Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.Th. IV. Sect. III. Num. XXIV. Acta Georg. Laur. Seidenbechers. [Spaltenumbruch]
der einigkeit der Confession hielten/ der ge-wissen schoneten/ und nicht ärgerniß anrichten fol. 396.wolten. Bey ihm sey dieliebe etwas dünne/ indem er sich selbst hindere mit seiner hartnä- ckigkeit andem gebrauch solches hochwürdigen Sacraments/ und damit ein grosses ärgerniß hinterlasse/ und was die nothdurfft mehr zu reden an die hand gab. Endlich wolte er et- was ungedultig werden/ und zwar über mich/ gleich als hätte ich ihn pro excommunicirt ge- halten/ daß er hier nicht wäre ad coenam ad- mittirt worden/ sey meine schuld etc. Welches ich ihm aber auffs bescheidenste beantwortete/ ihme die rechte ursach seiner enturlaubung/ und was etwan darauff erfolget/ schließlich für die augen legte/ seine nichtige gründe/ dar- auff er sein dogma bauete/ kürtzlich beredete/ dar- neben fürhielt/ daß bey ihm Conscientia erro- nea sey/ welche ihn nicht obligire/ zumal der Error ex ignorantia vincibili herkommen; Und nochmals bath um der barmhertzigkeit GOttes willen/ er wolle sich noch bedencken/ was zu seinem frieden diene/ es möchte ihm die sprache entfallen/ daß/ ob er hernach gleich re- tractiren wolte/ nicht könte/ inzwischen zu GOtt um verzeihung aller seiner wissendlichen und unwissendlichen sünden hertzlich seufftzen/ wie auch umerläuchtung des verständniß/ und fol. 397.ja keinen groll im hertzen behalten/ sonst ihn all sein glaube nichts helffe/ und wenn er berge damit versetzen könnte. Welches er anhöre- te und zur antwort gab: Er wolle sein dogma für dem richterstul CHristi wol verantworten/ und bleibe dabey/ daß es rationem divinae ve- ritatis hätte/ wiewol er den modum Regni Chi- liastici nicht so groß disputiren wolte/ doch in seinem gewissen überzeuget wäre/ so und nicht anders müste es erfüllet werden/ wie der lite- ra an sich selbst lautete: Auch wolle er GOtt ein versöhnlich hertz mitbringen/ von seinem dogmate wiche er nicht ein haar. Weil wir nun sahen/ daß bey ihm nichts zu erhalten war/ auch das gehör sich mercklich verlohr/ befah- len wir ihn der gnade GOTTes/ und gin- fol. 398.gen gar traurig nach hause. Nach unserm abtritte hat sich die schwachheit je mehr und mehr herbey gefunden/ darzu verwirrung des haupts geschlagen/ biß er den folgenden tag/ war der gestrige eilffte sontag post Trinitatis nachmittag gegen 3. uhr gestorben. Sie sa- gen: Er habe die hände offt auffgehoben/ den HErrn CHristum genennet/ und was er mehr vor andachtmercken lassen. Mit der begräb- niß ists also gehalten worden/ wie des Herrn Hoffpredigers schreiben klare masse gab; (1) Wurden nicht alle klocken geläutet/ doch die grösten (2) Wurde das lied nicht gesungen: Nun last uns den leib begraben. (3) Wurde fol. 399.der Locus Commun. von reiner lehre pro con- cione tractiret. (4) Der verstorbene nicht absolute selig genennet/ wie die beyliegen- de personalia ausweisen. Meines hertzens wunsch und flehen war/ daß Herr Seidenbe- cher selig sterben möchte/ welches ich auch hoffe. Jn der zeit er enturlaubet gewesen/ ist er einmal zu Amsterdam zum heiligen Abend- mahl gegangen/ woselbst seyn soll Ecclesiola, welche seiner meinung beypflichtet/ wie er uns vor seinem ende bekennete. Er soll auch ein [Spaltenumbruch] büchlein allerneulichst haben ausgehen lassen/ welches bey ehester gelegenheit allhier ankom- men wird/ so bald die Franckfurter fuhre kommt; was darinn enthalten sey/ weiß ich nicht/ kans aber leichtlich greiffen. GOtt er- halte uns alle in der wahrheit durch JEsum CHristum. Amen. etc. Eißfeld die Aegidii 1663. D. H. H. dienstschuldigster Andreas Bechmann. Summarische Relation Dessen/ was in der meinung Herrn Georgii Laurentii Seidenbechers/ Pfarrers zu Unterneubron de Regno Millennario vor dem Fürstlichen Consistorio/ und sonsten vorgelauf- fen. Anfangs hat sein vorgesetzter Superinten- Hierauff sind aus seinem mündlichen und namen
Th. IV. Sect. III. Num. XXIV. Acta Georg. Laur. Seidenbechers. [Spaltenumbruch]
der einigkeit der Confeſſion hielten/ der ge-wiſſen ſchoneten/ und nicht aͤrgerniß anrichten fol. 396.wolten. Bey ihm ſey dieliebe etwas duͤnne/ indem er ſich ſelbſt hindere mit ſeiner hartnaͤ- ckigkeit andem gebrauch ſolches hochwuͤrdigen Sacraments/ und damit ein groſſes aͤrgerniß hinterlaſſe/ und was die nothdurfft mehr zu reden an die hand gab. Endlich wolte er et- was ungedultig werden/ und zwar uͤber mich/ gleich als haͤtte ich ihn pro excommunicirt ge- halten/ daß er hier nicht waͤre ad cœnam ad- mittirt worden/ ſey meine ſchuld ꝛc. Welches ich ihm aber auffs beſcheidenſte beantwortete/ ihme die rechte urſach ſeiner enturlaubung/ und was etwan darauff erfolget/ ſchließlich fuͤr die augen legte/ ſeine nichtige gruͤnde/ dar- auff eꝛ ſein dogma bauete/ kuͤꝛtzlich beredete/ dar- neben fuͤrhielt/ daß bey ihm Conſcientia erro- nea ſey/ welche ihn nicht obligire/ zumal der Error ex ignorantia vincibili herkommen; Und nochmals bath um der barmhertzigkeit GOttes willen/ er wolle ſich noch bedencken/ was zu ſeinem frieden diene/ es moͤchte ihm die ſprache entfallen/ daß/ ob er hernach gleich re- tractiren wolte/ nicht koͤnte/ inzwiſchen zu GOtt um verzeihung aller ſeiner wiſſendlichen und unwiſſendlichen ſuͤnden hertzlich ſeufftzen/ wie auch umerlaͤuchtung des verſtaͤndniß/ und fol. 397.ja keinen groll im hertzen behalten/ ſonſt ihn all ſein glaube nichts helffe/ und wenn er berge damit verſetzen koͤnnte. Welches er anhoͤre- te und zur antwort gab: Er wolle ſein dogma fuͤr dem richterſtul CHriſti wol verantworten/ und bleibe dabey/ daß es rationem divinæ ve- ritatis haͤtte/ wiewol er den modum Regni Chi- liaſtici nicht ſo groß diſputiren wolte/ doch in ſeinem gewiſſen uͤberzeuget waͤre/ ſo und nicht anders muͤſte es erfuͤllet werden/ wie der lite- ra an ſich ſelbſt lautete: Auch wolle er GOtt ein verſoͤhnlich hertz mitbringen/ von ſeinem dogmate wiche er nicht ein haar. Weil wir nun ſahen/ daß bey ihm nichts zu erhalten war/ auch das gehoͤr ſich mercklich verlohr/ befah- len wir ihn der gnade GOTTes/ und gin- fol. 398.gen gar traurig nach hauſe. Nach unſerm abtritte hat ſich die ſchwachheit je mehr und mehr herbey gefunden/ darzu verwirrung des haupts geſchlagen/ biß er den folgenden tag/ war der geſtrige eilffte ſontag poſt Trinitatis nachmittag gegen 3. uhr geſtorben. Sie ſa- gen: Er habe die haͤnde offt auffgehoben/ den HErꝛn CHriſtum genennet/ und was er mehr vor andachtmercken laſſen. Mit der begraͤb- niß iſts alſo gehalten worden/ wie des Herrn Hoffpredigers ſchreiben klare maſſe gab; (1) Wurden nicht alle klocken gelaͤutet/ doch die groͤſten (2) Wurde das lied nicht geſungen: Nun laſt uns den leib begraben. (3) Wurde fol. 399.der Locus Commun. von reiner lehre pro con- cione tractiret. (4) Der verſtorbene nicht abſolutè ſelig genennet/ wie die beyliegen- de perſonalia ausweiſen. Meines hertzens wunſch und flehen war/ daß Herꝛ Seidenbe- cher ſelig ſterben moͤchte/ welches ich auch hoffe. Jn der zeit er enturlaubet geweſen/ iſt er einmal zu Amſterdam zum heiligen Abend- mahl gegangen/ woſelbſt ſeyn ſoll Eccleſiola, welche ſeiner meinung beypflichtet/ wie er uns vor ſeinem ende bekennete. Er ſoll auch ein [Spaltenumbruch] buͤchlein allerneulichſt haben ausgehen laſſen/ welches bey eheſter gelegenheit allhier ankom- men wird/ ſo bald die Franckfurter fuhre kommt; was darinn enthalten ſey/ weiß ich nicht/ kans aber leichtlich greiffen. GOtt er- halte uns alle in der wahrheit durch JEſum CHriſtum. Amen. ꝛc. Eißfeld die Aegidii 1663. D. H. H. dienſtſchuldigſter Andreas Bechmann. Summariſche Relation Deſſen/ was in der meinung Herꝛn Georgii Laurentii Seidenbechers/ Pfarrers zu Unterneubron de Regno Millennario vor dem Fuͤrſtlichen Conſiſtorio/ und ſonſten vorgelauf- fen. Anfangs hat ſein vorgeſetzter Superinten- Hierauff ſind aus ſeinem muͤndlichen und namen
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Th. IV. Sect. III. Num. XXIV. Acta Georg. Laur. Seidenbechers.
der einigkeit der Confeſſion hielten/ der ge-
wiſſen ſchoneten/ und nicht aͤrgerniß anrichten
wolten. Bey ihm ſey dieliebe etwas duͤnne/
indem er ſich ſelbſt hindere mit ſeiner hartnaͤ-
ckigkeit andem gebrauch ſolches hochwuͤrdigen
Sacraments/ und damit ein groſſes aͤrgerniß
hinterlaſſe/ und was die nothdurfft mehr zu
reden an die hand gab. Endlich wolte er et-
was ungedultig werden/ und zwar uͤber mich/
gleich als haͤtte ich ihn pro excommunicirt ge-
halten/ daß er hier nicht waͤre ad cœnam ad-
mittirt worden/ ſey meine ſchuld ꝛc. Welches
ich ihm aber auffs beſcheidenſte beantwortete/
ihme die rechte urſach ſeiner enturlaubung/
und was etwan darauff erfolget/ ſchließlich
fuͤr die augen legte/ ſeine nichtige gruͤnde/ dar-
auff eꝛ ſein dogma bauete/ kuͤꝛtzlich beredete/ dar-
neben fuͤrhielt/ daß bey ihm Conſcientia erro-
nea ſey/ welche ihn nicht obligire/ zumal der
Error ex ignorantia vincibili herkommen;
Und nochmals bath um der barmhertzigkeit
GOttes willen/ er wolle ſich noch bedencken/
was zu ſeinem frieden diene/ es moͤchte ihm die
ſprache entfallen/ daß/ ob er hernach gleich re-
tractiren wolte/ nicht koͤnte/ inzwiſchen zu
GOtt um verzeihung aller ſeiner wiſſendlichen
und unwiſſendlichen ſuͤnden hertzlich ſeufftzen/
wie auch umerlaͤuchtung des verſtaͤndniß/ und
ja keinen groll im hertzen behalten/ ſonſt ihn
all ſein glaube nichts helffe/ und wenn er berge
damit verſetzen koͤnnte. Welches er anhoͤre-
te und zur antwort gab: Er wolle ſein dogma
fuͤr dem richterſtul CHriſti wol verantworten/
und bleibe dabey/ daß es rationem divinæ ve-
ritatis haͤtte/ wiewol er den modum Regni Chi-
liaſtici nicht ſo groß diſputiren wolte/ doch in
ſeinem gewiſſen uͤberzeuget waͤre/ ſo und nicht
anders muͤſte es erfuͤllet werden/ wie der lite-
ra an ſich ſelbſt lautete: Auch wolle er GOtt
ein verſoͤhnlich hertz mitbringen/ von ſeinem
dogmate wiche er nicht ein haar. Weil wir nun
ſahen/ daß bey ihm nichts zu erhalten war/
auch das gehoͤr ſich mercklich verlohr/ befah-
len wir ihn der gnade GOTTes/ und gin-
gen gar traurig nach hauſe. Nach unſerm
abtritte hat ſich die ſchwachheit je mehr und
mehr herbey gefunden/ darzu verwirrung des
haupts geſchlagen/ biß er den folgenden tag/
war der geſtrige eilffte ſontag poſt Trinitatis
nachmittag gegen 3. uhr geſtorben. Sie ſa-
gen: Er habe die haͤnde offt auffgehoben/ den
HErꝛn CHriſtum genennet/ und was er mehr
vor andachtmercken laſſen. Mit der begraͤb-
niß iſts alſo gehalten worden/ wie des Herrn
Hoffpredigers ſchreiben klare maſſe gab; (1)
Wurden nicht alle klocken gelaͤutet/ doch die
groͤſten (2) Wurde das lied nicht geſungen:
Nun laſt uns den leib begraben. (3) Wurde
der Locus Commun. von reiner lehre pro con-
cione tractiret. (4) Der verſtorbene nicht
abſolutè ſelig genennet/ wie die beyliegen-
de perſonalia ausweiſen. Meines hertzens
wunſch und flehen war/ daß Herꝛ Seidenbe-
cher ſelig ſterben moͤchte/ welches ich auch
hoffe. Jn der zeit er enturlaubet geweſen/ iſt
er einmal zu Amſterdam zum heiligen Abend-
mahl gegangen/ woſelbſt ſeyn ſoll Eccleſiola,
welche ſeiner meinung beypflichtet/ wie er uns
vor ſeinem ende bekennete. Er ſoll auch ein
buͤchlein allerneulichſt haben ausgehen laſſen/
welches bey eheſter gelegenheit allhier ankom-
men wird/ ſo bald die Franckfurter fuhre
kommt; was darinn enthalten ſey/ weiß ich
nicht/ kans aber leichtlich greiffen. GOtt er-
halte uns alle in der wahrheit durch JEſum
CHriſtum. Amen. ꝛc.
fol. 396.
fol. 397.
fol. 398.
fol. 399.
Eißfeld die Aegidii 1663.
D. H. H.
dienſtſchuldigſter
Andreas Bechmann.
Summariſche Relation
Deſſen/ was in der meinung Herꝛn
Georgii Laurentii Seidenbechers/
Pfarrers zu Unterneubron de Regno
Millennario vor dem Fuͤrſtlichen
Conſiſtorio/ und ſonſten vorgelauf-
fen.
Anfangs hat ſein vorgeſetzter Superinten-
dens zu Eißfeld/ Herꝛ Andreas Bechmann
Communication eines von Seidenbecheꝛn uͤber
dieſe meinung aufgeſetzten ausfuͤhrlichen ſcripti
erlanget/ und nachdem er mit ihm daraus un-
teꝛredung gepflogen/ und von ihm veꝛnommen/
daß er von ſolchem ſeinem ſcripto rede und
antwort zugeben/ es moͤchte hinkommen/ wo
es hin wolte/ bereit waͤre/ wieder Superinten-
denten ſchreiben Lit. A. beſaget/ iſt die ſache
anhero berichtet worden/ worauff man ihn be-
ſchieden/ und von ihm begehret/ daß er was
eigendlich ſeine meinung von dem Regno
Millennario waͤre/ nun deſto beſſer aus der
ſache zu kommen/ an tag geben ſolte/ dieweil
er aber theils tergiverſiret/ und daß er nur mit
der ſchrifft in terminis terminantibus, wie ſei-
ne worte lauteten/ rede/ vorgab; Theils aber
hernach ambiguè handelte/ und nicht bey ei-
nerley erklaͤrung bliebe/ indem er einmal ſag-
te: Die Electi wuͤrden in ſtatu gloriæ, jedoch
auff erden ſeyn. Die gottloſen wuͤrden nicht
vertilget/ ſondern nur den Electis unterthan
ſeyn muͤſſen/ und noch deren etliche von ihnen
bekehret werden/ ſolches aber hernachmals
nicht geſtehen wolte/ und daß die feinde CHri-
ſti wuͤrden vertilget/ die andere aber/ die die
mittel zum glauben nicht haͤtten gehabt/ in den
ſtatum kommen wuͤrden/ in welchem Adam
in ſtatu innocentiæ geweſen/ vorgab/ iſt von
ihm erfordert worden/ ſeine erklaͤrung ſchrifft-
lich auffzuſetzen/ und zu uͤbergeben/ welche bey
den Acten Lit. B. zu befinden.
Hierauff ſind aus ſeinem muͤndlichen und
ſchrifftlichen geſchehenen bericht etliche pun-
cten und Hypotheſes, auff welchen die ſache
fuͤrnemlich beſtanden/ um ihn deſto engeꝛ zu faſ-
ſen/ gezogen und mit ihm darauff die handlung
am 20. Junii in Conſiſtorio beyſeyns der ſaͤmt-
lichen Conſiſtorialen/ und vier dazu erforderten
Superintendenten/ als deſſen zu Waltershau-
ſen/ Jchtershauſen/ Eißfeld und Ohrdruff im
namen
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