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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Conrado Potinio, Joach. Betkio, Christian Hohburg und Seidenbechern.
[Spaltenumbruch] Jahr
MDC.
biß
MDCC.
an eine beruffene Academie allein gesandt
wird/ bey welcher ein paar/ gleich drey o-
der vier zusammen geschworne
Rabbinen
anzutreffen sind die sollen ihre meinung

tanquam ex tripode sive Apollinis Oraculo
von sich schreiben. Was nun vor ein
judicium da geschmidet/ und der ansu-
chenden Bürgerschafft in Christo mit
hoher andacht zugesendet wird/ dabey
[Spaltenumbruch] bleibt man
&c. Aus diesem und dergleichenJahr
MDC.
biß
MDCC.

siehet man/ daß Seidenbecher dergleichen Pro-
ceß nicht allein um des Chiliasmi willen er-
fahren/ sondern auch anderer puncte wegen.
Wie ihn denn die Jenischen Theologi in der
Censura Stengeriana pag. 253. auch darinnen
vor irrig erkläret haben/ daß er die Heiden nicht
von der Seligkeit völlig ausschliessen wol-
len.

Das XIV. Capitel.
Von Johann Melchior Stengern und Henrico Amersbachen.
[Spaltenumbruch]

§. 1.

Stengers
leben/

DIese beyde Prediger unter den Luthera-
nern haben auch wie die vorigen von de-
nen andern viel widerspruch erfahren/
und zwar nach unterschiedlicher veranlassung
und umständen. Jener (welchen ich diesem/
ob er wol jünger gewesen/ anderer umstände hal-
ben/ vorsetze) war seiner ankunfft nach aus
Erffurt eines Senioris daselbst sohn/ in seiner
jugend auff der Jenischen/ Leiptziger/ Witten-
berger/ Straßburger/ und Erffurter Universi-
t
äten ziemlich exercirt/ und endlich anno 1666.
in Erffurt zum Diaconat bey der Prediger-kir-
che beruffen. Anfänglich hielte man ihn vor
Orthodox, so daß sein scharffer widersacher
Daniel Hartnaccius in Continuat. Histor.
Micrael. p.
1078. selbst gestehet/ daß gantz Erf-
furt 3. jahr lang zu Stengers erster schrifft stille
geschwiegen. Er selbsten erzehlet in seinem
demütigsten wiederruff p. 9. daß sein büch-
lein oder fragen vom wahren Christenthum/
von dem Seniore Ministerii censiret/ und für
und erste
orthodo-
xia.
Orthodox erkläret/ auch D. Johann Musaeo
nach Jena geschicket worden/ welcher alles gut
seyn lassen/ biß Stengers feinde lermen ge-
macht. Absonderlich aber hernach auch das
Ministerium zu Franckfurt am Mayn in einem
öffentlichen Responso ihn von allen ketzereyen
absolvirt/ und wider die andern ausführlich ge-
schützet/ wie im gedachten buch P. V. p. 1. u. f.
zu sehen/ dabey er zwar unterschiedliches noch
erinnert.

Anfang
des streits.

2. Es währet aber nicht lange/ so gehet an
no
1669. da die gedachten fragen herauskom-
men/ derstreit wider ihn an. Stengers Colle-
ga
und Pastor an der Predigerkirche M. Hertz
beginnet nach andern privat streitigkeiten/ (die
Stengers bericht nach aus fleischlichenaffecten/
als mißgunst/ hochmuth/ geitz und dergleichen
hergerühret) dieses büchlein als irrig auszu-
tragen/ selbiges ein Eulenspiegels- und
Marcolphus-buch zu nennen/ und bey dem
Rath und andern in Erffurt als höchstgefähr-
lich anzugeben. Stenger aber giebet anno 1670.
ein buch/ Einschärffung genant/ heraus/
darinnen er einige puncte weiter ausführet.
Dieses machet seinen Pastoren noch unwilliger/
daß er an die Wittenberger schreibet und ihn
als einen ketzer angiebet/ auch ihn auff dem
Rathhaus öffentlich einen ketzer schilt/ wie im
gedachten wiederruff p. 27. u. f. zu lesen. Ehe
wir aber den fortgang dieses streits beschreiben/
wollen wir erst Stengers schrifften/ darüber je-
Schriff-
ten.
ner entstanden/ benennen.

3. Die erste schrifft war
Ein buch vor die/ so ihr Christenthum
[Spaltenumbruch] wollen lernen besser und gründlicher
verstehen/ und den rechten weg zur selig-
keit von andern falschen irrwegen genau
unterscheiden/ da denn die falsche heut
zu tage überaus gemeine busse wird viel-
fältiger mängel gantz klärlich überfüh-
ret/ und der eingebildete trost des un-
fruchtbaren Larven-glaubens der Heu-
chel-Christen benommen/ zugleich auch
der guten wercke höchste nothwendig-
keit (doch der Evangelischen lehre vom
allein seligmachenden glauben nichts
vergeben) etwas schärffer getrieben
wird.
Erffurt 1669. in 4to.

Einschärffung zweyer nützlicher zum
wahren Christenthum gehöriger lehr-
puncten/ die rechtschaffenen Christen
im lauff der Gottseligkeit zu stärcken/
die Wahn-Christen aber zu warnen/
und aus dem schlaff der sicherheit zu we-
cken.
Erffurt 1670. in 4to.

Hernach hater nach entstandenem streit fol-
gendes geschrieben.

Antwort auff das läster-buch Daniel
Hartnacs 1670. in
4to.

Palinodia Stengeriana, das ist demüthi-
ger wiederruff aller derer schrecklichen
ketzerhafften lehren/ in denen Joh.
Melch.
Stenger sich zeithero leider sehr ver-
tiefft gehabt;
gedrucket zu Wittenberg
anno 71.

Apologia und antwort auff derer Je-
nischen Theologen unge gründeten be-
richt.
Franckfurth an der Oder 1672.

Historiae Ecclesiasticae apospasmadion, anno
1681.

4. Die materie des streits ist guten theils
über Stengers vorhaben die leute zur wahren
busse zu bringen hergekommen/ da er die schwe-
rigkeit der elben und die unumgängliche noth-
wendigkeit nebenst andern puncten sehr eifrig
getrieben. Wie er denn hin und wieder von sich
selbst bekennet/ daß er alsbald nach antretung
seines amtes einen ernstlichen vorsatz gehabt die
buß-lehre recht zu treiben. Er hat aber selbst
die summam seines vortragsin der Einschärf-
fung
p. 1. in diese 2. sätze eingeschlossen:

1. Wer an seinem letzten ende nichtSeine
lehrfätze
von der
busse.

auch hat das gute zeugniß eines in die-
ser welt heilig und CHristi gebotenge-
mäß geführten wandels/ der stirbt un-
selig und komt
(von dem was gewöhnlich
und ordentlicher weise zu reden geschicht)
nicht ins Reich GOttes.

2. Die grosse busse wird von wahren
kindern GOttes so offt nicht wiederho-

let/ als

Conrado Potinio, Joach. Betkio, Chriſtian Hohburg und Seidenbechern.
[Spaltenumbruch] Jahr
MDC.
biß
MDCC.
an eine beruffene Academie allein geſandt
wird/ bey welcher ein paar/ gleich drey o-
der vier zuſammen geſchworne
Rabbinen
anzutreffen ſind die ſollen ihre meinung

tanquam ex tripode ſive Apollinis Oraculo
von ſich ſchreiben. Was nun vor ein
judicium da geſchmidet/ und der anſu-
chenden Buͤrgerſchafft in Chriſto mit
hoher andacht zugeſendet wird/ dabey
[Spaltenumbruch] bleibt man
&c. Aus dieſem und dergleichenJahr
MDC.
biß
MDCC.

ſiehet man/ daß Seidenbecher dergleichen Pro-
ceß nicht allein um des Chiliasmi willen er-
fahren/ ſondern auch anderer puncte wegen.
Wie ihn denn die Jeniſchen Theologi in der
Cenſura Stengeriana pag. 253. auch darinnen
vor irrig erklaͤret haben/ daß er die Heiden nicht
von der Seligkeit voͤllig ausſchlieſſen wol-
len.

Das XIV. Capitel.
Von Johann Melchior Stengern und Henrico Amersbachen.
[Spaltenumbruch]

§. 1.

Stengers
leben/

DIeſe beyde Prediger unter den Luthera-
nern haben auch wie die vorigen von de-
nen andern viel widerſpruch erfahren/
und zwar nach unterſchiedlicher veranlaſſung
und umſtaͤnden. Jener (welchen ich dieſem/
ob er wol juͤnger geweſen/ anderer umſtaͤnde hal-
ben/ vorſetze) war ſeiner ankunfft nach aus
Erffurt eines Senioris daſelbſt ſohn/ in ſeiner
jugend auff der Jeniſchen/ Leiptziger/ Witten-
berger/ Straßburger/ und Erffurter Univerſi-
t
aͤten ziemlich exercirt/ und endlich anno 1666.
in Erffurt zum Diaconat bey der Prediger-kir-
che beruffen. Anfaͤnglich hielte man ihn vor
Orthodox, ſo daß ſein ſcharffer widerſacher
Daniel Hartnaccius in Continuat. Hiſtor.
Micræl. p.
1078. ſelbſt geſtehet/ daß gantz Erf-
furt 3. jahr lang zu Stengers erſter ſchrifft ſtille
geſchwiegen. Er ſelbſten erzehlet in ſeinem
demuͤtigſten wiederruff p. 9. daß ſein buͤch-
lein oder fragen vom wahren Chriſtenthum/
von dem Seniore Miniſterii cenſiret/ und fuͤr
und erſte
orthodo-
xia.
Orthodox erklaͤret/ auch D. Johann Muſæo
nach Jena geſchicket worden/ welcher alles gut
ſeyn laſſen/ biß Stengers feinde lermen ge-
macht. Abſonderlich aber hernach auch das
Miniſterium zu Franckfurt am Mayn in einem
oͤffentlichen Reſponſo ihn von allen ketzereyen
abſolvirt/ und wider die andern ausfuͤhrlich ge-
ſchuͤtzet/ wie im gedachten buch P. V. p. 1. u. f.
zu ſehen/ dabey er zwar unterſchiedliches noch
erinnert.

Anfang
des ſtreits.

2. Es waͤhret aber nicht lange/ ſo gehet an
no
1669. da die gedachten fragen herauskom-
men/ derſtreit wider ihn an. Stengers Colle-
ga
und Paſtor an der Predigerkirche M. Hertz
beginnet nach andern privat ſtreitigkeiten/ (die
Stengers bericht nach aus fleiſchlichenaffecten/
als mißgunſt/ hochmuth/ geitz und dergleichen
hergeruͤhret) dieſes buͤchlein als irrig auszu-
tragen/ ſelbiges ein Eulenſpiegels- und
Marcolphus-buch zu nennen/ und bey dem
Rath und andern in Erffurt als hoͤchſtgefaͤhr-
lich anzugeben. Stenger aber giebet anno 1670.
ein buch/ Einſchaͤrffung genant/ heraus/
darinnen er einige puncte weiter ausfuͤhret.
Dieſes machet ſeinen Paſtoren noch unwilliger/
daß er an die Wittenberger ſchreibet und ihn
als einen ketzer angiebet/ auch ihn auff dem
Rathhaus oͤffentlich einen ketzer ſchilt/ wie im
gedachten wiederruff p. 27. u. f. zu leſen. Ehe
wir aber den fortgang dieſes ſtreits beſchreiben/
wollen wir erſt Stengers ſchrifften/ daruͤber je-
Schriff-
ten.
ner entſtanden/ benennen.

3. Die erſte ſchrifft war
Ein buch vor die/ ſo ihr Chriſtenthum
[Spaltenumbruch] wollen lernen beſſer und gruͤndlicher
verſtehen/ und den rechten weg zur ſelig-
keit von andern falſchen irꝛwegen genau
unterſcheiden/ da denn die falſche heut
zu tage uͤberaus gemeine buſſe wird viel-
faͤltiger maͤngel gantz klaͤrlich uͤberfuͤh-
ret/ und der eingebildete troſt des un-
fruchtbaren Larven-glaubens der Heu-
chel-Chriſten benommen/ zugleich auch
der guten wercke hoͤchſte nothwendig-
keit (doch der Evangeliſchen lehre vom
allein ſeligmachenden glauben nichts
vergeben) etwas ſchaͤrffer getrieben
wird.
Erffurt 1669. in 4to.

Einſchaͤrffung zweyer nuͤtzlicher zum
wahren Chriſtenthum gehoͤriger lehr-
puncten/ die rechtſchaffenen Chriſten
im lauff der Gottſeligkeit zu ſtaͤrcken/
die Wahn-Chriſten aber zu warnen/
und aus dem ſchlaff der ſicherheit zu we-
cken.
Erffurt 1670. in 4to.

Hernach hater nach entſtandenem ſtreit fol-
gendes geſchrieben.

Antwort auff das laͤſter-buch Daniel
Hartnacs 1670. in
4to.

Palinodia Stengeriana, das iſt demuͤthi-
ger wiederruff aller derer ſchrecklichen
ketzerhafften lehren/ in denen Joh.
Melch.
Stenger ſich zeithero leider ſehr ver-
tiefft gehabt;
gedrucket zu Wittenberg
anno 71.

Apologia und antwort auff derer Je-
niſchen Theologen unge gruͤndeten be-
richt.
Franckfurth an der Oder 1672.

Hiſtoriæ Eccleſiaſticæ α̕ποσπασμἁδιον, anno
1681.

4. Die materie des ſtreits iſt guten theils
uͤber Stengers vorhaben die leute zur wahren
buſſe zu bringen hergekommen/ da er die ſchwe-
rigkeit der elben und die unumgaͤngliche noth-
wendigkeit nebenſt andern puncten ſehr eifrig
getrieben. Wie er denn hin und wieder von ſich
ſelbſt bekennet/ daß er alsbald nach antretung
ſeines amtes einen ernſtlichen vorſatz gehabt die
buß-lehre recht zu treiben. Er hat aber ſelbſt
die ſummam ſeines vortragsin der Einſchaͤrf-
fung
p. 1. in dieſe 2. ſaͤtze eingeſchloſſen:

1. Wer an ſeinem letzten ende nichtSeine
lehrfaͤtze
von der
buſſe.

auch hat das gute zeugniß eines in die-
ſer welt heilig und CHriſti gebotenge-
maͤß gefuͤhrten wandels/ der ſtirbt un-
ſelig und komt
(von dem was gewoͤhnlich
und ordentlicher weiſe zu reden geſchicht)
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[135/0147] Conrado Potinio, Joach. Betkio, Chriſtian Hohburg und Seidenbechern. an eine beruffene Academie allein geſandt wird/ bey welcher ein paar/ gleich drey o- der vier zuſammen geſchworne Rabbinen anzutreffen ſind die ſollen ihre meinung tanquam ex tripode ſive Apollinis Oraculo von ſich ſchreiben. Was nun vor ein judicium da geſchmidet/ und der anſu- chenden Buͤrgerſchafft in Chriſto mit hoher andacht zugeſendet wird/ dabey bleibt man &c. Aus dieſem und dergleichen ſiehet man/ daß Seidenbecher dergleichen Pro- ceß nicht allein um des Chiliasmi willen er- fahren/ ſondern auch anderer puncte wegen. Wie ihn denn die Jeniſchen Theologi in der Cenſura Stengeriana pag. 253. auch darinnen vor irrig erklaͤret haben/ daß er die Heiden nicht von der Seligkeit voͤllig ausſchlieſſen wol- len. Jahr MDC. biß MDCC. Jahr MDC. biß MDCC. Das XIV. Capitel. Von Johann Melchior Stengern und Henrico Amersbachen. §. 1. DIeſe beyde Prediger unter den Luthera- nern haben auch wie die vorigen von de- nen andern viel widerſpruch erfahren/ und zwar nach unterſchiedlicher veranlaſſung und umſtaͤnden. Jener (welchen ich dieſem/ ob er wol juͤnger geweſen/ anderer umſtaͤnde hal- ben/ vorſetze) war ſeiner ankunfft nach aus Erffurt eines Senioris daſelbſt ſohn/ in ſeiner jugend auff der Jeniſchen/ Leiptziger/ Witten- berger/ Straßburger/ und Erffurter Univerſi- taͤten ziemlich exercirt/ und endlich anno 1666. in Erffurt zum Diaconat bey der Prediger-kir- che beruffen. Anfaͤnglich hielte man ihn vor Orthodox, ſo daß ſein ſcharffer widerſacher Daniel Hartnaccius in Continuat. Hiſtor. Micræl. p. 1078. ſelbſt geſtehet/ daß gantz Erf- furt 3. jahr lang zu Stengers erſter ſchrifft ſtille geſchwiegen. Er ſelbſten erzehlet in ſeinem demuͤtigſten wiederruff p. 9. daß ſein buͤch- lein oder fragen vom wahren Chriſtenthum/ von dem Seniore Miniſterii cenſiret/ und fuͤr Orthodox erklaͤret/ auch D. Johann Muſæo nach Jena geſchicket worden/ welcher alles gut ſeyn laſſen/ biß Stengers feinde lermen ge- macht. Abſonderlich aber hernach auch das Miniſterium zu Franckfurt am Mayn in einem oͤffentlichen Reſponſo ihn von allen ketzereyen abſolvirt/ und wider die andern ausfuͤhrlich ge- ſchuͤtzet/ wie im gedachten buch P. V. p. 1. u. f. zu ſehen/ dabey er zwar unterſchiedliches noch erinnert. und erſte orthodo- xia. 2. Es waͤhret aber nicht lange/ ſo gehet an no 1669. da die gedachten fragen herauskom- men/ derſtreit wider ihn an. Stengers Colle- ga und Paſtor an der Predigerkirche M. Hertz beginnet nach andern privat ſtreitigkeiten/ (die Stengers bericht nach aus fleiſchlichenaffecten/ als mißgunſt/ hochmuth/ geitz und dergleichen hergeruͤhret) dieſes buͤchlein als irrig auszu- tragen/ ſelbiges ein Eulenſpiegels- und Marcolphus-buch zu nennen/ und bey dem Rath und andern in Erffurt als hoͤchſtgefaͤhr- lich anzugeben. Stenger aber giebet anno 1670. ein buch/ Einſchaͤrffung genant/ heraus/ darinnen er einige puncte weiter ausfuͤhret. Dieſes machet ſeinen Paſtoren noch unwilliger/ daß er an die Wittenberger ſchreibet und ihn als einen ketzer angiebet/ auch ihn auff dem Rathhaus oͤffentlich einen ketzer ſchilt/ wie im gedachten wiederruff p. 27. u. f. zu leſen. Ehe wir aber den fortgang dieſes ſtreits beſchreiben/ wollen wir erſt Stengers ſchrifften/ daruͤber je- ner entſtanden/ benennen. Schriff- ten. 3. Die erſte ſchrifft war Ein buch vor die/ ſo ihr Chriſtenthum wollen lernen beſſer und gruͤndlicher verſtehen/ und den rechten weg zur ſelig- keit von andern falſchen irꝛwegen genau unterſcheiden/ da denn die falſche heut zu tage uͤberaus gemeine buſſe wird viel- faͤltiger maͤngel gantz klaͤrlich uͤberfuͤh- ret/ und der eingebildete troſt des un- fruchtbaren Larven-glaubens der Heu- chel-Chriſten benommen/ zugleich auch der guten wercke hoͤchſte nothwendig- keit (doch der Evangeliſchen lehre vom allein ſeligmachenden glauben nichts vergeben) etwas ſchaͤrffer getrieben wird. Erffurt 1669. in 4to. Einſchaͤrffung zweyer nuͤtzlicher zum wahren Chriſtenthum gehoͤriger lehr- puncten/ die rechtſchaffenen Chriſten im lauff der Gottſeligkeit zu ſtaͤrcken/ die Wahn-Chriſten aber zu warnen/ und aus dem ſchlaff der ſicherheit zu we- cken. Erffurt 1670. in 4to. Hernach hater nach entſtandenem ſtreit fol- gendes geſchrieben. Antwort auff das laͤſter-buch Daniel Hartnacs 1670. in 4to. Palinodia Stengeriana, das iſt demuͤthi- ger wiederruff aller derer ſchrecklichen ketzerhafften lehren/ in denen Joh. Melch. Stenger ſich zeithero leider ſehr ver- tiefft gehabt; gedrucket zu Wittenberg anno 71. Apologia und antwort auff derer Je- niſchen Theologen unge gruͤndeten be- richt. Franckfurth an der Oder 1672. Hiſtoriæ Eccleſiaſticæ α̕ποσπασμἁδιον, anno 1681. 4. Die materie des ſtreits iſt guten theils uͤber Stengers vorhaben die leute zur wahren buſſe zu bringen hergekommen/ da er die ſchwe- rigkeit der elben und die unumgaͤngliche noth- wendigkeit nebenſt andern puncten ſehr eifrig getrieben. Wie er denn hin und wieder von ſich ſelbſt bekennet/ daß er alsbald nach antretung ſeines amtes einen ernſtlichen vorſatz gehabt die buß-lehre recht zu treiben. Er hat aber ſelbſt die ſummam ſeines vortragsin der Einſchaͤrf- fung p. 1. in dieſe 2. ſaͤtze eingeſchloſſen: 1. Wer an ſeinem letzten ende nicht auch hat das gute zeugniß eines in die- ſer welt heilig und CHriſti gebotenge- maͤß gefuͤhrten wandels/ der ſtirbt un- ſelig und komt (von dem was gewoͤhnlich und ordentlicher weiſe zu reden geſchicht) nicht ins Reich GOttes. Seine lehrfaͤtze von der buſſe. 2. Die groſſe buſſe wird von wahren kindern GOttes ſo offt nicht wiederho- let/ als

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 135. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/147>, abgerufen am 21.12.2024.