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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. IV. Sect. II. Num. XVI. Von der Formula Concordiae.
[Spaltenumbruch] filius, qui leonina & tremente voce promulga-
bat verbum, coelo venisse perhibetur, Apoc.
X.
1. 2. 3. wie er solches schreibet in seiner dis-
putation de Regno Chiliastarum dudum prae-
terlapso §. XIX. Pag.
37. Nun ist es sehr wie-
dersinnig gegen den Apocalyptischen text/ den
Pabst für den heiligen Engel zu halten/ der vom
himmel herab gefahren/ und solche herrlichkeit
gehabt/ und die grosse verkündigung gethan
hat/ daß in den tagen der stimme des siebenden
Engels/ wenn er posaunen wird/ solle vollendet
werden das geheimniß GOttes/ wie er hat ver-
kündiget seinen knechten und Propheten/ Apoc.
X.
7. Wer hätte jemals dem Pabst grössere
ehre anlegen können/ als eben allhie die Symbo-
li
schen bücher thun? Wenn ich aber nun diesen
büchern subscribiren soll mit dem Quia, und da-
mit bekennen muß/ daß sie allerdings mit dem
sinn des H. Geistes übereinkommen/ und ich
auch krafft solches Quia, und krafft des eides/ den
man in solchem sinn gethan hat/ den spruch
nach der Schmalkaldischen artickeln er klärung
auszulegen habe/ so muß ich solchen von dem
Pabst erklären/ und habe damit der Päbstli-
chen kirchen und dem Pabst selbst eine grosse eh-
re gethan/ und ein solches lob beygeseget/ als sie
es nicht besser wünschen mögen.

Vid. D. J. W. Petersen im Geist Diotrephes
p. 26. v.
29.

NUM. XVI.
Von der Formula Concordiae.

Es hat auch der Auctor des grundforschen-
den gesprächs oder Dialogi Catholico-Luthe-
rani
aus D. Georg Heinrich Heberleins
eines Tübingischen Theologi wiederlegung
des so genannten
Ambrosii Sehmanns
und dessen dreyzehendem capitel aus der Formu-
la concordiae 5. loca annoti
rt/ welche der Auctor
sich selbsten wieder dieselbe objiciret/ und zu
rechtfertigen gesuchet. Wobey aber dieser Au-
ctor
unterschiedliche nachfolgende erinnerun-
gen hievon p. 17. u. f. gesetzet hat.

I. Aus der Formula conc. conc. I. art. 12.
Es halte dieses Symbolische buch für einen
Schwenckfeldischen irrigen artickel/ wenn man
lehre/ daß das keine rechte Christliche gemeine
wäre/ da kein öffentlicher ausschluß oder or-
dentlicher Process des bannes gehalten werde;
p. 453. da doch die Formula concordiae und an-
dere Theologi es selbsten anderswo gestehen/
daß wo eine Christliche kirche sey/ auch das
schlüssel-amt nach der ordnung CHristi müsse
offenbahrlich gehalten werden/ und sey das kei-
ne Apostolische/ sondern Apostatische kirche/ wo
es am rechten gebrauch der kirchen-schlüssel er-
mangele/ teste Georgio Nigrino in seinem
schlüssel-büchlein/ welchen er selbsten allegirt.
Der Auctor will zwar diesen fehler justificiren
mit deme/ daß er wider die Schwenckfeldianer
gerichtet sey/ welche eine solche Christliche ge-
meine nach der zeit in der Christenheit zu seyn
läugneten/ da der äusserliche ordentliche ge-
brauch des bannes nach ihrer einbildung gehal-
ten werde. Aber als ich erachte/ so ist das eben/
als ob ich setzen wolte wider die Papisten/ das
halten wir für einen irrigen artickul der Papi-
sten/ wenn man lehre/ das sey kein wahrer le-
bendiger glaube/ wo keine gute wercke von aus-
sen ausfliessen. Da doch D. Luther in der vor-
[Spaltenumbruch] rede über die Epistel an die Römer klar meldet/
daß man von dem glauben die gute wercke so
wenig scheiden könne/ als die hitze vom feuer;
Jch aber wolte diesen irrigen satz damit ent-
schuldigen/ daß er wider obbemeldte irrlehren
gesetzet wäre/ welche den glauben und gute wer-
cke in der justification zusammen setzen. Denn
es redet ja die Formula concordiae oder ihr
verfasser hier selbsten/ und nicht die Schwenck-
feldianer/ sondern jene opponiren sich diesen;
Dahero klar/ daß sie nicht von einer irrlehrigen
gemeinde/ sondern wie die worte selbst lauten/
von einer Christlichen/ und auch nicht von der
Schwenckfelder praetendirtem ausser-ordentli-
chem und unmittelbarem/ sondern von einem or-
dentlichem/ das ist/ nach CHristi ordnung ein-
gerichtetem Process des bannes reden.

II. Objicirt sich p. 459. der Auctor selbst | aus
der Formula concordiae, und zwar aus der Apo-
logia August. conf.
von den kloster-gelübden
fol. 130. auch einem spruch/ welchen die Theo-
logi
aus Ezech. XX. allegiren von GOttes
eigenem gesetze/ und solches gesetz austrücklich
in oppositione gegen der menschen gesetzen ver-
stehen/ nemlich allhier wider die Papistischen
menschen-satzungen und kloster-gelübde/ wie
dorten der Prophet wider der Juden menschen-
lehre von dem verbrennen der liebsten kinder
durch opffern/ teste glossa interlineari Lutheri.
Denn so lauten die worte der Apologiae: dar-
über so lästern und schmähen sie CHristum/
daß sie sagen/ man könne durch kloster-leben das
ewige leben verdienen. GOtt thut seinem ei-
genem gesetz nicht die ehr/ daß ma durch die wer-
cke des gesetzes solte das ewige leben verdienen
können/ wie er NB. klar (und nicht nur ad homi-
nem
) sagt Ezech. XX. Jch gab ihnen das gesetz/
durch welches sie das leben nicht haben können.
Der Auctor allegirt diese worte der Apologiae
nur gestümmelt/ und lässet den nothwendigen
vorsatz aus/ als ob er den fehler/ welchen er zwar
wol mercke/ müglichst zu verbergen suche/ und
specificiret auch (ob es gleich in der Apologia
selbst nicht stehet) den versicul, als ob es der 25.
versicul sey; allein es kan dieser versic. in der Apo-
logia
nicht wol gemeinet werden/ dieweil derselbe
vers nicht vo Gottes eigenen gesetz/ wie solches der
menschen lehre entgegen gesetzet ist/ und auch
hier der menschen satzungen entgegen gesetzet
wird/ redet/ sondern klar und deutlich von der
menschen lehr. Wolte man aber die wort auff
den 11. 13. oder 21. vers des Ezechielianischen
20. capitels verstanden haben/ allda Gott von sei-
nem eigenem gesetz redet/ so ist die allegation
schnur stracks wider den text/ mit welchem sie hier
nichts bewiesen/ vielmehr zum widerspiel gele-
genheit gegeben hätten; und kan also die Apolo-
gia
in diesem stück auff keinerley weise justificirt
werden/ man mag dannoch den grund-text neh-
men/ oder die vulgatam ad hominem, wie es
der Autor entschuldigen will. Denn die vulgata
Latina opponirt
den 25. vers, doch nicht den
menschen-satzungen/ sondern verstehet in sol-
chem versicul die menschen-lehre/ in welche
GOtt die Juden aus gerechtem gericht dahin
gegeben/ wie bey S. Paulo die selbst kluge Hei-
den in schändliche lüste/ Rom. I. 24. 25. 26. da
die Formula concordiae von GOttes eigenem
gesetz/ wie es den menschen-satzungen opponirt
ift/ redet und verstanden seyn wil. Denn es

bleibt

Th. IV. Sect. II. Num. XVI. Von der Formula Concordiæ.
[Spaltenumbruch] filius, qui leonina & tremente voce promulga-
bat verbum, cœlo veniſſe perhibetur, Apoc.
X.
1. 2. 3. wie er ſolches ſchreibet in ſeiner diſ-
putation de Regno Chiliaſtarum dudum præ-
terlapſo §. XIX. Pag.
37. Nun iſt es ſehr wie-
derſinnig gegen den Apocalyptiſchen text/ den
Pabſt fuͤr den heiligen Engel zu halten/ der vom
himmel herab gefahren/ und ſolche herꝛlichkeit
gehabt/ und die groſſe verkuͤndigung gethan
hat/ daß in den tagen der ſtimme des ſiebenden
Engels/ wenn er poſaunen wird/ ſolle vollendet
werden das geheimniß GOttes/ wie er hat ver-
kuͤndiget ſeinen knechten und Propheten/ Apoc.
X.
7. Wer haͤtte jemals dem Pabſt groͤſſere
ehre anlegen koͤnnen/ als eben allhie die Symbo-
li
ſchen buͤcher thun? Wenn ich aber nun dieſen
buͤchern ſubſcribiren ſoll mit dem Quia, und da-
mit bekennen muß/ daß ſie allerdings mit dem
ſinn des H. Geiſtes uͤbereinkommen/ und ich
auch krafft ſolches Quia, und krafft des eides/ den
man in ſolchem ſinn gethan hat/ den ſpruch
nach der Schmalkaldiſchen artickeln er klaͤrung
auszulegen habe/ ſo muß ich ſolchen von dem
Pabſt erklaͤren/ und habe damit der Paͤbſtli-
chen kirchen und dem Pabſt ſelbſt eine groſſe eh-
re gethan/ und ein ſolches lob beygeſeget/ als ſie
es nicht beſſer wuͤnſchen moͤgen.

Vid. D. J. W. Peterſen im Geiſt Diotrephes
p. 26. v.
29.

NUM. XVI.
Von der Formula Concordiæ.

Es hat auch der Auctor des grundforſchen-
den geſpraͤchs oder Dialogi Catholico-Luthe-
rani
aus D. Georg Heinrich Heberleins
eines Tuͤbingiſchen Theologi wiederlegung
des ſo genannten
Ambroſii Sehmanns
und deſſen dreyzehendem capitel aus der Formu-
la concordiæ 5. loca annoti
rt/ welche der Auctor
ſich ſelbſten wieder dieſelbe objiciret/ und zu
rechtfertigen geſuchet. Wobey aber dieſer Au-
ctor
unterſchiedliche nachfolgende erinnerun-
gen hievon p. 17. u. f. geſetzet hat.

I. Aus der Formula conc. conc. I. art. 12.
Es halte dieſes Symboliſche buch fuͤr einen
Schwenckfeldiſchen irrigen artickel/ wenn man
lehre/ daß das keine rechte Chriſtliche gemeine
waͤre/ da kein oͤffentlicher ausſchluß oder or-
dentlicher Proceſs des bannes gehalten werde;
p. 453. da doch die Formula concordiæ und an-
dere Theologi es ſelbſten anderswo geſtehen/
daß wo eine Chriſtliche kirche ſey/ auch das
ſchluͤſſel-amt nach der ordnung CHriſti muͤſſe
offenbahrlich gehalten werden/ und ſey das kei-
ne Apoſtoliſche/ ſondern Apoſtatiſche kirche/ wo
es am rechten gebrauch der kirchen-ſchluͤſſel er-
mangele/ teſte Georgio Nigrino in ſeinem
ſchluͤſſel-buͤchlein/ welchen er ſelbſten allegirt.
Der Auctor will zwar dieſen fehler juſtificiren
mit deme/ daß er wider die Schwenckfeldianer
gerichtet ſey/ welche eine ſolche Chriſtliche ge-
meine nach der zeit in der Chriſtenheit zu ſeyn
laͤugneten/ da der aͤuſſerliche ordentliche ge-
brauch des bannes nach ihrer einbildung gehal-
ten werde. Aber als ich erachte/ ſo iſt das eben/
als ob ich ſetzen wolte wider die Papiſten/ das
halten wir fuͤr einen irrigen artickul der Papi-
ſten/ wenn man lehre/ das ſey kein wahrer le-
bendiger glaube/ wo keine gute wercke von auſ-
ſen ausflieſſen. Da doch D. Luther in der vor-
[Spaltenumbruch] rede uͤber die Epiſtel an die Roͤmer klar meldet/
daß man von dem glauben die gute wercke ſo
wenig ſcheiden koͤnne/ als die hitze vom feuer;
Jch aber wolte dieſen irrigen ſatz damit ent-
ſchuldigen/ daß er wider obbemeldte irꝛlehren
geſetzet waͤre/ welche den glauben und gute wer-
cke in der juſtification zuſammen ſetzen. Denn
es redet ja die Formula concordiæ oder ihr
verfaſſer hier ſelbſten/ und nicht die Schwenck-
feldianer/ ſondern jene opponiren ſich dieſen;
Dahero klar/ daß ſie nicht von einer irꝛlehrigen
gemeinde/ ſondern wie die worte ſelbſt lauten/
von einer Chriſtlichen/ und auch nicht von der
Schwenckfelder prætendirtem auſſer-ordentli-
chem und unmittelbaꝛem/ ſondeꝛn von einem or-
dentlichem/ das iſt/ nach CHriſti ordnung ein-
gerichtetem Proceſs des bannes reden.

II. Objicirt ſich p. 459. der Auctor ſelbſt | aus
der Formula concordiæ, und zwar aus der Apo-
logia Auguſt. conf.
von den kloſter-geluͤbden
fol. 130. auch einem ſpruch/ welchen die Theo-
logi
aus Ezech. XX. allegiren von GOttes
eigenem geſetze/ und ſolches geſetz austruͤcklich
in oppoſitione gegen der menſchen geſetzen ver-
ſtehen/ nemlich allhier wider die Papiſtiſchen
menſchen-ſatzungen und kloſter-geluͤbde/ wie
dorten der Prophet wider der Juden menſchen-
lehre von dem verbrennen der liebſten kinder
durch opffern/ teſte gloſſa interlineari Lutheri.
Denn ſo lauten die worte der Apologiæ: dar-
uͤber ſo laͤſtern und ſchmaͤhen ſie CHriſtum/
daß ſie ſagen/ man koͤnne durch kloſter-leben das
ewige leben verdienen. GOtt thut ſeinem ei-
genem geſetz nicht die ehr/ daß mā durch die wer-
cke des geſetzes ſolte das ewige leben verdienen
koͤnnen/ wie er NB. klar (und nicht nur ad homi-
nem
) ſagt Ezech. XX. Jch gab ihnen das geſetz/
durch welches ſie das leben nicht haben koͤnnen.
Der Auctor allegirt dieſe worte der Apologiæ
nur geſtuͤmmelt/ und laͤſſet den nothwendigen
vorſatz aus/ als ob er den fehler/ welchen er zwar
wol mercke/ muͤglichſt zu verbergen ſuche/ und
ſpecificiret auch (ob es gleich in der Apologia
ſelbſt nicht ſtehet) den verſicul, als ob es der 25.
verſicul ſey; allein es kan dieſer verſic. in der Apo-
logia
nicht wol gemeinet werdẽ/ dieweil derſelbe
vers nicht vō Gottes eigenẽ geſetz/ wie ſolches der
menſchen lehre entgegen geſetzet iſt/ und auch
hier der menſchen ſatzungen entgegen geſetzet
wird/ redet/ ſondern klar und deutlich von der
menſchen lehr. Wolte man aber die wort auff
den 11. 13. oder 21. vers des Ezechielianiſchen
20. capitels verſtanden habẽ/ allda Gott von ſei-
nem eigenem geſetz redet/ ſo iſt die allegation
ſchnur ſtracks wider dẽ text/ mit welchem ſie hier
nichts bewieſen/ vielmehr zum widerſpiel gele-
genheit gegeben haͤtten; und kan alſo die Apolo-
gia
in dieſem ſtuͤck auff keinerley weiſe juſtificirt
werden/ man mag dannoch den grund-text neh-
men/ oder die vulgatam ad hominem, wie es
der Autor entſchuldigen will. Denn die vulgata
Latina opponirt
den 25. vers, doch nicht den
menſchen-ſatzungen/ ſondern verſtehet in ſol-
chem verſicul die menſchen-lehre/ in welche
GOtt die Juden aus gerechtem gericht dahin
gegeben/ wie bey S. Paulo die ſelbſt kluge Hei-
den in ſchaͤndliche luͤſte/ Rom. I. 24. 25. 26. da
die Formula concordiæ von GOttes eigenem
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[130/0426] Th. IV. Sect. II. Num. XVI. Von der Formula Concordiæ. filius, qui leonina & tremente voce promulga- bat verbum, cœlo veniſſe perhibetur, Apoc. X. 1. 2. 3. wie er ſolches ſchreibet in ſeiner diſ- putation de Regno Chiliaſtarum dudum præ- terlapſo §. XIX. Pag. 37. Nun iſt es ſehr wie- derſinnig gegen den Apocalyptiſchen text/ den Pabſt fuͤr den heiligen Engel zu halten/ der vom himmel herab gefahren/ und ſolche herꝛlichkeit gehabt/ und die groſſe verkuͤndigung gethan hat/ daß in den tagen der ſtimme des ſiebenden Engels/ wenn er poſaunen wird/ ſolle vollendet werden das geheimniß GOttes/ wie er hat ver- kuͤndiget ſeinen knechten und Propheten/ Apoc. X. 7. Wer haͤtte jemals dem Pabſt groͤſſere ehre anlegen koͤnnen/ als eben allhie die Symbo- liſchen buͤcher thun? Wenn ich aber nun dieſen buͤchern ſubſcribiren ſoll mit dem Quia, und da- mit bekennen muß/ daß ſie allerdings mit dem ſinn des H. Geiſtes uͤbereinkommen/ und ich auch krafft ſolches Quia, und krafft des eides/ den man in ſolchem ſinn gethan hat/ den ſpruch nach der Schmalkaldiſchen artickeln er klaͤrung auszulegen habe/ ſo muß ich ſolchen von dem Pabſt erklaͤren/ und habe damit der Paͤbſtli- chen kirchen und dem Pabſt ſelbſt eine groſſe eh- re gethan/ und ein ſolches lob beygeſeget/ als ſie es nicht beſſer wuͤnſchen moͤgen. Vid. D. J. W. Peterſen im Geiſt Diotrephes p. 26. v. 29. NUM. XVI. Von der Formula Concordiæ. Es hat auch der Auctor des grundforſchen- den geſpraͤchs oder Dialogi Catholico-Luthe- rani aus D. Georg Heinrich Heberleins eines Tuͤbingiſchen Theologi wiederlegung des ſo genannten Ambroſii Sehmanns und deſſen dreyzehendem capitel aus der Formu- la concordiæ 5. loca annotirt/ welche der Auctor ſich ſelbſten wieder dieſelbe objiciret/ und zu rechtfertigen geſuchet. Wobey aber dieſer Au- ctor unterſchiedliche nachfolgende erinnerun- gen hievon p. 17. u. f. geſetzet hat. I. Aus der Formula conc. conc. I. art. 12. Es halte dieſes Symboliſche buch fuͤr einen Schwenckfeldiſchen irrigen artickel/ wenn man lehre/ daß das keine rechte Chriſtliche gemeine waͤre/ da kein oͤffentlicher ausſchluß oder or- dentlicher Proceſs des bannes gehalten werde; p. 453. da doch die Formula concordiæ und an- dere Theologi es ſelbſten anderswo geſtehen/ daß wo eine Chriſtliche kirche ſey/ auch das ſchluͤſſel-amt nach der ordnung CHriſti muͤſſe offenbahrlich gehalten werden/ und ſey das kei- ne Apoſtoliſche/ ſondern Apoſtatiſche kirche/ wo es am rechten gebrauch der kirchen-ſchluͤſſel er- mangele/ teſte Georgio Nigrino in ſeinem ſchluͤſſel-buͤchlein/ welchen er ſelbſten allegirt. Der Auctor will zwar dieſen fehler juſtificiren mit deme/ daß er wider die Schwenckfeldianer gerichtet ſey/ welche eine ſolche Chriſtliche ge- meine nach der zeit in der Chriſtenheit zu ſeyn laͤugneten/ da der aͤuſſerliche ordentliche ge- brauch des bannes nach ihrer einbildung gehal- ten werde. Aber als ich erachte/ ſo iſt das eben/ als ob ich ſetzen wolte wider die Papiſten/ das halten wir fuͤr einen irrigen artickul der Papi- ſten/ wenn man lehre/ das ſey kein wahrer le- bendiger glaube/ wo keine gute wercke von auſ- ſen ausflieſſen. Da doch D. Luther in der vor- rede uͤber die Epiſtel an die Roͤmer klar meldet/ daß man von dem glauben die gute wercke ſo wenig ſcheiden koͤnne/ als die hitze vom feuer; Jch aber wolte dieſen irrigen ſatz damit ent- ſchuldigen/ daß er wider obbemeldte irꝛlehren geſetzet waͤre/ welche den glauben und gute wer- cke in der juſtification zuſammen ſetzen. Denn es redet ja die Formula concordiæ oder ihr verfaſſer hier ſelbſten/ und nicht die Schwenck- feldianer/ ſondern jene opponiren ſich dieſen; Dahero klar/ daß ſie nicht von einer irꝛlehrigen gemeinde/ ſondern wie die worte ſelbſt lauten/ von einer Chriſtlichen/ und auch nicht von der Schwenckfelder prætendirtem auſſer-ordentli- chem und unmittelbaꝛem/ ſondeꝛn von einem or- dentlichem/ das iſt/ nach CHriſti ordnung ein- gerichtetem Proceſs des bannes reden. II. Objicirt ſich p. 459. der Auctor ſelbſt | aus der Formula concordiæ, und zwar aus der Apo- logia Auguſt. conf. von den kloſter-geluͤbden fol. 130. auch einem ſpruch/ welchen die Theo- logi aus Ezech. XX. allegiren von GOttes eigenem geſetze/ und ſolches geſetz austruͤcklich in oppoſitione gegen der menſchen geſetzen ver- ſtehen/ nemlich allhier wider die Papiſtiſchen menſchen-ſatzungen und kloſter-geluͤbde/ wie dorten der Prophet wider der Juden menſchen- lehre von dem verbrennen der liebſten kinder durch opffern/ teſte gloſſa interlineari Lutheri. Denn ſo lauten die worte der Apologiæ: dar- uͤber ſo laͤſtern und ſchmaͤhen ſie CHriſtum/ daß ſie ſagen/ man koͤnne durch kloſter-leben das ewige leben verdienen. GOtt thut ſeinem ei- genem geſetz nicht die ehr/ daß mā durch die wer- cke des geſetzes ſolte das ewige leben verdienen koͤnnen/ wie er NB. klar (und nicht nur ad homi- nem) ſagt Ezech. XX. Jch gab ihnen das geſetz/ durch welches ſie das leben nicht haben koͤnnen. Der Auctor allegirt dieſe worte der Apologiæ nur geſtuͤmmelt/ und laͤſſet den nothwendigen vorſatz aus/ als ob er den fehler/ welchen er zwar wol mercke/ muͤglichſt zu verbergen ſuche/ und ſpecificiret auch (ob es gleich in der Apologia ſelbſt nicht ſtehet) den verſicul, als ob es der 25. verſicul ſey; allein es kan dieſer verſic. in der Apo- logia nicht wol gemeinet werdẽ/ dieweil derſelbe vers nicht vō Gottes eigenẽ geſetz/ wie ſolches der menſchen lehre entgegen geſetzet iſt/ und auch hier der menſchen ſatzungen entgegen geſetzet wird/ redet/ ſondern klar und deutlich von der menſchen lehr. Wolte man aber die wort auff den 11. 13. oder 21. vers des Ezechielianiſchen 20. capitels verſtanden habẽ/ allda Gott von ſei- nem eigenem geſetz redet/ ſo iſt die allegation ſchnur ſtracks wider dẽ text/ mit welchem ſie hier nichts bewieſen/ vielmehr zum widerſpiel gele- genheit gegeben haͤtten; und kan alſo die Apolo- gia in dieſem ſtuͤck auff keinerley weiſe juſtificirt werden/ man mag dannoch den grund-text neh- men/ oder die vulgatam ad hominem, wie es der Autor entſchuldigen will. Denn die vulgata Latina opponirt den 25. vers, doch nicht den menſchen-ſatzungen/ ſondern verſtehet in ſol- chem verſicul die menſchen-lehre/ in welche GOtt die Juden aus gerechtem gericht dahin gegeben/ wie bey S. Paulo die ſelbſt kluge Hei- den in ſchaͤndliche luͤſte/ Rom. I. 24. 25. 26. da die Formula concordiæ von GOttes eigenem geſetz/ wie es den menſchen-ſatzungen opponirt ift/ redet und verſtanden ſeyn wil. Denn es bleibt

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 130. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/426>, abgerufen am 21.12.2024.