͤndiſche Schrifft/ deren Titul iſt:
Het beginſel en voortganck der geſchillen,
ſcheuringen en verdeeltheden onder de gene,
die Doopsgeſinden genoemt worden: door
I. H. V. P. N.
Amſterd. 1658. in 4to, allwo
noch viel particularia von den erſten ſpaltungen
derer Wiedertaͤuffer zu finden/ ſonderlich wider
den Menno imonis ſelbſt/ die aber hier der
weitlaͤufftigkeit wegen uͤbergangen werden.
Gleichwie auch andere ſolche ſtreit-ſchrifften
unter ihnen: als da ſind: Joh. Ampſinck Pro-
poſitien, nopende de kerkelyke Diſcipline,
voorgheſtelt ende verhandelt not den woor-
de Gods: Haerlem 1590. Copie van een ge-
ſchrifft, gheſonden van ſommige Vrieſen aen-
den Vlamingen van t’ groote miſtinyck in
den Ban ende Mydinghe &c. ibid.
u. ſ. w.

Num. XXIX.
Noch einige Zeugniſſe von den
Mennoniſten.

Unterdeſſen hat noch in dieſem 1699ſten jahr
der vornehmſte Lehrer derer Doopsgeſinden ei-
ner ſchrifft publicirt, unter dem titel: Verde-
diging der Chriſtenen die Doopsgeſinde ge-
naamd worden, beneffens korte Grondſtellin-
gen van hun Gelove en Leere, door Galenus
[Spaltenumbruch] Abrahamsz. Amſterd. 1699. 8vo.
Hierinne
erinnert er abermal/ wie alle vorige Scriben-
ten von dieſer parthey/ daß ſie keines wegs von
den Muͤnſteriſchen herſtammeten/ p. 9. 10. und
p. 51. ſeqq. Er fuͤhret ferner etliche favorable
zeugniſſe beruͤhmter Maͤnner an/ welche die
Menniſten gelobet haben/ woraus etliche hie-
ſelbſt ſtehen/ und zu denen im 16. und 17. Bu-
che der Kirchen-Hiſtorie producirten ſtellen ge-
rechnet werden koͤnnen.

Alſo ſchreibet Eraſmus in einem brieff an die
Niederlaͤnder und Oſt-Frießlaͤnder/ p. 2098.
(edit. Londin.)
die Wiedertaͤuffer ſind in
noch wenigeren Artickeln verdammet
worden/ und ſollen in ihrer geſellſchafft
ſehr viele haben/ welche ſich von dem al-
ler gottloſeſten leben zu einem ſehr reinen
leben bekehret haben: Sie moͤgen in ih-
ren meinungen phantaſieren/ ſo haben ſie
doch weder Kirchen noch Staͤdte einge-
nommen/ noch ſich wider die gewalt
groſſer Herren mit buͤndniſſen verwah-
ret/ auch memand von ſeinen guͤtern oder
land vertrieben.

Franciſcus Ridderus ein Reformirter Pre-
diger in Roterdam/ in der Hiſtorie van Doop
en Avondmaal p.
698. zeuget dieſes von den al-
ten Menniſten: Menno war ſo ein ehrlich
from̃ Mann/ daß der Cardinal
Hoſius
ſelbſt nicht allein dieſes von ihm gezeu-
get hat: Erſchien gelehrter zu ſeyn/ deñ
andere Taͤuffers: ſondern auch diß:

Menno redete und lehrete mit einem ein-
faͤltigen und auffrichtigen hertzen/ wie
ers aus der Schrifft gelernet hatte. Er
unterwieſe treulich nach ſeiner meinung/
die nach ihrer ſeligkeit begierig waren.
Die zeit/ als
Menno zum wiedertauff
kam/ war wol eben die/ als der Muͤn-
ſteriſche auffruhr außbrach: aber er
zeugte auch/ daß er den ſchnoͤden auff-
ruhr verfluchte/ und ſtellte ſich tapffer
dawider.

So ſind auch die Tauffgeſinnte in Hol-
land allezeit ſtille/ ehrliche und friedſa-
me leute. u. ſ. w.

Arnoldus Pœlenburgius, Profeſſor unter
den Remonſtranten in Amſterdam/ iſt bereits
in der Hiſtorie ſelbſt/ p. 548. hievon nebenſt
andern angefuͤhret worden. Noch weiter wird
ein Frantzoͤſiſches Schreiben des jetzigen Koͤ-
nigs von Engeland Wilhelmi III. an den Chur-
Fuͤrſten von der Pfaltz/ de dato 11. Aug. 1694.
producirt, p.
38. worinnen er vor die hernach
vertriebene Menniſten im Guͤlicher Land gar an-
gelegentlich intercediret/ und ſie ausdruͤcklich
Proteſtanten nennet/ auch bekennet/ man
habe Se. Majeſt. allzeit von dieſen Leu-
ten verſichert/ von dem unterthaͤnigen
friedſamen Geiſt dieſer Leute/ die ſich ge-
gen ihre Obrigkeit in voͤlliger unterthaͤ-
nigkeit und gehorſam erwieſen/ ein leut-
ſam/ friedfertig und arbeitſames leben
fuͤhrten/ ihre
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ten/ im Lande/ und durch ihren fleiß und
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welche interceſſion auch Chur-Pfaltz denen
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ren laſſen.

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[223/0519] Th. IV. Sect. II. Num. XXIX. Zeugniſſe von den Mennoniſten. (NB. eine verkehrte Bekehrungs-Art) aber die andern wurden verſtockt. Und ob ſie wol unſere feinde waren/ und uns ſchon mit vielen luͤgen beſchweret hatten/ wir auch wol wuſten/ daß/ wenn ſie drauſſen ſeyn wuͤrden/ ſie uns mit aller macht wuͤrden ver- folgen helffen: ſo haben wir ſie doch frey laſſen gehen/ doch ohne daß ſie etwas mitnehmen duͤrfften. Von unſerer belagerung/ blocquade und beſtuͤrmung iſt nicht noth zu ſagen/ ſondern was vor wunder und troſt der HErr indeſſen an uns bewieſen hat/ iſt uns unmoͤglich zu beſchrei- ben. Doch hieran iſt vornemlich gelegen/ daß uns GOtt hat laſſen in furcht kommen/ und wir darnach auch ſicherlich getroͤſtet ſind/ daß er uns zu ſeiner zeit gnaͤdiglich wolle troͤſten und erloͤſen. Es muß alſo zugehen/ ſolte anders das opffer in der wuͤſten vollbracht werden/ das weib ih- ren ſtreit leiden/ und der vorhoff mit todten er- fuͤllet werden. Ja GOtt muß das Bild ſeines herrlichen wercks recht bereiten. Aus dem Nor- den/ da ſein Name nun iſt bekandt geweſen/ ſol ſein Volck auffgehen/ und ein jeder/ der ſeinen willen thut auff erden/ der wird an ſeinem herr- lichen Tag erhoͤhet werden. Derowegen ſind unter uns viel Offenbah- rungen und Weiſſagungen geſchehen und war- hafftig befunden; unter andern/ daß die boͤſen Geiſter ſind ausgetrieben/ etliche krancken/ die todt-kranck waren/ auffgeſtanden und geneſen/ und dergleichen mehr/ welche zu erzehlen hier nicht raum iſt. Wir achten es auch bey den gut- willigen gnug zu ſeyn/ daß ſie verſtehen/ wie GOtt noch wunderbarlich und kraͤfftig durch ſein wort wircke/ ſo daß es nicht noͤthig iſt/ alle ſachen/ die geſchehen ſind/ weitlaͤufftig zu erzeh- len. EYNDE. Dieſe obige erzehlung iſt auch angehencket an eine Hollaͤndiſche Schrifft/ deren Titul iſt: Het beginſel en voortganck der geſchillen, ſcheuringen en verdeeltheden onder de gene, die Doopsgeſinden genoemt worden: door I. H. V. P. N. Amſterd. 1658. in 4to, allwo noch viel particularia von den erſten ſpaltungen derer Wiedertaͤuffer zu finden/ ſonderlich wider den Menno imonis ſelbſt/ die aber hier der weitlaͤufftigkeit wegen uͤbergangen werden. Gleichwie auch andere ſolche ſtreit-ſchrifften unter ihnen: als da ſind: Joh. Ampſinck Pro- poſitien, nopende de kerkelyke Diſcipline, voorgheſtelt ende verhandelt not den woor- de Gods: Haerlem 1590. Copie van een ge- ſchrifft, gheſonden van ſommige Vrieſen aen- den Vlamingen van t’ groote miſtinyck in den Ban ende Mydinghe &c. ibid. u. ſ. w. Num. XXIX. Noch einige Zeugniſſe von den Mennoniſten. Unterdeſſen hat noch in dieſem 1699ſten jahr der vornehmſte Lehrer derer Doopsgeſinden ei- ner ſchrifft publicirt, unter dem titel: Verde- diging der Chriſtenen die Doopsgeſinde ge- naamd worden, beneffens korte Grondſtellin- gen van hun Gelove en Leere, door Galenus Abrahamsz. Amſterd. 1699. 8vo. Hierinne erinnert er abermal/ wie alle vorige Scriben- ten von dieſer parthey/ daß ſie keines wegs von den Muͤnſteriſchen herſtammeten/ p. 9. 10. und p. 51. ſeqq. Er fuͤhret ferner etliche favorable zeugniſſe beruͤhmter Maͤnner an/ welche die Menniſten gelobet haben/ woraus etliche hie- ſelbſt ſtehen/ und zu denen im 16. und 17. Bu- che der Kirchen-Hiſtorie producirten ſtellen ge- rechnet werden koͤnnen. Alſo ſchreibet Eraſmus in einem brieff an die Niederlaͤnder und Oſt-Frießlaͤnder/ p. 2098. (edit. Londin.) die Wiedertaͤuffer ſind in noch wenigeren Artickeln verdammet worden/ und ſollen in ihrer geſellſchafft ſehr viele haben/ welche ſich von dem al- ler gottloſeſten leben zu einem ſehr reinen leben bekehret haben: Sie moͤgen in ih- ren meinungen phantaſieren/ ſo haben ſie doch weder Kirchen noch Staͤdte einge- nommen/ noch ſich wider die gewalt groſſer Herren mit buͤndniſſen verwah- ret/ auch memand von ſeinen guͤtern oder land vertrieben. Franciſcus Ridderus ein Reformirter Pre- diger in Roterdam/ in der Hiſtorie van Doop en Avondmaal p. 698. zeuget dieſes von den al- ten Menniſten: Menno war ſo ein ehrlich from̃ Mann/ daß der Cardinal Hoſius ſelbſt nicht allein dieſes von ihm gezeu- get hat: Erſchien gelehrter zu ſeyn/ deñ andere Taͤuffers: ſondern auch diß: Menno redete und lehrete mit einem ein- faͤltigen und auffrichtigen hertzen/ wie ers aus der Schrifft gelernet hatte. Er unterwieſe treulich nach ſeiner meinung/ die nach ihrer ſeligkeit begierig waren. Die zeit/ als Menno zum wiedertauff kam/ war wol eben die/ als der Muͤn- ſteriſche auffruhr außbrach: aber er zeugte auch/ daß er den ſchnoͤden auff- ruhr verfluchte/ und ſtellte ſich tapffer dawider. So ſind auch die Tauffgeſinnte in Hol- land allezeit ſtille/ ehrliche und friedſa- me leute. u. ſ. w. Arnoldus Pœlenburgius, Profeſſor unter den Remonſtranten in Amſterdam/ iſt bereits in der Hiſtorie ſelbſt/ p. 548. hievon nebenſt andern angefuͤhret worden. Noch weiter wird ein Frantzoͤſiſches Schreiben des jetzigen Koͤ- nigs von Engeland Wilhelmi III. an den Chur- Fuͤrſten von der Pfaltz/ de dato 11. Aug. 1694. producirt, p. 38. worinnen er vor die hernach vertriebene Menniſten im Guͤlicher Land gar an- gelegentlich intercediret/ und ſie ausdruͤcklich Proteſtanten nennet/ auch bekennet/ man habe Se. Majeſt. allzeit von dieſen Leu- ten verſichert/ von dem unterthaͤnigen friedſamen Geiſt dieſer Leute/ die ſich ge- gen ihre Obrigkeit in voͤlliger unterthaͤ- nigkeit und gehorſam erwieſen/ ein leut- ſam/ friedfertig und arbeitſames leben fuͤhrten/ ihre contribution willig bezahl- ten/ im Lande/ und durch ihren fleiß und arbeit ſich wol verdient machten. Auff welche interceſſion auch Chur-Pfaltz denen Menniſten ihre abgenommene guͤter reſtitui- ren laſſen. Num.

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 223. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/519>, abgerufen am 20.11.2024.