brauchen; liebe mich so fort, ich will gern die Lahn und die Sayn ihrer Wege schicken.
Der Mutter schreibe, und lasse Dir von ihr schrei- ben; liebet Euch unter einander, man gewinnt gar viel wenn man sich durch Liebe einer des andern bemächtigt; und wenn Du wieder schreibst, so könntest Du mir neben- her einen Gefallen thun, wenn Du mir immer am Schluß ein offnes, unverhohlnes Bekenntniß des Datums machen möchtest; außer manchen Vortheilen die sich erst durch die Zeit bewähren, ist es auch noch besonders erfreulich gleich zu wissen, in wie kurzer Zeit dies alles von Her- zen zu Herzen gelangt. Das Gefühl der Frische hat eine wohlthuende, raumverkürzende Wirkung, von wel- cher Wir beide ja auch Vortheil ziehen können.
G.
An Goethe.
Am 18. Juli.
Warst Du schon auf dem Rochusberg? -- er hat in der Ferne was sehr Anlockendes, wie soll ich es Dir beschreiben? -- so, als wenn man ihn gern befühlen, streichlen möchte, so glatt und sammetartig. Wenn die Kapelle auf der Höhe von der Abendsonne beleuchtet ist, und man sieht in die reichen, grünen, runden Thäler,
brauchen; liebe mich ſo fort, ich will gern die Lahn und die Sayn ihrer Wege ſchicken.
Der Mutter ſchreibe, und laſſe Dir von ihr ſchrei- ben; liebet Euch unter einander, man gewinnt gar viel wenn man ſich durch Liebe einer des andern bemächtigt; und wenn Du wieder ſchreibſt, ſo könnteſt Du mir neben- her einen Gefallen thun, wenn Du mir immer am Schluß ein offnes, unverhohlnes Bekenntniß des Datums machen möchteſt; außer manchen Vortheilen die ſich erſt durch die Zeit bewähren, iſt es auch noch beſonders erfreulich gleich zu wiſſen, in wie kurzer Zeit dies alles von Her- zen zu Herzen gelangt. Das Gefühl der Friſche hat eine wohlthuende, raumverkürzende Wirkung, von wel- cher Wir beide ja auch Vortheil ziehen können.
G.
An Goethe.
Am 18. Juli.
Warſt Du ſchon auf dem Rochusberg? — er hat in der Ferne was ſehr Anlockendes, wie ſoll ich es Dir beſchreiben? — ſo, als wenn man ihn gern befühlen, ſtreichlen möchte, ſo glatt und ſammetartig. Wenn die Kapelle auf der Höhe von der Abendſonne beleuchtet iſt, und man ſieht in die reichen, grünen, runden Thäler,
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brauchen; liebe mich ſo fort, ich will gern die Lahn und
die Sayn ihrer Wege ſchicken.
Der Mutter ſchreibe, und laſſe Dir von ihr ſchrei-
ben; liebet Euch unter einander, man gewinnt gar viel
wenn man ſich durch Liebe einer des andern bemächtigt;
und wenn Du wieder ſchreibſt, ſo könnteſt Du mir neben-
her einen Gefallen thun, wenn Du mir immer am Schluß
ein offnes, unverhohlnes Bekenntniß des Datums machen
möchteſt; außer manchen Vortheilen die ſich erſt durch
die Zeit bewähren, iſt es auch noch beſonders erfreulich
gleich zu wiſſen, in wie kurzer Zeit dies alles von Her-
zen zu Herzen gelangt. Das Gefühl der Friſche hat
eine wohlthuende, raumverkürzende Wirkung, von wel-
cher Wir beide ja auch Vortheil ziehen können.
G.
An Goethe.
Am 18. Juli.
Warſt Du ſchon auf dem Rochusberg? — er hat
in der Ferne was ſehr Anlockendes, wie ſoll ich es Dir
beſchreiben? — ſo, als wenn man ihn gern befühlen,
ſtreichlen möchte, ſo glatt und ſammetartig. Wenn die
Kapelle auf der Höhe von der Abendſonne beleuchtet iſt,
und man ſieht in die reichen, grünen, runden Thäler,
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Arnim, Bettina von: Goethe's Briefwechsel mit einem Kinde. Bd. 1. Berlin, 1835, S. 250. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_goethe01_1835/282>, abgerufen am 26.12.2024.
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