Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Arnim, Bettina von: Goethe's Briefwechsel mit einem Kinde. Bd. 1. Berlin, 1835.

Bild:
<< vorherige Seite

neigt sein, und kein tückischer Dämon daran zerren! an
mir soll's nicht fehlen, deine Schutz- und Trutzgerecht-
same zu bewahren gegen Nymphen und Waldteufel.

Deine Beschreibung der Rheinprozession und der
flüchtigen Reitergestalt haben mir viel Vergnügen ge-
macht, sie bezeichnen wie Du empfindest und empfun-
den sein willst; lasse Dir dergleichen Visionen nicht ent-
gehen, und versäume ja nicht solche vorüberstreifende
Aufregungen bei den drei Haaren zu erfassen, dann
bleibt es in deiner Gewalt das Verschwundene in idea-
lischer Form wieder herbei zu zaubern. Auch für deine
Naturbegeistrungen in die Du mein Bild so anmuthig
verstrickst, sei Dir Dank, solchen allerliebsten Schmeiche-
leien ist nicht zu wehren.

Heute Morgen ist denn abermals deine zweite Epi-
stel zu mir gelangt, die mir das schöne Wetter ersetzte.
Ich habe sie mit Muße durchlesen, und dabei den Zug
der Wolken studiert. Ich bekenne Dir gern, daß mir
deine reichen Blätter die größte Freude machen; deinen
launigen Freund, der mir schon rühmlichst bekannt ist,
grüße in meinem Namen und danke ihm für den groß-
müthigen Vergleich; obschon ich hierdurch mit ausge-
zeichneten Prärogativen belehnt bin, so werd' ich diese
doch nicht zum Nachtheil deiner guten Gesinnung miß-

11**

neigt ſein, und kein tückiſcher Dämon daran zerren! an
mir ſoll's nicht fehlen, deine Schutz- und Trutzgerecht-
ſame zu bewahren gegen Nymphen und Waldteufel.

Deine Beſchreibung der Rheinprozeſſion und der
flüchtigen Reitergeſtalt haben mir viel Vergnügen ge-
macht, ſie bezeichnen wie Du empfindeſt und empfun-
den ſein willſt; laſſe Dir dergleichen Viſionen nicht ent-
gehen, und verſäume ja nicht ſolche vorüberſtreifende
Aufregungen bei den drei Haaren zu erfaſſen, dann
bleibt es in deiner Gewalt das Verſchwundene in idea-
liſcher Form wieder herbei zu zaubern. Auch für deine
Naturbegeiſtrungen in die Du mein Bild ſo anmuthig
verſtrickſt, ſei Dir Dank, ſolchen allerliebſten Schmeiche-
leien iſt nicht zu wehren.

Heute Morgen iſt denn abermals deine zweite Epi-
ſtel zu mir gelangt, die mir das ſchöne Wetter erſetzte.
Ich habe ſie mit Muße durchleſen, und dabei den Zug
der Wolken ſtudiert. Ich bekenne Dir gern, daß mir
deine reichen Blätter die größte Freude machen; deinen
launigen Freund, der mir ſchon rühmlichſt bekannt iſt,
grüße in meinem Namen und danke ihm für den groß-
müthigen Vergleich; obſchon ich hierdurch mit ausge-
zeichneten Prärogativen belehnt bin, ſo werd' ich dieſe
doch nicht zum Nachtheil deiner guten Geſinnung miß-

11**
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0281" n="249"/>
neigt &#x017F;ein, und kein tücki&#x017F;cher Dämon daran zerren! an<lb/>
mir &#x017F;oll's nicht fehlen, deine Schutz- und Trutzgerecht-<lb/>
&#x017F;ame zu bewahren gegen Nymphen und Waldteufel.</p><lb/>
          <p>Deine Be&#x017F;chreibung der Rheinproze&#x017F;&#x017F;ion und der<lb/>
flüchtigen Reiterge&#x017F;talt haben mir viel Vergnügen ge-<lb/>
macht, &#x017F;ie bezeichnen wie Du empfinde&#x017F;t und empfun-<lb/>
den &#x017F;ein will&#x017F;t; la&#x017F;&#x017F;e Dir dergleichen Vi&#x017F;ionen nicht ent-<lb/>
gehen, und ver&#x017F;äume ja nicht &#x017F;olche vorüber&#x017F;treifende<lb/>
Aufregungen bei den drei Haaren zu erfa&#x017F;&#x017F;en, dann<lb/>
bleibt es in deiner Gewalt das Ver&#x017F;chwundene in idea-<lb/>
li&#x017F;cher Form wieder herbei zu zaubern. Auch für deine<lb/>
Naturbegei&#x017F;trungen in die Du mein Bild &#x017F;o anmuthig<lb/>
ver&#x017F;trick&#x017F;t, &#x017F;ei Dir Dank, &#x017F;olchen allerlieb&#x017F;ten Schmeiche-<lb/>
leien i&#x017F;t nicht zu wehren.</p><lb/>
          <p>Heute Morgen i&#x017F;t denn abermals deine zweite Epi-<lb/>
&#x017F;tel zu mir gelangt, die mir das &#x017F;chöne Wetter er&#x017F;etzte.<lb/>
Ich habe &#x017F;ie mit Muße durchle&#x017F;en, und dabei den Zug<lb/>
der Wolken &#x017F;tudiert. Ich bekenne Dir gern, daß mir<lb/>
deine reichen Blätter die größte Freude machen; deinen<lb/>
launigen Freund, der mir &#x017F;chon rühmlich&#x017F;t bekannt i&#x017F;t,<lb/>
grüße in meinem Namen und danke ihm für den groß-<lb/>
müthigen Vergleich; ob&#x017F;chon ich hierdurch mit ausge-<lb/>
zeichneten Prärogativen belehnt bin, &#x017F;o werd' ich die&#x017F;e<lb/>
doch nicht zum Nachtheil deiner guten Ge&#x017F;innung miß-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">11**</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[249/0281] neigt ſein, und kein tückiſcher Dämon daran zerren! an mir ſoll's nicht fehlen, deine Schutz- und Trutzgerecht- ſame zu bewahren gegen Nymphen und Waldteufel. Deine Beſchreibung der Rheinprozeſſion und der flüchtigen Reitergeſtalt haben mir viel Vergnügen ge- macht, ſie bezeichnen wie Du empfindeſt und empfun- den ſein willſt; laſſe Dir dergleichen Viſionen nicht ent- gehen, und verſäume ja nicht ſolche vorüberſtreifende Aufregungen bei den drei Haaren zu erfaſſen, dann bleibt es in deiner Gewalt das Verſchwundene in idea- liſcher Form wieder herbei zu zaubern. Auch für deine Naturbegeiſtrungen in die Du mein Bild ſo anmuthig verſtrickſt, ſei Dir Dank, ſolchen allerliebſten Schmeiche- leien iſt nicht zu wehren. Heute Morgen iſt denn abermals deine zweite Epi- ſtel zu mir gelangt, die mir das ſchöne Wetter erſetzte. Ich habe ſie mit Muße durchleſen, und dabei den Zug der Wolken ſtudiert. Ich bekenne Dir gern, daß mir deine reichen Blätter die größte Freude machen; deinen launigen Freund, der mir ſchon rühmlichſt bekannt iſt, grüße in meinem Namen und danke ihm für den groß- müthigen Vergleich; obſchon ich hierdurch mit ausge- zeichneten Prärogativen belehnt bin, ſo werd' ich dieſe doch nicht zum Nachtheil deiner guten Geſinnung miß- 11**

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_goethe01_1835
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_goethe01_1835/281
Zitationshilfe: Arnim, Bettina von: Goethe's Briefwechsel mit einem Kinde. Bd. 1. Berlin, 1835, S. 249. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_goethe01_1835/281>, abgerufen am 22.11.2024.