ein Sein mit Gott -- dein Mahomet hats mit ein paar Ritt in den Himmel auch zu Wege gebracht. -- Ein bischen Spazierenreiten in den Himmel.
An die Günderode.
Gestern hab ich vergessen Dir zu schreiben, daß ich Dein Gedicht an den Clemens geschickt hab nach Mar¬ burg, ich hab mirs aber erst abgeschrieben, ich wollt Dir auch sagen wie schön ichs find. Aber vor Dank¬ barkeit daß ich Dich als Freundin hab, hab ichs ver¬ säumt. Aber Du siehsts doch im Brief gespiegelt, daß es Dein groß Herz ist, das mich rührt, und daß ich mich unwerth halt Deine Schuriemen zu lösen. -- Du wählst Dir einen schönen Gedanken und fügst ihn in Reime zu einem Ehrenmantel für den Clemens, ach was hast Du da für eine schöne Tugend, hebst den Geist heraus aus dem Erdenleben. -- Gott schuf die Welt aus Nichts, predigten immer die Nonnen, -- da wollt ich immer wissen wie das war -- das konnten sie mir nicht sagen und hießen mich schweigen, aber ich ging umher und schaute alle Kräuter an, als müßte ich finden aus was sie geschaffen seien. -- Jetzt weiß ichs, er hat sie
ein Sein mit Gott — dein Mahomet hats mit ein paar Ritt in den Himmel auch zu Wege gebracht. — Ein bischen Spazierenreiten in den Himmel.
An die Günderode.
Geſtern hab ich vergeſſen Dir zu ſchreiben, daß ich Dein Gedicht an den Clemens geſchickt hab nach Mar¬ burg, ich hab mirs aber erſt abgeſchrieben, ich wollt Dir auch ſagen wie ſchön ichs find. Aber vor Dank¬ barkeit daß ich Dich als Freundin hab, hab ichs ver¬ ſäumt. Aber Du ſiehſts doch im Brief geſpiegelt, daß es Dein groß Herz iſt, das mich rührt, und daß ich mich unwerth halt Deine Schuriemen zu löſen. — Du wählſt Dir einen ſchönen Gedanken und fügſt ihn in Reime zu einem Ehrenmantel für den Clemens, ach was haſt Du da für eine ſchöne Tugend, hebſt den Geiſt heraus aus dem Erdenleben. — Gott ſchuf die Welt aus Nichts, predigten immer die Nonnen, — da wollt ich immer wiſſen wie das war — das konnten ſie mir nicht ſagen und hießen mich ſchweigen, aber ich ging umher und ſchaute alle Kräuter an, als müßte ich finden aus was ſie geſchaffen ſeien. — Jetzt weiß ichs, er hat ſie
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0266"n="250"/>
ein Sein mit Gott — dein Mahomet hats mit ein paar<lb/>
Ritt in den Himmel auch zu Wege gebracht. — Ein<lb/>
bischen Spazierenreiten in den Himmel.</p><lb/></div><divn="2"><head>An die Günderode.<lb/></head><p>Geſtern hab ich vergeſſen Dir zu ſchreiben, daß ich<lb/>
Dein Gedicht an den Clemens geſchickt hab nach Mar¬<lb/>
burg, ich hab mirs aber erſt abgeſchrieben, ich wollt<lb/>
Dir auch ſagen wie ſchön ichs find. Aber vor Dank¬<lb/>
barkeit daß ich Dich als Freundin hab, hab ichs ver¬<lb/>ſäumt. Aber Du ſiehſts doch im Brief geſpiegelt, daß es<lb/>
Dein groß Herz iſt, das mich rührt, und daß ich mich<lb/>
unwerth halt Deine Schuriemen zu löſen. — Du wählſt<lb/>
Dir einen ſchönen Gedanken und fügſt ihn in Reime<lb/>
zu einem Ehrenmantel für den Clemens, ach was haſt<lb/>
Du da für eine ſchöne Tugend, hebſt den Geiſt heraus<lb/>
aus dem Erdenleben. — Gott ſchuf die Welt aus<lb/>
Nichts, predigten immer die Nonnen, — da wollt ich<lb/>
immer wiſſen wie das war — das konnten ſie mir nicht<lb/>ſagen und hießen mich ſchweigen, aber ich ging umher<lb/>
und ſchaute alle Kräuter an, als müßte ich finden aus<lb/>
was ſie geſchaffen ſeien. — Jetzt weiß ichs, er hat ſie<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[250/0266]
ein Sein mit Gott — dein Mahomet hats mit ein paar
Ritt in den Himmel auch zu Wege gebracht. — Ein
bischen Spazierenreiten in den Himmel.
An die Günderode.
Geſtern hab ich vergeſſen Dir zu ſchreiben, daß ich
Dein Gedicht an den Clemens geſchickt hab nach Mar¬
burg, ich hab mirs aber erſt abgeſchrieben, ich wollt
Dir auch ſagen wie ſchön ichs find. Aber vor Dank¬
barkeit daß ich Dich als Freundin hab, hab ichs ver¬
ſäumt. Aber Du ſiehſts doch im Brief geſpiegelt, daß es
Dein groß Herz iſt, das mich rührt, und daß ich mich
unwerth halt Deine Schuriemen zu löſen. — Du wählſt
Dir einen ſchönen Gedanken und fügſt ihn in Reime
zu einem Ehrenmantel für den Clemens, ach was haſt
Du da für eine ſchöne Tugend, hebſt den Geiſt heraus
aus dem Erdenleben. — Gott ſchuf die Welt aus
Nichts, predigten immer die Nonnen, — da wollt ich
immer wiſſen wie das war — das konnten ſie mir nicht
ſagen und hießen mich ſchweigen, aber ich ging umher
und ſchaute alle Kräuter an, als müßte ich finden aus
was ſie geſchaffen ſeien. — Jetzt weiß ichs, er hat ſie
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 1. Grünberg u. a., 1840, S. 250. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode01_1840/266>, abgerufen am 18.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.