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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. IV. Sect. I. Num. IV. Von Origenis lehre.
[Spaltenumbruch] gericht des HErrn herannahet. Wehe
denen die das süsse ins bittere verwan-
deln/ und es alsdenn empfangen werden.
Wenn ihr aber von dem anfang zweifelt
so kan ich in einer unterredung rechen-
schafft geben. Doch thue ich euch dieses
kund/ daß etliche dinge nicht also erklä-
ret wenden können/ sie klar zu verstehen:
Denn die Göttliche weißheit übertrifft
den sinn der menschlichen. etc.

So weit des Manichaei eigene worte/ welche
auch sonst stückweise hin und wieder in den
schrifften seiner wiederleger zu finden sind. Als
in des Alexandri Lycopolitae Tractatu contra
Manichaeos, Tomo XXVII. Biblioth. Patrum,
Lugdun. p. 459. seqq.
Jn Dionis Alexandri-
ni Lib. adv. Manich. ibid. Tom. IV. p. 338.
seqq.
Jn Serapionis Libro ibid. p. 160. seqq.
Item,
bey Leone M. Serm. II. in Pentecost.
und anderswo mehr.

NUM. IV.
Von Origenis lehre.

Allhier wird nicht unangenehm seyn/ dieses
mannes eigene worte und erklärungen von sei-
ner lehre aus dessen übrigen schrifften zu verneh-
men; wiewol dieselben guten theils Petrus Da-
niel Huetius
schon in seinen Origenianis Libro
II. p. 27. seqq.
zusammen getragen hat. Des-
sen spur wir einiger massen/ doch in den wenig-
sten/ hier nachgehen und folgende haupt-puncte
nacheinander ansehen wollen/ zu erläuterung des
III. buchs/ im 2. cap. n. 5. u. f.

1. Von der allgemeinen erlösung
CHristi vor alle creaturen/

Schreibet Hieronymus Epist. LXI. ad Avi-
tum c.
4. also. Origenes, nachdem er gesagt/
daß nach der offenbarung Johannis das
ewige Evangelium d. i. dasjenige wel-
ches in den himmeln seyn würde/ eben so
vor diesem unserem Evangelio vorher-
gehe/ wie die predigt CHristi vor dem
gesetz;
schließt er darauff (welches auch
zu dencken gottloß ist) CHristus werde vor die
seligkeit der bösen geister auch in der lufft und in
den oberen regionen leiden. Und ob ers gleich
nicht gesagt hat/ so folgt doch daraus: Gleich-
wie er vor die menschen mensch worden ist/ sie zu
erlösen: also werde er vor der teuffel heil ein böser
geist werden. etc.

Von diesem letzteren mercket Huetius p. 58.
an/ daß es ihm fälschlich beygemessen werde/
als solte CHristus ein böser geist werden: gleich-
wie ohne dem Hieronymus diese Consequentz
Origeni muthwillig angedichtet hat.

Orosius schreibet im Commonitorio von den
Origenisten also: Von des HErren leibe
haben sie gelehrt/ daß der Sohn GOt-
tes/ ehe er zu uns gekommen/ nicht müs-
sig gewesen/ sondern denen engeln/ ge-
walten und allen oberen die vergebung
geprediget/ und indem er die beschaffen-
heit der gestalt von denen angenommen
die er besuchet/ sey er biß an die sichtbar-
keit des fleisches durch dessen anneh-
mung gekommen.

Und Sulpitius Severus Dial. I. c. 3. gedencket/
man lese in Origenis büchern/ daß wie der
HErr JEsus zur erlösung des menschen
im fleisch kommen ist/ und das creutz vor
[Spaltenumbruch] die seligkeit der menschen erlitten/ und
den tod um des menschen unsterblichkeit
willen geschmecket/ also würde er in sol-
cher ordnung des leidens auch den teuf-
fel erlösen. Weil dieses seiner güte
und gnade gemäß sey/ daß da er den ver-
lohrnen menschen herwieder gebracht/
also er auch den gefallenen engel befrey-
ete.

Origenes selber beweiset dieses offt aus Ephes.
I.
10. und Coloss. l. 20. Homilia X. in Lucam
& Hom. II. in Levit. & Lib. V. in Epist. ad
Rom.
da er auch unter die himmlischen dinge die
sterne zehlet und die geister/ von welchen jene re-
gieret würden.

Jm Comm. in fol. Tom. I. p. 33. schreibet er
also: Dieser (CHristus) ist der grosse
Hohepriester/ nicht nur vor die menschen/
sondern auch
NB. vor alles vernünfftige/
indem er sich selbst zu einem einmal dar-
brachten opffer gegeben. Denn er hat
ohne GOtt einmal den tod geschmecket/

([fremdsprachliches Material - Zeichen fehlt]) welches in etlichen exem-
plari
en Ebr. II. 9. stehet/ durch GOttes
gnade. Er mag nun gleich ohne GOtt
den tod geschmecket haben/ so ist er nicht
nur vor die menschen gestorben/ sondern
auch vor die übrigen verständigen: Oder
er mag durch GOttes gnade den tod ge-
schmecket haben/ so ist er vor alle ohne
GOtt gestorben. Denn es ist auch unge-
reimt/ daß man sage/ er habe den tod vor
die menschliche sünden geschmecket/ nicht
aber auch weiter vor andere/ die ausser den
menschen in sünden wären/ als vor die
sterne. Weil auch die sterne nicht rein
sind vor GOtt/ wie wir in Hiob lesen
c.
XXV.
5. Wenn es nicht hyperbolice gesagt
ist. Darum ist er ein grosser Hoherprie-
ster/ weiler alles in das reich des Vaters
herwieder bringet/
([fremdsprachliches Material - Zeichen fehlt]) und ver-
schaffet/ daß was in einem jeden geschöpf-
fe mangelt/ erfüllet werde/ damit es die
Väterliche herrlichkeit erlange.
Adde
Tom. II. in Joh. p. 58. & 69. Tom. XIII. in
Matth. p.
313.

Und von der verkündigung des Evangeliian alle
Creaturen setzt er im Comm. ad Rom. Lib. I. Wenn
nun CHristus uns nicht ohne dem Evan-
gelio erschienen ist/ so scheint zu folgen/
daß er auch den Englischen orden nicht
ohne Evangelio erschienen sey/ nemlich
mit dem/ welches Johannes das ewige
nennt/ wie gesagt ist. Wenn man aber
muthmassen kan/ daß auch dergleichen
in den übrigen himmlischen orden von
ihm geschehen sey/ so ist er ihnen in der
form/ in welcher ein jeder ist/ erschienen/
und hat frieden verkündiget. Weil er
doch durch das blut seines creutzes be-
friediget nicht nur was auff erden/ son-
dern auch was in den himmeln ist.
Conf.
Homil. 8. in Gen. & Hom. 1. & 2. in Levit. it.
Tom. XV. in Matth. p.
373.

Daß aber CHristus künfftig noch weiter lei-
den werde/ läugnet er austrücklich Lib. V. in
Rom.
und Lib. II. de Princip. c. 3. Dahero man
ihn aus einigen reden unrecht des gegentheils
beschuldiget. Eben wie Damascenus Lib. cont.
Haer.
ihm diese lästerung zuschreibet/ als wenn

CHri-

Th. IV. Sect. I. Num. IV. Von Origenis lehre.
[Spaltenumbruch] gericht des HErrn herannahet. Wehe
denen die das ſuͤſſe ins bittere verwan-
deln/ und es alsdenn empfangen werden.
Wenn ihr aber von dem anfang zweifelt
ſo kan ich in einer unterredung rechen-
ſchafft geben. Doch thue ich euch dieſes
kund/ daß etliche dinge nicht alſo erklaͤ-
ret wenden koͤnnen/ ſie klar zu verſtehen:
Denn die Goͤttliche weißheit uͤbertrifft
den ſinn der menſchlichen. ꝛc.

So weit des Manichæi eigene worte/ welche
auch ſonſt ſtuͤckweiſe hin und wieder in den
ſchrifften ſeiner wiederleger zu finden ſind. Als
in des Alexandri Lycopolitæ Tractatu contra
Manichæos, Tomo XXVII. Biblioth. Patrum,
Lugdun. p. 459. ſeqq.
Jn Dionis Alexandri-
ni Lib. adv. Manich. ibid. Tom. IV. p. 338.
ſeqq.
Jn Serapionis Libro ibid. p. 160. ſeqq.
Item,
bey Leone M. Serm. II. in Pentecoſt.
und anderswo mehr.

NUM. IV.
Von Origenis lehre.

Allhier wird nicht unangenehm ſeyn/ dieſes
mannes eigene worte und erklaͤrungen von ſei-
ner lehre aus deſſen uͤbrigen ſchrifften zu verneh-
men; wiewol dieſelben guten theils Petrus Da-
niel Huetius
ſchon in ſeinen Origenianis Libro
II. p. 27. ſeqq.
zuſammen getragen hat. Deſ-
ſen ſpur wir einiger maſſen/ doch in den wenig-
ſten/ hier nachgehen und folgende haupt-puncte
nacheinander anſehen wollen/ zu erlaͤuterung des
III. buchs/ im 2. cap. n. 5. u. f.

1. Von der allgemeinen erloͤſung
CHriſti vor alle creaturen/

Schreibet Hieronymus Epiſt. LXI. ad Avi-
tum c.
4. alſo. Origenes, nachdem er geſagt/
daß nach der offenbarung Johannis das
ewige Evangelium d. i. dasjenige wel-
ches in den himmeln ſeyn wuͤrde/ eben ſo
vor dieſem unſerem Evangelio vorher-
gehe/ wie die predigt CHriſti vor dem
geſetz;
ſchließt er darauff (welches auch
zu dencken gottloß iſt) CHriſtus werde vor die
ſeligkeit der boͤſen geiſter auch in der lufft und in
den oberen regionen leiden. Und ob ers gleich
nicht geſagt hat/ ſo folgt doch daraus: Gleich-
wie er vor die menſchen menſch worden iſt/ ſie zu
erloͤſen: alſo werde er vor der teuffel heil ein boͤſeꝛ
geiſt werden. ꝛc.

Von dieſem letzteren mercket Huetius p. 58.
an/ daß es ihm faͤlſchlich beygemeſſen werde/
als ſolte CHriſtus ein boͤſer geiſt werden: gleich-
wie ohne dem Hieronymus dieſe Conſequentz
Origeni muthwillig angedichtet hat.

Oroſius ſchreibet im Commonitorio von den
Origeniſten alſo: Von des HErren leibe
haben ſie gelehrt/ daß der Sohn GOt-
tes/ ehe er zu uns gekommen/ nicht muͤſ-
ſig geweſen/ ſondern denen engeln/ ge-
walten und allen oberen die vergebung
geprediget/ und indem er die beſchaffen-
heit der geſtalt von denen angenommen
die er beſuchet/ ſey er biß an die ſichtbar-
keit des fleiſches durch deſſen anneh-
mung gekommen.

Und Sulpitius Severus Dial. I. c. 3. gedencket/
man leſe in Origenis buͤchern/ daß wie der
HErr JEſus zur erloͤſung des menſchen
im fleiſch kommen iſt/ und das creutz vor
[Spaltenumbruch] die ſeligkeit der menſchen erlitten/ und
den tod um des menſchen unſterblichkeit
willen geſchmecket/ alſo wuͤrde er in ſol-
cher ordnung des leidens auch den teuf-
fel erloͤſen. Weil dieſes ſeiner guͤte
und gnade gemaͤß ſey/ daß da er den ver-
lohrnen menſchen herwieder gebracht/
alſo er auch den gefallenen engel befrey-
ete.

Origenes ſelber beweiſet dieſes offt aus Epheſ.
I.
10. und Coloſſ. l. 20. Homilia X. in Lucam
& Hom. II. in Levit. & Lib. V. in Epiſt. ad
Rom.
da er auch unter die himmliſchen dinge die
ſterne zehlet und die geiſter/ von welchen jene re-
gieret wuͤrden.

Jm Comm. in fol. Tom. I. p. 33. ſchreibet er
alſo: Dieſer (CHriſtus) iſt der groſſe
Hoheprieſter/ nicht nur vor die menſchen/
ſondern auch
NB. vor alles vernuͤnfftige/
indem er ſich ſelbſt zu einem einmal dar-
brachten opffer gegeben. Denn er hat
ohne GOtt einmal den tod geſchmecket/

([fremdsprachliches Material – Zeichen fehlt]) welches in etlichen exem-
plari
en Ebr. II. 9. ſtehet/ durch GOttes
gnade. Er mag nun gleich ohne GOtt
den tod geſchmecket haben/ ſo iſt er nicht
nur vor die menſchen geſtorben/ ſondern
auch vor die uͤbrigen verſtaͤndigen: Oder
er mag durch GOttes gnade den tod ge-
ſchmecket haben/ ſo iſt er vor alle ohne
GOtt geſtorben. Denn es iſt auch unge-
reimt/ daß man ſage/ er habe den tod vor
die menſchliche ſuͤnden geſchmecket/ nicht
aber auch weiter vor andere/ die auſſer den
menſchen in ſuͤnden waͤren/ als vor die
ſterne. Weil auch die ſterne nicht rein
ſind vor GOtt/ wie wir in Hiob leſen
c.
XXV.
5. Wenn es nicht hyperbolice geſagt
iſt. Darum iſt er ein groſſer Hoherprie-
ſter/ weiler alles in das reich des Vaters
herwieder bringet/
([fremdsprachliches Material – Zeichen fehlt]) und ver-
ſchaffet/ daß was in einem jeden geſchoͤpf-
fe mangelt/ erfuͤllet werde/ damit es die
Vaͤterliche herrlichkeit erlange.
Adde
Tom. II. in Joh. p. 58. & 69. Tom. XIII. in
Matth. p.
313.

Uñ von der verkuͤndigung des Evangeliian alle
Creaturen ſetzt er im Com̃. ad Rom. Lib. I. Wenn
nun CHriſtus uns nicht ohne dem Evan-
gelio erſchienen iſt/ ſo ſcheint zu folgen/
daß er auch den Engliſchen orden nicht
ohne Evangelio erſchienen ſey/ nemlich
mit dem/ welches Johannes das ewige
nennt/ wie geſagt iſt. Wenn man aber
muthmaſſen kan/ daß auch dergleichen
in den uͤbrigen himmliſchen orden von
ihm geſchehen ſey/ ſo iſt er ihnen in der
form/ in welcher ein jeder iſt/ erſchienen/
und hat frieden verkuͤndiget. Weil er
doch durch das blut ſeines creutzes be-
friediget nicht nur was auff erden/ ſon-
dern auch was in den himmeln iſt.
Conf.
Homil. 8. in Gen. & Hom. 1. & 2. in Levit. it.
Tom. XV. in Matth. p.
373.

Daß aber CHriſtus kuͤnfftig noch weiter lei-
den werde/ laͤugnet er austruͤcklich Lib. V. in
Rom.
und Lib. II. de Princip. c. 3. Dahero man
ihn aus einigen reden unrecht des gegentheils
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Hær.
ihm dieſe laͤſterung zuſchreibet/ als wenn

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[60/0356] Th. IV. Sect. I. Num. IV. Von Origenis lehre. gericht des HErrn herannahet. Wehe denen die das ſuͤſſe ins bittere verwan- deln/ und es alsdenn empfangen werden. Wenn ihr aber von dem anfang zweifelt ſo kan ich in einer unterredung rechen- ſchafft geben. Doch thue ich euch dieſes kund/ daß etliche dinge nicht alſo erklaͤ- ret wenden koͤnnen/ ſie klar zu verſtehen: Denn die Goͤttliche weißheit uͤbertrifft den ſinn der menſchlichen. ꝛc. So weit des Manichæi eigene worte/ welche auch ſonſt ſtuͤckweiſe hin und wieder in den ſchrifften ſeiner wiederleger zu finden ſind. Als in des Alexandri Lycopolitæ Tractatu contra Manichæos, Tomo XXVII. Biblioth. Patrum, Lugdun. p. 459. ſeqq. Jn Dionis Alexandri- ni Lib. adv. Manich. ibid. Tom. IV. p. 338. ſeqq. Jn Serapionis Libro ibid. p. 160. ſeqq. Item, bey Leone M. Serm. II. in Pentecoſt. und anderswo mehr. NUM. IV. Von Origenis lehre. Allhier wird nicht unangenehm ſeyn/ dieſes mannes eigene worte und erklaͤrungen von ſei- ner lehre aus deſſen uͤbrigen ſchrifften zu verneh- men; wiewol dieſelben guten theils Petrus Da- niel Huetius ſchon in ſeinen Origenianis Libro II. p. 27. ſeqq. zuſammen getragen hat. Deſ- ſen ſpur wir einiger maſſen/ doch in den wenig- ſten/ hier nachgehen und folgende haupt-puncte nacheinander anſehen wollen/ zu erlaͤuterung des III. buchs/ im 2. cap. n. 5. u. f. 1. Von der allgemeinen erloͤſung CHriſti vor alle creaturen/ Schreibet Hieronymus Epiſt. LXI. ad Avi- tum c. 4. alſo. Origenes, nachdem er geſagt/ daß nach der offenbarung Johannis das ewige Evangelium d. i. dasjenige wel- ches in den himmeln ſeyn wuͤrde/ eben ſo vor dieſem unſerem Evangelio vorher- gehe/ wie die predigt CHriſti vor dem geſetz; ſchließt er darauff (welches auch zu dencken gottloß iſt) CHriſtus werde vor die ſeligkeit der boͤſen geiſter auch in der lufft und in den oberen regionen leiden. Und ob ers gleich nicht geſagt hat/ ſo folgt doch daraus: Gleich- wie er vor die menſchen menſch worden iſt/ ſie zu erloͤſen: alſo werde er vor der teuffel heil ein boͤſeꝛ geiſt werden. ꝛc. Von dieſem letzteren mercket Huetius p. 58. an/ daß es ihm faͤlſchlich beygemeſſen werde/ als ſolte CHriſtus ein boͤſer geiſt werden: gleich- wie ohne dem Hieronymus dieſe Conſequentz Origeni muthwillig angedichtet hat. Oroſius ſchreibet im Commonitorio von den Origeniſten alſo: Von des HErren leibe haben ſie gelehrt/ daß der Sohn GOt- tes/ ehe er zu uns gekommen/ nicht muͤſ- ſig geweſen/ ſondern denen engeln/ ge- walten und allen oberen die vergebung geprediget/ und indem er die beſchaffen- heit der geſtalt von denen angenommen die er beſuchet/ ſey er biß an die ſichtbar- keit des fleiſches durch deſſen anneh- mung gekommen. Und Sulpitius Severus Dial. I. c. 3. gedencket/ man leſe in Origenis buͤchern/ daß wie der HErr JEſus zur erloͤſung des menſchen im fleiſch kommen iſt/ und das creutz vor die ſeligkeit der menſchen erlitten/ und den tod um des menſchen unſterblichkeit willen geſchmecket/ alſo wuͤrde er in ſol- cher ordnung des leidens auch den teuf- fel erloͤſen. Weil dieſes ſeiner guͤte und gnade gemaͤß ſey/ daß da er den ver- lohrnen menſchen herwieder gebracht/ alſo er auch den gefallenen engel befrey- ete. Origenes ſelber beweiſet dieſes offt aus Epheſ. I. 10. und Coloſſ. l. 20. Homilia X. in Lucam & Hom. II. in Levit. & Lib. V. in Epiſt. ad Rom. da er auch unter die himmliſchen dinge die ſterne zehlet und die geiſter/ von welchen jene re- gieret wuͤrden. Jm Comm. in fol. Tom. I. p. 33. ſchreibet er alſo: Dieſer (CHriſtus) iſt der groſſe Hoheprieſter/ nicht nur vor die menſchen/ ſondern auch NB. vor alles vernuͤnfftige/ indem er ſich ſelbſt zu einem einmal dar- brachten opffer gegeben. Denn er hat ohne GOtt einmal den tod geſchmecket/ (_ ) welches in etlichen exem- plarien Ebr. II. 9. ſtehet/ durch GOttes gnade. Er mag nun gleich ohne GOtt den tod geſchmecket haben/ ſo iſt er nicht nur vor die menſchen geſtorben/ ſondern auch vor die uͤbrigen verſtaͤndigen: Oder er mag durch GOttes gnade den tod ge- ſchmecket haben/ ſo iſt er vor alle ohne GOtt geſtorben. Denn es iſt auch unge- reimt/ daß man ſage/ er habe den tod vor die menſchliche ſuͤnden geſchmecket/ nicht aber auch weiter vor andere/ die auſſer den menſchen in ſuͤnden waͤren/ als vor die ſterne. Weil auch die ſterne nicht rein ſind vor GOtt/ wie wir in Hiob leſen c. XXV. 5. Wenn es nicht hyperbolice geſagt iſt. Darum iſt er ein groſſer Hoherprie- ſter/ weiler alles in das reich des Vaters herwieder bringet/ (_ ) und ver- ſchaffet/ daß was in einem jeden geſchoͤpf- fe mangelt/ erfuͤllet werde/ damit es die Vaͤterliche herrlichkeit erlange. Adde Tom. II. in Joh. p. 58. & 69. Tom. XIII. in Matth. p. 313. Uñ von der verkuͤndigung des Evangeliian alle Creaturen ſetzt er im Com̃. ad Rom. Lib. I. Wenn nun CHriſtus uns nicht ohne dem Evan- gelio erſchienen iſt/ ſo ſcheint zu folgen/ daß er auch den Engliſchen orden nicht ohne Evangelio erſchienen ſey/ nemlich mit dem/ welches Johannes das ewige nennt/ wie geſagt iſt. Wenn man aber muthmaſſen kan/ daß auch dergleichen in den uͤbrigen himmliſchen orden von ihm geſchehen ſey/ ſo iſt er ihnen in der form/ in welcher ein jeder iſt/ erſchienen/ und hat frieden verkuͤndiget. Weil er doch durch das blut ſeines creutzes be- friediget nicht nur was auff erden/ ſon- dern auch was in den himmeln iſt. Conf. Homil. 8. in Gen. & Hom. 1. & 2. in Levit. it. Tom. XV. in Matth. p. 373. Daß aber CHriſtus kuͤnfftig noch weiter lei- den werde/ laͤugnet er austruͤcklich Lib. V. in Rom. und Lib. II. de Princip. c. 3. Dahero man ihn aus einigen reden unrecht des gegentheils beſchuldiget. Eben wie Damaſcenus Lib. cont. Hær. ihm dieſe laͤſterung zuſchreibet/ als wenn CHri-

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 60. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/356>, abgerufen am 20.11.2024.