Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

Bild:
<< vorherige Seite

eines Brieffes von Manichaeo.
[Spaltenumbruch] ewige und herrliche leben haben. Denn
der ist gewißlich selig zu achten/ wel-
cher diese Göttliche erkäntniß er langet
hat/ durch welche er befreyet in dem
ewigen leben bleiben wird.

Der friede des unsichtbaren GOttes
und die erkäntnis der wahrheit sey mit
den heiligen und liebsten brüdern/ wel-
che denen himmlischen geboten glauben
und dienen. Die rechte des lichts be-
wahre euch/ und errette euch von allem
anlauff des bösen/ und von den stricken
dieser welt.

Geliebter bruder/ du hast von dem
schon gehöret/ wovon du mir zu wissen
gethan/ nemlich daß du wissen woltest
von der geburt Adams und Evä/ ob sie
durch das wort geschaffen/ oder aus ei-
nem leibe gezeuget sind. Es soll dir
nach gebühr beantwortet werden. Die-
weil davon in allerhand schrifften und
berichten von vielen auff unterschiedli-
che artgeschrieben worden ist. Darum
ist auch die wahrheit dieser sache/ wie
sie an ihr selbst ist/ allen völckern fast un-
bekant/ und auch allen/ die lange davon

disputiret haben. Denn wenn ihnen ge-
geben wäre/ den ursprung Adams und
Evä recht zu erkennen/ würden sie nie-
mals der vergänglichkeit und dem tod
unterworffen seyn. Es ist aber noth-
wendig zuvor noch mehr zu gedencken/
daß wir ohn allem zweiffel und wancken
zu diesem geheimniß gelangen können.
Derowegen so vernimm zu erst/ was
vor erschaffung der welt gewesen/ und
wie der streit vorgegangen sey/ damit du
die natur des lichts und der finsterniß un-
terscheiden könnest. Denn diese sind
im anfang zwey unterschiedene wesen
gewest: Das reich des lichts hatte
GOtt der vater innen/ welcher in seinem
heiligen ursprung ewig/ in seiner krafft
herrlich/ in seiner natur selbst wahrhaff-
tig/ und in seiner eigenen ewigkeit vol-
ler freuden ist/ und allezeit die weißheit
und die lebens-empfindungen bey sich
hält. Durch welche er auch die 12. thei-
le seines lichts fasset/ nemlich die über-
flüßigen reichthümer seines eigenen
reichs. Jn einem jeglichen aber dieser
theile sind viel tausend unzehlige und
uner meßliche schätze verborgen. Der
Vater selbst aber/ der in seinem lob der
allerhöchste/ und in seiner grösse unbe-
greifflich ist/ hat die seligen und herrli-
chen ewigkeiten
(Secula) bey sich/ da-
von man weder die anzahl noch die weit-
läufftigkeit ergründen kan/ mit wel-
chem dieser heilige und glorwürdigste
Vater lebet: Da er in seinen herrlichen
reichen nichts dürftiges oder schwaches
eingesetzet hat. Es sind aber seine al-
lerherrlichste reiche auff eine lichte und
selige erde gegründet/ damit sie durch
nichts jemals weder beweget noch er-
schüttert werden können.

Neben diesem theil selbiger lichten
und heiligen erde war auch die erde der
[Spaltenumbruch] finsterniß (oder die finstere welt) von
tieffer und unermeßlicher grösse/ in wel-
cher feurige leiber wohnen/ nemlich die
gifftigen geschlechter; dahero kamen
unendliche finsternisse mit ihren eige-
nen ausgeburten/ die dort heraus ent-
sprungen/ und in ihrer natur nicht gnug
werden erkant werden. Uber diesen
waren unflätige und trübe wasser mit
ihren einwohnern/ in welchen inwen-
dig grausame winde mit| ihren Fürsten
und urhebern waren. Wiederum war
eine feurige und verderbliche
region mit
ihren Fürsten und völckern. Jnwen-
dig darinnen war gleichfals ein volck
voller finsterniß und dampf/ darinne
der grausame Fürst und Heerführer aller
wohnet/ welcher unzehlige Fürsten um-
sich herum hatte/ deren aller seele oder
gemüth und ursprung er selber war/
und dieses waren die 5. naturen der gif-
tigen erde.

NUM. III.
Eines Manichaeers schrifft an Augu-
stinum.

Hiernächst findet sich auch im gedachten To-
mo
des Augustini eine unterredung desselben
mit Fortunato einem Manichaeischen Presby-
tero,
daraus wir nur dessen worte excerpiren
und verteutschen wollen/ weil die antwort gar
zu weitläufftig fallen möchte. Es redet aber die-
ser Manichaeer also p. 59. u. f. Es ist auch un-
ser bekäntniß/ daß GOtt unsterblich sey/
daß er lichte/ unzugänglich/ unbegreif-
lich und ohne leidenschafft sey: Daß er
in einem ewigen und eigenen licht woh-
ne/ daß er nichts verderbliches hervor-
bringe/ weder die finsterniß/ noch böse
geister/ noch den satan/ und das nichts
wiedriges in seinem reich gefunden
werden könne. Er hat aber einen Heiland
gesandt/ der ihm gleich ist/ das wort/
das vom anbegin der welt geboren ist/
als es die welt machete/ welches nach er-
schaffung der welt unter die menschen
kommen/ und sich würdige seelen auser-
lesen zu seinem heiligen willen/ die durch
seine himmlische gebote geheiliget/
auch durch denglauben und die erkänt-
niß himmlischer dinge ausgerüstet seyn.
Durch desselben anführung werden
eben diese seelen widerum zum Reiche
GOttes kommen/ krafft seiner verheis-
sung/ da er sagt:
Jch bin der weg/ die war-
heit und die thüre; und: Niemand kan zum
Vater kommen/ als durch mich. Joh. XIV. 6.
Diesen dingen glauben wir/ weil die see-
len anders beschaffen sind/ das ist/ auff
keine andere art zum reich GOttes wie-
derkehren können/ wo sie nicht ihn als
die wahrheit/ den weg und die thüre ge-
funden haben:
Wer mich gesehen hat/ der
hat auch meinen vater gesehen; und: Wer an-
mich gläubet/ der wird den tod nicht schmecken
in ewigkeit. Joh. XIV. 9. V. 24. sondern wird
von dem tod zum leben durchgehen/ und nicht
ins gericht kommen. Diesen dingen glau-
ben wir/ und diß ist der grund unsers
glaubens/ daß wir aus allen kräfften

unsers

eines Brieffes von Manichæo.
[Spaltenumbruch] ewige und herꝛliche leben haben. Denn
der iſt gewißlich ſelig zu achten/ wel-
cher dieſe Goͤttliche erkaͤntniß er langet
hat/ durch welche er befreyet in dem
ewigen leben bleiben wird.

Der friede des unſichtbaren GOttes
und die erkaͤntnis der wahrheit ſey mit
den heiligen und liebſten bruͤdern/ wel-
che denen himmliſchen geboten glauben
und dienen. Die rechte des lichts be-
wahre euch/ und errette euch von allem
anlauff des boͤſen/ und von den ſtricken
dieſer welt.

Geliebter bruder/ du haſt von dem
ſchon gehoͤret/ wovon du mir zu wiſſen
gethan/ nemlich daß du wiſſen wolteſt
von der geburt Adams und Evaͤ/ ob ſie
durch das wort geſchaffen/ oder aus ei-
nem leibe gezeuget ſind. Es ſoll dir
nach gebuͤhr beantwortet werden. Die-
weil davon in allerhand ſchrifften und
berichten von vielen auff unterſchiedli-
che artgeſchrieben worden iſt. Darum
iſt auch die wahrheit dieſer ſache/ wie
ſie an ihr ſelbſt iſt/ allen voͤlckern faſt un-
bekant/ und auch allen/ die lange davon

diſputiret haben. Denn wenn ihnen ge-
geben waͤre/ den urſprung Adams und
Evaͤ recht zu erkennen/ wuͤrden ſie nie-
mals der vergaͤnglichkeit und dem tod
unterworffen ſeyn. Es iſt aber noth-
wendig zuvor noch mehr zu gedencken/
daß wiꝛ ohn allem zweiffel und wancken
zu dieſem geheimniß gelangen koͤnnen.
Derowegen ſo vernimm zu erſt/ was
vor erſchaffung der welt geweſen/ und
wie der ſtreit vorgegangen ſey/ damit du
die natur des lichts und deꝛ finſterniß un-
terſcheiden koͤnneſt. Denn dieſe ſind
im anfang zwey unterſchiedene weſen
geweſt: Das reich des lichts hatte
GOtt der vater innen/ welcher in ſeinem
heiligen urſprung ewig/ in ſeiner krafft
herꝛlich/ in ſeiner natur ſelbſt wahrhaff-
tig/ und in ſeiner eigenen ewigkeit vol-
ler freuden iſt/ und allezeit die weißheit
und die lebens-empfindungen bey ſich
haͤlt. Durch welche er auch die 12. thei-
le ſeines lichts faſſet/ nemlich die uͤber-
fluͤßigen reichthuͤmer ſeines eigenen
reichs. Jn einem jeglichen aber dieſer
theile ſind viel tauſend unzehlige und
uner meßliche ſchaͤtze verborgen. Der
Vater ſelbſt aber/ der in ſeinem lob der
allerhoͤchſte/ und in ſeiner groͤſſe unbe-
greifflich iſt/ hat die ſeligen und herꝛli-
chen ewigkeiten
(Secula) bey ſich/ da-
von man weder die anzahl noch die weit-
laͤufftigkeit ergruͤnden kan/ mit wel-
chem dieſer heilige und glorwuͤrdigſte
Vater lebet: Da er in ſeinen herꝛlichen
reichen nichts duͤrftiges odeꝛ ſchwaches
eingeſetzet hat. Es ſind aber ſeine al-
lerherꝛlichſte reiche auff eine lichte und
ſelige erde gegruͤndet/ damit ſie durch
nichts jemals weder beweget noch er-
ſchuͤttert werden koͤnnen.

Neben dieſem theil ſelbiger lichten
und heiligen erde war auch die erde der
[Spaltenumbruch] finſterniß (oder die finſtere welt) von
tieffer und unermeßlicher groͤſſe/ in wel-
cher feurige leiber wohnen/ nemlich die
gifftigen geſchlechter; dahero kamen
unendliche finſterniſſe mit ihren eige-
nen ausgeburten/ die dort heraus ent-
ſprungen/ und in ihrer natur nicht gnug
werden erkant werden. Uber dieſen
waren unflaͤtige und truͤbe waſſer mit
ihren einwohnern/ in welchen inwen-
dig grauſame winde mit| ihren Fuͤrſten
und urhebern waren. Wiederum war
eine feurige und verderbliche
region mit
ihren Fuͤrſten und voͤlckern. Jnwen-
dig darinnen war gleichfals ein volck
voller finſterniß und dampf/ darinne
der grauſame Fuͤrſt und Heerfuͤhrer aller
wohnet/ welcher unzehlige Fuͤrſten um-
ſich herum hatte/ deren aller ſeele oder
gemuͤth und urſprung er ſelber war/
und dieſes waren die 5. naturen der gif-
tigen erde.

NUM. III.
Eines Manichæers ſchrifft an Augu-
ſtinum.

Hiernaͤchſt findet ſich auch im gedachten To-
mo
des Auguſtini eine unterredung deſſelben
mit Fortunato einem Manichæiſchen Presby-
tero,
daraus wir nur deſſen worte excerpiren
und verteutſchen wollen/ weil die antwort gar
zu weitlaͤufftig fallen moͤchte. Es redet aber die-
ſer Manichæer alſo p. 59. u. f. Es iſt auch un-
ſer bekaͤntniß/ daß GOtt unſterblich ſey/
daß er lichte/ unzugaͤnglich/ unbegreif-
lich und ohne leidenſchafft ſey: Daß er
in einem ewigen und eigenen licht woh-
ne/ daß er nichts verderbliches hervor-
bringe/ weder die finſterniß/ noch boͤſe
geiſter/ noch den ſatan/ und das nichts
wiedriges in ſeinem reich gefunden
werden koͤñe. Er hat aber einen Heiland
geſandt/ der ihm gleich iſt/ das wort/
das vom anbegin der welt geboren iſt/
als es die welt machete/ welches nach er-
ſchaffung der welt unter die menſchen
kommen/ und ſich wuͤrdige ſeelen auser-
leſen zu ſeinem heiligen willen/ die durch
ſeine himmliſche gebote geheiliget/
auch durch denglauben und die erkaͤnt-
niß himmliſcher dinge ausgeruͤſtet ſeyn.
Durch deſſelben anfuͤhrung werden
eben dieſe ſeelen widerum zum Reiche
GOttes kommen/ krafft ſeiner verheiſ-
ſung/ da er ſagt:
Jch bin der weg/ die war-
heit und die thuͤre; und: Niemand kan zum
Vater kommen/ als durch mich. Joh. XIV. 6.
Dieſen dingen glauben wir/ weil die ſee-
len anders beſchaffen ſind/ das iſt/ auff
keine andere art zum reich GOttes wie-
derkehren koͤnnen/ wo ſie nicht ihn als
die wahrheit/ den weg und die thuͤre ge-
funden haben:
Wer mich geſehen hat/ der
hat auch meinen vater geſehen; und: Wer an-
mich glaͤubet/ der wird den tod nicht ſchmecken
in ewigkeit. Joh. XIV. 9. V. 24. ſondern wird
von dem tod zum leben durchgehen/ und nicht
ins gericht kommen. Dieſen dingen glau-
ben wir/ und diß iſt der grund unſers
glaubens/ daß wir aus allen kraͤfften

unſers
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p>
              <pb facs="#f0351" n="55"/>
              <fw place="top" type="header">eines Brieffes von <hi rendition="#aq">Manichæo.</hi></fw><lb/>
              <cb/> <hi rendition="#fr">ewige und her&#xA75B;liche leben haben. Denn<lb/>
der i&#x017F;t gewißlich &#x017F;elig zu achten/ wel-<lb/>
cher die&#x017F;e Go&#x0364;ttliche erka&#x0364;ntniß er langet<lb/>
hat/ durch welche er befreyet in dem<lb/>
ewigen leben bleiben wird.</hi> </p><lb/>
            <p> <hi rendition="#fr">Der friede des un&#x017F;ichtbaren GOttes<lb/>
und die erka&#x0364;ntnis der wahrheit &#x017F;ey mit<lb/>
den heiligen und lieb&#x017F;ten bru&#x0364;dern/ wel-<lb/>
che denen himmli&#x017F;chen geboten glauben<lb/>
und dienen. Die rechte des lichts be-<lb/>
wahre euch/ und errette euch von allem<lb/>
anlauff des bo&#x0364;&#x017F;en/ und von den &#x017F;tricken<lb/>
die&#x017F;er welt.</hi> </p><lb/>
            <p><hi rendition="#fr">Geliebter bruder/ du ha&#x017F;t von dem<lb/>
&#x017F;chon geho&#x0364;ret/ wovon du mir zu wi&#x017F;&#x017F;en<lb/>
gethan/ nemlich daß du wi&#x017F;&#x017F;en wolte&#x017F;t<lb/>
von der geburt Adams und Eva&#x0364;/ ob &#x017F;ie<lb/>
durch das wort ge&#x017F;chaffen/ oder aus ei-<lb/>
nem leibe gezeuget &#x017F;ind. Es &#x017F;oll dir<lb/>
nach gebu&#x0364;hr beantwortet werden. Die-<lb/>
weil davon in allerhand &#x017F;chrifften und<lb/>
berichten von vielen auff unter&#x017F;chiedli-<lb/>
che artge&#x017F;chrieben worden i&#x017F;t. Darum<lb/>
i&#x017F;t auch die wahrheit die&#x017F;er &#x017F;ache/ wie<lb/>
&#x017F;ie an ihr &#x017F;elb&#x017F;t i&#x017F;t/ allen vo&#x0364;lckern fa&#x017F;t un-<lb/>
bekant/ und auch allen/ die lange davon</hi><lb/><hi rendition="#aq">di&#x017F;putir</hi><hi rendition="#fr">et haben. Denn wenn ihnen ge-<lb/>
geben wa&#x0364;re/ den ur&#x017F;prung Adams und<lb/>
Eva&#x0364; recht zu erkennen/ wu&#x0364;rden &#x017F;ie nie-<lb/>
mals der verga&#x0364;nglichkeit und dem tod<lb/>
unterworffen &#x017F;eyn. Es i&#x017F;t aber noth-<lb/>
wendig zuvor noch mehr zu gedencken/<lb/>
daß wi&#xA75B; ohn allem zweiffel und wancken<lb/>
zu die&#x017F;em geheimniß gelangen ko&#x0364;nnen.<lb/>
Derowegen &#x017F;o vernimm zu er&#x017F;t/ was<lb/>
vor er&#x017F;chaffung der welt gewe&#x017F;en/ und<lb/>
wie der &#x017F;treit vorgegangen &#x017F;ey/ damit du<lb/>
die natur des lichts und de&#xA75B; fin&#x017F;terniß un-<lb/>
ter&#x017F;cheiden ko&#x0364;nne&#x017F;t. Denn die&#x017F;e &#x017F;ind<lb/>
im anfang zwey unter&#x017F;chiedene we&#x017F;en<lb/>
gewe&#x017F;t: Das reich des lichts hatte<lb/>
GOtt der vater innen/ welcher in &#x017F;einem<lb/>
heiligen ur&#x017F;prung ewig/ in &#x017F;einer krafft<lb/>
her&#xA75B;lich/ in &#x017F;einer natur &#x017F;elb&#x017F;t wahrhaff-<lb/>
tig/ und in &#x017F;einer eigenen ewigkeit vol-<lb/>
ler freuden i&#x017F;t/ und allezeit die weißheit<lb/>
und die lebens-empfindungen bey &#x017F;ich<lb/>
ha&#x0364;lt. Durch welche er auch die 12. thei-<lb/>
le &#x017F;eines lichts fa&#x017F;&#x017F;et/ nemlich die u&#x0364;ber-<lb/>
flu&#x0364;ßigen reichthu&#x0364;mer &#x017F;eines eigenen<lb/>
reichs. Jn einem jeglichen aber die&#x017F;er<lb/>
theile &#x017F;ind viel tau&#x017F;end unzehlige und<lb/>
uner meßliche &#x017F;cha&#x0364;tze verborgen. Der<lb/>
Vater &#x017F;elb&#x017F;t aber/ der in &#x017F;einem lob der<lb/>
allerho&#x0364;ch&#x017F;te/ und in &#x017F;einer gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e unbe-<lb/>
greifflich i&#x017F;t/ hat die &#x017F;eligen und her&#xA75B;li-<lb/>
chen ewigkeiten</hi> (<hi rendition="#aq">Secula</hi>) <hi rendition="#fr">bey &#x017F;ich/ da-<lb/>
von man weder die anzahl noch die weit-<lb/>
la&#x0364;ufftigkeit ergru&#x0364;nden kan/ mit wel-<lb/>
chem die&#x017F;er heilige und glorwu&#x0364;rdig&#x017F;te<lb/>
Vater lebet: Da er in &#x017F;einen her&#xA75B;lichen<lb/>
reichen nichts du&#x0364;rftiges ode&#xA75B; &#x017F;chwaches<lb/>
einge&#x017F;etzet hat. Es &#x017F;ind aber &#x017F;eine al-<lb/>
lerher&#xA75B;lich&#x017F;te reiche auff eine lichte und<lb/>
&#x017F;elige erde gegru&#x0364;ndet/ damit &#x017F;ie durch<lb/>
nichts jemals weder beweget noch er-<lb/>
&#x017F;chu&#x0364;ttert werden ko&#x0364;nnen.</hi></p><lb/>
            <p> <hi rendition="#fr">Neben die&#x017F;em theil &#x017F;elbiger lichten<lb/>
und heiligen erde war auch die erde der<lb/><cb/>
fin&#x017F;terniß (oder die fin&#x017F;tere welt) von<lb/>
tieffer und unermeßlicher gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e/ in wel-<lb/>
cher feurige leiber wohnen/ nemlich die<lb/>
gifftigen ge&#x017F;chlechter; dahero kamen<lb/>
unendliche fin&#x017F;terni&#x017F;&#x017F;e mit ihren eige-<lb/>
nen ausgeburten/ die dort heraus ent-<lb/>
&#x017F;prungen/ und in ihrer natur nicht gnug<lb/>
werden erkant werden. Uber die&#x017F;en<lb/>
waren unfla&#x0364;tige und tru&#x0364;be wa&#x017F;&#x017F;er mit<lb/>
ihren einwohnern/ in welchen inwen-<lb/>
dig grau&#x017F;ame winde mit| ihren Fu&#x0364;r&#x017F;ten<lb/>
und urhebern waren. Wiederum war<lb/>
eine feurige und verderbliche</hi> <hi rendition="#aq">region</hi> <hi rendition="#fr">mit<lb/>
ihren Fu&#x0364;r&#x017F;ten und vo&#x0364;lckern. Jnwen-<lb/>
dig darinnen war gleichfals ein volck<lb/>
voller fin&#x017F;terniß und dampf/ darinne<lb/>
der grau&#x017F;ame Fu&#x0364;r&#x017F;t und Heerfu&#x0364;hrer aller<lb/>
wohnet/ welcher unzehlige Fu&#x0364;r&#x017F;ten um-<lb/>
&#x017F;ich herum hatte/ deren aller &#x017F;eele oder<lb/>
gemu&#x0364;th und ur&#x017F;prung er &#x017F;elber war/<lb/>
und die&#x017F;es waren die 5. naturen der gif-<lb/>
tigen erde.</hi> </p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">NUM</hi>. III.</hi><lb/>
Eines <hi rendition="#aq">Manichæ</hi>ers &#x017F;chrifft an <hi rendition="#aq">Augu-<lb/>
&#x017F;tinum.</hi></head><lb/>
            <p>Hierna&#x0364;ch&#x017F;t findet &#x017F;ich auch im gedachten <hi rendition="#aq">To-<lb/>
mo</hi> des <hi rendition="#aq">Augu&#x017F;tini</hi> eine unterredung de&#x017F;&#x017F;elben<lb/>
mit <hi rendition="#aq">Fortunato</hi> einem <hi rendition="#aq">Manichæi</hi>&#x017F;chen <hi rendition="#aq">Presby-<lb/>
tero,</hi> daraus wir nur de&#x017F;&#x017F;en worte <hi rendition="#aq">excerpir</hi>en<lb/>
und verteut&#x017F;chen wollen/ weil die antwort gar<lb/>
zu weitla&#x0364;ufftig fallen mo&#x0364;chte. Es redet aber die-<lb/>
&#x017F;er <hi rendition="#aq">Manichæ</hi>er al&#x017F;o <hi rendition="#aq">p.</hi> 59. u. f. <hi rendition="#fr">Es i&#x017F;t auch un-<lb/>
&#x017F;er beka&#x0364;ntniß/ daß GOtt un&#x017F;terblich &#x017F;ey/<lb/>
daß er lichte/ unzuga&#x0364;nglich/ unbegreif-<lb/>
lich und ohne leiden&#x017F;chafft &#x017F;ey: Daß er<lb/>
in einem ewigen und eigenen licht woh-<lb/>
ne/ daß er nichts verderbliches hervor-<lb/>
bringe/ weder die fin&#x017F;terniß/ noch bo&#x0364;&#x017F;e<lb/>
gei&#x017F;ter/ noch den &#x017F;atan/ und das nichts<lb/>
wiedriges in &#x017F;einem reich gefunden<lb/>
werden ko&#x0364;n&#x0303;e. Er hat aber einen Heiland<lb/>
ge&#x017F;andt/ der ihm gleich i&#x017F;t/ das wort/<lb/>
das vom anbegin der welt geboren i&#x017F;t/<lb/>
als es die welt machete/ welches nach er-<lb/>
&#x017F;chaffung der welt unter die men&#x017F;chen<lb/>
kommen/ und &#x017F;ich wu&#x0364;rdige &#x017F;eelen auser-<lb/>
le&#x017F;en zu &#x017F;einem heiligen willen/ die durch<lb/>
&#x017F;eine himmli&#x017F;che gebote geheiliget/<lb/>
auch durch denglauben und die erka&#x0364;nt-<lb/>
niß himmli&#x017F;cher dinge ausgeru&#x0364;&#x017F;tet &#x017F;eyn.<lb/>
Durch de&#x017F;&#x017F;elben anfu&#x0364;hrung werden<lb/>
eben die&#x017F;e &#x017F;eelen widerum zum Reiche<lb/>
GOttes kommen/ krafft &#x017F;einer verhei&#x017F;-<lb/>
&#x017F;ung/ da er &#x017F;agt:</hi> Jch bin der weg/ die war-<lb/>
heit und die thu&#x0364;re; <hi rendition="#fr">und:</hi> Niemand kan zum<lb/>
Vater kommen/ als durch mich. <hi rendition="#aq">Joh. XIV.</hi> 6.<lb/><hi rendition="#fr">Die&#x017F;en dingen glauben wir/ weil die &#x017F;ee-<lb/>
len anders be&#x017F;chaffen &#x017F;ind/ das i&#x017F;t/ auff<lb/>
keine andere art zum reich GOttes wie-<lb/>
derkehren ko&#x0364;nnen/ wo &#x017F;ie nicht ihn als<lb/>
die wahrheit/ den weg und die thu&#x0364;re ge-<lb/>
funden haben:</hi> Wer mich ge&#x017F;ehen hat/ der<lb/>
hat auch meinen vater ge&#x017F;ehen; <hi rendition="#fr">und:</hi> Wer an-<lb/>
mich gla&#x0364;ubet/ der wird den tod nicht &#x017F;chmecken<lb/>
in ewigkeit. <hi rendition="#aq">Joh. XIV. 9. V.</hi> 24. &#x017F;ondern wird<lb/>
von dem tod zum leben durchgehen/ und nicht<lb/>
ins gericht kommen. <hi rendition="#fr">Die&#x017F;en dingen glau-<lb/>
ben wir/ und diß i&#x017F;t der grund un&#x017F;ers<lb/>
glaubens/ daß wir aus allen kra&#x0364;fften</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">un&#x017F;ers</hi></fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[55/0351] eines Brieffes von Manichæo. ewige und herꝛliche leben haben. Denn der iſt gewißlich ſelig zu achten/ wel- cher dieſe Goͤttliche erkaͤntniß er langet hat/ durch welche er befreyet in dem ewigen leben bleiben wird. Der friede des unſichtbaren GOttes und die erkaͤntnis der wahrheit ſey mit den heiligen und liebſten bruͤdern/ wel- che denen himmliſchen geboten glauben und dienen. Die rechte des lichts be- wahre euch/ und errette euch von allem anlauff des boͤſen/ und von den ſtricken dieſer welt. Geliebter bruder/ du haſt von dem ſchon gehoͤret/ wovon du mir zu wiſſen gethan/ nemlich daß du wiſſen wolteſt von der geburt Adams und Evaͤ/ ob ſie durch das wort geſchaffen/ oder aus ei- nem leibe gezeuget ſind. Es ſoll dir nach gebuͤhr beantwortet werden. Die- weil davon in allerhand ſchrifften und berichten von vielen auff unterſchiedli- che artgeſchrieben worden iſt. Darum iſt auch die wahrheit dieſer ſache/ wie ſie an ihr ſelbſt iſt/ allen voͤlckern faſt un- bekant/ und auch allen/ die lange davon diſputiret haben. Denn wenn ihnen ge- geben waͤre/ den urſprung Adams und Evaͤ recht zu erkennen/ wuͤrden ſie nie- mals der vergaͤnglichkeit und dem tod unterworffen ſeyn. Es iſt aber noth- wendig zuvor noch mehr zu gedencken/ daß wiꝛ ohn allem zweiffel und wancken zu dieſem geheimniß gelangen koͤnnen. Derowegen ſo vernimm zu erſt/ was vor erſchaffung der welt geweſen/ und wie der ſtreit vorgegangen ſey/ damit du die natur des lichts und deꝛ finſterniß un- terſcheiden koͤnneſt. Denn dieſe ſind im anfang zwey unterſchiedene weſen geweſt: Das reich des lichts hatte GOtt der vater innen/ welcher in ſeinem heiligen urſprung ewig/ in ſeiner krafft herꝛlich/ in ſeiner natur ſelbſt wahrhaff- tig/ und in ſeiner eigenen ewigkeit vol- ler freuden iſt/ und allezeit die weißheit und die lebens-empfindungen bey ſich haͤlt. Durch welche er auch die 12. thei- le ſeines lichts faſſet/ nemlich die uͤber- fluͤßigen reichthuͤmer ſeines eigenen reichs. Jn einem jeglichen aber dieſer theile ſind viel tauſend unzehlige und uner meßliche ſchaͤtze verborgen. Der Vater ſelbſt aber/ der in ſeinem lob der allerhoͤchſte/ und in ſeiner groͤſſe unbe- greifflich iſt/ hat die ſeligen und herꝛli- chen ewigkeiten (Secula) bey ſich/ da- von man weder die anzahl noch die weit- laͤufftigkeit ergruͤnden kan/ mit wel- chem dieſer heilige und glorwuͤrdigſte Vater lebet: Da er in ſeinen herꝛlichen reichen nichts duͤrftiges odeꝛ ſchwaches eingeſetzet hat. Es ſind aber ſeine al- lerherꝛlichſte reiche auff eine lichte und ſelige erde gegruͤndet/ damit ſie durch nichts jemals weder beweget noch er- ſchuͤttert werden koͤnnen. Neben dieſem theil ſelbiger lichten und heiligen erde war auch die erde der finſterniß (oder die finſtere welt) von tieffer und unermeßlicher groͤſſe/ in wel- cher feurige leiber wohnen/ nemlich die gifftigen geſchlechter; dahero kamen unendliche finſterniſſe mit ihren eige- nen ausgeburten/ die dort heraus ent- ſprungen/ und in ihrer natur nicht gnug werden erkant werden. Uber dieſen waren unflaͤtige und truͤbe waſſer mit ihren einwohnern/ in welchen inwen- dig grauſame winde mit| ihren Fuͤrſten und urhebern waren. Wiederum war eine feurige und verderbliche region mit ihren Fuͤrſten und voͤlckern. Jnwen- dig darinnen war gleichfals ein volck voller finſterniß und dampf/ darinne der grauſame Fuͤrſt und Heerfuͤhrer aller wohnet/ welcher unzehlige Fuͤrſten um- ſich herum hatte/ deren aller ſeele oder gemuͤth und urſprung er ſelber war/ und dieſes waren die 5. naturen der gif- tigen erde. NUM. III. Eines Manichæers ſchrifft an Augu- ſtinum. Hiernaͤchſt findet ſich auch im gedachten To- mo des Auguſtini eine unterredung deſſelben mit Fortunato einem Manichæiſchen Presby- tero, daraus wir nur deſſen worte excerpiren und verteutſchen wollen/ weil die antwort gar zu weitlaͤufftig fallen moͤchte. Es redet aber die- ſer Manichæer alſo p. 59. u. f. Es iſt auch un- ſer bekaͤntniß/ daß GOtt unſterblich ſey/ daß er lichte/ unzugaͤnglich/ unbegreif- lich und ohne leidenſchafft ſey: Daß er in einem ewigen und eigenen licht woh- ne/ daß er nichts verderbliches hervor- bringe/ weder die finſterniß/ noch boͤſe geiſter/ noch den ſatan/ und das nichts wiedriges in ſeinem reich gefunden werden koͤñe. Er hat aber einen Heiland geſandt/ der ihm gleich iſt/ das wort/ das vom anbegin der welt geboren iſt/ als es die welt machete/ welches nach er- ſchaffung der welt unter die menſchen kommen/ und ſich wuͤrdige ſeelen auser- leſen zu ſeinem heiligen willen/ die durch ſeine himmliſche gebote geheiliget/ auch durch denglauben und die erkaͤnt- niß himmliſcher dinge ausgeruͤſtet ſeyn. Durch deſſelben anfuͤhrung werden eben dieſe ſeelen widerum zum Reiche GOttes kommen/ krafft ſeiner verheiſ- ſung/ da er ſagt: Jch bin der weg/ die war- heit und die thuͤre; und: Niemand kan zum Vater kommen/ als durch mich. Joh. XIV. 6. Dieſen dingen glauben wir/ weil die ſee- len anders beſchaffen ſind/ das iſt/ auff keine andere art zum reich GOttes wie- derkehren koͤnnen/ wo ſie nicht ihn als die wahrheit/ den weg und die thuͤre ge- funden haben: Wer mich geſehen hat/ der hat auch meinen vater geſehen; und: Wer an- mich glaͤubet/ der wird den tod nicht ſchmecken in ewigkeit. Joh. XIV. 9. V. 24. ſondern wird von dem tod zum leben durchgehen/ und nicht ins gericht kommen. Dieſen dingen glau- ben wir/ und diß iſt der grund unſers glaubens/ daß wir aus allen kraͤfften unſers

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/351
Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 55. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/351>, abgerufen am 21.12.2024.